Entdecken Sie den Denkraum von Sebastian Mauritz und Ruben Langwara, um Ihre eigene Widerstandsfähigkeit zu stärken und Ihr Verständnis von Resilienz zu erweitern! Tauchen Sie ein in eine inspirierende Lernumgebung, die Ihnen dabei hilft, Ihre Resilienzfähigkeiten zu entwickeln und zu festigen. Profitieren Sie von den Erfahrungen und dem Wissen der Experten und bereiten Sie sich optimal auf die Herausforderungen des Lebens vor.
HIER erhalten Sie nähere Informationen und einen Überblick über alle Folgen! In dem folgenden Artikel haben wir die Folge 19 für Sie zusammengestellt.
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In den „Shownotes“ zur jeweiligen Ausgabe finden Sie eine kurze Inhaltsangabe, Links und weiterführende Informationen. Viel Freude beim Eintreten in den gemeinsamen Denkraum und Erforschen Ihrer Resilienz.
Folge 19: Resilient Guest: Dr. Alica Ryba
In der neunzehnten Folge des Podcasts „Rethinking Resilience“ tauchen Sebastian Mauritz und Ruben Langwara mit ihrem Gast Dr. Alica Ryba in die neurowissenschaftlichen Grundlagen der Resilienz ein. Alica Ryba, eine Expertin im Bereich des neurowissenschaftlich fundierten Coachings, beleuchtet, wie Wissen über Gehirn und Nervensystem die Resilienz nachhaltig stärken kann. Gemeinsam diskutieren sie, wie die frühkindliche Entwicklung, Epigenetik und die persönliche Bindungserfahrung die Resilienz eines Menschen prägen und was das für die Praxis des Coachings bedeutet. Diese Folge bietet eine wissenschaftlich fundierte Perspektive und zeigt, wie Coaches durch gezielte, auf neurowissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Interventionen Menschen in ihrer Widerstandskraft unterstützen können. Lesen Sie weiter, um die wichtigsten Erkenntnisse dieser Diskussion in der 4MAT-Struktur zusammengefasst zu entdecken.
Warum: Die Bedeutung der neurowissenschaftlichen Resilienzforschung für das Coaching
Sebastian und Ruben beginnen das Gespräch mit der Frage, warum neurowissenschaftliche Erkenntnisse für das Coaching und die Resilienzförderung so wichtig sind. Alica erklärt, dass das Verständnis der biologischen und psychologischen Grundlagen der Resilienz eine fundierte Basis für wirksame Coaching-Interventionen schafft. Viele Menschen gehen intuitiv oder auf der Basis persönlicher Erfahrungen an das Thema Resilienz heran. Doch die Neurowissenschaft bietet einen klareren Blick auf die Mechanismen im Gehirn und im Körper, die Resilienz beeinflussen. Dieses Wissen ermöglicht es Coaches, ihre Arbeit gezielter und wirkungsvoller zu gestalten und blinde Flecken in ihrer Praxis zu vermeiden. Durch die Kombination wissenschaftlich fundierter Methoden mit intuitiven Ansätzen entsteht ein Coaching, das individuell und präzise auf die Bedürfnisse der Klienten abgestimmt ist.
Was: Die fünf zentralen Faktoren der Resilienz nach neurowissenschaftlichen Erkenntnissen
Im Hauptteil der Diskussion führt Alica die fünf zentralen Faktoren auf, die nach neuesten neurowissenschaftlichen Erkenntnissen die Resilienz eines Menschen maßgeblich beeinflussen:
- Genetik – Die genetische Veranlagung spielt eine Rolle dabei, wie widerstandsfähig ein Mensch ist. Manche Menschen sind von Natur aus robuster, was ihre Fähigkeit zur Stressbewältigung betrifft.
- Epigenetik – Die Genexpression kann durch Umweltfaktoren beeinflusst werden. Erlebnisse und Umstände „schalten“ bestimmte Gene an oder aus, was das individuelle Stressverarbeitungspotenzial mitgestaltet.
- Vor der Geburt erworbene Prägungen – Schon in der Schwangerschaft beeinflussen die Erfahrungen der Mutter das spätere Resilienzpotenzial des Kindes. Stressige Erlebnisse der Mutter können langfristige Auswirkungen auf die Fähigkeit des Kindes haben, sich zu beruhigen und mit Stress umzugehen.
- Frühkindliche Bindungserfahrungen – Die Qualität der Bindungserfahrungen in den ersten drei Lebensjahren hat großen Einfluss auf die spätere emotionale Stabilität und Resilienz eines Menschen.
- Sozialisation – Die Art und Weise, wie ein Mensch aufwächst und sozial geprägt wird, beeinflusst die Ausprägung der Resilienz. Diese Faktoren – von der Erziehung über das Umfeld bis hin zu kulturellen Einflüssen – sind entscheidend dafür, wie resilient jemand auf belastende Situationen reagiert.
Diese fünf Faktoren verdeutlichen, dass Resilienz ein komplexes Zusammenspiel aus biologischen, psychologischen und sozialen Einflüssen ist, die sich gegenseitig verstärken oder abschwächen können.
Wie: Praktische Ansätze zur Förderung der Resilienz im Coaching
Alica stellt verschiedene praktische Ansätze vor, wie Resilienz auf Basis neurowissenschaftlicher Erkenntnisse im Coaching gefördert werden kann:
- Kontrastierungsmethode – In der neurowissenschaftlich fundierten Praxis geht es darum, zwischen einer Problem- und einer Lösungserfahrung zu pendeln. Alica erklärt, dass dies eine Art „Neuverknüpfung“ im Gehirn anregt, bei der das Gehirn lernt, dass es alternative Reaktionsmöglichkeiten gibt, die bisher vielleicht nicht bewusst waren.
- Beziehung als Wirkfaktor – Die Beziehung zwischen Coach und Klient ist entscheidend für die Wirksamkeit des Coachings. Alica betont, dass die Qualität dieser Beziehung entscheidend dazu beiträgt, dass neue Lösungsmuster im Gehirn des Klienten verankert werden.
- Inneres Bindungsmodell – Der Zugang zum inneren Bindungsmodell ermöglicht es, traumatische oder dysfunktionale Muster zu erkennen und neu zu erleben. Im Coaching wird so ein Raum geschaffen, in dem der Klient erfahren kann, dass er auch mit seinen Schwächen akzeptiert wird.
- Körpergedächtnis und automatisierte Reaktionen – Frühkindliche Erfahrungen sind oft im Körpergedächtnis gespeichert, weil das deklarative Gedächtnis in den ersten Lebensjahren noch nicht voll entwickelt ist. Der Zugang zum Körper und zu automatisierten Reaktionsmustern bietet einen weiteren Ansatzpunkt, um das eigene Resilienzpotenzial gezielt zu stärken.
Wozu: Langfristige Vorteile eines neurowissenschaftlich fundierten Resilienz-Coachings
Die langfristigen Vorteile eines neurowissenschaftlich fundierten Resilienz-Coachings sind umfassend. Menschen, die an ihrer Resilienz arbeiten, lernen, besser mit Stress umzugehen und emotionale Belastungen zu bewältigen. Sie entwickeln eine größere Selbstwirksamkeit und erleben mehr Stabilität in schwierigen Zeiten. Durch das Verständnis ihrer inneren Prozesse können sie langfristig auch inneren Konflikten besser begegnen und diese lösen. Alica zeigt auf, dass Resilienz kein unveränderliches Merkmal ist, sondern dass sie durch gezielte Interventionen und durch die Arbeit an tief verwurzelten Bindungsmustern nachhaltig gestärkt werden kann. Ein solches Coaching ist daher nicht nur eine Unterstützung für akute Probleme, sondern eine Investition in die langfristige mentale und emotionale Gesundheit.
Transkript Folge 19
Hier finden Sie das vollständige Transkript der Resilienz-Podcast Folge:
↓ ANZEIGEN ↓ [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Wir arbeiten gegenseitig in den Ausbildungen und ich schätze dich für deine fundierte und auch sehr nachhaltige Arbeit sehr. Ja, das von mir, worüber sprechen wir denn heute? Worauf hast du Lust, heute mit uns zu sprechen? In Klammern, wir haben es vorbereitet, aber es ist natürlich immer besser, wenn es so aussieht, als hätte es der Gast gewünscht. [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] Das kann man auch neurowissenschaftlich noch ein Stück weit herleiten, die den Menschen Stress machen im Alltag. Und wie kann ich sozusagen diesen Stress und diese lebensbestimmenden Themen für mich transformieren, sodass einfach mein Leben mehr Lebensqualität hat? [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Es ist irgendwie mehr Orientierung in meiner Arbeit. Aber welchen Vorteil haben Coaches, haben Menschen, die mit Menschen arbeiten, sich mit diesen Themen zu beschäftigen? [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] Und die Neurowissenschaft ermöglicht, zu schauen, welche Interventionen haben wir denn da draußen eigentlich? Wie würden wir die auf der Wirkungsebene beurteilen? Und dann auch eine Entscheidung treffen zu können, ja, wann mache ich denn was auf Basis einer fundierten wissenschaftlichen Theorie? Und das ermöglicht meiner Erfahrung nach auch wirklich wirksamere Prozesse, dadurch, dass ich eben das Best Of aus Therapie, Coaching, Beratung nutze und nicht nur einen kleinen Teil daraus, den ich als intuitiv für mich am stimmigsten empfinde. [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Das vielleicht manchmal genau ein anderes Tool oder eine andere Intervention oder auch eine andere Strategie Sinn ergibt. Also, dass man vielleicht bewusst noch eine Ressortsaktivierung vorschaltet oder vielleicht auch mit einer Intervention erstmal wartet oder auch die Intensität im Problemerleben nochmal steigert. Das ist natürlich alles so ein bisschen diese Struktur der Magie, könnte man sagen, die du aus neurowissenschaftlicher Sicht, ja, erklärst, fundierst und Menschen transparent machst. [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] Und gleichzeitig, wenn wir gleich tiefer in das Thema einsteigen, werden wir sehen, es ist nicht nur der wichtigste Wirkfaktor, es kann aber auch die wichtigste Problemursache sein. Und da auch Zusammenhänge zu verstehen, die dann in Richtung Psychodynamik gehen, finde ich ganz, ganz wichtig für Coaches. Und das ist ja im Coaching gar nicht populär, diese psychodynamische Perspektive einzubeziehen, weil man ja im Coaching eher lösungsorientiert ist, eher Ressourcen aktiviert. Das ist auch alles super. Aber wenn man eben die Vergangenheit nicht mit einbezieht, die Beziehungen, die auf die bestimmte Probleme zurückgehen, dann nimmt man sich auch ganz, ganz, ganz viel Wirksamkeit im Coaching und wundert sich vielleicht, na ja, warum sind meine Coachings nicht so nachhaltig, wie ich es mir eigentlich wünschen würde. [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] Das sind aber nur zwei der fünf Faktoren. Das heißt, heute wissen wir erst mal, beide Lager haben recht, ist ja auch schon mal schön, aber es gibt noch so viel mehr darüber hinaus. Der nächste Faktor wäre zum Beispiel auch das Thema Epigenetik, mittlerweile ja auch in aller Munde. Das heißt, es gibt sogenannte Gen-Regulationsmechanismen. Das heißt, in Abhängigkeit von bestimmten Umweltbedingungen werden jetzt ganz einfach formuliert, bestimmte Gene aktiv oder eben auch nicht. Als Sinnbild finde ich da immer ganz schön, hatte mal eine Teilnehmerin in der Ausbildung mir gegeben, das Bild, dass wir uns das so vorstellen können, die Gene sind wie eine Klaviatur und die Epigenetik sind die Tasten, die wir darauf spielen. Also könnte man jetzt noch ganz philosophisch sein und von der Melodie des Lebens sprechen und so weiter und so fort, um jetzt hier noch ein bisschen Poesie reinzubringen. Genau, und Epigenetik ist sozusagen auch ein wichtiger Faktor. Tatsächlich wird die Persönlichkeit auch schon vorgeburtlich ganz, ganz stark geprägt. Und das ist vielleicht auch aus Resilienzsicht nochmal besonders spannend, dass unser Stressverarbeitungssystem, unsere Selbstberuhigung, das wird während der Schwangerschaft schon ganz entscheidend beeinflusst durch die Erfahrung, die meine Mutter sozusagen macht und die ich indirekt vermittelt bekomme. Also wenn meine Mutter was Traumatisches erlebt, dann wirkt sich das auch auf mich und mein Stresssystem sozusagen aus und wie gut oder schlecht das dann in Anführungsstrichen funktioniert. Der weitere Faktor wäre dann noch das Thema Bindung. Das heißt also, da geht es darum, in den ersten drei Lebensjahren, wie sicher bin ich gebunden, wie oder auch wie unsicher. Also wenn ich zum Beispiel in eine sehr stressvolle Welt geboren werde, wo keine Ahnung, sehr viel, vielleicht sogar Gewalt herrscht oder andere schlimme Stressfaktoren, dann macht das auch ganz, ganz, ganz viel aus, weil unser Gehirn natürlich auch gerade in den ersten Lebensjahren noch besonders plastisch und empfänglich ist. Und das hat ganz gravierende Auswirkungen. Das heißt, wir haben also fünf Faktoren, das heißt Gene, Epigenetik, vorgeburtliche Erfahrung, Bindungserfahrung und dann noch die Sozialisation. Und diese fünf Faktoren beeinflussen unsere Persönlichkeit. Und ich sage immer, das ist wie die Lotterie des Lebens. In den seltensten Fällen hat man fünf richtige. Wenn man Glück hat, sind es vielleicht drei oder vier Faktoren. Wenn man weniger Glück hatte, ist es vielleicht nur ein oder zwei Faktoren. Und das bestimmt dann eben, wie resilient wir sind. Wenn wir mehr Glück hatten, sind wir resilienter. Wenn wir weniger Glück hatten in diesen Faktoren, sind wir leider vulnerabler und anfälliger für psychische Störungen und ja auch vielleicht Krisen im Leben. [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Da kann ich Einfluss nehmen. Was ich spannend finde, ist dieses Thema Stresssystemausbildung und Beruhigungssystem. Hast du da weiteren Einblick, wie fern, also muss man damit leben oder sind solche Sachen noch irgendwie veränderbar oder ein bisschen variabel? [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] Also die Frage von wie viele Neurotransmitter werden da ausgeschüttet und produziert oder eben auch nicht. Wie empfänglich sind sozusagen meine Rezeptoren für bestimmte Stoffe oder auch nicht? Das ist sozusagen einfach formuliert Hardcore-Biologie. Das wäre die Nein-Antwort. Das kann ich nicht ändern. Aber was ich sehr ermutigend finde, ist das Denken in einer Erst- und einer Zweitreaktion. Denn auch wenn meine Erstreaktion vielleicht neurobiologisch durch bestimmte Prozesse und Voraussetzungen geprägt ist, bedeutet das nicht, dass ich nicht in der Zweitreaktion bestimmte Dinge später lernen kann, um anders eben auch wieder mit Stress und Ähnlichem umzugehen. Und das finde ich durchaus wieder dann sehr ermutigend für Menschen, die da eben nicht so viel Glück hatten in dieser Phase. [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Ja, absolut. Stichwort Bindung. Inwiefern siehst du da zum Beispiel so die innere Kindarbeit oder solche Reparenting-Ansätze, Nachbeälterung, inwiefern siehst du die da? Weil, das kommt ja später auch noch drauf, das Thema Beziehung, Bindung. Habe ich eben sofort gedacht, ja, das ist total wichtig, weil es ja auch das wichtigste Grundbedürfnis nach Klaus Grawe ist und so. Was siehst du da für Möglichkeiten? [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] Vor allem, wenn sie dann vielleicht es sogar schaffen, eine Partnerschaft einzugehen, in der ein sicherer Bindungsstil vorherrscht. Insofern ist das möglich, aber jeder und auch, wie gesagt, ich selbst, der davon betroffen ist, weiß, dass das durchaus auch schwierig ist. Aber es geht. [Ruben Langwara – Resilienz-Podcast] Also ich weiß von Prof. Dr. Anna Buchheim aus Innsbruck, auch eine Bindungsforscherin, dass sie sich auch mit Bindungsmustern bei der Arbeit beschäftigt, was ja wirklich sehr, sehr spannend ist dann in dem Bezug. Und ja, danke für diesen Hoffnungsschimmer. Und ich finde, apropos Hoffnungsschimmer, weil es mich jetzt gerade so beschäftigt hat, als du das erzählt hast, ja, und wir können dann gerne wieder auf die Bindung kommen, nur hat mich das jetzt wahnsinnig interessiert, weil ich war gerade mit einer schwangeren Frau gerade noch vor ein paar Stunden in einer Wohnung mit meiner Schwägerin. Ja, immer nett für Schwangere. Ja, immer nett, das sowieso. Also es ist wirklich jede Minute soweit, dass ihr so das Licht der Welt erblickt. Jetzt nur meine Frage dann an dich. Du hattest gesagt, alle möglichen Erfahrungen, die Mütter dann machen, die können dann entsprechend auf das Kind übertragen werden. Jetzt ist natürlich, würde ich mich als schwangere Frau, jetzt würde ich denken, um Gottes Willen, jetzt alles Mögliche, was ich mache, Stress, den ich habe, überträgt sich aufs Kind. Wie schwer muss es denn sein, dass es diese Mutter-Kind-Stranke übersteigt? Weil meine Frage hat auch den Hintergrund, ich hatte schon Frauen bei mir im Coaching, die schwanger waren, auch in der Coaching-Ausbildung, und da war genau diese Sorge immer wieder aufgetreten. Darf ich hier überhaupt rein? Und darf ich hier überhaupt dran arbeiten? Weil ich weiß ja nicht, wie sich das auf mein Kind auswirkt. [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] Also wenn wir jetzt beim Stress- und Selbstberuhigungssystem sind, sondern dass es da erstmal um den bestimmten Zeitraum geht, und zwar das letzte Trimester der Schwangerschaft. Also das heißt, dann sprechen wir von drei Monaten sozusagen, die einfach ganz, ganz entscheidend sind. Und was ja auch noch mal ein wichtiger Punkt ist, den haben wir, glaube ich, vorhin noch nicht ausreichend beleuchtet, dass ja das nicht der einzige Faktor ist, der entscheidend ist, sondern die Faktoren gleichen sich ja auch aus. Also das heißt, wenn es mal mehr Stress in der Schwangerschaft gab, aber ich dann, wenn das Kind zur Welt gekommen ist, für eine sichere Bindungssorge, kann das auch stressige Erfahrungen ausgleichen. Tendenziell würde ich sagen, geht es vor allem um das Thema der Traumatisierung, die sich negativ auswirkt. Und da ist ja auch noch vieles sozusagen unklar. Also auch, wie der Traumabegriff nun wirklich definiert wird. Manche sagen, man darf ihn nicht so breit definieren, sondern man muss ein bisschen zugespitzter sein. Andere sagen, na ja, eigentlich sind so gut wie 97% der Menschen traumatisiert, die fassen den sehr breit. Da ist sicherlich auch noch vieles in der Forschung sozusagen noch zu tun. Und wie gesagt, jemand, der sich wirklich mit dem Thema Schwangerschaft auskennen kann, kann dir die Frage vermutlich noch besser beantworten, als ich es jetzt kann. Weil in dem Detailgrad bin ich sozusagen dann auch raus. [Ruben Langwara – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Was verstehst du unter lebensbestimmende Themen eigentlich? Was ist denn das? Das klingt wichtig. [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] Also Schocktrauma wäre ein einmaliges schlimmes Erlebnis, wie zum Beispiel ein Autounfall, eine Vergewaltigung, Überfall, was auch immer. Und im Namen geht es ja um sozusagen wiederkehrende Muster oder Bindungserfahrungen, die sehr stressig waren. Und die schlagen sich nieder in bestimmten Erlebens- und Verhaltensmustern, könnte man sagen, die das ganze Leben letztlich bestimmen. Man kann das auch aus psychodynamischer Perspektive betrachten. Wobei, das ist lustig. Ich war nämlich neulich bei den Psychodynamikern. Die meinten, Namen kenne ich nicht. Will ich auch gar nichts von hören. Obwohl Namen einen sehr psychodynamischen Kern hat sozusagen. Aber ein Psychodynamiker würde jetzt erst mal sagen, das Wort Entwicklungstrauma kenne ich nicht. Sie gehen aber auch damit, dass Sie sagen, die Bindungserfahrung, da gibt es bestimmte Entwicklungsaufgaben und je nachdem, wie gut die gelingen oder auch nicht, bilde ich dann innere Konflikte aus, die dann durchaus mein ganzes Leben bestimmen können. Und je nachdem, wie viele Bereiche meines Lebens betrifft, desto schlimmer oder weniger schlimm oder stark ausgeprägt ist dann ein Konflikt. Also z.B. hatte dieser Konflikt in meiner Herkunftsfamilie eine Bedeutung? Hat er in meiner jetzigen Familie oder Partnerschaft eine Bedeutung? Hat er im Beruf eine Bedeutung? Hat er in Gruppen, wenn ich mich in Gruppen bewege, eine Bedeutung? In meinem Umgang mit Krankheit und so weiter und so fort. Und das heißt, je nachdem, wie viele Lebensbereiche sich dann mit diesem Konflikt zeigen, desto schlimmer ist es oder eben weniger schlimm. [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Und wenn dem so ist, wie findest du denn, wenn du mit einem Klienten oder mit einer Klientin arbeitest, wie findest du da diese Verbindung zu einem Coaching-Thema, wo jetzt natürlich nicht draufsteht, hey, ich habe meine Herkunft aus diesem inneren Konflikt. Was ich hoch spannend finde, weil natürlich so die inneren Zwickmühlen oder Multimühlen, wie Gunter Schmidt das so nennt, natürlich, wenn sie aufrechterhalten werden, sind die immer da und dann merkt man die Ambivalenz und man merkt vielleicht irgendwie das dysfunktionale Über- oder Untersteuern. Also so in ganz vielen Reaktionsmustern. Wie merke ich denn sowas? Und vor allem, wie kommt man auf sowas? Ich finde es ja spannend. [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] Das liegt einfach daran, dass unser deklaratives Gedächtnis, also unser bewusstes Gedächtnis, wenn ich euch jetzt frage, wohin fahrt ihr in den Urlaub oder seid ihr in den Urlaub gefahren, könnt ihr darauf antworten. Ihr habt auf das deklarative Gedächtnis zurückgegriffen. Das ist in den ersten drei Lebensjahren einfach noch nicht da. Und das bedeutet, diese Bindungserfahrung, die wir machen, die ist total entscheidend, aber leider nicht in unserem Bewusstsein repräsentiert. Wir würden sagen, die ist im Körper, Körpergedächtnis gespeichert. Und insofern ist tatsächlich auch der Körper ein sehr, sehr guter Zugang, um schnell zu erfahren, mit welchen Mustern bin ich denn eigentlich groß geworden, sozusagen. Das Gemeine ist aber bei manchen Klienten, wenn es wirklich sehr schlimm ist, dann haben die einfach nur sozusagen eine sprachlose Angst, weil es gibt ja, es ist unbewusst, es gibt keine Sprache, es gibt keine Bilder, es gibt kein irgendwas, es gibt da einfach gar nichts und keine Anhaltspunkte. Das ist ziemlich fies. Wenn zum Beispiel bestimmte Bindungsthemen sich nach dem dritten Lebensjahr auch weiter so in der Familie gezeigt haben, haben wir ja schon ein deklaratives Gedächtnis und dann gibt es natürlich auch bewusste Erfahrungen dazu. Da ist es ein bisschen leichter, aber zum Beispiel für Klienten, wo es vielleicht auch einen Bruch gab, nehmen wir mal an, ich hatte in den ersten drei Lebensjahren bestimmte Erfahrungen, vielleicht sind meine Eltern dann auch gestorben oder ähnliches und ich komme dann in eine andere Familie. Dann ist es ja wie so eine Art schwarzes Loch die ersten drei Jahre. Und die Erfahrungen, die ich da gemacht habe, weil es einfach keine Kontinuität gibt. Macht das Sinn? [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] Weil das ist ja ein lebensbestimmendes Thema, das heißt, es aktualisiert sich auch immer wieder und zeigt sich immer wieder. Und durch diese Wiederholung dieses Musters, kommt man dann, wenn man nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, irgendwann mal darauf zu sagen, irgendwie spannend, irgendwie sind es doch nicht die anderen, irgendwie passiert mir immer wieder das Gleiche. Und das ist natürlich auch ein spannender Anhaltspunkt. Also über mein tatsächliches Verhalten und dessen, was mir im Leben so passiert. Das sind so diese zwei Zugänge, die man hat, um sich da sozusagen auf die Schliche zu kommen. [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Das ist so der Klassiker. Ich hatte vor einem Jahr eine Führungskraft, eine weibliche, die sagte, also Herr Mauritz, ich habe jetzt schon den vierten blöden Chef in Reihe. Ich habe das Gefühl, es könnte an mir liegen. Da habe ich gesagt, also was denken Sie denn noch so? Sie machen mir meinen Job gerade sehr einfach. Ich dachte, bei den ersten Dreien dachte ich so, beim vierten dachte ich, also irgendwie, es wiederholt sich. Dann haben wir daran gearbeitet. Das fand ich hochspannend. Und das größte Problem ist, glaube ich, dass wir Menschen uns zu wenig Zeit für Selbstreflexion nehmen und nicht gelernt haben, strukturell über unser Handeln nachzudenken, sondern eher inhaltlich. Weil inhaltlich sind es halt vier verschiedene Personen. Aber strukturell waren das halt Regressionsphänomene bei ihr, die dann immer so 12, 13 hat sie sich erlebt. Und dann haben wir im Prinzip mit dieser Version von ihr Frieden geschlossen. Das war für sie eine sehr intensive Zeit. Und nachdem sie nicht mehr als 12, 13-Jährige zur Arbeit gegangen ist, war der Chef auch anders. Weil das natürlich Wechselwirkungen mit sich bringt. Deswegen finde ich das gerade sehr spannend und auch sehr beruhigend, auch aus Coach-Sicht. [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Sie hört zu. Die Profi hört zu. Erklär doch mal ganz kurz den Unterschied zwischen bewusst, vorbewusst und unbewusst oder unterbewusst, weil ganz viele hantieren ja mit diesen Begriffen, das Unterbewusste oder das Unbewusste. Und ich glaube einfach im Sinne der Klarheit, Klarheit schenken, sprachlich und inhaltlich, würde ich dich dazu einmal bitten. [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] Also Unbewusstes ist wirklich einfach komplett unbewusst. Das heißt, um euch mal ein Beispiel zu geben, es sind zum Beispiel, nehmen wir an, die Prozesse in eurer Netzhaut, damit ihr sehen könnt. Das wird euch niemals bewusst. Und ich bin auch sehr dankbar dafür, dass das so ist. Weil stellt euch mal vor, wenn all diese Prozesse, die in eurem Körper ablaufen würden, bewusst wären, da würde man ja schier wahnsinnig werden. Und schade wiederum ist aber eben auch, dass die ersten drei Lebensjahre sozusagen unbewusst sind, weil wir, wie gesagt, dieses deklarative Gedächtnis noch nicht haben. Und das deklarative Gedächtnis ist genau wie das sogenannte prozedurale Gedächtnis ein Teil des Vorbewussten. Das heißt, das Vorbewusste ist im Grunde genommen unser Gedächtnis. Und das ist ja auch wunderbar, dass wir ein Gedächtnis haben, weil stellt euch mal vor, ihr müsstet jedes Mal im Leben alles neu lernen. Und ihr könntet auf kein Erfahrungswissen in irgendeiner Weise zurückgreifen. Das heißt, das Vorbewusste sind Dinge, die uns mal bewusst waren, aber jetzt in diesem Moment nicht präsent im Bewusstsein sind. Und Bewusstsein ist dann eine sehr besondere Funktion, weil sie sozusagen nur für Neues und Wichtiges reserviert ist, dass wir Dinge, die neu und die wichtig sind, auch detailliert verarbeiten können. Deswegen haben wir Bewusstsein. Aber der präferierte Modus ist Automatismus sozusagen des Gehirns. Und da vielleicht nochmal, unterbewusst sagt man in der Forschung nicht. Also man spricht da nur vom Unbewussten. Laut Gerhard, und das ist ja auch spannend, ich meine, der Mann war 80 Jahre und da war das ja auch mit dem Gendern und so weiter noch nicht so Thema. Aber unterbewusst wäre eine Herabsetzung. Und deswegen ist sozusagen unbewusst der Begriff, der da keine Hierarchie reinbringt. [Ruben Langwara – Resilienz-Podcast] Aber meinten eigentlich sozusagen nee, sorry, anders. Es war vom Deutschen an Unbewusstsein ins Englische übersetzt, dann ins Subconscious und dann falsch wieder zurück übersetzt. So war es, glaube ich. Also das hatte ich tatsächlich damals. Und das fand ich da tatsächlich total spannend. Und da nochmal danke die Bestätigung, dass es gar nicht erst genutzt wird in der Forschung. Und dass es sozusagen aber immer noch als Mythos ja daraus getragen wird, dieses Thema des Unterbewusstseins. Also darf ich jetzt so ganz klugscheißerisch dann immer sagen, sorry, aber in der Forschung Unterbewusstsein, das gibt es nicht. [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Ruben Langwara – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] Und vor allem, weil es ja eine sprachliche Methode ist, die Psychoanalyse. Also wenn man sich überlegt, man liegt auf der Couch und assoziiert frei, da greife ich natürlich auf mein deklaratives Gedächtnis zurück. Und das ist einfach ein Teil des Vorbewussten. Das klingt dann nicht mehr so sexy. Ich mache das Vorbewusste bewusst. Aber neurowissenschaftlich gesehen wäre das dann die korrekte Variante. [Ruben Langwara – Resilienz-Podcast] [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Immer wieder ein Problem, wenn ich einen Konflikt habe, dass ich vielleicht auch Lösungen nicht wähle, sondern einfach in irgendwelchen Dilemmata dann auch bei den Lösungen stecke. Das heißt, Probleme werden aufrechterhalten und das führt irgendwann kurz oder lang in die eine oder andere Krise. [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Also nicht nur intrapsychisch habe ich einen Konflikt und die Beziehung steht auf dem Spiel, sondern daraus ergibt sich auch noch interpsychisch eine Thematik. Das heißt, ich habe ja, also das ist quasi wie so ein Triple-Quadruple-Burger an Konfliktmenü und wie soll ich sagen, wie geht man denn damit um? Also was tun? [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] Bei manchen Menschen, wenn sie Pech haben, die haben vielleicht auch zwei oder drei Konflikte, dann wird es richtig verwirrend. Das heißt, erstmal überhaupt zu wissen, welcher Konflikt ist denn für mich so lebensbestimmend? Also worum geht es denn hier eigentlich wirklich? Das wissen viele gar nicht. Also entweder eben, weil es im Vorbewussten ist, Gerhard hat manchmal auch vom tiefen Vorbewussten gesprochen, dass es liegt einfach so lange schon zurück, der Ursprung dieses Konflikts, dass ich das gar nicht mehr auch erinnere im Hier und Jetzt, was der Ursprung meines Themas ist. Oder es ist halt wirklich in den ersten drei Lebensjahren sozusagen im Kern entstanden. Und dann ist es total unbewusst. Das heißt, ich weiß gar nicht, was ist eigentlich mein Konflikt? Und dann ist wirklich der erste Schritt mit einem versierten Coach oder auch einem Therapeuten, wie auch immer, Therapeutin, sich erstmal klar zu machen, worum geht es hier? Und dann gibt es die Möglichkeit, wir nennen das neurowissenschaftlich die Kontrastierungsmethode, damit zu arbeiten. Da gibt es ja auch verschiedenste Ansätze und Varianten, wie man das machen kann. Die Grundidee ist aber, dass ich das Problemerleben aktualisiere. Also neurowissenschaftlich gesehen würde man sagen, man holt es aus dem Gedächtnis ins Bewusstsein, das Thema. Weil wenn es im Gedächtnis liegt, dann ist das wie so eine Computerdatei, also da passt mal die Metapher, wenn die auf meinem Computer gespeichert liegt, dann ändert die sich nicht. Die Datei ändert sich erst dann, wenn ich sie aufrufe und dann in meinem Word-Dokument oder PowerPoint-Dokument oder was auch immer drin rumschreibe. Das heißt also, ich muss erstmal diese Datei hochladen. Und das nennen wir Problemaktualisierung. Das ist ein ganz, ganz wichtiger Schritt. Der zweite ist dann, es hilft natürlich nichts, wenn ich das Problem immer nur hochhole und wieder ablege, dann wird das irgendwie wieder stärker. Sondern es muss ja irgendwie was anderes passieren. Es braucht irgendwie eine neue Erfahrung, eine Neuverknüpfung. Und da kommen wir dann ins Kontrastieren. Das bedeutet also, ich stelle einen Kontrast her zwischen dem Problem und der Lösung. Also das heißt, ich pendel zwischen einer Problem- und einer Lösungserfahrung. Und das ist ganz, ganz, ganz wichtig. Und dafür muss ich aber auch, das prädige ich immer in meinen Ausbildungen bei den Coaches, sehr präzise arbeiten. Weil letztlich geht es um sehr spezielle Bedürfnisse und Erfahrungen. Und das heißt, das ist wie ein Schlüssel-Schloss. Ich muss gucken, wo liegt denn wirklich diese Verletzung des Bedürfnisses in der Vergangenheit, um dann eine passende Lösungserfahrung zu finden, die wie ein Schlüssel zum Schloss sozusagen hilft, das Problem zu transformieren. Das ist der zweite Weg, der sehr, sehr hilfreich ist. Und damit kann ich dann häufig auch die Ängste, die in einem Thema drin liegen, weil bei einem Konflikt muss ich mich ja immer zwischen zwei Seiten entscheiden. Also es ist immer so ein Entweder-oder und kein Sowohl-als-auch. Also zum Beispiel, wenn ich Nein sage, werde ich nicht mehr geliebt. Dann darf ich natürlich nicht Ja sagen. Nein, sorry, dann muss ich Ja sagen. Man sieht, Konflikte haben was sehr Verwirrendes. Das heißt, ich muss immer Ja sagen, damit ich geliebt werde. Wenn ich Nein sage, dann kommt die Angst. Wenn ich Nein sage, dann verliere ich ja diese Beziehung, die Bindung. Also es gibt keine Sowohl-als-auch-Erfahrung. Ich kann Nein sagen und jemand liebt mich trotzdem. Verrückt. Das wäre sozusagen diese Lösungserlebenserfahrung, die ich dann suche, um die dann der Erfahrung in der Vergangenheit immer, wenn ich bei meinen Eltern Nein gesagt habe, waren die irgendwie sauer auf mich, die dem dann entgegensteht. Und das kann ich kontrastieren, also zwischen diesen beiden Zuständen pendeln, damit mein Gehirn dann lernt, ah, so geht es auch. Und das hilft natürlich immens bei der Konfliktlösung. Das Dritte wäre sozusagen eine Lösungserfahrung über die Coaching-Beziehung oder die Therapiebeziehung. Das heißt, ich mache eine neue Beziehungserfahrung. Wenn ich bei meinem Therapeuten oder bei meinem Coach mein Nein sage, dann mag der mich trotzdem noch. Also es wäre sozusagen im realen Leben die Beziehungskomponente funktioniert natürlich auch in Partnerschaften. Und der vierte Weg, wenn wir es jetzt verhaltenstherapeutisch angehen wollten, wäre, das Motto der Verhaltenstherapie ist ja, just do it. Das heißt, die sagen, tu es und mach eine neue Erfahrung. Also sag Nein und mach die Erfahrung, die Menschen mögen mich trotzdem noch. Das ist aber eher für Menschen, die vielleicht schon ein bisschen mutiger sind, weil viele haben so starke Ängste, dass sie sich dieses Just do it gar nicht erst trauen. Das wären so vier Wege, um wunderbar mit Konflikten zu arbeiten. Die Grundlage ist aber immer, mir muss klar sein, worum geht es hier eigentlich wirklich? [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Was ich sehr spannend finde mit den Menschen, die zu mir ins Coaching kommen mit irgendwelchen Belastungsthematiken, die haben eine innere Oszillation, also so ein hin und her, hin und her, entweder mache ich dies, mache ich das. Also diese Entscheidungszweckenmühlen, die ja auch ein krasser Konflikt sind und die ja auch unendlich viel, also aufrechterhaltene Konflikte bürgen ja unendlich oder binden unendlich viel Energie in sich. Woran kann man das merken, dass das vielleicht irgendwie ein innerer Konflikt ist? Oder sagst du, naja, im Zweifel ist es irgendwie immer ein innerer Konflikt? Naja, weil wenn ich ein Problem habe, dann habe ich einen Unterschied zwischen ist und soll. Und habe irgendeinen Delta, wo ich den Weg nicht kenne. Wenn ich aber sozusagen das Delta nicht kenne, also nicht nur das Delta nicht kenne, sondern vielleicht auch noch eine andere Ebene habe, die sagt, naja, wenn du das jetzt aber nicht machst, dann habe ich ja sofort den Konflikt. Also ich habe ein Problem und ich habe ein Problem mit einem Problem. Es wird nicht klarer, merke ich gerade. [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] So, das ist ja ein total typischer Konflikt, ist jetzt aber nicht unbedingt ein innerer Konflikt. Oder auch ein Konflikt zwischen Menschen. Der eine möchte gerne das, der andere möchte das. Also es gibt sozusagen, das muss ja auch nicht auf einem inneren Konflikt basieren, sondern es ist einfach von mir aus ein ganz klarer Wunsch, aber jemand anderes hat einen anderen Wunsch. Und dann sind wir auch im Konflikt, wenn das nicht zusammenpasst. Beim Coaching meine ich und auch beim Thema, wir sind ja bei Resilienz und auch Stress, ist ja eher die Frage eben dieses Wiederkehrenden. Also das heißt, die Frage, wie mache ich mir denn regelmäßig Stress? Wie schaffe ich es, dass ich immer wieder in diese Überforderung beispielsweise komme? Und das heißt also ein Kriterium wäre eben diese Wiederholung dessen, dass da etwas ist, was sich immer und immer wiederholt. Ein bisschen tricky wird es beim Thema Vermeidung. Weil wir haben sozusagen, wenn wir innere Konflikte haben, dann lösen wir die häufig auch über ein Vermeidungsverhalten. Das heißt also, wenn ich zum Beispiel den Konflikt habe, eigentlich habe ich Angst vor Nähe. Was mache ich dann? Ich vermeide Nähe. Das ist auch ein typisches Thema in all den Dating-Apps sozusagen. Das heißt, ich tue zwar so, als wollte ich vielleicht jemanden kennenlernen, aber eigentlich vermeide ich doch echte Nähe. Das heißt, man kommt im Konflikt auch auf die Schliche, indem man sich mal die Frage stellt, was vermeide ich denn eigentlich? Was soll auf gar keinen Fall passieren? Und das ist aber trickreich, weil dadurch, dass wir es ja vermeiden, haben wir es gar nicht so im Bewusstsein. [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Oder auch das, was ich mich manchmal frage, wo in meiner inneren Welt ist eigentlich der höchste Energieverbrauch? Also wo merke ich durch mein Verhalten entsteht immer wieder so das meiste wieder nicht wieder zu schnell ja gesagt. Also wieder den fünften Schriftführerposten im Verein. Ich habe jahrelang mit Freude und irgendwann dachte ich so, boah nee. Nein. Und dann habe ich das gesagt und so, ja alles klar, wir haben schon einen neuen. Und ich dachte so, ach so einfach. Da habe ich gleich schon Trauer gemerkt. Ihr könnt auch ohne mich leben. Ich war total irritiert. Aber es war alles schön. Also alles gut. Und danach trotzdem noch nette Mails gekriegt von denen. Spannend. [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] Weil vermeiden bedeutet ja, das ist ja auch dein Thema, Ruben, mit den Emotionen, dass wenn ich etwas vermeide, dann muss ich ja auch erstmal unangenehme Gefühle nicht fühlen. Weil stell dir mal vor, wie das wäre, wenn ich jetzt plötzlich mal nein sage und dann komme ich ja plötzlich ganz schrecklich mit meiner Angst in Kontakt. [Ruben Langwara – Resilienz-Podcast] [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] Denn so ein Nein ist ja dann auch total entlastend. Wie viel Zeit ich plötzlich habe, weil ich nicht alles machen muss. Wie schön es ist, dass ich jetzt hier mal in den Wellnessurlaub fahren kann und die anderen sozusagen arbeiten lasse, einfach weil ich Nein gesagt habe. Ich mache das jetzt nicht noch. [Ruben Langwara – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Und ich dachte nur so, okay, habe ich das gerade wirklich gesagt? Und dann kamen so ein paar Überzeugungen und so ein paar Verhältnisweisen. Und er sagte ja, das wäre nicht schlimm, wenn das nicht mehr da wäre. Dann habe ich danach nochmal gefragt, war das für sie okay, so vom Wording? Ach, naja, also sterben war schon echt ein bisschen krass. Aber das war so final. Also so was Finales, wirklich zu sagen, nee, damit höre ich jetzt mal auf. Und setze jetzt mal einen Punkt. Und ich glaube, so Konflikte, Konfliktlösung hat manchmal so eine Zwischenlösung, so etwas Halbgares. Und das ist, was sagst du dazu? Also wenn man das so langsam ausschleicht und aber dann doch sich noch diverse Ehrenrunden gönnt und dann aber trotzdem, und dann ist man irgendwie so zwischen den Stühlen, merkt eigentlich, hey, das ist doch gar nicht so schlecht. Und trotzdem mache ich es ja doch immer noch ein bisschen so. Was hältst du davon? [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] Und das heißt, diese inneren Konflikte, die sich dann bilden, entstehen ja eben auch aus diesem Abhängigkeitsverhältnis sozusagen. Weil ich muss ja irgendwie die Bindung mit meinen wichtigsten Bezugspersonen aufrechterhalten, damit die sich weiter um mich kümmern und ich damit überleben kann. Das heißt, da ist so eine ganz existenzielle Angst häufig ja drin, die das so verständlich macht, dass das für viele so schwer ist, auch davon loszulassen, einfach weil es sich so existenziell anfühlt. [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Deswegen, ja, mich freut es immer, wenn Menschen für die Coaching-Landschaft, die ach so wichtig in Deutschland ist, im Sinne der Professionalisierung unterwegs sind. Ich weiß, wie unermüdlich und wie viel Energie, Zeit und Aufwand du in dieses Thema investierst. Ich kann deine Bücher sehr empfehlen. Und ohnehin menschlich, einfach bin ich ein Fan von dir. Deswegen danke ich dir sehr, sehr, sehr, dass du heute da warst. Dankeschön. Vielen Dank für deine Zeit. Vielen lieben Dank, Alicja. [Ruben Langwara – Resilienz-Podcast] [Dr. Alica Ryba – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Macht’s gut. Tschüss. Hier geht´s zum Resilienz-Podcast: www.rethinking-resilience.com
Willkommen in unserem Denkraum. Bei mir heute Ruben, bekannt, und Alica, die wir jetzt kennenlernen. Dr. Alica Ryba ist heute bei uns zu Gast. Ich freue mich sehr über dich, liebe Alica, und über dich, Ruben, natürlich auch wie immer. Herzlich willkommen.
Danke für die Einladung, ihr beiden.
Die Basis unseres Gesprächs soll das Thema Neurowissenschaften sein, mit dem Blick auf neurowissenschaftlich fundiertes Coaching in einem integrativen Ansatz. Das klingt jetzt erst mal sehr, sehr komplex und wichtig. Alica, du hast diesen Ansatz für dich aus der jahrelangen Arbeit im Rahmen deiner Doktorarbeit und in der Zusammenarbeit mit Professor Gerd Roth entwickelt. Du hast extrem viele, wie ich finde, extrem gute Bücher geschrieben, die alle, sag ich mal, ja einfach auch ein bisschen brauchen, bis man sie durchgelesen hat, die aber einfach eine sehr, sehr gute Fundierung mitbringen. Du hast eine eigene Akademie, wo du schon fertige Coaches nochmal in die Tiefen des Warum-Funktionierten, das, was ich mache, und wie kann ich meine Interventionen noch passgenauer neurowissenschaftlich ausrichten. Ja, und ich bin seit vielen Jahren mit dir bekannt.
Ja, es geht ja bei euch um das Thema Resilienz, was ja auch aus neurowissenschaftlicher Sicht ein unglaublich wichtiges und spannendes Thema ist und eigentlich auch für jedes Coaching eine Kernfrage, weil wir uns da ja auch teilweise im Grenzbereich von Coaching und Psychotherapie bewegen. Und das auch nochmal besser zu verstehen, was steckt da eigentlich hinter aus neurowissenschaftlicher Sicht? Und vor allem die spannende Frage, welche lebensbestimmenden Themen bringen Klientinnen und Klienten mit?
Welchen Vorteil habe ich, wenn ich mich mit der Neurowissenschaft da auskenne, beschäftige, einfach diese Fundierung habe? Du hast mir das vor vielen, vielen Jahren mal erklärt. Das war für mich sehr einleuchtend. Und ich habe damals schon gecoacht und nach dieser Beschäftigung mit diesen Themen habe ich das Gefühl, ich bin irgendwie passgenauer unterwegs. Es ist die Struktur, nach der ich mich mehr orientiere. Und ich habe irgendwie auch so das Gefühl einer Landkarte.
Naja, es geht so ein bisschen auch in die Richtung, nicht irgendwas zu machen. Also viele sagen ja, ich lasse mich von meiner Intuition leiten oder wer heilt hat recht. Und gleichzeitig ist das einerseits schön, aber andererseits läuft man damit natürlich auch Gefahr, blinde Flecken zu haben oder auch bestimmte Tools und Interventionen, die man jetzt einfach nicht so gerne persönlich mag, die aber für den Klienten, die Klientinnen sehr hilfreich wären, komplett auszublenden.
Ja, man hat ja, oder ich habe so ein, zwei, drei Lieblingsformate. Ich kann das total gut nachhören. Und dann hat das so ein bisschen was von Watzlawick, wenn man irgendwie am liebsten einen Hammer nutzt, dann macht man irgendwie gefühlt so aus jedem Klientenproblem einen Nagel.
Genau, also es ist zum einen, wie du ja richtig sagst, der Ansatz, dass wir eben nicht nur den Hammer haben, sondern eben auch eine Säge, einen Schraubenzieher, vielleicht auch feinmotorisches Werkzeug, was auch immer es so braucht. Und darüber hinausgehend finde ich aber neben der Tools auch noch wichtig, die Beziehungskomponente mitzudenken. Denn alle Studien, ob jetzt in Psychotherapie oder Coaching zeigen, Beziehung ist der wichtigste Wirkfaktor im Coaching.
Wir haben in der Vorbereitung darüber gesprochen, dass wir neurowissenschaftliches Coaching im Bereich Resilienz, Resilienz-Coaching uns anschauen wollen. Wenn du über Resilienz nachdenkst in Bezug auf Coaching, was sind da so aus deiner Sicht die Dinge, die wichtig sind, vorher zu erwähnen, über die man nachdenken sollte, die dafür entsprechend relevant sind?
Aus der Neurowissenschaft ist ja erst mal wichtig zu verstehen, wie entsteht Persönlichkeit und auch eine resiliente Persönlichkeit oder eine vulnerable Persönlichkeit, könnte man sagen. Und wir unterscheiden da in den Studien fünf Faktoren, die wir als sehr bestimmend und wegweisend erleben für die Entwicklung eines Menschen. Früher gab es immer sozusagen den Anlage-Umwelt-Streit, das heißt, es gab Menschen, die gesagt haben, es sind die Gene, die uns ausmachen und die anderen, die gesagt haben, nein, es ist die Sozialisation, die Art und Weise, wie wir aufwachsen.
Habe ich irgendeine Chance, wenn ich bei diesen fünf Aspekten vielleicht nur zwei oder drei richtige habe? Also mir ist schon klar, Genetik zu verändern ist sicherlich so der höchste Aufwand. Und das, was am unsichersten vom Outcome ist, Epigenetik ist ja schon wieder auch von wie denke ich die Welt, wie bewerte ich die Welt, welche Genexpressionen rege ich an über die Umwelt, in denen ich mich aufhalte und so weiter.
Die klare Antwort ist da jein.
Wunderbar, vielen Dank.
Wunderbar. Also sagen wir so, Gerhard hätte bestimmt gesagt nein. Also wenn man das aus der neurobiologischen, rein neurobiologischen Perspektive sieht, im Sinne von da werden Systeme ganz entscheidend geprägt.
Und da höre ich das Coping. Also da höre ich sozusagen in der Zweitreaktion dann gute Coping-Stile, die ich über Antizipation, also wenn ich weiß, wie ich normalerweise reagiere, einfach auch prospektiv handle und sage, okay, das hat die Wahrscheinlichkeit, da muss ich ein Auge drauf achten. Und gleichzeitig auch, wenn ich die Reaktion von mir kenne, dann erkenne ich sie ja schneller und bin schneller wieder handlungsfähig und komme in die Selbstwirksamkeit dann über diese Umgangsstrategien.
Eine ganze Menge sogar. Und da habe ich mich auch lange mit Gerhard ausgetauscht, zumal ich ja selbst von eben frühkindlicher Traumatisierung betroffen bin. Mit der Frage, wie veränderbar ist denn das oder auch nicht. Und er hatte tatsächlich in dem Fall die frohe Botschaft, die Bindungserfahrung geht ja auch ein Leben lang weiter. Also das heißt, dein Bindungsmodell, dein inneres Bindungsmodell, das kann sich im Laufe deines Lebens ändern. Und es gibt ja auch viele Studien, die zeigen, dass Menschen tatsächlich auch ihren Bindungsstil ändern können, also von unsicherer Bindung in Richtung sicherer Bindung.
Die Auswirkungen sind ja auch extrem, von solchen frühkindlichen Traumata. Es gibt ja diese ACES-Studie, die Adverse Childhood Experience von dem Felletti, die wirklich auf allen Gesundheitsebenen Korrelationen gefunden hat, wie sich diese auswirken. Und das ist natürlich sehr hoffnungsverkündend, dass man da noch was machen kann, rückwirkend, und dass man da auch in Sicht auf die Zukunft, dass dann auch weitere sichere Bindungen dann entstehen können, ist ja nicht nur dann zum Partner, sondern auch in der Firma, gegenüber dem Chef.
Ja, das ist eine gute Frage. Ich bin da jetzt auch nicht die Schwangerschaftsexpertin sozusagen. Was aber vielleicht erstmal noch mal wichtig ist, ist sich klarzumachen, dass es gar nicht um den gesamten Zeitraum unbedingt geht.
Es reicht mir aber wirklich vollkommen in dem Sinne, dass du mir dann sagst, dass ich das dann noch durch die anderen Faktoren danach in dem Sinne wirklich gut ausgleichen kann. Da hat mein System gerade sehr aufgeatmet. Und ich glaube auch von den Schwangeren, Zuhörern, danke dir dafür. Super.
Das freut mich. Ja, wenn man Resilienz, ich versuche mal wieder, den Bogen zurückzumachen zu Resilienz. Und wir hatten im Vorfeld auch über die lebensbestimmenden Themen gesprochen. Und es gibt ja im Leben, wenn ich so auf ein gelingendes Leben oder auf so das normale Leben schaue, wie auch immer, dann gibt es Themen, die sind eigentlich nicht wichtig. Und es gibt Themen, die sind sehr wichtig. Und da würde ich dich gerne mal so zum Start, zum Einstieg in diesen Bereich fragen.
Das klingt wichtig. Das kennt vermutlich auch jeder. Im Grunde genommen geht es um innere Konflikte, die wir mit uns mittragen, die aus Bindungserfahrungen heraus rühren. Also es gibt ein Konzept, das Namenkonzept sozusagen. Das ist ein Traumakonzept. Die sprechen ja von Entwicklungstrauma, wo sie klar sich sozusagen abgrenzen von den Schocktrauma.
Ja, spannend. Also ich stelle mir das gerade so vor, dass man ja, wenn man solche Dinge hat, die vielleicht nicht so bewusst hat, sondern das ist ja so eine Ebene, die wahrscheinlich irgendwie im Vorbewusstsein oder im Unbewussten so vor sich hin arbeitet und da das Gehirn als mustererkennendes Organ immer mal wieder Muster erkennt, die dazu passen, poppen so Dinge hoch, wo man so denkt, wo kommt denn das jetzt her?
Genau, also ich versuche jetzt erstmal noch mal neurowissenschaftlich das ein bisschen einzuordnen. Du hast ja jetzt auch große Begriffe mit unbewusst und vorbewusst reingebracht und stellst da auch eigentlich die entscheidende Frage aus meiner Sicht. Denn das Gemeine ist ja, dass in den ersten drei Lebensjahren habe ich ja gesagt, diese Bindungserfahrung so eine entscheidende Rolle spielt, wir uns aber nicht bewusst daran erinnern können.
Total, ja klar.
Was auf jeden Fall entscheidend ist, ist sozusagen dieses Thema des Körpers. Und das zweite, da beruhige ich auch immer die Coaches in der Ausbildung bei den lebensbestimmenden Themen. Ich sage immer, das ist wie ein Zug, wie so eine Modelleisenbahn, die fährt immer wieder an dir vorbei.
Also so ein bisschen die Frage nach den Welche-Ehrenrunden drehe ich immer wieder? Ganz genau. Und was ist die Struktur dieser Ehrenrunden, die sich immer wieder in anderen Bereichen zeigt?
Das beruhigt tatsächlich alle immer in der Ausbildung. Der Zug kommt ja wieder. Super.
An der Stelle noch Ehrenrunde habe ich bei Gunter Schmidt gelernt. Ich finde das eine extreme würdigende und wertschätzende Art und Weise über diese Rückfälle oder Wiederholungszwänge, was es aus meiner Sicht nicht gibt oder aus systemischer Sicht nicht gibt, sondern diese Wiederholungseinladungen, die genau solche unbewussten oder auch vorbewussten Themen dann mit sich bringen, weil du es gerade angesprochen hast und weil ich da auch immer, es gibt immer eine Seite in mir, die sagt, oh, hoffentlich sagst du es jetzt richtig.
Sehr gerne. Also erstmal ist wichtig damit einzusteigen, dass das Gehirn Automatisierungen liebt. Das heißt, eigentlich läuft das meiste unbewusst in unserem Gehirn ab. Und für die meisten Menschen ist das unglaublich schwer zu verstehen, dass das Unbewusste wirklich unbewusst ist. Ich glaube, Freud ist daran schuld, wenn wir einen Schuldigen suchen wollen, weil er immer gesagt hat, man kann das Unbewusste bewusst machen. Das geht aber nicht.
Also ich mal gehört habe damals darüber, und da habe ich extra im Sigmund-Freud-Haus in London dann nochmal nachgefragt. Und das hatte ich damals tatsächlich im Studium gelernt, dass das irgendwie eine falsche Übersetzung war vom Englischen subconscious. Und dann haben sie es falsch ins Deutsche sozusagen dann übersetzt und dann Unterbewusstsein dann da reingemacht.
Wer nach London ins Sigmund-Freud-Haus fliegt, um so ein Thema mal zu diskutieren, allein das reicht. Da brauchst du den Nachsatz gar nicht.
Aber die konnten mir das wirklich nicht sagen. Das kann doch nicht wahr sein. Jetzt bin ich hier doch einmal am richtigen Ort. Und dann können sie mir das jetzt hier nicht sagen, ob das wirklich stimmt oder nicht. Ob mein Professor, der leider auch schon verstorben ist, mir da die Wahrheit gesagt hat oder nicht.
Da ist halt auch viel im Unbewussten. Ja, da hast du recht. Und die haben nur mit dem Kopf geschüttelt gesagt, wieder einer, der auf die Couch muss. Leute, wir brauchen mehr Couches.
Wobei auch da nochmal das, was ja Sigmund Freud oder die Psychoanalyse, die Psychodynamiker machen, ist ja nicht das unbewusste Bewusstmachen, sondern wir haben ja gelernt, das Unbewusste ist und bleibt unbewusst. Die machen das Vorbewusste bewusst. Also das, was sozusagen in unserem Gedächtnis liegt, das holen sie wieder hervor.
Und deswegen sexy.
Ja, genau. Wenn man es so sieht, dann vielleicht doch.
Wie komme ich jetzt von sexy zu inneren Konflikten? Ja, mal gucken.
Ich finde es ganz schön sexy, wenn man seine inneren Konflikte überwunden hat. Vielleicht hilft dir das.
Baut mir Brücken. Sehr schön. Im Vorfeld habe ich ja immer wieder gesagt, lass uns irgendwie auf Resilienz gucken. Also Schnittmenge, Resilienz ist für mich total evident. Die Frage ist, wie bauen wir die Brücke? Und das Thema innere Konflikte, wenn ich da jetzt ganz im hypnosystemischen Sinn auf die Auswirkungen schaue, dann führt das auf jeden Fall mal zu Stress.
Was ich betonen möchte, in den Konflikten stecken ja Bedürfnisse. Ein Konflikt bedeutet ja immer ein Bedürfnis auf Kosten des anderen sozusagen. Und wenn immer ein Bedürfnis unbefriedigt bleibt, dann macht das natürlich auch Stress.
Definitiv. Und bei den Bedürfnissen ist ja meistens im Konflikt auch noch das Bedürfnis nach Beziehung, Bindung, Zugehörigkeit, wie auch immer, als, wie Klaus Graf es sagt, das wichtigste Grundbedürfnis mit auf dem Spiel. Entweder innerlich oder im Außen mit anderen oder meine inneren Konflikte spielen auch noch in den Beziehungen im Außen eine Rolle.
Naja, also ich folge da insoweit den Psychodynamikern, als dass es schon gut ist, den Konflikt erstmal bewusst zu machen. Das reicht natürlich nicht, aber das ist, finde ich, der erste Schritt, weil viele Menschen gar nicht wissen, welchen Konflikt habe ich denn hier eigentlich? Die merken, irgendwas ist komisch.
Jetzt hast du das Thema Komplexität beim Aufdecken von Konflikten vorhin so angesprochen. Woran merke ich denn, dass das an einem Konflikt liegen könnte? Also da stelle ich mir so, wie du es gesagt hast, also auf der einen Seite extrem komplex vor und vielleicht gibt es Anzeichen.
Aber es zeigt, wie gesagt, die Komplexität, in dem immer Konflikte drinstecken. Da vertudelt man sich ganz schnell und das machen auch Klienten, Klientinnen, dass sie dann da irgendwie ihre eigene Klarheit verlieren. Und ja, woran erkennt man das? Also erstmal finde ich schon nochmal wichtig, zu sagen, nicht jedes Problem geht auf innere Konflikte zurück. Also man kann ja auch ganz handfest auch einfach im Hier und Jetzt einen Konflikt haben. Alleine die Frage von einerseits möchte ich Schokolade essen, andererseits ist es aber nicht gesund sozusagen und ich will aber trotzdem diese Leckerei.
Das finde ich gerade total spannend. Also guck mal zum blinden Fleck. Eine total paradoxe Intervention und eigentlich total logisch.
Total. Und gleichzeitig ja aber total schwer, weil das, was wir vermeiden, sich anzugucken, ist ja erstmal kontraintuitiv. Und gleichzeitig ist es aber eben der Weg.
Spannend. Also könntest du oder könnte man sagen, dass sozusagen im Coaching oder auch generell für die Selbstreflexion dieses Thema welche wiederkehrenden Muster, also was sind eigentlich so die Muster meines Lebens ein Faktor ist? Und zweite Frage wäre, was vermeide ich?
Und deswegen also diese Frage, wie machst du eigentlich deinen Stress? Wie erzeugst du den? Und das ist ja meistens dadurch, dass ich etwas bestimmtes vermeiden möchte. Ich möchte vielleicht vermeiden, als inkompetent angesehen zu werden. Oder ich möchte vermeiden, dass mir die anderen böse sind, wenn ich mal nein sage. Oder ich möchte vermeiden, keine Ahnung, meine Macht zu verlieren. Weil deswegen muss ich hier machen und schaffen und irgendwie meine Position halten. Das ist die spannende Frage, die uns dann sozusagen zum Konflikt führen kann. Und vermeiden ist ja auch durchaus erstmal sinnvoll, weil wir ja sozusagen eine Erleichterung spüren.
Ganz genau. Und dann muss ich mit der Angst erstmal leben und dann hoffen, dass ich dadurch in die Sicherheit komme und dann kommt endlich die Erleichterung. Der Weg ist härter auf jeden Fall.
Ganz genau. Zumindest kurzfristig härter. Das ist halt das entscheidende. Und das Gehirn mag ja auch einfach erstmal keine Veränderung und keinen Schmerz. Insofern macht es total Sinn, dass wir auch erstmal in dieses Vermeiden gehen. Nur langfristig ist das halt der Weg, der dann doch vielleicht insofern wieder weniger hart ist, weil wir dann eben den Stress reduzieren können oder anders formuliert auch unsere Bedürfnisse besser befriedigen können.
Und das haben wir ja auch bei der emotionalen Resilienz, dass dann Emotionen sind dann Hinweisschilder auf unerfüllte Bedürfnisse und die können uns auch Signalgeber dann dafür sein, da entsprechend dann was zu tun, damit dann entsprechend diese Erleichterung und diese Bedürfniserfüllung dann danach wieder reinkommt. Da sind wirklich Vermeidungen als motivationales Schema extrem spannend. Sebastian, du wolltest was sagen. Ich bin ja ins Wort gefallen.
Ja, alles gut. Also was ich daran so interessant finde, ist dieser Blick auf das Kurzfristige, was dann so eine langfristige Wirkung hat. Ich habe das mal in einem Coaching gesagt. Ich weiß nicht, wie ich darauf gekommen bin. Ich hörte mich so sagen, es muss eigentlich in ihrem Leben sterben, damit sie leben können. Und dann war Stille.
Naja, ich finde auch allein der Satz, den du gesagt hast, was muss in ihnen sterben, damit sie leben können? Ich finde, das zeigt auch nochmal, wie existenziell einfach das Thema ist. Denn wie gesagt, wenn wir Kinder sind oder neugeborene Kinder, wie auch immer, wir sind ja existenziell abhängig von unseren Bezugspersonen, von unserer Mutter, von unserem Vater.
Ja, spannend. Also, total logisch. Und was mir heute sehr geholfen hat, war nochmal diese Kontextualisierung auch mit dem, wo es herkommt, die ersten drei Lebensjahre, auch gerade dieses Unbewusste und dann daraus sich ergebend diese dysfunktionalen Verhaltensmuster oder auch Denkmuster und der einhergehende Stress, der dann einfach für eine Grundbelastung ja auch im System sorgt, die, wenn man sie reduziert, einem mehr Kapazität für den Stress des Alltages einfach auch bringt.
Total. Und ich bin natürlich auch weniger anfällig für Krisen in meinem Leben, weil wenn ich den Konflikt nicht mehr habe oder nicht mehr so lebe und dann passiert irgendetwas, was das normalerweise triggern würde, den Konflikt, dann werde ich nicht so leicht aus den Latschen sozusagen kippen, wie jemand, der noch voll in diesem Konflikterleben drin steckt.
Ja, super. Im Rahmen deiner Ausbildung ist das, glaube ich, ein ganzes Wochenende, dieses Konfliktthema, oder? Wie viel Zeit verbringt ihr damit?
Also eigentlich zieht sich das über die Gesamtausbildung, aber im Kern machen wir ein Modul dazu. Das nennt sich Beziehung und Psychodynamik. Das sind dann drei Tage, wo wir uns ganz intensiv mit dem Thema Konflikte auseinandersetzen. Also welche Konflikte gibt es denn eigentlich? Und das ist wirklich ein sehr intensives Modul, weil da jeder natürlich auch mit seinen eigenen Konflikten in Kontakt kommt. Und das macht eine ganze Menge. Es ist gleichzeitig aber auch ein Modul, was so erleuchtend ist, weil viele dann erkennen, ah ja, das ist ja mein Konflikt oder oh, bei meinen Coaching-Klienten kann ich sehen, der und der tickt so und so. Und das schafft dann auch wiederum ganz viel Erleichterung.
Spannend. Also ich kann nur sagen, die Menschen, die ich kenne, die bei dir diese Ausbildung gemacht haben, auch zum Teil wirklich gestandene Coaches, TherapeutInnen, BeraterInnen, die haben alle sehr, sehr positiv darüber gesprochen. Ich finde auch diese Idee sehr klug, zu sagen, okay, ich habe eine fundierte Coaching-Ausbildung und schaue mir das Ganze nochmal unter neurowissenschaftlichen Aspekten an mit diesen entsprechenden Vertiefungen und Professionalisierung.
Und es schreit für mich auch nach einer Fortsetzung. Ich will da wirklich weiter zuhören, weiter diskutieren. Ich habe eigentlich noch ganz, ganz, ganz viel. Aber das dann einfach bei den nächsten Malen, wie wir dann zusammenkommen. Ich freue mich wirklich sehr.
Ja, das war total schön bei euch. Ich finde es auch immer klasse mit euch, nicht nur menschlich, sondern eure Konzepte finde ich besonders wertvoll. Ihr denkt das Thema Resilienz auf so eine komplexe Art und Weise und so vielschichtig. Und da finde ich auch viel von unserem neurowissenschaftlich fundierten Konzept drin wieder, sodass mir das echt eine Freude ist. Und das Thema Resilienz eben auch so ein wichtiges, gerade im Coaching-Feld. Also ganz toll.
Danke. Möge die Resilienz mit euch und mit den Zuhörenden. Alles Gute euch.
Alle Folgen finden Sie hier:
Titelmusik und Mischung: Lars Deutsch www.larsdeutsch.net
Design: Katharina Krekeler www.hejro.de
Ruben Langwara ist Wirtschaftspsychologe, Resilienz-Lehrtrainer & -Coach sowie Experte für Emotionen und deren Wirkung auf Gesundheit und Wohlbefinden. Er ist mit der Resilienz-Akademie Göttingen als Projektpartner für emotionale Resilienz tätig. Sein Fachbuch zu diesem Thema „Die Kraft unserer Emotionen“ erschien 2022 im Junfermann-Verlag. Er ist Mitinitiator des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience (www.Rethinking-Resilience.com).
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 240 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat (www.Resilienz-Kongress.de) sowie des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience (www.Rethinking-Resilience.com).