Resilienz ist umfangreiches Thema. Und so ist es auch kein Wunder, dass es verschiedene Modelle und Theorien zu der inneren Widerstandskraft gibt. Ein Resilienzmodell soll generell verdeutlichen, welche Faktoren zu einer starken Abwehrkraft gegen Stress und zu psychischer Gesundheit in Krisen beitragen. Doch es gibt kein einheitliches Modell. Aus diesem Grund sind hier für Sie die wichtigsten Resilienzmodelle im Vergleich aufgeführt.
Warum gibt es nicht DAS Resilienzmodell?
Wie kommt es, dass es nicht nur ein einziges, allgemein gültiges Resilienzmodell gibt? Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Zum einen liegt es daran, dass Resilienz kein vollkommen abgegrenztes Feld ist. Es gibt viele verwandte Themen, die auch bei der Bildung und Weiterentwicklung einer persönlichen Resilienz eine Rolle spielen. Das heißt, je nach dem welche Aspekte der inneren Widerstandskraft man in den Fokus rückt, sind es auch unterschiedliche Faktoren, auf denen die Resilienz aufbaut.
Zum anderen ist es gerade diese Subjektivität, die bei den Resilienzmodellen zum Tragen kommt. Die Resilienzforschung hat sich weiterentwickelt – Faktoren sind hinzugekommen oder weggefallen. Noch dazu stellt jeder Entwickler eines Resilienzmodells durch seine eigenen Erfahrungen andere Faktoren in den Mittelpunkt. Es gibt jedoch auch viele Überschneidungen und teilweise einfach nur andere Bezeichnungen. Keines der Resilienzmodelle fällt komplett aus der Reihe. Einen wichtigen Punkt darf man bei der Betrachtung der verschiedenen Modelle jedoch nicht außer Acht lassen:
„Resilienz ist eher ein Prozess als ein Endergebnis“ – Emmy Werner, US-amerikanische Psychologin, 1929-2017
Die Resilienzmodelle
Obwohl sich die einzelnen Resilienzmodelle im Vergleich unterscheiden, lassen sich alle Modelle in drei grundlegende Kategorien einteilen. Die einzelnen Faktoren sind unterscheidbar in interaktionale Fähigkeiten, kognitive Fähigkeiten und Aspekte emotionaler Stabilität.
Ob und wie ein Modell nützlich hängt immer davon ab, in welcher Zielgruppe man dieses Modell einsetzt, in welchem Kontext die Resilienz thematisiert werden soll und welche Schutzfaktoren, bzw. Risikofaktoren wichtig sind. So sind Resilienzmodelle vielfältig, haben aber alle ihre Berechtigung.
Die sieben Säulen der Resilienz
Ursula Nuber ist die Mutter des sieben Säulen Modells. Die verschiedenen Variationen der Säulen Modelle gehen auf ihren Vorschlag zurück. Die ursprünglichen Säulen sind dabei:
- Optimismus
- Akzeptanz
- Lösungsorientierung
- Opferrolle verlassen
- Verantwortung übernehmen
- Netzwerkorientierung
- Zukunftsplanung
Die sieben Säulen der Resilienz (variiert)
Dr. Franziska Wiebel stellt in ihrem Resilienzmodell sieben Säulen der Resilienz in einer anderen Variation vor. Mehr über dieses Modell lesen Sie in unserem ABC der Resilienz: Sieben Säulen der Resilienz. Ihre sieben Säulen der Resilienz lassen sich in vier Haltungen (1-4) und drei Praktiken (5-7) einteilen und sind:
- Bindung
- Ziel-/ Lösungsorientierung
- Akzeptanz
- Gesunder Optimismus
- Selbstwahrnehmung
- Selbstreflexion
- Selbstwirksamkeit
Auch hier stellt sich die Frage, was die Metaphorik der Säulen für ein Bild von Resilienz zeichnet. Sicherlich sind sie die Grundlage für die in diesem Modell vermittelten Ressourcen, die Frage stellt sich, ob ein andere Bild nicht hilfreicher wäre. In den folgenden Modellen wird diese Gedanke noch klarer. Die Schutzfaktoren dieses Modells sind für die individuelle Resilienz in der Arbeit mit Menschen ausgesprochen nützlich.
Die sieben Schlüssel der Resilienz
Prof. Dr. Jutta Heller bedient sich in ihrem Modell der Schlüsselmetaphorik, für besseren Umgang mit Stress und Krisen. Sie stellt das Modell in ihrem Buch „Resilienz: 7 Schlüssel für mehr innere Stärke“ aus dem Jahr 2013 vor. Ihre Schlüssel für individuelle Resilienz sind:
- Akzeptanz
- Optimismus
- Selbstwirksamkeit
- Eigenverantwortung
- Netzwerkorientierung
- Lösungsorientierung
- Zukunftsorientierung
Das Bild der Schlüssel und die verwendeten Schutzfaktoren sind ein guter Hinweis, dass man Resilienz hat, bzw. resilient ist und manchmal nur der richtige Zugang gebraucht wird. Die Schutzfaktoren in diesem Resilienz Modell sind gut beforscht und in der Gesamtheit hilfreich im Kontext von Resilienz Training und Resilienz Coaching.
Der Resilienz Zirkel®
Ella Gabriele Amann strukturiert ihr Resilienzmodell als Zirkel, in dem die „Kompetenzfelder“ miteinander wirken. Sie orientiert sich in dem Modell nach dem Bambus-Prinzip®. Zudem fasst sie jeweils zwei Aspekte innerhalb des Zirkels zu einem Faktor zusammen. Die Faktoren sind hier:
- Optimismus und Selbsteinschätzung
- Akzeptanz und Realitätsbezug
- Lösungsorientierung und Kreativität
- Selbstregulation und Selbstfürsorge
- Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit
- Beziehungen und Netzwerke
- Zukunftsgestaltung und Visionsentwicklung
- Improvisationsvermögen und Lernbereitschaft
Ella Amann hat als erfahrene Resilienz-Entwicklerin den Zirkel gewählt, um den Entwicklungsgedanken der Resilienz zu betonen. Besonders die Elemente des Impro-Theaters zeichnen ihr Modell aus und sind auch für agile Kontexte äußerst hilfreich.
Resilienzfaktoren bei Kindern
Emmy Werner gilt als Urgestein der Resilienz, denn mit ihrer Studie zu Resilienz bei Kindern (1977) startet die Geschichte der Resilienzforschung. Sie hat fünf grundlegende Faktoren aufgestellt, sodass ihr Modell die wenigsten Faktoren im Vergleich zu allen aufführt. Kinder seien ihrer Theorie nach durch diese Faktoren resilient:
- Kommunikationsstärke
- Verlässliches Umfeld
- Problemlösefähigkeit
- Planungsfähigkeit
- Selbstvertrauen
Das Ur-Modell der Schutzfaktoren ist Teil der ersten Welle der Resilienz und Emmy Werner hat hiermit die Grundlage für die Ressourcen-Orientierung in der Resilienz gelegt. Die Faktoren spiegeln den Kontext der Untersuchung von Resilienz bei Kindern wieder.
Die sechs Resilienzkompetenzen
Auch die Forschenden Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff und Maike Rönnau-Böse („Resilienz“, 2009) beziehen die von ihnen herausgestellten Resilienz und Lebenskompetenzen auf die Entwicklung von Resilienz bei Kindern. Aus ihren Forschungsarbeiten schließen sie sechs Kompetenzen:
- Selbst- und Fremdwahrnehmung
- Selbstwirksamkeit
- Soziale Kompetenzen
- Selbstregulation
- Problemlösefähigkeit
- Aktive Bewältigungskompetenzen
Nach Fröhlich-Gildhoff und Rönnau-Böse ist Resilienz selbst eine Kompetenz, die sich aus den verschiedenen Einzelkompetenzen zusammensetzt. Dabei seien die Kompetenzen nicht nur wichtig, um Krisensituationen resilient zu begegnen, sondern auch für die Bewältigung allgemeiner Entwicklungsaufgaben.
Die zehn „Life Skills“
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellte 1994 zehn zentrale Kernkompetenzen („core life skills“) für psychologische Kompetenz heraus (WHO, 1994). Diese Lebenskompetenzen sind die Fähigkeiten für ein adaptiven und positives Verhalten im Umgang mit An- und Herausforderungen des alltäglichen Lebens. Diese grundlegenden Kompetenzen sind:
- Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen
- Problemlösefähigkeiten
- Kreatives Denken
- Kritisches Denken
- Effektive Kommunikationsfähigkeit
- Interpersonale Beziehungsfertigkeiten
- Selbstwahrnehmung
- Empathie
- Gefühlsbewältigung
- Stressbewältigung
Das Programm der WHO zielte insbesondere auf die Stärkung dieser Kernkompetenzen für ein gelingenden Umgang mit Stress im Alltag bei Kindern und Jugendlichen ab. Sie veröffentliche 1997 ein Trainingsprogramm für Schulen, das genau diese Kompetenzen bilden und stärken sollte.
Die sieben Resilienzfaktoren (bei Erwachsenen)
Die Forscher Karen Reivich, Andre Shatté („The Resilience Factor“, 2003) und auch Denis Mourlane („Resilienz. Die unentdeckte Fähigkeit der wirklich Erfolgreichen“, 2017) stellen dagegen die Resilienzfaktoren für Erwachsene auf. Resilienz wird bei Erwachsenen gestärkt durch:
- Empathie
- Zielorientierung
- Kausalanalyse
- Realistischer Optimismus
- Emotionssteuerung
- Selbstwirksamkeitsüberzeugung
- Impulskontrolle
Der Schritt hin zur Beschreibung von Schutzfaktoren, bzw. Resilienzfaktoren ist eine Versachlichung, die gerade für eine Erweiterung des Blickes auf die Vielfalt an Schutzfaktoren hilfreich ist. Besonders die Impulskontrolle, die Emotionssteuerung und die Kausalanalyse zeichnen dieses Modell aus und helfen auch im Business Kontext den Blick auf relevante Aspekte von Resilienz in Teams und bei Führungskräften zu richten.
Die acht Resilienzfaktoren aus der Praxis
Das Institut für Management-Innovation unter der Leitung von Prof. Dr. Waldemar Pelz führte eine empirische Studie mit über 3000 Probanden (Fach- und Führungskräften) mit dem Gießener Resilienz-Test durch und leitete daraus acht Resilienzfaktoren ab. Diese lassen sich in Faktoren der Persönlichkeit (1-4) und Faktoren als Kompetenzen (5-8) unterteilen.
- Optimismus
- Intelligenz
- Vertrauen
- Innere Stärke
- Zielorientierung
- Stimmungsmanagement
- Selbstwirksamkeit
- Selbstdisziplin
Der Fokus dieses Modells liegt allerdings weniger auf der theoretischen Herausstellung der Faktoren, sondern stark auf der praktischen Übertragung dieser Faktoren in das Resilienz-Training.
Schutzfaktoren der Resilienz
Das Resilienzmodell von Jürgen Bengel und Lisa Lyssenko („Resilienz und psychologische Schutzfaktoren im Erwachsenenalter“, 2012), im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, stellt die Schutzfaktoren für psychische Gesundheit vor. Das Modell hat im Vergleich mit die meisten Faktoren. Sie sind:
- Soziale Unterstützung
- Kontrollüberzeugungen
- Hardiness
- Optimismus
- Selbstwirksamkeitserwartung
- Positive Emotionen
- Hoffnung
- Selbstwertgefühl
- Kohärenzgefühl
- Coping
- Religiosität/ Spiritualität
Die BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) hat mit dem Modell der Resilienz die wissenschaftlich fundierteste Zusammenstellung von Resilienzfaktoren geleistet. In einer Metastudie zur Resilienz wurden mehrere Tausend Studien ausgewertet und zu den oben genannten Schutzfaktoren, zusammengestellt. Ein wichtiger Schritt zu einer wissenschaftlichen Betrachtung und einer studienbasierten Sicht auf Resilienz.
Das Stufenmodell der Resilienz
Al Siebert hat mit seinem Resilienzmodell einen Weg beschrieben, wie Resilienz stufenweise entwickelt werden kann. Schritt für Schritt können Sie so Resilienz in verschiedenen Dimensionen bei sich selbst entwickeln. Mit diesem Ansatz sticht das Resilienzmodell ein Stück aus den anderen hervor, denn es geht hierbei nicht um Faktoren der Resilienz, sondern eher um Handlungsanweisungen. Hier sind die Stufen, z.T. angepasst nach Sebastian Mauritz:
- Stufe: Gesundheit und Wohlbefinden fördern
- Stufe: Problembewältigung verbessern
- Stufe: Innere Torhüter stärken
- Stufe: Synergien schaffen
- Stufe: Serendipitäts-Prinzip und Glück entdecken
Interessant ist hier der auf einander aufbauende Ansatz im Resilienzmodell. Als ersten Schritt gilt es, Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern, was dem Motto von Sebastian Mauritz „Was auch immer Du tust, tue es aus einem guten Zustand heraus“ entspricht und neben Emotionsregulation und Coping gewissermaßen die Grundlage dafür ist. Besonders Serendipität ist ein wichtiger Faktor, wenn es um Entwicklung und das Gute in Krisen finden geht.
Die acht Zauberstäbe der Resilienz
Gabriela Koslowski mystifiziert mit ihrer Metapher der acht Zauberstäbe der Resilienz die innere Stärke. Sie stellt das Modell in ihrem Buch „Resilienz in der Pflege. Sie sind stärker als Sie glauben“ aus dem Jahr 2019 vor. Auch sie fasst verschiedene
Faktoren zu einem „Zauberstab“ zusammen. Die Zauberstäbe sind:
- Netzwerke
- Zukunftsgestaltung
- Lösungsorientierung und Kreativität
- Improvisationsvermögen und Lernbereitschaft
- Akzeptanz und Achtsamkeit
- Optimismus
- Selbstfürsorge
- Selbstwert und Selbstwirksamkeit
Die Resilienz Metaphorik spielt eine große Rolle in der Akzeptanz und in den Kontexten, in denen Resilienz trainiert wird. Die Perspektive der Zauberstäbe sticht heraus, weil sie etwas Übernatürliches vermittelt. Über eine Anwendung im Business Kontext, z. B. in einem Seminar Resilienz für Führungskräfte nutzt die Resilienz Akademie eher andere Metaphoriken.
Die Bambus-Strategie
Katharina Maehrlein setzt auf die Metapher einer Bambuspflanze (in Anlehnung an das Bambus-Prinzip® nach Amann) und ordnet die einzelnen Faktoren den Teilen der Pflanze zu – Tiefe Wurzeln, biegsamer Stamm und immergrüne Blätter. In Ihrem Buch „Die Bambusstrategie. Den täglichen Druck mit Resilienz meistern“ von 2012 erläutert sie ihren Ansatz. Zusammen mit den Schutzfaktoren hat dieses Modell die meisten Einzelpunkte.
- Akzeptanz
- Verbundenheit
- Positive innere Einstellung
- Selbstbewusstsein
- Einem Leitstern folgen
- Selbstliebe
- Selbstsicherheit
- Spielräume und Lösungen
- Vitalität
- Souverän Durchsetzen
- Arbeitsumfeld gestalten
Der Bambus ist bekannt und beliebt, besonders wenn es um Vergleiche mit der Resilienz geht. Im Resilienz Modell von Frau Maehrlein ist besonders der Aspekt des „einem Leitstern folgen“ etwas, was den Schutzfaktor „Sinn“ abbildet. Der Sinn ist im Bereich der Resilienz aus Sicht der Resilienz Akademie immer noch zu wenig beachtet, zumal gerade Menschen wie Viktor Frankl klar gezeigt haben, wie wichtig Sinnerleben in schwierigen Zeiten ist.
Der Resilienzparcours
Im gleichnamigen Buch von Sylvia Kéré Wellensiek (2018) stellt die Autorin nicht nur ein Resilienz-Modell vor, sondern gibt ein praktisch umsetzbares Handbuch zur direkten Trainingsdurchführung mit Arbeitsblättern und Plakaten. Dabei stellt sie das Modell des Resilienzparcours zum einen als individueller Kernprozess und zum anderen als sozialer Kernprozess in Teams dar. Aus diesem Grund unterscheidet sich das Modell auch von den bisherigen, denn es handelt sich hierbei weniger um Resilienzfaktoren, sondern vielmehr um konkrete Übungen und Schritte zum Resilienz Training. Die folgenden zehn Punkte finden Sie deshalb auch nicht in der unten stehenden Tabelle aufgelistet.
- Das Energiefass
- Der Rollenkuchen
- Grenzen setzen, wahren, öffnen
- Innere Antreiber
- Achtsamer Tagesablauf
- Blickpunktwechsel
- Gesprächsampel
- Veränderbare / Unveränderbare Welt
- Das Wertenetz
- Raus aus dem Hamsterrad
Die genannten zehn Schritte dieses Resilienztrainingspfads gehören zum individuellen Kernprozess. Das Bild eines Trainingspfands zeigt deutlich, dass Resilienz nicht nur ein Prozess ist, sondern durch gezielte Übungen wie ein Muskel trainiert werden kann. Die Resilienz Akademie greift dieses Sinnbild im ResilienzGym® ebenfalls auf.
Das FiRE-Modell
Das Executive FiRE-Modell der individuellen Resilienz ist die Kurzform für „Factors improving Resilience Effectiveness®„. Das Modell, als einziges speziell ausgerichtet auf Führungskräfte, stammt von dem Kollektiv Leadership Choices, das Karsten Drath in seinem Buch „Die resiliente Organisation“ (2018) näher ausführt. Resilienz wird hier durch acht verschiedene Faktoren beeinflusst, die aufeinander aufbauen, wie die inneren Sphären einer Flamme. Die Faktoren sind:
- Persönlichkeit
- Biografie
- innere Haltung
- Mentale Agilität
- Energie Management
- Geist-Körper-Achse
- Authentische Beziehungen
- Sinn
Das wohl beste Resilienz Modell, gerade im Bereich Resilienz für Führungskräfte und im Bereich Business allgemein, tragen Leadership Choices im allgemeinen Diskurs bei. Es ist Teil des Executive FiRE-Index und damit auch im entwickelten Resilienz Inventar abgebildet. Die einzelnen Dimensionen bauen aufeinander auf und geben für ein Resilienz Trainings klare Rahmungen und wirkungsvolle Interventionen vor.
Das BRIAN Modell
Dieses Resilienzmodell von Uwe Rühl bezieht sich auf die organisationale Resilienz und zeigt auf, wodurch Unternehmen und Systeme sicher, stabil und gleichzeitig flexibel in Krisenzeiten werden. Aus diesem Grund ist fügt es sich mit einer Sonderrolle in diesen Vergleich ein. Das Akronym erinnert dabei an das Monthy Python Motto: Always look on the bright side of life aus „Das Leben des Brian“. Durch diese Analogie lässt sich das Modell ebenso gut einprägen wie durch bildliche Metaphern. Die BRIAN-Punkte sind:
- Brutale Fakten
- Ressourcen
- Improvisation
- Adaption
- Normalisierung
Organisationale Resilienz ist eine andere Ebene der Resilienz. Gerade Organisationen brauchen andere Resilienzfaktoren, die zum Teil aber auch im Bereich der individuellen Resilienz wirksam sind. Der Transfer in die Organisation ist aber durchaus komplexer, weil die Wechselwirkungen in Organisationen deutlich herausfordernder sind.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Resilienzmodelle
Obwohl sich die Resilienzmodelle im Vergleich besonders durch die Anzahl der Faktoren und das Sinnbild dafür voneinander unterscheiden, gibt es auch grundlegend übereinstimmende Faktoren.
Jedes Modell führt als interaktionale Fähigkeiten menschliche Nähe und Zusammenhalt auf, auch wenn die Bezeichnungen dafür variieren. Als kognitive Fähigkeiten gehört für jeden resilienten Menschen eine Form der Zukunftsorientierung dazu, in vielen Modellen mit dem Fokus auf Lösungen. Und als Aspekte emotionaler Stabilität gehören für alle Modelle, außer bei Resilienz bei Kindern, ein gesunder Optimismus dazu. Darüber hinaus ist in jedem Modell Selbstwirksamkeit oder Selbstbewusstsein als maßgeblicher Aspekt integriert. Diese vier Stützpfeiler haben im Grunde genommen alle Resilienzmodelle miteinander gemein.
Die Metaphern für die Resilienzmodelle unterscheiden sich, da jedes Modell eine andere Qualität der Punkte hervorhebt. Das Sinnbild der „Säulen“ verdeutlicht so zum Beispiel, dass Resilienz die genannten Faktoren als grundlegendes Fundament braucht, die sie dauerhaft stützen. Das Bild der „Schlüssel“ verdeutlicht dagegen eher, dass die Faktoren den Zugang zur Resilienz ermöglichen und je mehr Schlüssel man besitzt, desto näher kommt man der Resilienz. Ein „Bambus“ soll die Flexibilität als Resilienz-Fähigkeit verdeutlichen. Und der „Zauberstab“ als Faktor gibt der inneren Stärke eine magische Note. So heben die Namen der Modelle auf unterschiedliche Weise die Eigenschaft der Faktoren hervor.
Übersicht über die Resilienzmodelle
In der folgenden Tabelle sehen Sie eine Übersicht über die verschiedenen Resilienzmodelle.
Modelle | Bindung und Beziehungsgestaltung | Zukunftsgestaltung | Lösungsorientierung | Akzeptanz | Positive Grundeinstellung | Selbstwirksamkeitserleben | Eigenverantwortung und Selbstregulation | Bewältigungsmechanismen | Selbstwahrnehmung | Kreatives Handeln/ Sonstiges | Sinnerleben/ Sonstiges | Sonstiges |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Säulen der Resilienz (Nuber) | Netzwerkorientierung | Zukunftsplanung | Lösungsorientierung | Akzeptanz | Optimismus | Opferrolle verlassen | Verantwortung übernehmen | |||||
Säulen der Resilienz(Wiebel) | Bindung | Ziel-/ Lösungsorientierung | Akzeptanz | Gesunder Optimismus | Selbstwirksamkeit | Selbstreflektion | Selbstwahrnehmung | |||||
Schlüssel der Resilienz (Heller) | Netztwerkorientierung | Zukunftsorientierung | Lösungsorientierung | Akzeptanz | Optimismus | Selbstwirksamkeit | Eigenverantwortung | |||||
Resilienz Zirkel (Amann) | Beziehungen/ Netzwerke | Zukunftsgestaltung/ Visionsentwicklung | Lösungsorientierung/ Kreativität | Akzeptanz/ Realitätsbezug | Optimismus/ Selbsteinschätzung | Selbstverantwortung/ Selbstwirksamkeit | Selbstregulation/ Selbstfürsorge | Improvisationsvermögen/ Lernbereitschaft | ||||
Faktoren bei Kindern (Werner) | Verlässliches Umfeld | Problemlösefähigkeit | Selbstvertrauen | Kommunikationsstärke | ||||||||
Resilienzkompetenzen (Fröhlich-Gildhoff,Rönnau-Böse) | Soziale Kompetenzen | Problemlösefähigkeit | Selbstwirksamkeit | Selbstregulation | Aktive Bewältigungskompetenz | Selbst- und Fremdwahrnehmung | ||||||
Life Skills (WHO) | Interpersonale Beziehungsfertigkeit | Effektive Kommunikationsfähigkeit | Problemlösefähigkeit | Gefühlsbewältigung | Stressbewältigung | Selbstwahrnehmung | Kreatives Denken | Kritisches Denken | Empathie | |||
Resilienzfaktoren bei Erwachsenen (Reivich, Shatté/ Mourlane) | Empathie | Zielorientierung | Kausalanalyse | Realistischer Optimismus | Selbstwirksamkeitsüberzeugung | Emotionssteuerung | Impulskontrolle | |||||
Schutzfaktoren der Resilienz (Bengel, Lyssenko) | Soziale Unterstützung | Kontrollüberzeugungen | Hardiness | Optimismus | Selbstwirksamkeitserwartung | Positive Emotionen | Coping | Selbstwertgefühl | Religiöstät/ Spiritualität | Hoffnung | Kohärenzgefühl | |
Stufenmodell der Resilienz (Siebert) | Serendipidätsprinzip und Glück finden | Problembewältigung verbessern | Synergien schaffen | Innere Torhüter stärken | Gesundheit und Wohlbefinden fördern | |||||||
Zauberstäbe der Resilienz (Koslowski) | Netzwerke | Zukunftsgestaltung | Lösungsorientierung/ Kreativität | Akzeptanz/ Achtsamkeit | Optimismus | Selbstwert/ Selbstwirksamkeit | Selbstfürsorge | Improvisationsvermögen/ Lernbereitschaft | ||||
Bambusstrategie (Maehrlein) | Verbundenheit | Arbeitsumfeld gestalten | Spielräume und Lösungen | Akzeptanz | Positive innere Einstellung | Souverän durchsetzen | Selbstliebe | Selbstbewusstsein | Selbstsicherheit | Einem Leitstern folgen | Vitalität | |
FIRE Modell (Drath) | Authentische Beziehungen | Mentale Agilität | Innere Haltung | Biografie | Energie-Management | Geist-Körper-Achse | Persönlichkeit | Sinn |
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich mit über 50 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen austauscht (www.Resilienz-Kongress.de).
Guten Abend Resilienz- Akademie- Team,
vielen Dank für die übersichtliche Zusammenstellung der Materie.
Der Konzeptvergleich ist sehr nützlich.
Weiter so ! :-)