Resilienz-Skalen

Beim Einschätzen der eigenen Resilienz, sei dies nun individuell, im Team oder für ganze Organisationen, hilft die Arbeit mit Skalen ungemein. Und das aus zwei Gründen: 1. Wir lernen durch die Positionierung auf Skalen, dass es nicht nur zwei festgeschriebene Zustände gibt. 2. Wir können momentane Stände und Fortschritte durch die Skalen sichtbar machen.

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Skalen zeigen Resilienz als Kontinuum

Eine wichtige Fähigkeit resilienter Menschen ist das Denken in Sowohl-als-auch-Strukturen. Es gibt nicht nur schwarz oder weiß, richtig oder falsch, Resilienz oder Verletzlichkeit. Es gibt auch Zustände dazwischen. Resilienz ist ein Kontinuum, und unsere momentane Widerstandskraft gegen Stress ist ein Punkt zwischen zwei Polen. Das heißt, unsere Fähigkeit zum flexiblen Umgang mit Stress kann auch mal sinken und in Richtung Vulnerabilität gehen. Doch sie kann auch steigen, beispielsweise durch ein Resilienztraining.

Wichtig ist das Verständnis, dass diese Zustände, Haltungen und Gedanken-Konstrukte nicht nur das eine oder das andere sind. Sondern, dass wir uns flexibel und frei zwischen diesen Polen bewegen können.

Skalen machen Resilienz sichtbar

Der zweite große Vorteil ist es, dass Skalen sichtbar machen, wie man sich selbst einschätzt und wo man sich gerade verortet. Besonders für die Arbeit in Teams ist dieses Tool eine wertvolle Unterstützung, einen Status Quo zu bestimmen und so auch ein gemeinsames Ziel festzulegen. Wo sind wir gerade und wo wollen wir hin?

Hier kommt ein weiterer Vorteil von der Arbeit mit Skalen hinzu: Sie sind Entscheidungshilfe. Den aktuellen Stand der Team-Resilienz, und damit im Grunde genommen auch die Qualität der Zusammenarbeit ohne Orientierungshilfe abzufragen, stellt sich in der Praxis durchaus als schwierig heraus. Man weiß nicht so recht, was man antworten soll oder man traut sich sogar nicht, offen zu sprechen. Mit schlichten Punkten auf der Skala kann der Stand anonym und einheitlich abgefragt werden, sodass man im Team sich gemeinsam über Lösungen austauschen kann. Zudem bieten die Skalen die Möglichkeit zur Unterschiedsbildung und erleichtern damit auch die Selbstreflexion.

Resilienz besteht aus mehreren Faktoren

Warum ist hier die Rede von Skalen und nicht einer Resilienz-Skala mit den Polen Resilienz und Vulnerabilität? Sicherlich wäre das auch eine Möglichkeit, Ihre persönliche Resilienz oder die eines Teams/ einer Organisation zu überprüfen. Doch das ist eine recht komplexitätsreduzierende Sichtweise. Denn Resilienz besteht nicht nur aus einem Faktor. Es sind viele unterschiedliche Schutzfaktoren, die Ihr inneres Immunsystem stärken. Ebenso gibt es verschiedene Risikofaktoren, die Ihre Resilienz minimieren.

Das Auffächern dieser Faktoren in einzelnen Skalen zeigt auf, dass wir uns stets zwischen Schutz- und Risikofaktoren bewegen. Es ist nicht notwendig sich nur auf einer Seite der Skala zu befinden. Im Gegenteil, denn gerade die Oszillation zwischen den Polen macht Resilienz aus. So braucht man manchmal mehr Struktur statt Flexibilität, oder es ist für einen kurzen Zeitraum Höchstleistung anstelle von Entspannung gefragt. Doch die Regulation in die andere Richtung der Skala – hin zur Kreativität oder hin zur Regeneration – machen Resilienz wirklich aus.

Sehen Sie die Resilienz-Skalen also nicht als Anweisung sich nur in eine Richtung zu bewegen. Sehen Sie diese eher als Einladung für sich selbst oder im Team zu erkunden, wie Sie sich zwischen den Polen bewegen, und was Ihr Wohlbefinden und Ihre mentale Kraft fördert.

 

Die Inhalte und die Grafiken sind für die eigene Resilienz und ausschließlich zur privaten Nutzung gedacht! Jede Form der Weitergabe, anderweitiger Nutzung, Nutzung im Training, in Medien o.ä. bedarf der Genehmigung von Sebastian Mauritz (Resilienz Akademie Göttingen).

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