Als Berater:in oder Führungskraft in der vielschichtigen Welt einer Organisation Fuß zu fassen, kann eine Herausforderung sein. Es gilt, sich Orientierungspunkte zu suchen und einen Weg durch die oft unübersichtlichen Prozesse der Veränderung und Entwicklung zu bahnen. Das folgende Buch bietet hierfür eine Art Navigationshilfe: Es präsentiert „Landkarten“, die es ermöglichen, die Basisstrukturen jeder Organisation – unabhängig von ihrer Größe, Branche oder spezifischen Problematik – zu verstehen, Entwicklungswege zu identifizieren und Ansätze für maßgeschneiderte Transformationsprozesse zu finden. Für mehr organisationale Resilienz schauen wir uns das Buch „Landkarten der Transformation“ genauer an.
Was macht „Landkarten der Transformation“ so besonders?
Jeder Change-Prozess in einem Unternehmen lässt sich als unerforschtes, unwegsames Terrain verstehen. Da ist es besonders für diejenigen, die durch so einen Prozess leiten sollen, sehr wertvoll, ein Tool an der Hand zu haben, mit dem man nicht nur vertrauter mit dem Terrain wird, sondern auch einen sicheren Weg hindurch findet. Dieses Tool stellen die beiden Autoren Julia Andersch und Oliver Martin mit dem Buch zur Verfügung.
Dazu kombinieren die Autoren drei etablierte Modelle der Organisationsentwicklung – Trigon, SySt® und Hypnosystemik – zu einem innovativen Beratungsansatz, der syntaktisch-hypnosystemische Entwicklungsberatung genannt wird. Dieser Ansatz bietet drei zentrale Vorteile: Er konzentriert sich auf die Strukturen und deren Interaktionen sowie auf die Ressourcen und die Potenzial-Nutzung; er spricht die Mitarbeiter:innen in ihrer Gesamtheit an, also sowohl in ihrer kognitiven als auch in ihrer intuitiven Dimension; und er ermöglicht erweiterte Perspektiven, die dabei helfen, komplexe Situationen zu entwirren und klare Schritte für die Weiterentwicklung zu definieren.
Worum geht es in dem Buch genau?
Die Entwickler der syntaktisch-hypnosystemischen Entwicklungsberatung stützen sich, wie bereits erwähnt, auf drei Modelle der Organisationsentwicklung. Schauen wir uns diese hier in Kürze noch einmal genauer an.
Das Trigon-Modell
Das Trigon-Modell der Organisationsentwicklung ist eng verbunden mit den Arbeiten von Friedemann Schulz von Thun, einem deutschen Psychologen und Experten für Kommunikation, und Bernd Schmid, einem deutschen Psychologen und Gründer des Instituts für systemische Beratung in Wiesloch. Sie haben maßgeblich zur Entwicklung und Verbreitung systemischer Ansätze in der Kommunikation und Organisationsentwicklung im deutschsprachigen Raum beigetragen.
Das Trigon-Modell selbst ist Teil der Angebote der Trigon Entwicklungsberatung – mitbegründet von Friedrich Glasl – einer Organisation, die von mehreren Beratern und Trainern geführt wird, die in den Bereichen Organisationsentwicklung, Führungskräfteentwicklung und Coaching tätig sind.
Die Prinzipien und Werkzeuge, die im Trigon-Modell verwendet werden, sind oft eine Synthese aus verschiedenen theoretischen und praktischen Ansätzen, die auf die Bedürfnisse von Organisationen und deren Entwicklung zugeschnitten sind. Es lassen sich jedoch drei „Subsysteme“, also drei Pole, identifizieren, die dem Modell den Namen verleihen. Diese Subsysteme ergeben sich aus insgesamt sieben Wesenselementen von Organisationen, die es zu verstehen und zu berücksichtigen gilt.
Kulturelles Subsystem: 1. Identität, 2. Politik, Strategie, Konzepte
Soziales Subsystem: 3. Struktur, 4. Menschen, Gruppen, Klima, 5. Einzelfunktionen, Organe
Technisch-instrumentelles Subsystem: 6. Abläufe, Prozesse, 7. Mittel, Ausstattung
Friedrich Glasl, der ein Vorwort zum Buch verfasst hat, schreibt, dass es sich bei der Verwendung des Modells in „Landkarten der Transformation“ nicht bloß um eine additive Verknüpfung mit den anderen Konzepten handelt, sondern um eine konsequente Integrationsleistung.
SySt®
SySt® steht für „Systemische Strukturaufstellungen“ und ist eine Methode, die von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd entwickelt wurde. Sie ist eine Weiterentwicklung der klassischen Familienaufstellungen von Bert Hellinger und integriert Erkenntnisse aus der systemischen Therapie, der Hypnotherapie nach Milton Erickson, der Konstruktivismusphilosophie und anderen Feldern.
Systemische Strukturaufstellungen dienen dazu, die Beziehungen und Dynamiken innerhalb eines Systems (z.B. einer Familie, eines Teams oder einer Organisation) sichtbar zu machen und Lösungsansätze für bestehende Probleme zu entwickeln.
Die Methode basiert auf der Annahme, dass nicht nur Menschen, sondern auch abstrakte Elemente wie Ziele, Werte oder Hindernisse in einem „Raum“ aufgestellt werden können, um die Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen ihnen zu erkunden. Durch die räumliche Darstellung von Beziehungen und die Interaktion der aufgestellten Repräsentanten können neue Perspektiven und Einsichten gewonnen werden, die verborgene Dynamiken aufdecken und zur Lösungsfindung beitragen.
Matthias Varga von Kibéd, der ebenfalls ein Vorwort verfasste, bezeichnet das Buch als „lehrreiche, lohnende und inspirierende Reise“.
Hypnosystemik
Hypnosystemik ist ein Beratungs- und Therapieansatz, der systemische Konzepte mit Elementen der Hypnotherapie nach Milton H. Erickson verbindet. Entwickelt wurde dieser Ansatz von Dr. Gunther Schmidt, einem deutschen Arzt, Psychotherapeuten und Organisationsberater.
Die Grundidee der Hypnosystemik ist, dass Veränderungsprozesse in Organisationen durch die Nutzung unbewusster Ressourcen und Potenziale der Mitarbeiter:innen und der Organisation als Ganzes gefördert werden können. Dabei werden systemische Sichtweisen genutzt, um die Komplexität von Organisationen und die Wechselwirkungen zwischen ihren Mitgliedern zu verstehen.
Die Hypnosystemik nutzt dabei Techniken wie Metaphern, Geschichten, Trance- und Entspannungszustände, um auf einer tieferen Ebene des Bewusstseins anzusetzen und somit Veränderungsprozesse zu erleichtern. Sie zielt darauf ab, die Selbstorganisationsfähigkeiten von Individuen und Gruppen zu stärken und somit die Entwicklung und das Wachstum der gesamten Organisation zu unterstützen.
Als ebenfalls Vorwort-Geber, schreibt Gunther Schmidt über „Landkarten der Transformation“, dass die im Buch dargebotenen Konzepte und Tools zum einen in der beratenden Rolle dabei helfen, durch „verwirrende, unübersichtliche zerklüftete Landschaften“ sehr selbstwirksam navigieren zu können. Und zum anderen die Menschen im System ebenfalls zu mehr Handlungsfähigkeit anzuregen.
Die Synergie aus den drei Konzepten
Der rote Faden, der sich durch das Buch zieht und die drei Konzepte der Organisationsentwicklung miteinander verbindet, ist der Grundgedanke der Potenzialentfaltung. Hierzu haben Julia Andersch und Oliver Martin drei Grundprinzipien zur Nutzung der Landkarte aufgestellt. Sie bilden die „Karte der Karte“ ab und liegen der eigentlichen Landkarte der Transformation zugrunde:
- Syntaktisch: Fokus auf das Erfassen von Strukturen und Mustern
- Hypnosystemisch: Fokus auf zieldienliche Potenziale und Kompetenzen
- Kurativ: Fokus auf eine nicht wissende, fragende Haltung
Die Landkarte an sich, die das Haupt-Tool für Beratende und Prozessbegleitende darstellt, bildet vier Modelle ab. Diese vier Modelle sind so ausgewählt und eingebettet, dass sie, basierend auf den Grundprinzipien, für jeden Organisationstyp anwendbar sind und dennoch spezifische und individuelle Lösungsansätze ermöglichen. So soll es gelingen, wenn dem/der Beratenden ein Zustand eines Unternehmens geschildert wird und der Wunsch nach Veränderung geäußert wird, über diese vier Modelle zuzuhören und direkt einen Ansatzpunkt für den Veränderungsprozess anbieten zu können.
Die Landkarten der Transformation nutzen
342 Seiten, 36 farbige Abbildungen, 24 übersichtliche Tabellen und 43 kürzere und längere Praxisbeispiele dienen Leser und Leserinnen, die Landkarten der Transformation nicht nur zu verstehen und zu durchdringen, sondern auch direkt und praxisorientiert anzuwenden. Dazu noch eine ausfaltbare Übersicht der Landkarte mit den vier Modellen, die hilft, schnell einen visuellen Überblick über die Ansatzpunkte des Veränderungsprozesses zu erlangen.
Die Autoren stellen besonders heraus, dass es sich nicht um ein reines Analysewerkzeug handelt, sondern durch die zahlreichen Praxisbeispiele die Umsetzung auf konkrete Fälle möglichst einfach gestaltet werden soll. Das erleichtert es Beratenden, Führungskräften und Organisationsentwickelnden, einen Durchblick bei der Undurchsichtigkeit der Veränderung zu behalten und handlungsfähig zu bleiben.
Damit wird „Landkarten der Transformation“ auch zu einem resilienzfördernden Buch im Kontext der organisationalen Resilienz. Denn Leser:innen bekommen eine Struktur an die Hand, die Unsicherheit und damit auch Stress reduziert und in Verbindung mit den eigenen Ressourcen bringt.
Weitere Informationen zum Buch finden Sie unter www.carl-auer.de/landkarten-der-transformation
Rebecca van der Linde, M.A. Germanistik und Kulturanthropologie, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Resilienz Akademie. Als Resilienz-Trainerin und Resilienz-Coach betreut sie den Blog der Resilienz Akademie und unterstützt in der konzeptionellen Entwicklung. Zudem agiert als SEO-Managerin für die Website. Ihr Schwerpunkt liegt auf der digitalen Präsenz der Themen rund um individuelle und organisationale Resilienz.
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 200 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat (www.Resilienz-Kongress.de).