Mindset-Skillset-Toolset-Feelset

Die ersten drei Begriffe könnten Ihnen bekannt vorkommen. Sie werden auch als jene drei Säulen beschreiben, die insbesondere im Umgang mit der Digitalisierung und der damit einhergehenden Disruption immer wichtiger werden. Dabei ist keines der Felder wichtiger als die anderen. Was hierbei allerdings oft vergessen wird, ist das Feelset. Auch dies nimmt einen wichtigen, gar umfassenden Faktor in diesem Metamodell ein.

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Was sind die einzelnen Sets?

Um das Modell nutzen zu können, ist es sinnvoll die einzelnen Sets voneinander zu unterscheiden. Hierzu eine kurze Einordnung:

Das Mindset

Das Mindset umfasst die innere Einstellung des Denkens. Hier sind die Modelle der Welt verortet und auch die Modelle über sich selbst. Das bedeutet die Identität, die eigenen Glaubenssätze und Werte werden im Mindset repräsentiert. Es ist die Grundlage für zukünftiges Handeln, denn es beinhaltet unsere Motive. Das Mindset entwickelt sich durch Erfahrungen und kann auch willentlich verändert werden, wenn auch nicht von heute auf morgen.

Zum Beispiel ist das Mindset einer Organisation in der Kultur verankert und durch die gemeinsamen Werte gekennzeichnet.

Das Skillset

Fähigkeiten und Kompetenzen sind dem Skillset zuzuordnen. Es handelt sich dabei um erlernbare Fertigkeiten, die Sie teilweise von Natur aus besitzen und weiterentwickeln oder sich aneignen können. Unsere Fähigkeiten und Kompetenzen sich die Voraussetzung für unser zukünftiges Handeln. Durch das Skillset wird das Mindset sozusagen in die Realität übersetzt.

Kompetenzen wie Kreativität oder Fähigkeiten wie gehirngerechte Kommunikation sind Skills, die zum Beispiel für eine starke Resilienz vorteilhaft sind.

Das Toolset

Das Toolset umfasst all das, was uns unser Handeln erleichtert. Es unterstützt unser Skillset in der Umsetzung und Anwendung. Es geht dabei allerdings nicht nur um tatsächliche Tools, wie zum Beispiel Klopfen zur Stressregulation, sondern auch unser allgemeines Verhalten im gegebenen Kontext. Skillset und Toolset sind nicht immer einfach voneinander zu unterscheiden. Hierbei hilft die Frage, ob gefragtes Element eher bei der Ausführung unterstützt oder notwendig ist.

So kann ein Tool zum Beispiel das 4Mat sein, das zur gehirngerechten Kommunikation beiträgt.

Das Feelset

Das Feelset ist zwar einfacher zu verändern als das Mindset, jedoch auch nicht wirklich erlernbar. Es wird gelernt und stetig aktualisiert, kann jedoch mit etwas Aufwand auch willentlich beeinflusst werden. Es handelt sich hierbei um Gefühle, Emotionen und Affekte. Dem Feelset kommt eine besondere Rolle zu, denn es hat Einfluss auf jedes der drei vorigen Sets. Es codiert zu zusagen die anderen Bereiche emotional. Wenn wir in einem guten Zustand sind, fällt uns der Zugriff auf unser Mind-, Skill- und Toolset einfacher als beispielsweise unter Stress. Wir merken unser Feelset primär über somatische Marker.

Warum dieses Metamodell wertvoll ist

Wir leben in einer Welt, die von Unbeständigkeit, Unsicherheit, Komplexität, und Mehrdeutigkeit geprägt ist. Kurz gesagt: Es ist eine VUKA-Welt. In einer solchen Welt brauchen wir Orientierung und Struktur, um einerseits den Überblick zu wahren und andererseits, um uns nicht überfordert im Angesicht dieser Unsicherheit zu fühlen und mit Stress zu reagieren.

Gerade weil Probleme immer komplexer, verzwickter und undurchsichtiger werden, ist eine einfache und überschauliche Einsortierung der dazugehörigen Elemente eine hilfreiche Unterstützung. Dabei ist es egal, ob es sich um Aufgaben, Herausforderungen oder Probleme handelt. So können Sie beispielsweise ein komplexes Thema in genau diese vier Felder unterteilen. Das verschafft Ihnen zum einen Übersicht und zum anderen wirkt diese Übersicht komplexitätsreduzierend.

Das Meta-Modell im Beispiel

Resilienz Akademie | Mindset-Skillset-Toolset-FeelsetDeses Meta-Modell lässt sich auf die verschiedensten Bereiche anwenden. Damit Sie die Einteilung genauer verstehen und auf Ihre Themen anwenden können, ist das Beispiel eine Orientierungshilfe.

Nehmen wir als Beispiel die Aufgabe ein passendes Geburtstagsgeschenk für einen Herzensmenschen zu finden.

Das Mindset für eine solche Aufgabe umfasst u.a. die Erwartungshaltung. Habe ich zum Beispiel die Erwartung, das perfekte Geschenk zu finden, oder möchte sichtbar machen, dass ich mir Gedanken zu dem Geschenk gemacht habe? Hierbei spielen die bisher gemachten Erfahrungen mit Geburtstagsgeschenken, mit der zu beschenkenden Person und die eigene Einstellung gegenüber solchen Ritualen eine wichtige Rolle.

Zu den Fähigkeiten und Fertigkeiten gehört, ob ich das Geschenk selbst herstellen kann, wie meine Fähigkeiten in der Entscheidungsfindung und auch mein Geschick beim Verpacken und Präsentieren sind.

Tools, die dabei helfen, meine Erwartungen an das Geschenk zu erfüllen, sind zum Beispiel die Unterstützung von Bekannten, die mit Ideen und Vorschlägen helfen, hypnotische Fähigkeiten, um die verborgenen Wünsche zu entlarven oder sehr guter Umgang mit diversen Suchmaschinen.

Und zuletzt ist es im Feelset verankert, wie ich diese drei Sets ausfülle und einsetze. Wenn ich voller Liebe mir Gedanken über das Geschenk mache, wird das einen anderen Einfluss auf meine Entscheidungen haben, als wenn ich in einem schlechten Zustand bin und unter Zeitdruck stehe oder ich Geschenke suchen überhaupt nicht mag. Das Feelset ist also die Basis für die letztendlichen Inhalte der anderen drei Kategorien.

Wozu das Denken in Mindset, Skillset, Toolset und Feelset führt

Die Einteilung in diese vier Kategorien bringt als Strukturierung mehrere Vorteile mit sich. Es ist ein Diagnosetool für Problemanalysen und zeigt Kompetenzprofile auf, es hilft bei der Unterschiedsbildung, und es stärkt darüber hinaus noch das Kohärenzgefühl und damit die Resilienz.

Ein Diagnosetool für Probleme und Lösungen

Die vier Kategorien helfen Ihnen auf zwei Arten als eine Art Diagnosetool. Zum einen hilft Ihnen die Aufteilung eines komplexen Sachverhalts in die unterschiedlichen Sets, einen besseren Überblick über das Problem zu bekommen. Zum Beispiel: Sie haben eine umfangreiche Aufgabe von Ihrem Vorgesetzten bekommen. Nun können Sie mit der Einordnung Ihre Softskills so sortieren, dass Sie die Aufgabe kompetent und resilient meistern. Stellen Sie sich dazu die Fragen:

  • Was für eine Haltung brauche ich, um diese Aufgabe zu erfüllen?
  • Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten brauche ich für die Umsetzung? Welche „Skills“ habe ich schon, die mir dabei helfen?
  • Welche Werkzeuge, Hilfsmittel und Umsetzungsstrategien brauche ich, was habe ich schon und wo brauche ich Unterstützung?
  • In welchem Zustand bin ich, wenn ich an der Aufgabe arbeite? Was hilft mir bei der Regulation in einen optimalen Zustand?

Zum anderen helfen diese Kategorien auch dabei, Probleme genauer einzuordnen. Liegt eine Herausforderung zum Beispiel daran, dass eine bestimmte Fähigkeit nicht ausreichend entwickelt ist, individuell oder im Team? Liegt ein Problem vielleicht auch in der Einstellung zu einem Sachverhalt oder lässt durch eine Veränderung der Haltung lösen? Zu erkennen, in welchem Feld und worin genau in den einzelnen Feldern ein Problem besteht, gibt Ihnen gleichzeitig einen ersten Hinweis zur Lösung. Deshalb dient dieses Metamodell als Diagnosetool.

Kompetenzprofile erkennen und sichtbar machen

Gleichzeitig kann die Einordnung auch als Modell zur Erkennung von Ressourcen dienen. Welches Mindset unterstützt Sie jetzt schon besonders im Umgang mit stressreichen Situationen? Welche Fähigkeiten und Kompetenzen besitzen Sie? Was sind Ihre besten Tools? Und wie fühlen Sie sich in Kontakt mit Ihrem Mindset, Skillset und Toolset?

Sich auf diese Art und Weise sein Kompetenzprofil zu erschaffen, verschafft Ihnen ein Ressourcenerleben. Darüber hinaus kann es Ihnen auch bei zukünftigen Herausforderungen hilfreich sein, der Kompetenzamnesie, die Stress manchmal mit sich bringt, zu entkommen. Schreiben Sie sich dazu am besten zu allen vier Sets Ihre Stärken heraus, sei es für einen bestimmten Kontext (z.B. bei Stress im Beruf) oder im allgemeinen Alltag. So haben Sie immer Zugriff auf Ihre Kompetenzen, auch wenn Ihr Kopf das im ersten Moment noch nicht weiß.

Training der Unterschiedsbildung

Ein schöner Nebeneffekt, den die Nutzung dieses Sortiermodells mit sich bringt, ist, dass es die Fähigkeit zur Unterschiedsbildung trainiert. Wir neigen besonders unter Stress zu Generalisierungen. In solchen Situationen empfinden wir dann alles an einer bestimmten Situation fordernd, wenn nicht sogar überfordernd. Damit aus dem „Alles“ dann nur „Einiges“ wird, das besser handhabbar ist, hilft die Unterschiedsbildung.

Was genau an der Aufgabe oder dem Problem ist fordernd? Allein einen Unterschied zu machen, nämlich in Mindset, Skillset, Toolset und Feelset, hilft zu differenzieren. Diese Differenzierung erleichtert wiederum einen Überblick über die Situation zu erlangen und bringt vielleicht auch schon erste Ressourcenerkenntnisse.

Kohärenzgefühl und Resilienz stärken

Abschließend noch ein letzter, wichtiger Faktor, den eine Unterscheidung von Mindset, Skillset, Toolset und Feelset mit sich bringt: Es stärkt das Kohärenzgefühl. Nach Aaron Antonovsky und seinem Konzept der Salutogenese, also der Entstehung von Gesundheit, ist das Kohärenzgefühl ein maßgeblicher Faktor für eine starke psychische Gesundheit.

Das Kohärenzgefühl besteht dabei aus 3 Faktoren:

  • Verstehbarkeit
  • Machbarkeit
  • Sinnhaftigkeit

Die Verstehbarkeit wird durch die Einteilung an sich gestärkt. Wenn wir ein Problem in diese vier Kategorien einteilen, verstehen wir besser, welche Komponenten damit zusammenhängen und was das Problem ausmacht. Die Machbarkeit wird durch das Skill- und Toolset erhöht. Denn wir machen für uns damit sichtbar, was wir schon können und haben, oder noch brauchen, um eine Aufgabe zu bewältigen. Und die Sinnhaftigkeit wird durch das Zusammenspiel der vier Sets hergestellt und wird besonders im Mind- und Feelset sichtbar. Wenn wir einen Zusammenhang nicht verstehen und/ oder etwas nicht machbar für uns erscheint, ist es schwer den Sinn hinter einer Aufgabe zu sehen. Sinn ist die zentrale Treibkraft, die uns Hürden überwinden lässt, sodass wir wachsen können. Sinnhaftigkeit ist der Motor zur Bewältigung von Stress, Problemen und sogar Krisen.

Das bedeutet, wenn wir Verstehbarkeit, Machbarkeit und dadurch die Sinnhaftigkeit über dieses Meta-Modell herstellen, stärken wir unser psychisches Immunsystem und die Widerstandskraft gegen Stress. Kurz: Durch die Einteilung in Mindset, Skillset, Toolset und Feelset stärken wir unsere Resilienz.

 

Die Inhalte und die Grafiken sind für die eigene Resilienz und ausschließlich zur privaten Nutzung gedacht! Jede Form der Weitergabe, anderweitiger Nutzung, Nutzung im Training, in Medien o.ä. bedarf der Genehmigung von Sebastian Mauritz (Resilienz Akademie Göttingen).

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