Resilienz und New Work

New Work ist eines dieser Schlagworte, mit denen zukunftsträchtige Unternehmen sich gerne brüsten. Dabei ist der Begriff gar nicht so neu und wir leben alle zum größten Teil in der Welt der New Work. Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt und viele Vorteile mit sich gebracht – allerdings steigt auch immer weiter das Risiko für Burn-out. Arbeitende in der New Work brauchen Resilienz, um leistungsstark und gleichzeitig gesund zu bleiben.

Was ist New Work?

Es ist ein Konzept der zukunftsweisenden Arbeitsform. Besonders der technologische Fortschritt, die Globalisierung und der demografische Wandel tragen dazu bei, dass die Arbeit heute nicht mit der Arbeit von vor 50 Jahren zu vergleichen ist. Obwohl in vielen Organisationen schon diese „neue Arbeit“ gelebt wird, sollte es Ziel ambitionierter Unternehmen sein, New Work weiterzudenken und umzusetzen.

Resilienz Akademie | Resilienz und New WorkDer Ursprung des Konzepts „New Work“

Der Begründer und Präger des Begriffs „New Work“ ist Frithjof Bergmann. Der Soziophilosoph entwickelte das Konzept als Gegenentwurf zum Sozialismus. Das heißt ursprünglich war das Konzept eher politisch als wirtschaftlich gedacht. Bergmann sieht es als die Umkehrung des Lohnarbeits-Prinzips.

Mit der industriellen Revolution bestand die Arbeit des Menschen darin, einen bestimmten Arbeitsschritt zu erfüllen. Anders formuliert, der Mensch war nur Mittel zum Zweck – nämlich der Erfüllung einer Aufgabe. Bergmann kehrt das Prinzip um. Er postuliert, dass die ideale Arbeitsform so aussehe, dass die Arbeit das Mittel zum Zweck sei sich als Individuum frei zu entfalten. Nicht leben, um zu arbeiten – sondern arbeiten, um zu leben.

Der Kern von New Work ist, dass der Mensch nur arbeitet, was und wie er wirklich will.

Die Merkmale von New Work

Bergmanns Vision einer idealen Arbeitsform war zur Gründungszeit der New Work Bewegung 1984 noch utopisch. Heute werden die Werte der New Work zum Großteil schon gelebt und umgesetzt. Es gibt drei Merkmale, die die selbstbestimmte und erfüllte Arbeitsform prägen, welche Bergmann sich für die Zukunft der Arbeit ersinnt hat.

1. Selbstbestimmung und -verwirklichung

In der New Work liegt der Sinn des Arbeitens nicht allein darin Geld zu verdienen. Es geht darum der Tätigkeit nachzugehen, die erfüllt und von der man persönlich überzeugt ist. Selbstbestimmt einer erfüllenden Arbeit nachzugehen hängt hierbei sehr stark mit der Selbstverwirklichung zusammen. Berufliche und auch private Weiterentwicklung stehen im Fokus, was räumliche und zeitliche Freiräume, Handlungsspielräume und Eigenverantwortung fordert.

Um diese Form des selbstbestimmten Arbeitens zu ermöglichen, sind drei Bereiche betroffen:

  • Strukturierte Arbeitsumgebung: Home-Office, Open-Space Büros, Vier-Tage-Wochen oder 6-Stunden-Tage können Bestandteile der New Work sein und brauchen eine dafür strukturierte Arbeitsumgebung.
  • Technische Strukturen: Ortsunabhängiges Arbeiten setzt dafür vorgesehene technische Strukturen voraus. Das Internet ist elementar für das heutige Arbeiten, sodass Unternehmen die Nutzung, wie auch weitere Möglichkeiten (interne Netzwerke, Organisations-Apps) zur Verfügung stellen sollten.
  • Unternehmensstrukturen: New Work fordert neue Arbeits- und Prozessstrukturen. Holakratie, Scrum und agile Teams sind Arbeitsformen, die Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung fördern.

2. Diversität in Teams

In der New Work geht der Weg, weg von klassischen Abteilungen, die sich um ihren beschränkten Arbeitsteil kümmern, hin zu Projektarbeit. Um möglichst effizient und kompetent an einem Projekt zu arbeiten, setzt sich das Team aus verschiedenen Abteilungen zusammen. Jedes Projekt-Team sollte so aus Personen verschiedener Abteilungen mit verschiedenen Hintergründen und Kompetenzen bestehen.

Hierfür ist Teamresilienz ein wichtiger Faktor. Je diverser Teams sind, desto größer ist auch das Konflikt-Potential. Teamresilienz ist die Fähigkeit nicht nur effektiv zusammen zu arbeiten, sondern gleichzeitig die psychische Gesundheit und auch die Motivation im Team zu fördern.

3. Setzen auf Innovation

Viele Unternehmen agieren aus der Tradition heraus. „Never change a running System“ führt in der New Work allerdings dazu, dass die Systeme von anderen, sprich anderen Unternehmen, überholt werden und so dann am Ende gar nicht mehr so gut funktionieren. Das heißt Unternehmen sollten auf Innovation statt auf Tradition setzen.

Das Fördern von Kreativität und Spaß an der Arbeit, beispielsweise durch Maßnahmen wie das Planspiel Resilienz, steigert nicht nur die Arbeitszufriedenheit, sondern hat auch einen ganz pragmatischen Aspekt. Kreative Teams entwickeln neue Projekte, innovative Dienstleistungen und Produkte und steigern damit den Umsatz des Unternehmens. New Work ist kein reiner Service für Arbeitnehmende – es ist die Win-Win-Situation für Mitarbeitende und Unternehmen.

Resilienz und die Arbeitswelt 4.0New Work und die Arbeitswelt 4.0

Die Arbeitswelt 4.0 ist ein weiteres Schlagwort, das sich auf den strukturellen Wandel der Arbeitswelt in den letzten Jahren bezieht. Im Anschluss an die vierte industrielle Revolution (Industrie 4.0) bezieht sich die Arbeitswelt 4.0 jedoch nicht nur auf die Industrie, sondern die gesamte Arbeitswelt.

Grundsätzlich geht es dabei um den Wandel vorangetrieben durch die Digitalisierung und den technischen Fortschritt. Arbeitsprozesse wie Arbeitswerte haben sich und werden sich auch weiterhin an die Fortschritte und Herausforderungen des digitalen Zeitalters anpassen.

Das heißt, Arbeit 4.0 ist ein Teil der New Work. Digitalisierung und die Nutzung neuer Technologien nimmt einen immer größeren Stellenwert in der Arbeit ein. Menschen müssen sich an diesen Wandel kontinuierlich anpassen, um die Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten. Allerdings bietet gerade dieser Wandel auch die Möglichkeit zu mehr Selbstbestimmung, beispielsweise im Rahmen von „Crowdworking“ oder „Bring your own device“.

Warum brauchen wir Resilienz in der New Work?

Im Grunde hört sich New Work nach einem soliden Konzept an, das Mitarbeitende fördert. Warum also brauchen Menschen die innere Widerstandskraft gegen Stress, also Resilienz, wenn doch alles darauf ausgerichtet ist Stress zu vermeiden?

Vorteile der New Work

Die bereits vorhandene und auch zukünftige Arbeitswelt bringt viele Vorteile für Arbeitnehmende mit sich:

  • Größere Freiräume und Handlungsmöglichkeiten
  • Bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Familie
  • Flexible Anpassung der Arbeitsbedingungen
  • Transparente Kommunikation
  • Stärkerer Teamgedanke

Das New Work Konzept umfasst viele Möglichkeiten die Tätigkeit so zu gestalten, wie Arbeitnehmende sie gerne möchten. Sei es durch Coworking Spaces, Remote Arbeit, Home-Office, 4-Tage-Wochen und flache Hierarchien – Arbeiten soll in der New Work keine Belastung sondern ausschließlich Bereicherung sein.

Dabei sind die Faktoren Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung zentral für ein gesundes Arbeiten. Bergmanns utopische Vorstellung der New Work stärkt von sich aus schon wichtige Resilienzfaktoren der Mitarbeitenden. Allerdings sieht die gelebte Realität noch nicht ganz so rosig aus. Und aus diesem Grund brauchen Menschen auch in der New Work Resilienz.

Nachteile der New Work

Da digitale Technologien einen so großen Teil der neuen Arbeitsformen einnehmen, besteht für Arbeitnehmende auch der Zwang, sich stetig mit den neuen Entwicklungen auseinander zu setzen. Für die Generation Y und Z, die langsam den Arbeitsmarkt für sich einnimmt, mag das kein allzu großes Problem sein. Für wenig Technik affine Menschen baut dieser Zwang zur Nutzung jedoch großen Druck auf.

Einen resilienten Umgang mit digitalem Stress brauchen alle Arbeitenden der New Work. Denn auch bei den sogenannten „Digital Natives“ kann die Nutzung digitaler Möglichkeiten ebenfalls zu Stress führen. Es braucht seitens des Unternehmens Planung und Führung, um New Work Maßnahmen zu durchdenken und umzusetzen. Zum Beispiel liegt es in der Verantwortung des Unternehmens den Anforderungen des Datenschutzes gerecht zu werden, wenn Arbeitende im Home-Office oder an ihren eignen Geräten arbeiten und die Funktionsfähigkeit der Geräte zu gewährleisten.

Ein weiterer Nachteil der New Work ist das Verschwimmen von Berufs- und Privatleben. Work-Life-Blending statt Work-Life-Balance kann mehr Fluch als Segen werden, wenn angemessene Regeneration fehlt und die ständige Erreichbarkeit belastet. Auch die Rollenklarheit leidet, wenn Job und Freizeit kollidieren. Hierfür ist ein gutes Zeit- und Selbstmanagement wichtig. Das heißt, Mitarbeitende müssen sich auf der einen Seite selbst motivieren und auf der anderen Seite auch selbst bremsen können, um Gesundheit zu fördern.

Resilienz stärken in der neuen Arbeitswelt

Resilienz dient zum einen der individuellen Stressresistenz und Aufrechterhaltung der psychischen Gesundheit. Burn-out ist eine Folge von zu viel Stress über einen zu langen Zeitraum hinweg. Es ist egal ob der Stress in der Firma am Fließband oder Zuhause am Laptop entsteht. New Work ist keine Garantie für wohltuenderes Arbeiten, geht jedoch in die richtige Richtung. Zum anderen stärkt eine organisationale Resilienz die Widerstandskraft gegen äußere Einflüsse und macht Unternehmen krisensicherer.

Resilienz Akademie | Resilienz und New Work
Die Welt dreht sich nach der Krise weiter und mit einer starken Resilienz sogar noch ein kleines Stück besser.

New Work nach der Krise?

Resilienz ist die Fähigkeit während und nach Krisen psychisch gesund zu bleiben. Die sogenannte Corona-Krise hat die sich schon zuvor sehr schnell wandelnde Arbeitswelt komplett auf den Kopf gestellt. Sie gab der New Work im Grunde einen weiteren Digitalisierungs-Boost. Selbst Betriebe, die sich lange Zeit gegen den digitalen Wandel stellten, mussten nun auf digitale Lösungen zurückgreifen, um überhaupt handlungsfähig zu sein. In dem Sinne hat die Pandemie den Wandel vorangetrieben und Unternehmen gezeigt: Es geht eben doch.

Ein notdürftig eingerichtetes Home Office macht jedoch keine New Work aus. Besonders dann nicht, wenn mehr Chaos als Klarheit herrscht. Der Übergang zur New Work im Sinne Bergmanns braucht ein gutes Change Management, um Stress in der Zeit der Veränderung zu vermeiden.

Mit einer hohen Resilienz kann die Krise als Chance genutzt werden. Die kreativen Lösungen und innovativen Ideen, die aus der Corona-Krise erwachsen sind, können Grundstein für ein innovatives und zukunftsorientiertes Arbeitsumfeld sein. Wenn Führungskräfte die Verantwortung zur Veränderung übernehmen. Das New Normal nach der Krise kann dann näher an die New Work heranrücken.

Resilienz während, nach und vor der nächsten Krise

Zu keinem Zeitpunkt brauchen Arbeitende eine stärkeres inneres Immunsystem als zu einer Zeit der Veränderung. Resilienz ist allerdings nicht nur aktuell gefragt, sondern auch eine elementare Kompetenz in Unternehmen nach der Krise und als Schutz vor künftigen Stressoren.

Um individuelle Resilienz und Teamresilienz zu stärken bietet sich ein Resilienztraining an. Hier lernen Mitarbeitende und Führungskräfte, die Selbstbestimmung der New Work aufrecht zu erhalten, ohne sich von dem Druck der digitalen Welt beeinflussen zu lassen. Eine weitere Möglichkeit ist die Ausbildung von Resilienz-Lotsen SMA® im eigenen Unternehmen. So stärken Sie nachhaltig die organisationale Resilienz. Denn der Lotse dient als konkreter Ansprechpartner bei Stress und ist die Erinnerungsstütze für gesundes Arbeiten, auch in einer veränderten Arbeitswelt.

Das Fazit ist also, dass New Work immer mehr Freiheit für Arbeitnehmende bedeutet. Jedoch nur, wenn diese auch vom Unternehmen unterstützt und durchdacht möglich gemacht wird. Menschen brauchen Resilienz, um gesund und leistungsstark arbeiten zu können – ganz gleich in welcher Arbeitsform. Resilienz eröffnet die Wahrnehmung zum gesunden Optimismus, zur Kreativität und zur Lösungsorientierung. So werden Mitarbeitende und Unternehmen stark in anspruchsvollen Zeiten und auch darüber hinaus.


Resilienz Akademie | Resilienz und New WorkSebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich mit über 50 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen austauscht (www.Resilienz-Kongress.de).

 

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