Durch Empowerment ein selbstbestimmtes Leben führen
Übersetzt bedeutet der Begriff „Empowerment“ in etwa „Ermächtigung“ oder „Übertragen von Verantwortung“. Dabei handelt es sich um Strategien und Methoden, um Menschen zu größerer Selbsthilfe und Selbstorganisation zu verhelfen. Grundlegend ist eine Sichtweise, die sich nicht auf Schwächen und Defizite fokussiert, sondern die Ressourcen stärkt und die Kompetenzen des Individuums herausarbeitet.
Der Begriff bezeichnet abgesehen von diesem Prozess der Selbstermächtigung auch den abgeschlossenen Zustand von Selbstverantwortung und Selbstbestimmung. In manchen Fällen wird Empowerment auch mit „Selbstkompetenz“ übersetzt.
Wo und wie wird Empowerment eingesetzt?
Empowerment ist eine Strategie, die besonders in der sozialen Arbeit zum Tragen kommt. Dabei kann das Konzept sowohl auf einzelne wie auch auf Gruppen angewendet werden. Gerade bei alten Menschen, Menschen mit Behinderung oder psychischer Krankheit wirkt diese Methode. Sie ermutigt die Betreffenden, Grenzen auszutesten und somit auch darüber hinaus zu gehen.
Der Ansatz legt großen Wert darauf, sich auf die schon bestehenden Potentiale zu stützen und die Ressourcen wieder zugänglich zu machen. Ziel des Empowerments ist es, zu mehr Autonomie und Selbstverantwortung zu ermutigen und den Weg dahin in begleitender Form zu übernehmen.
Vorgehensweise ist dabei meist eine vorangehende Einzelarbeit, bei dem der Mensch sich zunächst auf seinen eigenen Lebensalltag konzentriert. Dies erfolgt durch Ressourcendiagnostik, Unterstützungsmanagement und die sogenannte „Selbstnarration“. Im nächsten Schritt konzentriert sich das Empowerment auf die Netzwerke des Betreffenden, um zu Eigenständigkeit in sozialen Gefügen zu verhelfen. Und schließlich wird auf der institutionellen Ebene ein Raum für das Eigenengagement und ein Selbstbestimmtes Handeln geschaffen.
Doch nicht nur im sozialen Bereich erhält Empowerment großen Zuspruch – Auch im beruflichen Kontext findet es immer mehr Einsatzmöglichkeiten. So entwickeln sich Managementkonzepte, bei denen besonders die Mitgestaltung der Arbeitenden und deren eigenverantwortliches Handeln im Vordergrund stehen.
Der hier oft angewendete „Empowerment-Zirkel“ ist eine der Methoden, die im Rahmen von Teamarbeit und Organisationsentwicklung eingesetzt wird. Die maßgeblichen Ziele sind die Stärkenorientierung, das Erschaffen eines gemeinsamen Leitbilds, die Partizipationsmöglichkeit an Entscheidungen und das daraus resultierende Fördern einer Teamstruktur.
Empowerment und Resilienz
Die Übertragung von Verantwortung ist sehr stark mit der Resilienz verbunden, egal ob im sozialen oder im organisationalen Kontext. Sowohl bei der Resilienz als auch bei der Ermächtigung geht um die Stärkung der Ressourcen, um ein selbstbestimmteres Leben führen zu können. Selbstwirksamkeit ist eine der sieben Säulen der Resilienz und großer Bestandteil für das eigene Wohlergehen. Demnach kann Empowerment teil des Resilienz Trainings sein.
Viele Resilienzfaktoren sind allerdings auch grundlegend für ein gelingendes Empowerment. Besonders bei einem Empowerment-Zirkel ist Kommunikations- und Reflexionsfähigkeit maßgeblich. Da hinzukommt, dass es Menschen unter Stress oft schwer fällt eigenständige Entscheidungen zu treffen und diese hohe Eigenständigkeit dann Gefahr läuft, zur Überforderung zu werden.
Daher ist Resilienz nicht nur Teil des Empowerments, sie bedingt es auch und wird durch diese Methode noch weiter gestärkt.
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich mit über 50 weiteren Resilienz-Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen austauscht (www.Resilienz-Kongress.de).