Polykrisen – Resilienter leben in einer Krisenwelt

Wir leben in einer Zeit, die von vielen als Zeitalter der Polykrisen bezeichnet wird. Neben der allgegenwärtigen und globalen Klimakrise kommen noch Finanzkrisen, soziale und politische Unruhen, Pandemien, Technologie- und Informationsüberflutung sowie geopolitische Spannungen hinzu. Allein dieser Satz kann schon ein Gefühl von Unbehagen auslösen, denn es scheint, als sei zurzeit Unsicherheit, wohin man seinen Blick auch richtet. Umso wichtiger ist es, dass wir unseren Blick auf die Resilienz richten – die Zukunftskompetenz im Umgang mit Krisen.

Warum wir im Zeitalter der Polykrisen Resilienz brauchen

Resilienz Akademie | Polykrisen – Resilienter leben in einer KrisenweltResilienz ist die Zukunftskompetenz, gerade in einer Ära der Polykrisen. Denn Menschen mit einer hohen Resilienz schaffen es, Stress zu regulieren und so länger handlungsfähig zu bleiben und auch schneller wieder in die Selbstwirksamkeit zu kommen, um Lösungen für die krisenhaften Herausforderungen zu finden. Dabei ist es nicht nur die individuelle Resilienz, die eine essenzielle Zukunftskompetenz darstellt, diese Fähigkeit zu einem gelingenden Umgang mit Problemen und Krisen können auch ganze Unternehmen – gar ganze Gesellschaften – stärken.

Und das ist auch notwendig. Aufgrund der Globalisierung und Digitalisierung sind Gesellschaften, Wirtschaftssysteme und Ökosysteme stärker miteinander verknüpft. Ein Schock in einem System kann rasch auf andere übergreifen und Kettenreaktionen auslösen. Resilienz ermöglicht es dann Individuen und Gemeinschaften, sich anzupassen und in solch komplexen Umgebungen zu überleben.

Hinzukommt die Geschwindigkeit, mit der sich die Welt verändert. Technologische Fortschritte, soziale Bewegungen und Umweltveränderungen erfolgen in einem Tempo, das beispiellos ist. Resilienz bereitet Menschen darauf vor, mit dieser rasanten, und vor allem unvorhersehbarenVeränderung Schritt zu halten und trotz Herausforderungen zu gedeihen.

Was sind Polykrisen?

Als Polykrisen bezeichnen wir Situationen, in denen mehrere Krisen gleichzeitig oder in engem zeitlichen Abstand auftreten und in vielen Fällen miteinander verknüpft sind. Diese Art von Krisenkonstellation zeichnet sich durch ihre Komplexität und die oft schwer vorhersehbaren Wechselwirkungen aus. Wir können grobe Beziehungen herstellen, beispielsweise dass der Krieg in der Ukraine einherging mit einer Energiekrise in Europa, die wiederum große Auswirkungen auf den staatlichen Umgang mit der Klimakrise hat. Aber die genauen Wechselwirkungen bleiben undurchsichtig.

Die genaue Herkunft des Begriffs ist schwer zu bestimmen, da er in verschiedenen Kontexten und Disziplinen verwendet wird. Allerdings gewann der Begriff insbesondere im Kontext der Europäischen Union an Bedeutung, um die multiplen Herausforderungen zu beschreiben, mit denen die EU in den letzten Jahren konfrontiert wurde: von der Finanzkrise über die Flüchtlingskrise bis hin zu den Brexit-Folgen.

Hier kurz die Aspekte einer Polykrise zusammengefasst:

1. Mehrere Krisenherde: Es handelt sich nicht nur um eine einzelne Krise, sondern um mehrere, die gleichzeitig oder in kurzem Abstand auftreten.
2. Wechselwirkungen: Die verschiedenen Krisen können miteinander in Beziehung stehen und sich gegenseitig beeinflussen, wodurch sie sich möglicherweise verschlimmern oder neue Probleme schaffen.
3. Komplexität: Aufgrund der Interaktionen und Überlappungen zwischen den Krisen ist es oft schwierig, klare Lösungen oder Maßnahmen zu identifizieren, besonders im globalen Kontext.
4. Unvorhersehbarkeit: Die dynamische Natur von Polykrisen bedeutet oft, dass ihre Entwicklung und ihr Verlauf schwer vorherzusagen sind.

Wie können wir resilienter mit Polykrisen umgehen?

Polykrisen spiegeln die heutige komplexe und vernetzte Welt wider. Sie erfordern ein hohes Maß an Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und vernetztem Denken von Einzelpersonen, Organisationen und Staaten, um effektiv auf sie reagieren zu können. Aber wie genau schaffen wir das?

Umgang mit Polykrisen auf individueller Ebene

Das ständige Leben im Schatten von Krisen kann zu erheblichem Stress, Angstzuständen und anderen psychischen Gesundheitsproblemen führen. Da hinein spielt auch das Gefühl der Machtlosigkeit, da wir als Einzelpersonen bei Politik und Gesellschaft natürlich nur bis zu einem bestimmten Grad mitwirken können. Auf individueller Ebene ist es daher für einen resilienteren Umgang mit Polykrisen zentral, Strategien zu entwickeln, die im Angesicht solcher Unsicherheit psychische Belastung reduzieren und Wohlbefinden stärken.

Vor allem die Emotionsregulation ist hier ein wichtiger Resilienzfaktor, der uns dabei hilft, Ängste zu reduzieren, Frustration abzubauen und Zuversicht zu stärken. Ein effektiver Weg, um mit akutem Stressgefühl umzugehen, beispielweise nach einer ausgiebigen „Doomscrolling“-Einheit, ist folgendes Mantra.

ICH – HIER – JETZT

Diese drei kleinen Worte, können Sie sich im Kopf sagen, oder auch laut hörbar aussprechen. Spielen Sie gerne auch mit der Betonung der einzelnen Worte und variieren Sie, welche Akzentuierung Ihnen gerade hilft, sich mehr auf die Gegenwart zu fokussieren und Ihre Achtsamkeit zu stärken. Der Vorteil ist, dass Sie diese Technik egal wo und wann anwenden können, ohne dass man es Ihnen von Außen ansieht. Zudem lässt sich die Technik gut mit weiteren Regulationsstrategien verbinden, wie einer tiefen Bauchatmung beispielsweise.

Organisationale Resilienz bei Polykrisen

Resilienz Akademie | Polykrisen – Resilienter leben in einer KrisenweltUnternehmen stehen angesichts von Polykrisen vor besonderen Herausforderungen, da diese oft unvorhergesehen kommen und sich in ihren Auswirkungen gegenseitig verstärken können. In einem solchen Umfeld Resilienz zu stärken bedeutet, das Wohlbefinden und die Sicherheit der Mitarbeitenden im Blick zu haben und gleichzeitig anpassungsfähig und leistungsstark zu bleiben. Hier eine Auswahl an Resilienz fördernden Faktoren für Organisationen im Umgang mit Polykrisen.

Risikomanagement: Ein systematisches Risikomanagement hilft Unternehmen, potenzielle Krisen zu identifizieren, zu bewerten und Vorsorgepläne zu entwickeln. Es ist wichtig, regelmäßige Risikobewertungen durchzuführen und die Ergebnisse in die Unternehmensstrategie zu integrieren. Zu so einem Risikomanagement gehört auch beispielsweise die Verstärkung von Diversifikation, um Abhängigkeiten und damit gegebenenfalls Ausfälle zu minimieren.

Agilität und klare Kommunikation: Um Geschäftsmodelle, Prozesse und Strategien schnell und einfach anpassen zu können, sollten Unternehmen agile Methoden in ihre Abläufe integrieren. Hierbei helfen flache Hierarchien, die allerdings eine klare Kommunikation innerhalb der Organisation erfordern.

Unternehmenskultur des Lernens: Eine Kultur, die Initiative, Anpassungsfähigkeit und kontinuierliches Lernen fördert, kann Unternehmen helfen, sich schnell an neue Herausforderungen anzupassen. Die Mitarbeitende, die in den Bereichen Resilienz, Anpassungsfähigkeit und vernetztem Denken geschult werden, tragen zur Flexibilität des gesamten Unternehmens bei. Ebenfalls ist es wichtig, die digitale Kompetenz der Mitarbeitenden zu fördern, um innovativ und effektiv arbeiten zu können.

Wozu das Wissen um Polykrisen hilfreich ist

In einer Welt, die von Polykrisen geprägt ist, wird schnell klar, dass komplexe Probleme oft integrierte und interdisziplinäre Lösungen erfordern. Anstatt sich darauf zu konzentrieren, jede Krise einzeln zu bekämpfen, sollten wir resiliente Strategien entwickeln, die mehrere Krisen gleichzeitig adressieren, sofern es uns möglich ist. Dieser Ansatz fördert nicht nur unsere adaptive Fähigkeit, um auf sich ständig ändernde Umstände zu reagieren, sondern führt auch zu einer tieferen Reflexion über die zugrunde liegenden Ursachen von Krisen.

Eine solche kritische Betrachtung ermöglicht es uns, proaktiver vorzugehen und Lösungen zu finden, die an der Wurzel des Problems ansetzen, anstatt nur reaktiv auf die Symptome zu reagieren. In Zeiten von Polykrisen ist es mehr denn je erforderlich, dass wir über den Tellerrand hinausschauen und integrative, ganzheitliche Ansätze verfolgen. Zusammenfassend könnten wir sagen, dass das Wissen um Polykrisen zu einem differenzierteren Blick auf Resilienz und ihrer Notwendigkeit als Zukunftskompetenz ermöglicht.

Bildquellen:

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Resilienz Akademie | Polykrisen – Resilienter leben in einer KrisenweltRebecca van der Linde, M.A. Germanistik und Kulturanthropologie, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Resilienz Akademie. Als Resilienz-Trainerin und Resilienz-Coach betreut sie den Blog der Resilienz Akademie und unterstützt in der konzeptionellen Entwicklung. Zudem agiert als SEO-Managerin für die Website. Ihr Schwerpunkt liegt auf der digitalen Präsenz der Themen rund um individuelle und organisationale Resilienz.

 


Resilienz Akademie | Polykrisen – Resilienter leben in einer Krisenwelt

Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 200 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat (www.Resilienz-Kongress.de).

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