Kriegsmetaphern zeigen uns deutlich, wenn wir einen inneren Kampf austragen. Wenn uns unser sprachliches Denken durch unsere Ausdrucksweise bewusst wird, können wir auch bewusster mit dem Konflikt in den Gedanken umgehen.
Was sind Kriegsmetaphern?
Häufig fällt uns im alltäglichen Sprachgebrauch nicht auf, welche Wortwahl wir benutzen. Bei einer „Hustenattacke“ denken wir schließlich nicht wirklich an einen Angriff, oder?
Unsere Sprache steht allerdings in enger Beziehung mit unserem Denken und Fühlen. An einem Beispiel wird diese Wechselbeziehung deutlicher:
Aussage A: „Meine Arbeit ist ein ständiger Kampf. Immer stehe ich auf Kriegsfuß mit meinen Kollegen und werde von allen Seiten beschossen!“
Aussage B: „Meine Arbeit ist sehr anstrengend. Ich verstehe mich nicht gut mit meinen Kollegen und wir sind oft verschiedener Meinung.“
Welche Aussage hat eine stärkere Wirkung auf Sie? Was für Bilder sind in Ihrem Kopf entstanden? Kriegsmetaphern lösen unbewusst Reaktionen in uns aus, und die sind meistens mit Stress verbunden. Denn wer ständig „im Krieg“ mit sich und anderen ist, ist auch ständig einer extrem stressigen, gar lebensbedrohlichen, Situation ausgesetzt.
Wie wirken Kriegsmetaphern auf den Körper?
Wörter erzeugen Bilder in unserem Kopf. Und umgekehrt sind Worte der Ausdruck unserer inneren Welt. Diese Erkenntnis ist wichtig, um zu verstehen, wie Kriegsmetaphern bei uns und anderen Stress auslösen.
Ein Schlüsselbegriff dabei ist das „Priming“. Es bedeutet übersetzt „Bahnung“ und meint, dass wir mit Wiederholungen bestimmte Erlebnisnetzwerke im Kopf eher aktivieren. Stellen Sie sich einen Feldweg vor. Je öfter der Weg benutzt wird, desto eher wird zu er einer gut befahrbaren Straße. Das hat zur Folge, dass wir gut und oft trainierte Muster im Denken und Sprechen eher verwenden, als neue und ungeübte.
Wenn wir also ständig Kriegsmetaphern benutzen, gewöhnen wir uns an die Denkweise. Das Leben wird damit zu einem dauerhaften inneren Kampf. Und ständiges Kämpfen strengt den Geist und den Körper an. Wir reagieren mit Stress, um die Bedrohung zu beseitigen oder ihr zu entgehen. Dabei verstärken wir diese durch unsere Sprachwahl um ein Vielfaches.
Bewusster Sprachgebrauch für weniger Stress
Unsere Sprache bewusst zu verändern bedeutet auch, bewusst die Gedanken zu verändern. So können wir Stress regulieren und unsere eigene Resilienz stärken. Der erste Schritt hierfür ist das Wahrnehmen des Sprachgebrauchs.
Wie oft verwenden Sie Kriegsmetaphern?
In welchen Situationen stehen Sie mit sich und anderen im Krieg?
Der zweite Schritt ist aktiv nach Alternativen zu suchen. Statt etwas „in Angriff“ zu nehmen, könnten Sie beispielsweise etwas „in die Wege leiten“. Machen Sie sich Ihre Sprache bewusst und suchen Sie nach harmloseren Ausdrucksmöglichkeiten für mehr Frieden mit sich und im Umgang mit anderen.
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich mit über 50 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen austauscht (www.Resilienz-Kongress.de).
Lieber Sebastian,
vielen Dank für diese sehr spannenden Ausführungen. Ich arbeite im Fortbildungsbereich in der Pflege und Stress ist dort leider allgegenwärtig. Daher sauge ich Deine Artikel derzeit geradezu auf.
Ich würde mich auch über mehr Informationen über die Weiterbildungen zum Thema Resilienz erfahren. Bin da ganz begeistert.
Bleib gesund und ich freu mich auf regen Austausch.
Ganz liebe Grüße
Claudia Passloer