Krank vor Langeweile
Langeweile, insbesondere am Arbeitsplatz, kann tatsächlich krank machen. Für viele Arbeitende scheint es zwar wünschenswert, wenig im Beruf zu tun zu haben – Doch dieser Wunsch hat eine gefährliche Kehrseite. Denn nichts tun, kann genauso schädlich für den Körper sein, wie zu viel tun. Statt eines Burn-outs droht hier der Bore-out.
Bore-out vs. Burn-out
Bore-out ist der Zustand von andauernder Unterforderung. Burn-out ist das Gegenteil davon, da es sich hier um eine dauerhafte Überlastung handelt. Die Auswirkungen beider Krankheiten sind jedoch gleich. Das liegt daran, dass der Körper sowohl bei zu viel, als auch bei zu wenig Anforderungen in Disstress gerät. Der Mensch fühlt sich:
– Lustlos
– Antriebslos
– Müde
– Und hat physische Beschwerden (wie Kopfschmerz, Magenprobleme u.a.)
Daneben können Depressionen ebenfalls zu den Folgen von permanenter Langeweile am Arbeitsplatz zählen. Aber wie kommt es dazu?
Sowohl Burn-out als auch Bore-out sind die Auswirkungen der Leistungsgesellschaft heutzutage. Um Anerkennung in der Arbeitswelt zu bekommen, ist immer mehr Leistungsbereitschaft notwendig. Viele Arbeitende sehen sich gezwungen, an die Grenzen ihrer Belastbarkeit zu gehen. Da hinzukommt, dass viele einfache Tätigkeiten automatisiert oder ausgelagert werden. Außer hochkomplexer Aufgaben, bleibt für den einzelnen weniger zu tun – ein Bore-out droht.
Bore-out = Faulheit?
Eine weitere Konsequenz der Leistungsgesellschaft ist das veränderte denken. „Wer nicht viel tut, ist einfach zu faul!“ Das ist aber falsch. Jemand, der unter einem Bore-out leidet ist nicht gleich faul, sondern dauerhaft unterfordert und unausgelastet.
Also surfen Betroffene im Internet, planen Urlaube oder plaudern ausgiebig mit Kollegen, um so auszusehen, als haben sie etwas zu tun. Diese Strategie dient dem Selbstschutz. Denn zuzugeben man habe Langeweile auf der Arbeit bedeutet, man ist überflüssig und damit kündbar.
Also was tun bei Bore-out?
Während Sie mithilfe von Resilienztraining Burn-out vorbeugen können, gibt es gegen Bore-out keine direkte Strategie oder Präventivmaßnahme. Wer ständig Langeweile auf der Arbeit empfindet wird unweigerlich Unzufrieden mit seiner Tätigkeit oder zweifelt an seinem Sinn. Daraus können psychische und physische Beschwerden erwachsen. Daher ist es gut, schon vorher einzugreifen. Doch was können Sie tun, gegen zu-wenig-zu-tun? Zuerst hilft es, wenn Sie genau reflektieren:
– Was tun Sie zum Schein?
– Was ist besonders langweilig?
– Was macht Spaß?
Nach diesem Schritt folgt die Eigeninitiative. Ein Gespräch mit dem Chef kann natürlich eine Hürde darstellen; Sie wollen schließlich nicht schlecht dastehen. Doch nur wenn Ihr Vorgesetzter merkt, dass Sie mit der Tätigkeit unzufrieden sind, kann er handeln.
Auf der anderen Seite können Sie auch über eine Umorientierung nachdenken. Denn das Interesse für eine bestimmte Arbeit ist ein sehr großer Motivationsfaktor. Das Gefühl, etwas Interessantes und Sinnvolles in der Arbeitswelt zu leisten, ist immer noch die beste Prävention gegen Bore-out.
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich mit über 50 weiteren Resilienz-Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen austauscht (www.Resilienz-Kongress.de).