Die Kompetenz auch nach schweren Krisen aufzustehen, sich um das eigene Wohlbefinden zu kümmern und den eigenen Stress zu regulieren: Das ist Resilienz. Manche Menschen sind von Geburt an resilient. Wohingegen andere diese Fähigkeit erst im Laufe ihres Lebens erlernen. Je früher diese Kompetenz erworben und ausgebaut wird, desto besser, glücklicher und erfolgreicher gestalten die Menschen ihr Leben. Lesen Sie hier, warum Resilienz in der Pädagogik eine wichtige Rolle spielt und wie Sie die Resilienz von Kindern stärken können.
Wieso sollte Resilienz ein Teil der Pädagogik sein?
Mitnichten ist Stress ein Produkt der Arbeitswelt. Stressbewältigung, Burn-out und Co. sind Begriffe, die wir vor allem mit dem Leben als Berufstätige assoziieren. Allerdings findet Stress genauso bei Kindern und Jugendlichen statt. Besonders junge Menschen sind mit Situationen konfrontiert, für die sie noch keine Bewältigungsstrategie haben. Gerade dabei hilft Resilienz, um gut mit Stresssituationen umzugehen und um auch bei gescheiterten Strategien gesund zu bleiben.
Stress bei Kindern und Jugendlichen
In einer repräsentativen Studie aus dem Jahr 2006 von Beyer und Lohaus stellte sich heraus, dass 49,1% der Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen mehrmals die Woche Erschöpfung beklagten und 24,6% unter Anspannung litten. 27.7% gaben als physische Symptome Schlaflosigkeit an.
Erschöpfung, Überforderung, Regenerationsprobleme – Genauso wie Erwachsene leiden auch Kinder und Jugendliche unter den Symptomen von dauerhafter Belastung und Stress. Zudem kommt, dass die Auslöser dafür nicht nur arbeitsbedingt sind. Die entwicklungsbedingten Probleme wie Pubertät oder auch kritische Lebensereignisse wie die Scheidung der Eltern beeinflussen zusätzlich junge Menschen.
Früh den Grundstein für Resilienz legen
Obwohl es Kinder gibt, die von Natur aus widerstandsfähig gegen die widrigen Umstände des Lebens sind, gibt es auch Kinder, die diese Kompetenz noch nicht besitzen. Daher legt Resilienz in der Pädagogik den Grundstein für ein starkes und gesundes Leben.
Gerade Kindern fehlt es aufgrund mangelnder Erfahrung an Verhaltensmustern, die das Aufstehen nach Krisensituationen erleichtern. Weil Kinder erst noch lernen müssen Stress zu begegnen, ist es wichtig sie in ihrer inneren Widerstandskraft zu unterstützen.
Was zeichnet Resilienz in der Pädagogik aus?
Menschen können ein Leben lang ihre Resilienz trainieren und weiter stärken. Doch auch in jungen Jahren ist Resilienz eine wichtige Fähigkeit. Im Folgenden lesen Sie, was resiliente Kinder ausmacht und welche Schutzfaktoren der Resilienz in der Pädagogik wertvoll sind.
Resiliente Kinder
Die Resilienzforschung begann mit einer Langzeitstudie auf der hawaiianischen Insel Kauai. Über 40 Jahre wurden Kinder aus schwierigen Verhältnissen begleitet. Ein Drittel der Kinder entwickelte sich zu erfolgreichen und gesunden Erwachsenen. Die Studie der Resilienz Forscherin Emmy Werner zeigt auf, was die resilienten Kinder auszeichnet.
- Sie vertrauen auf ihre eigenen Gefühle und Empfindungen.
- Sie bewältigen Hindernisse aus eigener Kraft oder suchen sich passende Hilfe.
- Sie regulieren Emotionen wie Kummer und Ärger, indem sie auch in negativen Dingen das Positive erkennen.
- Sie akzeptieren Rückschläge und geben nicht sofort auf.
Resilienz beim Kind zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich selbst achten und ihre Person schützen können. Zudem zeigen sie eine positive Haltung gegenüber dem Leben und Grundvertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Wenn diese nicht reichen können sie auch um Hilfe bitten. Letztendlich verfügen resiliente Kinder über hilfreiche Ressourcen und wissen diese zu nutzen.
Schutzfaktoren der Resilienz bei Kindern
In der Resilienz gibt es bestimmte Faktoren, die besonders zu einem gesunden Leben und einer starken Widerstandskraft beitragen.
Sichere Bindung
Kinder brauchen für eine gute und gesunde Entwicklung eine sichere Bindung zu einer Bezugsperson. Obwohl das in vielen Fällen der Vater oder die Mutter ist, muss es nicht zwangsläufig ein Familienmitglied sein. Bindung ist auch für Erwachsene eine Säule der Resilienz und eine starke Ressource in Krisensituationen.
Zudem ist Bindung die Basis für die weiteren Schutzfaktoren. Denn durch sichere Bindungen erfahren Kinder Rückhalt, positive Bekräftigung und lernen auf sich selbst und auf andere zu vertrauen.
Soziale Unterstützung
Zusätzlich zu einer besonders gefestigten Bindung stärkt das Gefühl von sozialer Unterstützung die Resilienz. Wenn Kinder in einem Umfeld aufwachsen, in denen Rückhalt und Werte vermittelt werden, wirkt sich das positiv auf die innere Haltung aus. Kinder gelangen so zu einer besseren Weltanschauung, was die Resilienzsäule Optimismus stärkt.
Selbstwirksamkeitserwartung
Kinder sind robust gegen Stress und Krisen, wenn sie eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung haben. Besser formuliert, wenn sie an sich selbst und ihre Kompetenzen glauben. Selbstwirksamkeit bedeutet, dass man eigenverantwortlich handelt und darauf vertraut, mit dem Handeln etwas selbstständig zu bewirken.
Selbstwirksamkeit führt dazu, dass Kinder Herausforderungen eher angehen und weniger schnell aufgeben. Außerdem stärkt der Schutzfaktor positive Bewältigungsstrategien. Kinder lernen wirksam gegen Stress zu denken, zu fühlen und zu handeln.
Wie fördert man Resilienz in der Pädagogik?
Ein wichtiger Faktor der Resilienzförderung sind die Erziehungsberechtigten und Bezugspersonen des Kindes. Resilienz ist eine gute Beziehung zu sich selbst und die Kraft das eigene Wohlbefinden zu stärken. Wenngleich nicht alle, aber manche Kinder benötigen Hilfe dabei, diese Kompetenz zu entfalten.
Wertschätzung gegenüber dem Kind ist eine sehr gewichtige Eigenschaft, die Eltern zur Förderung von Resilienz betragen können. Genau so wie Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes zu setzten. Denn diese beiden Voraussetzungen sorgen dafür, dass der Selbstwert und die Selbstwirksamkeit steigen.
Darüber hinaus sollten die Bezugspersonen soziale Unterstützung vermitteln. Das wichtige dabei ist nicht, wie hilfreich die konkrete Unterstützung tatsächlich ist, sondern dem Kind ein Gefühl zu vermitteln, dass es Hilfe bekommt, wenn es sie braucht.
Ein weiteres wichtiges Feld zur Förderung von Resilienz in der Pädagogik ist die Schule. Hier hat das Kind den meisten Kontakt zu Gleichaltrigen und bekommt nicht nur akademisches Wissen, sondern auch soziale Ressourcen mit auf den Weg. Resilienz in der Schule stärkt für alle darauffolgenden Lebensphasen.
Buchtipp: Resilienz in der Schule. Wie Kinder stark werden – Simone Kriebs
Resilienz ist im Schulalltag eine wahre Allround-Fähigkeit. Die innere Widerstandskraft hilft Lehrenden gelassen in schwierigen Situationen zu bleiben. Resiliente Lehrerinnen und Lehrer sind optimistisch, fehlertolerant und lösungsorientiert. Sie sind verantwortungsvoll, wertschätzend gegenüber anderen und vertrauen auf ihre Kompetenzen. All das sind Fähigkeiten, die auch eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern steigert. Wenn Lehrende diese Werte vorleben, stärken sie die Resilienz der Schülerinnen und Schüler.
Resilienz hilft nicht nur Pädagogen die Schule stressfreier zu erleben, sondern stärkt auch die innere Widerstandskraft der Kinder. Schülerinnen und Schüler lernen dann neben Mathe und Deutsch auch noch wichtige Ressourcen für ein erfolgreiches und selbstbestimmtes Leben.
Die Autorin, Simone Kriebs, beschreibt anschaulich, wie Sie Ihre eigene Resilienz stärken können und gleichzeitig zur Resilienzförderung der Kinder beitragen. Dazu steht Ihnen neurobiologisches Hintergrundwissen zu Verfügung, zusammen mit praktischen Übungen für den Schulalltag.
Wozu braucht es Resilienz in der Pädagogik?
Wenn wir von Stress reden, meinen wir oft nur den berufsbedingten Stress. Doch ebenso erleben Kinder Situationen, die sie belasten und auch zu Fall bringen können. Damit Sie schnell wieder aufstehen und gesund weitermachen, brauchen sie Resilienz. Kinder haben noch keine jahrzehntelange Lebenserfahrung, die ihnen beim Bewältigen von Hindernissen hilft. Genau deswegen ist es zentral, dass sie lernen Hindernisse anzugehen und mit ihnen umzugehen.
Die innere Widerstandskraft ist zum Teil vom Kind selbst abhängig. So sind eine gewisse Intelligenz und ein starkes Temperament veranlagte Voraussetzungen für Resilienz. Andere Schutzfaktoren dagegen können Sie selbst beeinflussen. Kinder brauchen Bindung und soziale Unterstützung, um ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen und Vertrauen zu lernen. Gerade in der Schule ist Resilienz wichtig, denn hier entsteht ein Großteil des Stresses für junge Menschen. Druck durch Prüfungen oder Faktoren wie Mobbing belasten Kinder und Jugendliche.
Schließlich ist Resilienz in der Pädagogik dafür da, jungen Menschen den Grundstein für ein glückliches, selbstbestimmtest und gesundes Leben zu ermöglichen.
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich mit über 50 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen austauscht (www.Resilienz-Kongress.de).