„Das macht mir Stress“ ist ein Satz, den viele Menschen denken. Haben Sie das auch schon einmal so empfunden? Wie wäre es, wenn Sie beim nächsten Mal, wenn Ihnen etwas Stress „macht“, es als „Stresseinladung“ zu beschreiben? Der Begriff geht auf Gunther Schmidt zurück und ist ein Musterbeispiel für das Auflösen von Ursache-Wirkungs-Konzeptionen.
Wie wir über Dinge reden, beeinflusst, wie wir über sie denken
Bewertungen haben einen großen Einfluss darauf, wie wir über bestimmte Dinge denken und welche Auswirkungen sie dann auf uns haben. Aus diesem Grund schlagen wir den Begriff "Stresseinladung" vor. Denn das gibt Ihnen die Möglichkeit selbst über Ihre Reaktion – annehmen oder dankend ablehnen – zu entscheiden.
Diese Strategie, Dingen einen neuen Namen zu geben, um anders auf sie zu reagieren, nennt sich Positive Reappraisal (positive Neubewertung). Im NLP ist das Prinzip als Reframing (Neu-/Umrahmung) bekannt. Es geht letztendlich darum, über den Namen, dem wir einem Gedankenkonstrukt geben, dieses zu verändern.
Zum Beispiel macht es einen Unterschied, ob Sie ein Meeting als Kriegsrat oder als Austausch beschreiben. Und genau so macht es einen Unterschied, ob Sie Stress als etwas verstehen, das Ihnen ohne Einflussmöglichkeit gemacht oder gegeben wird, oder ob Sie die Möglichkeit zur Selbstwirksamkeit haben. Denn genau das ist eine Stresseinladung: Die Möglichkeit zur selbst zu bestimmen und wirksam zu reagieren.
Dass wir über Dinge reden, beeinflusst, wie wir über sie denken
Nicht nur wie wir stressige Situationen bezeichnen hat einen Einfluss auf unsere Reaktion. Sondern auch, dass wir über Stress generell sprechen, in Form von Stresseinladungen. Stress hat einen extrem schlechten Ruf. Nicht ganz zu Unrecht, schließlich ist Stress nachgewiesenermaßen beteiligt an der Entstehung von vielen Krankheiten, unter anderem Burn-out.
Doch Stress ist in manchen Systemen geradezu ein Tabu. Eine Mutter will ihren Stress nicht zugeben, um nicht als Raben-Mutter oder als überfordert zu gelten. Der Geschäftsführer will nicht über Stress sprechen, um Stärke und Führungsqualität zu beweisen. Und so fort.
Nicht über Stress zu sprechen macht ihn nicht unwirksam. Nur wenn wir ihn annehmen, und zwar als etwas, auf das wir durchaus Einfluss haben, können wir ihn auch effektiv regulieren.
Wie Sie Stresseinladungen dankend ablehnen
Trainingsfragen, die Sie dazu befähigen Stresseinladungen auch mal nicht anzunehmen sind:
Welche Werte werden durch die Einladung aktiviert?
Welche Antreiber melden sich?
Welche Ziele werden plötzlich wichtig?
Mit diesen Fragen finden Sie heraus, was gerade Stress bei Ihnen auslöst. Und das ist der erste Schritt, um anders auf die Stresseinladung zu reagieren. Durch das Verständnis Ihres Stressauslösers, ermöglichen Sie sich, Ihre Gedanken über den Stress und Ihre Reaktion zu beeinflussen. Oder Sie können Ihrem Gegenüber, falls dies der Absender der Stresseinladung ist, Ihre Gedanken und Gefühle mitteilen und gemeinsam an einer stressfreieren Lösung arbeiten. Oder Sie lösen den aktiven Antreiber durch den dazu passenden Erlauber.
Also wie wäre es, wenn Sie die ein oder andere Stresseinladung mal nicht annehmen?
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