Wenn es einen Begriff gibt, der zuverlässig mit Resilienz in Verbindung gebracht wird, dann ist es das Burnout-Syndrom. Denn kaum eine anderer Begriff löst in der modernen Arbeitswelt diese Art von Bedrohung aus und erhält entsprechende Aufmerksamkeit. Dazu trägt natürlich auch das sprachliche Bild des „Ausbrennens“ bei, sodass sich jeder etwas darunter vorstellen kann. Doch was bedeutet Ausbrennen eigentlich? Wie zeigt sich das Burnout-Syndrom und viel wichtiger: Was können wir dagegen tun? Diese Fragen schauen wir uns im Kontext der Resilienz genauer an.
Warum wir vom Burnout-Syndrom sprechen
Durch die Corona Pandemie hat die Auseinandersetzung mit Themen rundum Erschöpfung in der Arbeitswelt, Burnout und psychischen Erkrankungen, wie Depressionen und Angstzustände, zugenommen. Im öffentlichen Raum wird nun mehr darüber diskutiert und auch bekannte Persönlichkeiten melden sich diesbezüglich mehr zu Wort und teilen Ihre Erfahrungen.
Nicht zuletzt, weil die Zahlen psychischer Erkrankungen immer weiter ansteigen und das Burnout-Syndrom auf Grund von „Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann“ (ICD 11) hohe und lange Arbeitsausfälle zur Folge hat. Die Auswirkungen von stressbedingen Arbeitsausfällen sind weltweit gravierend. Dies zeigte auch die kürzlich veröffentlichte Gallup Studie (State-of-the-Global-Workplace-Report 2022), in der unter anderem deutlich wurde, dass ein Hauptgrund für Burnout die unüberschaubare Arbeitsbelastung ist.
Die Frage, ob Burnout eine eigenständige Krankheit ist, lässt sich nach wie vor nicht eindeutig klären. Dazu im späteren Text mehr. Grundsätzlich lässt sich aber Burnout als Syndrom bezeichnen, das mit Anpassungsstörungen, neurotischen Störungen oder Depression in Verbindung stehen kann und deshalb eine eindeutige Diagnose erschwert. Unter einem Syndrom kann wiederum eine Kombination aus charakterlichen Symptomen verstanden werden, die auf eine Störung hinweisen (nach Oxford Languages). Und letztendlich ist es genau das, was Burnout ausmacht. Eine Vielzahl an Symptomen und Anzeichen, die zu einer vollständigen körperlichen, geistigen Erschöpfung und Leere führen.
Das Burnout-Syndrom Folge der Arbeitswelt
Das Burnout-Syndrom wird mittlerweile auch als Volkskrankheit beschrieben. Allerdings lässt sich nicht ganz so einfach herausstellen, wie viele nun wirklich betroffen sind. In den gängigen Publikationen diverser Krankenkassen wird zum Großteil auf die Fehlzeiten aufgrund von „psychischer Erkrankungen“ verwiesen. Natürlich kann da auch Burnout drunter fallen, allerdings eben nicht nur. Und gerade weil das Syndrom mehrere Symptome umfasst, die nicht eindeutig zu einer bestimmten Diagnose führen, wird es auch weiterhin schwierig sein, direkte Daten zu erlangen. Darüber hinaus machen die verschiedenen Berichte es nicht leicht, eine Übersicht über die allgemeine Lage in Deutschland zu bekommen.
Ein Blick in die Zahlen
Beispielsweise zeigte der Psychoreport 2022 der DAK Krankenkasse, dass die Zahl der Arbeitsausfälle auf Grund psychischer Erkrankungen im Jahr 2021 auf einen neuen Höchststand kletterte. Im Durchschnitt dauerten die psychischen Krankheitsausfälle 39,2 Tage. Bei der Untersuchung von mehr als 2,4 Millionen Beschäftigten, konnte ein Anstieg von 41% verzeichnet werden (Vergleich 2012). Besonders stark betroffen waren Frauen in der Altersgruppe von 55-59 Jahren. Depressionen zählten hier zu den wichtigsten Krankschreibungsgründen und Angst und Anpassungsstörungen stiegen am meisten an.
Im Branchenvergleich führt weiterhin der Gesundheitsbereich. Hier ließen sich Krankheitsausfälle, auf Grund psychischer Erkrankungen, bei 44 Prozent mehr als im Durchschnitt feststellen. Generell sind Mitarbeiter:innen im Sozial-und Gesundheitssektor am meisten von Erschöpfungszuständen betroffen. Diese Realität zeichnet sich nicht erst seit der Corona-Pandemie, sondern schon weitaus länger ab.
Eine Statistik der AOK zeigte, dass im Jahr 2020 durchschnittlich 141,8 Krankheitstage (je 1.000 Mitglieder) auf Burnout zurück zu führen waren. Im Vergleich dazu waren es 2005 nur 13,9 Krankheitstage. Mit Blick auf alle gesetzlich krankenversicherten Beschäftigten entspreche dies rund 194.000 Burnout Betroffene mit 4,8 Millionen Krankheitstagen.
Arbeit und Stressprävention
Ein solcher drastischer Anstieg hängt sicherlich zum einen mit dem Wissen und der Einordnung des Burnout-Syndroms zusammen, das über die Jahre stetig gewachsen ist. Gleichzeitig sollten diese Zahlen mehr denn je alarmieren, das Gesundheitssystem zu überdenken und den Blick auf Prävention und gesundheitsfördernde Anteile, statt auf Krankheit zu richten. Denn Burnout kann als Stressfolgeerkrankungen bezeichnet werden und verstärkt das Risiko, an einer Depression zu erkranken. Die Anzeichen und Zusammenhänge sind häufig für Betroffene schwer vorher wahrzunehmen. Umso wichtiger wäre es hier, präventiv anzusetzen, um Folgeerkrankungen vorzubeugen.
Wie viele Menschen letztlich am Burnout-Syndrom leiden, lässt sich also so gut wie unmöglich bestimmen. Fest steht aber, dass Burnout als Folge von dysfunktionalem Stress am Arbeitsplatz betrachtet werden kann, der sich chronisch einschleicht und (noch) nicht bewältigt wird. Und wer kann als Selbständige:r, Angestellte:r oder Führungskraft von sich behaupten, er habe im beruflichen Kontext keinen Stress?
Oft fällt im Zusammenhang mit einer stressreichen Arbeitswelt auch der Begriff VUCA, was im Deutschen für unbeständig, unsicher, Komplex und mehrdeutig steht. Die Weiterentwicklung dessen, was noch für die Arbeitswelt von vor 30 Jahren galt, ist BANI – brüchig, ängstlich, nicht-linear und unverständlich. Besonders in der durch Corona geformten Arbeitswelt sind das die maßgeblichen Prämissen für Stress und Burnout.
Burn-on, Burn-out, Bore-out
Ein maßgeblicher Grund, warum wir vom Burnout-Syndrom sprechen, ist der Wunsch nach Abgrenzung und Aufklärung. Denn nicht jede Krise ist gleich ein Burnout und nicht jede Art der Erschöpfung kann als Burnout bezeichnet werden.
Neben dem weit verbreiteten Begriff des Burnouts rückt ein neuer Begriff nach und nach in den Fokus der Gesellschaft: Burn-on. Oftmals wird hier auch die „Erschöpfungsdepression“ synonym verwendet. Denn ein Burn-on kennzeichne sich nicht wie bei einem Burnout durch das letztendliche Zusammenbrechen des Systems, sondern das konsequente Weitermachen, obwohl der Körper und der Geist nicht mehr voll funktionsfähig sind. In dem Sinne könnte man ein Burn-on auch als Vorstufe verstehen. Zuerst brennen Sie, oft auch leidenschaftlich oder durch einen dysfunktionalen Arbeitsethos, immer weiter, bis der Körper die Notbremse zieht und Sie ausbrennen.
Anders dagegen zeigt es sich bei einer weiteren Symptomatik, die sich zwar auch durch vollkommene Erschöpfung kennzeichnet, aber aus einem unterschiedlichen Grund: Bore-out. „Bore“ kommt aus dem Englischen und bedeutet sich langweilen. Und jeder, der schon einmal eine langweilige Aufgabe auf der Arbeit für eine längere Zeit gemacht hat, weiß genau, dass Langeweile genauso zehrend sein kann, wie ein hohes Arbeitspensum. Auch die exzessive Langeweile, Unterforderung oder Sinnlosigkeit führt zur Erschöpfung und gleichen Symptomatik wie ein Burnout-Syndrom.
Wichtig ist das Bewusstsein hierfür zu schärfen. Denn das Empfinden von Sinnlosigkeit entsteht häufig durch fehlende Identifikation mit dem Arbeitgeber und Arbeitsaufträgen. Wenn der Fokus immer weiter auf Sinnlosigkeit, statt auf Sinnerfüllung, gerichtet ist, kann dies zu einer Sinnkrise führen. Hier geht es dann nicht mehr allein um den Kontext Arbeit, sondern grundlegende Muster und Werte im Leben werden in Frage gestellt und vermischt. Hoffnungslosigkeit und selbstabwertende Glaubenssätze können hier mit einhergehen, wie „Ich tue nichts Sinnvolles=Ich bin nichts wert“.
In unserer Gesellschaft wird (noch) viel zu wenig über die Auswirkungen von Sinnkrisen und Borout gesprochen. Gerade bei jungen Menschen ist es wichtig, näher hinzusehen. Denn in der Adoleszenz, der wichtigste Entwicklungsphase zur Identitätsbildung, finden sich Jugendliche nicht selten in Praktika oder Unterrichtseinheiten wieder, die sie maßlos unterfordern und für sie keinen Sinn ergeben. Kennen Sie das vielleicht auch? Das Stärken von Sinnerleben und die Investition in passgenaue berufliche Orientierung, könnte maßgeblich dazu beitragen, Sinnkrisen und Ausbildungs-/Arbeitsabbrüchen oder langen Krankheitsausfällen vorzubeugen.
Um effektiv präventiv und reaktiv handeln zu können, ist es entsprechend wichtig, verschiedene Erschöpfungszustände in der Unterscheidung zu beleuchten und die Hintergründe zu erfragen. Nun zurück zum Burnout-Syndrom.
Was ist das Burnout-Syndrom?
Die Frage, was nun ein Burnout-Syndrom konkret ist, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Zum einen gibt es die Definition nach dem ICD (International Classification of Disease). Zum anderen gibt es das, was die Gesellschaft darunter versteht und es als solches oft benennt. Beides ist sehr defizitorientiert und legt den Fokus vornehmlich auf die „Fehlfunktion“ des Körpers. Aus Sicht der Resilienz machen wir deshalb noch eine dritte Perspektive auf, die einen konstruktiven Umgang mit dem Burnout-Syndrom eröffnet.
Die Klassifizierung des Burnout-Syndroms
Mit der alten Fassung des ICD (ICD-10) war Ärzten nur eine unspezifische Diagnose möglich. Dort fiel das Syndrom unter den Code Z73 als „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“. Und dementsprechend ungenau war die Diagnose auch, denn unter diesen Code fielen auch weitere Probleme, die deutlich weniger drastische Auswirkungen auf den Körper und die Psyche zeigten.
Die neuere Fassung des ICD (ICD-11), die seit Anfang 2022 gilt, benennt Burnout dagegen unter einem eigenen Code (QD85) und mit einer ausführlichen Definition. Hier finden Sie die englische Originalfassung, auf Deutsch besagt die Definition:
„Burnout ist ein Syndrom, das durch chronischen Stress am Arbeitsplatz entsteht, der nicht erfolgreich bewältigt wurde. Es ist durch drei Dimensionen gekennzeichnet:
- Gefühle von Energiemangel und Erschöpfung
- Zunehmende mentale Distanz zur eigenen Arbeit oder Gefühle von Negativisumus oder Zynismus in Bezug auf die eigene Arbeit
- ein Gefühl von Ineffizienz und mangender Leistung.
Burnout bezieht sich speziell auf Phänomene im beruflichen Kontext und sollte nicht zur Beschreibung von Erfahrungen in anderen Lebensbereichen verwendet werden.“
Zwar erleichtert diese spezifische Definition die Diagnose und eröffnet Betroffenen und Angehörigen einen Raum der Verstehbarkeit, doch sie schränkt gleichzeitig auch ein. So kann, laut Definition, eine Mutter, die „Care-Work“ betreibt, kein Burnout erleiden.
Wichtig ist, dass das Burnout-Syndrom weiterhin nicht eindeutig als eigenständige Erkrankung oder psychische Störung einzuordnen ist, sondern vielmehr als eine Zusatzdiagnose verstanden werden kann. Eine Zusatzdiagnose meint, dass ein Burnout-Syndrom im Zusammenhang mit mindestens einer seelischen oder körperlichen Diagnose steht und sich zum Beispiel durch verminderte Leistungsfähigkeit auf körperlicher, emotionaler und geistiger Ebene zeigt.
Das Burnout-Syndrom kann also maßgeblich das Risiko erhöhen, krank zu werden in Form einer Depression oder Angststörung. In dem Prozess schleichen sich Symptome und Anzeichen ein und beeinflussen unser Stresssystem, ohne das wir es bewusst bemerken. Erst wenn unser Fass sozusagen überläuft und wir dysfunktional auf Stressreize reagieren, merken wir, dass etwas nicht stimmt und unser Stresssystem gestört ist.
Burnout im Blick der Öffentlichkeit
Gesellschaftlich betrachtet erscheint Erschöpfung als ein Symptom, das wir auch ohne ärztliche Diagnose erkennen können. Das Problem dabei ist eher, dass wir es nur selten anerkennen. Wenn wir bei uns oder auch bei einem Kollegen Symptome von Erschöpfung wahrnehmen, kommt oft ein Gedanke wie „Stress gehört halt dazu“. Wer Stress auf der Arbeit hat, wirkt oft auch als fleißig und produktiv. So passt es auch in unser gesellschaftliches Bild, dass berühmte Persönlichkeiten ein Burnout erleiden können – wie beispielsweise Sängerin Miriah Carey, Starkoch Tim Mälzer oder Wirtschafts Woche-Chefredakteurin Miriam Meckel.
Alles äußerst erfolgreiche Menschen, bei denen wir uns gut vorstellen können, dass der Beruf hier zum Burnout führen kann. Aber unser, salopp formuliert, 08/15-Bürojob kann dagegen doch nicht genau so stressig sein. Dazu kommt, dass ein Burnout-Syndrom in einer Leistungsgesellschaft, die auf Produktivität und Optimierungswahn beruht, sehr häufig mit der Emotion Scham verbunden ist.
Hier mag auch die Vermutung naheliegen, dass sich das Schamgefühl verstärken könnte, wenn Burnout als feststehende Krankheit diagnostiziert werden würde. Die Angst vor Stigmatisierung könnte zunehmen. Im Moment lässt sich – überspitzt gesagt – ein Burnout noch besser „verkaufen“. Im Vergleich zu psychischen Erkrankungen, denen in manch Arbeitskontexten Schwäche zugeschrieben wird, kann beim Burnout mit Überarbeitung und inneren Antreibermotiven wie Perfektionismus argumentiert werden.
Das führt natürlich alles dazu, dass es weiterhin eine hohe Dunkelziffer geben wird und/oder ein Burnout-Syndrom oft erst sehr spät diagnostiziert wird. Denn bis viele Menschen sich Hilfe holen, ist der Körper schon längst zusammengebrochen. Allerdings gibt es Möglichkeiten, Burnout bei sich und anderen schon frühzeitig zu erkennen. Lesen Sie HIER mehr zu dem Thema.
Das Burnout-Syndrom aus Sicht der Resilienz
Wir verstehen Resilienz als Fähigkeit sich an herausfordernde Situation anzupassen, in einer gesunden Regulation zu bleiben und gleichzeitig schwingungsfähig zu sein, also zu oszillieren. Um diese Fähigkeit auszubauen und zu fördern, ist die Kultivierung einer Haltung sehr wertvoll, die den Blick nicht auf das richtet, was vermieden werden soll, sondern auf das, was (wieder) hergestellt werden kann.
So rückt ein resilientes Mindset weg von der Defizitorientierung, hin zu einem gesunden „Funktionieren“. Ein Weg, das zu erreichen, ist die Funktion des Burnout-Syndrom besser zu verstehen. Wenn wir schon von „funktionieren“ sprechen, gehen wir diese mechanische Metapher weiter:
Stellen Sie sich vor, Ihr Körper und Ihre Psyche funktionieren mit Hitze. Sie haben wie kleine Brennstäbe in sich, die sich durch Regeneration die Energie zum Brennen holen. Wenn wir auf einem hohen Energielevel sind, beispielsweise durch eine hohe äußere Arbeitsbelastung oder einen inneren Antrieb, so brennen die Stäbe immer weiter und wir können die Energie nicht gesund auffüllen. Wir ziehen alle Kraftreserven, die wir haben ab, um sie in das Brennen zu stecken (Burn-on).
Doch irgendwann kann das System durch die Regeneration nicht mehr ausreichend abkühlen und neue Energie bereitstellen. Wenn das Maximum erreicht ist, greift der Überhitzungsschutz unseres Systems: Der Körper zieht die Notfallbremse und es kommt zum von uns erlebten Zusammenbruch (Burnout).
Das Burnout-Syndrom ist aus Sicht der Resilienz kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Stärke des Systems zum Schutz. Burnout ist ein Hüter unserer Gesundheit, denn er verhindert, dass wir uns zu Tode arbeiten. Das klingt sehr dramatisch, doch ist keinesfalls übertrieben, wie das Konzept von Karōshi zeigt. Im Burnout-Syndrom liegt die Möglichkeit, sich selbst wieder in die gesunde Funktion zu bringen.
Wie zeigt sich das Burnout-Syndrom?
Wie erkennen Sie eine sich anbahnende Grippe? Vielleicht durch Halskratzen, Schnupfen, Gliederschmerzen – und erst dann haut es Sie um, sodass Sie sich ausruhen müssen. Beim Burnout ergeben sich allerdings zwei Schwierigkeiten des Erkennens: Zum einen gibt es, wie beschrieben, keine klaren Symptome, die jeder auch einem anbahnenden Burnout zuordnen würde. Zum anderen kommt es nicht innerhalb weniger Tage zu einem Burnout. Unser Körper ist schon sehr strapazierfähig und es braucht eine große Menge an Energieaufwand, um in die totale Erschöpfung zu gehen.
Die Phasen des Burnout-Syndroms
Um diesen „schleichenden“ Prozess nachvollziehen zu können, haben die Forschenden Herbert Freudenberger und Gail North 1992 ein Modell mit 12 Phasen des Burnouts entwickelt. Dieses Modell soll sowohl zur Eigeneinschätzung als auch zur Fremdeinschätzung dienen.
Phase 1: Der Zwang, sich selbst zu beweisen
Es ist Ihnen wichtig, die Arbeit besonders gut zu machen. Die Arbeit mal früher zu beenden fühlt sich komisch an. Hier ist schon die Anspannung zu merken, die das Berufliche mit sich bringt, wird jedoch noch nicht unbedingt in den direkten Bezug gesetzt.
Phase 2: Verstärkter Einsatz
Im Anschluss an diesen Wunsch des Beweisens werden Überstunden eher die Regel. Sie erledigen die Arbeit rasch und wollen nicht, dass etwas liegen bleibt. Falls Sie mal doch etwas nicht sofort erledigen können, wächst das schlechte Gewissen.
Phase 3: Vernachlässigen der eigenen Bedürfnisse
Da unter der Woche so viel gearbeitet wird, holt der Körper sich in der freien Zeit, das was er braucht. Das heißt am Wochenende oder nach der Arbeit sind Sie oft nicht mehr in der Stimmung oder in der Lage Hobbys und sozialen Verpflichtungen nachzukommen. Termine außerhalb der Arbeit werden dann auch gerne mal vergessen oder übersehen.
Phase 4: Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen
Mit Konflikten sind hier nicht unbedingt zwischenmenschliche Konflikte gemeint, sondern eher innere Zwickmühlen. Doch meist gewinnt die „Arbeitstier“-Seite und es kommt häufiger zu Krankheiten und schlechterem Schlaf.
Phase 5: Umdeutung von Werten
Als Reaktion des Systems, seine Arbeitsweise weiter aufrechterhalten zu können, kommt es nun vermehrt auch zu Konflikten im Außen. Unstimmigkeiten in der Familie und mit Kollegen. Die Arbeitssituation wird hier jedoch schon als deutlich belastender als vorher wahrgenommen.
Phase 6: Verleugnen der Probleme
Jegliche stressbedingten Symptome werden zwar wahrgenommen, aber nicht ernsthaft als Bedrohung wahrgenommen. Sie halten sich eher für besonders stressresistent und es sind die anderen, die Sie nicht verstehen, wodurch es zu Konflikten kommt. Zeit für Hobbys, Sport oder andere Aktivitäten nehmen Sie sich nicht mehr.
Phase 7: Rückzug
So kommt es dann zum Rückzug. Treffen mit Freunden oder Bekannten finden nicht mehr statt, denn es fehlt Ihnen grundsätzlich die Freude, sich mit anderen auseinander zu setzen. Um Stress abzubauen, greifen Sie auf Hilfsmittel zurück – wie Alkohol oder Medikamente.
Phase 8: Verhaltensveränderung
Es fällt generell immer schwerer Interesse an anderen Menschen zu zeigen. Die Zeit außerhalb der Arbeit wünschen Sie sich am liebsten gar nicht mehr angesprochen zu werden. Um abzuschalten, schalten Sie den Fernseher ein oder verbringen Ihre Freizeit vor dem Smartphone.
Phase 9: Depersonalisation
Die Bedürfnisse werden nun nicht nur ignoriert, sondern scheinen gar nicht mehr vorhanden zu sein. Sie funktionieren sinnbildlich nur noch wie eine Maschine und gehen dabei über Ihre gesundheitlichen Grenzen hinaus. Oft werden erst hier Sorgen der Familie ausgesprochen.
Phase 10: Innere Leere
Arbeit ist nichts mehr, für das Sie leidenschaftlich brennen, sondern sie löst in Ihnen von einem mulmigen Gefühl bis sogar Panik aus. Am Wochenende drehen sich die Gedanken nur darum, dass es bald wieder zur Arbeit geht und neue Herausforderungen im Job werden zur Qual. Die Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit ist dabei völlig abhanden gekommen.
Phase 11: Depression
Die innere Leere wird immer drückender und an manchen Tagen sind Sie regelrecht verzweifelt. Es kommt zu depressiven Episoden, in denen Sie sich zu nichts aufraffen können, außer im Bett zu liegen.
Phase 12: Völlige Erschöpfung
Schon die kleinsten Dinge des Alltags fallen unendlich schwer. Das Aufstehen morgens ist eine unüberwindbare Hürde. Hier haben Sie die Gedanken: „Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr.“
Natürlich sind diese Phasen nur ein Modell, dass eine Einschätzung über die psychische und körperliche Verfassung geben soll und müssen nicht genau so empfunden werden.
Die Symptome des Burnout-Syndroms
Die Symptome, die sich beim Ausbrennen zeigen, sind nicht schlagartig und alle auf einmal vorhanden, deshalb unterteilen wir hier eine kurze Auflistung typischer Symptome in 3 verschiedene Phasen.
Anfangsphase:
Körperlich:
| Psychisch:
|
Das „Brennen“:
Körperlich:
| Psychisch:
|
Das „Ausbrennen“:
Körperlich:
| Psychisch:
|
Resilienz gegen das Burnout-Syndrom
Wie eingangs erwähnt, wird Resilienz häufig mit Burnout in Verbindung gebracht. Aber wie genau funktioniert es, dass Resilienz uns gegen das Ausbrennen schützt? Und wie kommen wir mit Resilienz durch ein Burnout? Hierbei hilft es, sich Resilienz unter dem D3 Faktor anzuschauen – Davor, Dabei, Danach.
Resilienz – Vor dem Burnout-Syndrom
In vielen Resilienzmodellen wird Resilienz als eine Art von Schutz verstanden, als Schirm gegen den Stress. Dazu helfen uns die, wissenschaftlich gut untersuchten, Schutzfaktoren. Je mehr ein Mensch auf diese Schutzfaktoren zugreifen kann, desto besser kann er auch mit den sogenannten Risikofaktoren umgehen. In anderen Worten, er kann Stress besser regulieren und sich an schwierige Situationen adaptieren.
Resilienz dient in dem Sinne nicht direkt als Prävention gegen Burnout, sondern als Fähigkeit mit den ins Burnout leitenden Faktoren gesund umzugehen. So gehört es auch zu einem resilienten Mindset, sich der dysfunktionalen Denkmuster und Antreiber, die zu Beginn des Burnouts stehen, bewusst zu machen und in einen Rahmen zu setzen, der Regeneration zulässt.
An dieser Stelle ist es wichtig, noch einmal den Begriff der Krise aufzunehmen. Eine Krise kann zwar in einem Burnout enden, oder aber auch gar nicht damit verbunden sein. Wir verstehen eine Krise in diesem Kontext als ein vorherrschendes Problem, ohne bekannten Lösungsweg und einhergehend mit einer großen Menge an Stress. Auch hier kann die Resilienz den Stress zwar mindern, doch sie wird Krisen nie ganz verhindern können.
Denn was dabei hinzukommt ist der Faktor der Überraschung. Wir werden immer wieder mal für ein Problem keine Lösung kennen. Und wir werden auch nicht jeden Stress regulieren können. Doch wir können im Allgemeinen lernen, besser in die Adaptation und Regulation zu gehen und so auch das Risiko eines Burnouts senken.
Resilienz – Beim Burnout-Syndrom
Die Frage stellt sich natürlich auch: Was können Betroffene denn tun, um aus der totalen Erschöpfung herauszukommen? Wie bringen wir den Körper wieder in seine Kraft? An dieser tiefsten Stelle, aus Sicht geistiger und körperlicher Reserven gesprochen, bringen psychische Schutzfaktoren, wie beispielsweise Optimismus oder Selbstwirksamkeitserleben, zunächst nichts. Denn sie treffen gewissermaßen auf keinen fruchtbaren Boden.
Hier ist der Körper die primäre Anlaufstelle, um das gesamte System wieder aufzubauen. Die körperliche Resilienz spielt hier eine wichtige Rolle. Es geht darum, die Regulationsfähigkeit des Körpers wieder so herzustellen. Erst dann, mit genügend Regeneration, Unabhängigkeit von Substanzen und der Funktionsfähigkeit unseres Hormonsystems, können wir auf psychische Schutzfaktoren zurückgreifen. Mit ihrer Hilfe können wir dann Stress regulieren und wieder zu einem gesunden Leben zurückfinden.
Resilienz – Nach dem Burnout-Syndrom
Brauchen wir Resilienz überhaupt nach dem Burnout? Die Antwort ist wohl jein. Denn im Prinzip brauchen wir keine Resilienz, wenn es uns gut geht. Wenn wir unseren Alltag mit allen anfallenden Aufgaben gut bewältigen können. Aber wie lange läuft das Leben auf diesem Niveau? Wenn wir uns nie neue Herausforderungen stellen, können wir uns auch nie weiterentwickeln. Und denken Sie hier auch noch einmal an das Boreout-Syndrom. Chronische Unterforderung ist genau so schädigend wie Burnout.
So gesehen ist Resilienz auch nach dem Burnout wichtig, da es immer wieder neue Herausforderungen und Belastungen geben wird, die reguliert werden können. Das Faszinierende dabei ist, dass sich die Resilienz verbessert. Dann haben Sie nämlich bereits die Erfahrung gemacht, was Ihnen 1. droht, wenn Sie nicht genügend auf eine resiliente Lebensweise achten und 2. was Ihnen bei Stress gut geholfen hat und welche Tools Sie auch weiterhin nutzen möchten.
Erste Hilfe bei Anzeichen des Burnout-Syndroms
Abschließend wollen wir Ihnen noch ein paar Sofort-Hilfen mit an die Hand geben, falls Sie sich bei den Phasen an der ein oder anderen Stelle wiedererkannt haben. Wichtig ist: Burnout ist eine ernstzunehmende Störung, die zu psychischen Erkrankungen führen kann. Wenn Sie sehr starke Erschöpfungssymptome verspüren oder jemanden kennen, der dies tut, suchen Sie bitte professionelle psychologische und ärztliche Unterstützung.
Sorgen Sie gut für Ihren Körper
Unser Körper ist der Teil, den wir wohl am wenigsten betrügen können und der uns am deutlichsten Signale der Überlastung und Erschöpfung gibt. Wie oben beschrieben, ist es deshalb zentral, die Symptome Ihres Körpers ernst- und wahrzunehmen und die Anteile bewusst zu stärken, die zur Ihrer Gesundheit beitragen.
Nehmen Sie sich bewusst Auszeiten
Gönnen Sie Ihrem Körper die Regeneration, die er braucht, um eine gesunde Regulation aufrecht zu erhalten. Hier helfen kleine Pausen, in denen Sie sich wirklich nur auf Ihren Atem konzentrieren. HIER finden Sie eine Anleitung für eine solche One-Minute-Meditation. Auch in diesem Kontext ist übrigens der Umgang mit dem Mindset wichtig. Was hält Sie bisher davon ab, sich kleine Pausen zu nehmen? Was könnten Sie sich sagen, um sich kleine Pausen zu erlauben?
Pflegen Sie Ihren Körper
Im Sinne der körperlichen Resilienz ist es wichtig, dass Sie Ihren Körper so behandeln, dass er Sie auch durch stressreiche Zeiten gesund begleiten kann. Achten Sie auf Sport, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf. Das ist oft leichter gesagt als getan, deshalb auch hier die Empfehlung: Fangen Sie mit Babysteps an. Heute mal einen Salat, statt der Tiefkühlpizza, ein langer Spaziergang oder mal eine halbe Stunde früher ins Bett, ohne noch am Handy zu hängen. Suchen Sie sich Alternativen zu eventuellen Hilfsmitteln, die Sie sonst bei der Regeneration vermeintlich unterstützt haben und schaffen Sie sich nach und nach neue Rituale.
Im Seminar zur Körperlichen Resilienz erfahren Sie, welche Faktoren es sind, die zur Förderung von Regulationsfähigkeit beitragen und sie lernen, wie Sie ihre körperliche Resilienz – ähnlich wie die psychische Resilienz – trainieren können und damit präventiv einem Burnout entgegensteuern.
Sorgen Sie gut für Ihren Geist
In einem Zustand der Erschöpfung oder gar Starre, fällt es Menschen schwer, die eigenen Ressourcen und Kompetenzen zu sehen und neue Lösungen zu finden. Unsere mentale Resilienz stärkt vor allem diese Fähigkeit durch das Wissen um neurobiologische Zusammenhänge und der gezielten Aktivierung des Präfrontalen Cortex, der in unserem Gehirn für logisches Denken und Problemlösung zuständig ist. Die gute Nachricht ist: Auch wenn es in manchen Momenten dunkel erscheint – die Nervenzellen unseres Gehirn können sich wieder neu vernetzen. Durch den Einsatz von Methoden zur mentalen Gesundheit stärken sie diesen Prozess.
„Fehler sind die wunderbare Gelegenheit neu anzufangen – nur intelligenter.“ – Henry Ford
Achten Sie auf Ihre Sprache
Wie sprechen Sie selbst mit sich? Was sagen Sie innerlich, wenn Sie persönlich das Gefühl haben, zu scheitern oder einen Fehler gemacht zu haben? Was bedeutet überhaupt das Wort Scheitern für Sie? Und erkennen Sie vielleicht einen Unterschied in der Weise, wie Sie zu sich selbst oder im Vergleich mit anderen sprechen? Ein Beispiel für den harten Umgang mit uns selbst ist die „Warum“ Frage. Auch bekannt durch die Gewaltfreie Kommunikation von Marshall B. Rosenberg. „Warum bin ich nur so blöd?“, „Warum schaffe ich das nicht, aber andere schon?“. Kennen Sie solche Sätze?
Natürlich sind wir, wie beschrieben, geprägt durch eine Leistungsgesellschaft mit hohen Ansprüchen und Messen mit anderen. Und gerade deshalb ist es umso wichtiger, den inneren Dialog und Muster unseres Systems zu erkennen. Es lohnt sich, hier einmal genauer hinzuhorchen. Beobachten Sie, wie und wann Sie ähnliche Sätze bei sich wahrnehmen und ob Sie in dieser Art auch mit anderen Menschen, die Ihnen viel Wert sind, sprechen würden?
Unser Unterbewusstsein nimmt dauerhaft unsere Gedanken wahr. Und unsere Gedanken formen bekanntlich unsere Worte, unsere Taten und letztlich unser gesamtes Wohlbefinden. Spüren Sie deshalb auch nach Ihren Körperreaktionen, wenn Sie mit sich ins Gericht gehen. Manche Menschen verwenden regelrecht eine Art „Kriegsmetaphorik„, die mit hohem Stress im Arbeitskontext zusammenhängt. Beispiele hierfür sind „Ich stehe auf Kriegsfuß mit meinen Kolleg:innen“ oder „Ich kämpfe die ganze Zeit“. Wie fühlen sich solche Sätze an auf einer Skala von -10 bis + 10?
Im Unterschied dazu, testen Sie Ihre Körperreaktion gerne mit Sätzen, die Ihren Selbstwert stärken und eine bejahende Haltung gegenüber Fehlern integrieren. Ein einfaches aber äußerst wertvolles Beispiel ist das Wort „muss“ durch das Wort „möchte“ auszutauschen. Außerdem Sätze wie: „Wenn ich scheitere, dann ist das ein Moment neuen Lernens, „Richtig erfolgreich wird der, der loszulassen lernt“ oder „Ich achte mich und sorge für meine Gesundheit“. Wie fühlt sich das vergleichsweise auf einer Skala in Ihrem Körper an?
Finden Sie Ihre inneren Antreiber
In den meisten Fällen startet ein Burnout mit einer bestimmten, gar zwanghaften, Einstellung gegenüber der Arbeit. Machen Sie sich diese Antreiber einmal bewusst. Hier ein kurzer Check: Welche Aufforderung kommt aus Ihrem inneren am häufigsten bei der Arbeit?
- Streng dich an!
- Sei stark!
- Mach schnell!
- Sei perfekt!
- Mach es allen recht!
HIER finden Sie weitere Informationen für einen resilienten Umgang mit inneren Antreibern.
Finden Sie eine Balance zwischen Allein- und Beisammensein
Sich Auszeiten zu gönnen, bedeutet allerdings nicht den sozialen Rückzug. Finden Sie eine gesunde Balance zwischen wichtiger Ich-Zeit und dem Pflegen Ihres sozialen Netzwerks. Wenn Sie keine Lust auf andere Menschen haben, beginnen Sie mit kleinen Treffen oder Telefonaten mit Menschen, von denen Sie überzeugt sind, sie stehen Ihnen wohlwollend und wohltuend gegenüber. Denn tiefe soziale Bindungen sind einer der wichtigsten Faktoren für unsere Gesundheit – und das sowohl mental, körperlich und seelisch!
Sorgen Sie gut für Ihre Seele
Apropos Bindung und Allein- und Beisammensein. Mit Blick auf unsere Seele möchten wir hier gerne noch einen weiteren Impuls mitgeben.
Vertrauen und Verbundenheit
Es gibt Menschen, die zwar objektiv alleine sind, sich innerlich aber nicht einsam fühlen. Sie spüren eine Beziehung, eine Verbundenheit zu anderen Personen, Lebewesen oder auch einer höheren Wirklichkeit. Diese Verbindung kann besonders in einem Zustand der Leere, wenn Kräfte schwinden und man keinen Zugriff mehr auf die Fähigkeiten hat, mit denen man sich doch bislang identifizierte, eine enorm wichtige Kraftquelle sein.
Das Vertrauen zu haben, dass da noch mehr ist, was einen hält und durch diese schwere Phase bringt – vielleicht sogar mit einem tieferen Sinn dahinter, lässt uns weitermachen und auf ein höheres Ziel blicken. Die Zuversicht wird hierdurch gestärkt, dass nach dem Zustand der vollen Erschöpfung, eine Zeit der neuen Leichtigkeit und Freude auf einen wartet.
Folgen der Intuition
Letztlich ist Burnout immer eng verbunden mit einer Suche im Außen. Die Suche nach Anerkennung, Liebe, Zuspruch, Lob anderer und Stärkung unseres Selbstwerts durch berufliche Ziele. Darüber hinaus suchen wir in der Situation die Lösungen für unser Problem im Außen durch Medien, Ratgeber, Ärzte etc. Das hat alles, wie in diesem Tex auch beschrieben, seine Berechtigung und ist wichtig.
Was wäre aber, wenn der eigentliche Schlüssel darin liegt, den Blick ins Innere zu richten? Über lange Zeit haben Menschen im Burnout gelernt, ein Bild aufrecht zu erhalten und sozusagen sich und andere zu täuschen. Das fällt nun weg und ein Raum der Ehrlichkeit kann entstehen. Dieser erfordert natürlich auch Mut – lohnt sich aber alle Mal und kann besonders gut durch Unterstützung eines professionellen Therapeuten begleitet und aufgefangen werden.
Sich wieder spüren zu lernen hängt mit der Wahrnehmung unserer Intuition zusammen. Sie ist hier sozusagen ein inneres Schutzschild gegen Stress ist. Denn je besser unser Zugang zu unserer Intuition ist, desto früher erkennen wir, wenn wir auf einem Weg sind, der nicht unserer inneren Wahrheit und Wünschen entspricht.
Zeit und Hoffnung
Gemeinsam mit unserem Körper und Geist, die beide Zeit zur Regeneration brauchen, benötigt auch unsere Seele vor allem eines: Ruhe. Ruhe. Ruhe, um sich dann, zur gegebener Zeit, neu entfalten zu können. Wenn wir uns zum Beispiel in einem andauernden Prozess der Anspannung befinden, in dem das Risiko für ein Burnout-Syndrom steigt, kann es vorkommen, dass wir schrille Geräusche nicht mehr hören oder Nachrichten sehen können. Das lässt sich kognitiv erklären – vielleicht aber auch als Schrei der Seele interpretieren mit der Sehnsucht nach Momenten der Stille und Dingen, die das Herz mit Liebe, statt mit Schrecken füllen.
In der Stille finden wir zu neuer Kraft und sinn-vollen Erkenntnissen, die uns daraufhin wieder in eine natürliche Bewegung bringen. Was wäre also, wenn ein Burnout-Syndrom als Möglichkeit betrachtet wird – vielleicht das erste Mal im Leben – diese Art von Stille zuzulassen? Herauszutreten aus der lauten Welt– hinein in die innere Welt, in der so viel mehr wartet, als wir uns mit unserem kognitiven Verstand vorstellen können.
Hoffnung und Zuversicht sind deshalb zentrale Schutzfaktoren der Seelischen Resilienz. Die Situation eines Burnouts nicht „nur“ mental zu akzeptieren, sondern darüber hinaus ins Vertrauen zu gehen und sich zu sagen: Ja, es ist verdammt schwer. Und ich weiß, es wird besser – vielleicht danach sogar noch viel besser, als ich es mir vorstellen kann.
Lassen Sie sich vielleicht auf das Experiment ein, den Sinn in Ihrem Leben neu zu erforschen und die Anzeichen eines Burnouts als Schutz zu betrachten. Ein Schutz, der vor Schlimmerem bewahrt und Anstoß gibt, die Lebendigkeit des Lebens wieder neu zu entdecken.
Dazu ist es besonders wichtig, in Vertrauen mit anderen Menschen über Anzeichen eines Burnouts zu sprechen. Reden Sie mit anderen darüber. Reden Sie mit sich selbst in versöhnlichen und stärkenden Worten und– nicht zu vergessen – reden Sie darüber, wenn Sie diese Zeit des Burnouts überstanden haben, Ihre Resilienz gestärkt ist und Sie damit anderen Menschen helfen können!
Hinweis: Ich biete Ihnen an, kostenlos in meinem Buch „Wenn schon Burnout dann richtig!“ zu lesen, was Sie für den totalen Burn-out brauchen, um zu verstehen, was Sie nicht brauchen. Mit anderen Worten bietet dieses Buch auf einer humorvollen und wertschätzenden Weise, wichtige Hinweise für den Umgang mit einem Burnout. Viel Freude dabei und alles Gute!
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 200 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat (www.Resilienz-Kongress.de).