Entdecken Sie den Denkraum von Sebastian Mauritz und Ruben Langwara, um Ihre eigene Widerstandsfähigkeit zu stärken und Ihr Verständnis von Resilienz zu erweitern! Tauchen Sie ein in eine inspirierende Lernumgebung, die Ihnen dabei hilft, Ihre Resilienzfähigkeiten zu entwickeln und zu festigen. Profitieren Sie von den Erfahrungen und dem Wissen der Experten und bereiten Sie sich optimal auf die Herausforderungen des Lebens vor.
HIER erhalten Sie nähere Informationen und einen Überblick über alle Folgen! In dem folgenden Artikel haben wir die Folge 34 für Sie zusammengestellt.
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Folge 34: Resilient Guest: Birgit Haus
In der 34. Folge des Podcasts Rethinking Resilience von Sebastian und Ruben dreht sich alles um ein Thema, das viele emotional bewegt: das innere Kind. Zu Gast ist Birgit Haus, erfahrene Psychosynthese-Therapeutin mit über 30 Jahren Berufserfahrung. In einem tiefgründigen und gleichzeitig lebendigen Gespräch geht es um die Vielfalt innerer Anteile, die Prägungen aus Kindheitserfahrungen – und die kraftvolle Möglichkeit, durch bewussten Kontakt mit dem inneren Kind Selbstverbindung und Resilienz zu stärken. Das Gespräch eröffnet einen einfühlsamen und fundierten Blick auf das Potenzial der inneren Kindarbeit – sowohl therapeutisch als auch im Alltag.
Warum ist das innere Kind für Resilienz wichtig?
Das innere Kind steht für unsere frühesten emotionalen Erfahrungen, insbesondere jene, in denen wir Verletzung, Ohnmacht oder Einsamkeit erlebten. Birgit beschreibt, wie diese inneren Bilder und Gefühle – etwa aus einem alten Fotoalbum oder aus der Erinnerung an Kindheitssituationen – eine seelische Realität abbilden, die tief in uns wirkt.
In herausfordernden Lebenssituationen werden genau diese frühen Muster aktiviert. In solchen Momenten übernehmen kindliche Anteile unser Denken, Fühlen und Handeln – oft unbewusst. Für Resilienz ist es entscheidend, diese Anteile nicht zu verdrängen, sondern ihnen Raum zu geben und sie bewusst wahrzunehmen. Denn das innere Kind ist nicht nur verletzlich, es trägt auch unsere ursprüngliche Lebendigkeit, Kreativität und Intuition in sich. Indem wir lernen, uns diesem Teil zuzuwenden, stärken wir unsere innere Stabilität und unser Kohärenzgefühl – beides zentrale Elemente der Resilienz.
Was ist das innere Kind – und wie ordnet es sich in die psychologische Arbeit ein?
Birgit verankert ihre Arbeit im Konzept der Psychosynthese nach Roberto Assagioli. Dieses Modell geht davon aus, dass jeder Mensch aus vielen Teilpersönlichkeiten besteht, die wie ein inneres Team oder – wie Gunther Schmidt es formuliert – ein „innerer Kindergarten“ wirken. Die Aufgabe des „Ichs“ ist es, diese Persönlichkeitsanteile zu koordinieren, ohne sich mit einem davon zu identifizieren. Dieses Ich-Bewusstsein ist der Schlüssel zur Heilung.
Birgit differenziert innerhalb der inneren Kindarbeit drei Archetypen: das Mondkind (bedürftig, auf Bindung angewiesen), das Sonnenkind (kreativ und selbstwirksam) und das spirituelle Kind (intuitiv, weise, resilient). Das spirituelle Kind beschreibt sie als Symbol für unser höheres Selbst – die instinktive Weisheit, mit der wir auf die Welt kommen und die uns Richtung gibt. Diese differenzierte Betrachtung der inneren Kind-Anteile hilft dabei, zu erkennen, welche unbewussten Dynamiken unser heutiges Verhalten beeinflussen – insbesondere in Beziehungen, bei Selbstzweifeln oder in beruflichen Situationen.
Wie funktioniert innere Kindarbeit konkret?
Innere Kindarbeit bedeutet, mit emotional berührenden inneren Bildern und inneren Stimmen in Kontakt zu treten. Birgit beschreibt, wie im therapeutischen Prozess emotionale Zustände personifiziert werden können – etwa in der Gestalt einer „Bettlerin Erna“, die für Selbstzweifel steht. Das Ich-Bewusstsein nimmt dann Kontakt zu dieser Figur auf, fragt nach ihren Bedürfnissen, bietet Fürsorge an – und ermöglicht dadurch Transformation.
Wichtig ist dabei, dass das Ich-Bewusstsein eine Haltung der Desidentifikation einnimmt – es identifiziert sich nicht mit den inneren Anteilen, sondern begegnet ihnen neugierig, achtsam und wertschätzend. Dadurch entsteht eine liebevolle innere Führung. Diese Arbeit ist keine abstrakte Übung, sondern findet in inneren Dialogen, Körperwahrnehmung und emotionaler Spürarbeit statt. Sie kann therapeutisch begleitet oder durch geführte Selbstreflexionen angeregt werden. Besonders wirksam sind intensivere Formate wie mehrtägige Seminare, die ein tiefes Eintauchen ermöglichen.
Wozu dient die Arbeit mit dem inneren Kind – was ist der Gewinn?
Der zentrale Gewinn der inneren Kindarbeit liegt in der Stärkung des Selbstwerts, der emotionalen Selbstregulation und der Beziehungsfähigkeit. Birgit betont, dass der Kontakt zum inneren Kind nicht nur zur Heilung vergangener Wunden beiträgt, sondern auch einen Zugang zu Lebendigkeit, Freude und Intuition schafft.
Für die Resilienz bedeutet das: Innere Kindarbeit hilft uns, alte Überlebensstrategien zu verstehen und loszulassen. So können wir uns aus der Identifikation mit alten Glaubenssätzen befreien („Du bist nicht gut genug“) und unsere Potenziale entfalten. Auch Partnerschaften profitieren davon, wenn Erwachsene sich nicht unbewusst gegenseitig mit kindlichen Bedürfnissen überfordern, sondern einander aus gereifter Selbstverantwortung begegnen.
Das resiliente Kind in uns – so Birgit – ist „wie ein innerer Stern, der uns Orientierung gibt“. Ihm zu folgen, bedeutet, unseren Weg authentisch und erfüllt zu gehen.
Alle weiteren Informationen zur Arbeit von Birgit Haus finden Sie unter: www.psychosyntheseinstitut.de. Sowie ihre aktuellen Bücher: Publikationen.
Transkript Folge 34
Hier finden Sie das vollständige Transkript der Folge:
↓ ANZEIGEN ↓ [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Birgit Haus – Resilienz-Podcast] [Ruben Langwara – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Du erzählst auch, was man da machen kann. Und es hat ja irgendwie jeder mehrere innere Kinder. Gunther Schmidt sagt immer so schön, innerer Kindergarten. Darüber wollen wir heute sprechen. Ich freue mich total. Und Birgit, wie gesagt, danke. Ich weiß, du bist viel beschäftigt, jetzt mit deinen aktuellen Büchern und so weiter und so fort. Sag doch mal, wer bist denn du? Was machst denn du? Und wie kommst du zu diesem schönen Thema? [Birgit Haus – Resilienz-Podcast] Ich wohnte schon als Studentin in Köln, aber ich fühlte mich in meiner Familie immer total ausgegrenzt. Und meine große Kompensationsstrategie war immer die Flucht. Vor allem die Flucht ins Ausland. Ich hatte das Glück, an einer Schule zu sein, wo ich seit meinem 13. Lebensjahr jedes Jahr jeden Schüleraustausch wahrgenommen habe, um bloß aus dem Elternhaus weg zu können. Und das war die Not meines Kindes. Das war ich als Kind. Da musste ich als Kind vor einer bedrohlichen Elternsituation mit einem schwierigen Stiefvater, davor musste ich abhauen. Ja, und dann bin ich, wie gesagt, ganz jung als Studentin mit einem Auslandsstipendium für zwei Semester an die Uni nach Sevilla gegangen und habe eine Arbeit geschrieben über Einsamkeit, über Poesie von Miguel Hernández. Und Einsamkeit war mein großes Thema schon als Kind. Und jetzt ist es so, als ich jetzt im Flugzeug saß und nach Sevilla fuhr, spürte ich sehr bewusst, dass ich damals mit einem großen Kloß im Hals nach Spanien gereist bin. Ich bin zwar alleine mit einem goldgelben Ford Escort diese über 2000 Kilometer hierhin gereist, aber mit einem Kloß im Hals. Und ich wachte jeden Morgen mit einem gereizten Magen auf, hatte jeden Morgen Magenschmerzen als junges Mädchen. Und jetzt bin ich hier und spüre so, ich bin Gott sei Dank nicht mehr dieses Kind. Und ich habe die Nöte meines inneren Kindes integriert und bin, glaube ich, eine der Expertinnen in Deutschland, ohne überheblich sein zu wollen, nicht an Popularität. Mich kennt kaum jemand oder natürlich kennen mich eine Menge Leute, aber nicht wie Stefanie Stahl, die irgendwie in aller Munde ist. Aber was die Erfahrung in innerer Kindarbeit anbelangt, glaube ich, kann mir kaum jemand das Wasser reichen. Und das ist so, dass das innere Kind ist eine Wirklichkeit in jedem Menschen. Wir waren alle Kinder und das Bild des inneren Kindes, das Erinnerungsbild entspricht letztendlich dem inneren Kind. Jeder Mensch, der sich an seine Kindheit erinnert und Bilder von sich hat, egal ob Fotos von der Geburt aus dem Fotoalbum der Kindheit oder ob aus dem Kindergarten, Grundschule, Gymnasium oder weiterführende Schule. Alle Bilder, die wir uns anschauen und die uns vor allem emotional berühren, bringen uns Kontakt mit der Wirklichkeit unseres inneren Kindes. Wenn wir durchs Fotoalbum der Kindheit blättern und traurig werden oder betroffen sind oder wütend werden, dann sind das die Gefühle des inneren Kindes. Das heißt, es ist keine Erfindung, es ist kein psychologisches Konzept. Natürlich ist es ein Konzept, aber es hat eine seelische Entsprechung. Für mich ist das Bild des inneren Kindes ein perfekter Zugang zur Seele. Denn alles, was wir in inneren Dialogen mit dem inneren Kind erreichen können, ist, dass wir uns kohärenter fühlen, dass wir über das innere Kind die wertvollste Informationsquelle haben über die Bedürfnisse unserer Seele. Für mich geht es um die Seele. Mein Kollege Harald Reinhardt hat die Seele mal so schön definiert als das im Leib strömende Leben. Und dieses im Leib strömende Leben, was wir, so wie ich eingangs erzählte, was ich als junges Mädchen mit mir irgendwann in meinen 20ern als Magenschmerzen spürte, das war die Not, das war die Einsamkeit meines inneren Kindes. Ich war ja längst erwachsen und hatte die Fähigkeit, alleine nach Sevilla zu reisen und hier alleine mich zu orientieren, sprachlich klarzukommen und existenziell klarzukommen. Aber dieses Gefühl, diese Bauchschmerzen, das waren die Nöte meines inneren Kindes. [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Und das, was das ja als Konzept darstellt, ist ja im Prinzip so dieses »Wir haben Anteile, wir haben Seiten, wir haben Ego-States, wir haben ein inneres Team«. Das gibt es ja in unheimlich vielen verschiedenen Konzeptionen und in unheimlich verschiedenen auch Arten, das zu beschreiben. Und jedes System ist da irgendwie mehr oder weniger rigide und man muss dann mit dem inneren Team dies machen und man muss mit dem inneren Kind das machen und so weiter. Und das innere Kind, so wie es generell darin stattfindet, ist ja typischerweise für diese frühen Prägungsmuster, die wir erleben, für ganz viel grundsätzliches Verhalten, aber auch natürlich in sogenannten Regressionssituationen, wo wir uns innerlich auf einmal sehr viel jünger und schwächer fühlen, dann dafür zuständig, das Denken, Fühlen, Handeln in Anführungsstrichen zu übernehmen als neuronales Muster. Das springt dann an und wir sind dann wieder in dieser Welt und fühlen uns auch so alt. Wie bist du zu diesen ganzen, ich würde mich mal interessieren, und wie war da dein Weg hin? Weil du hast ja nicht sozusagen das Buch damals, das Buch von Stephanie Stahl gab es noch nicht, zu Recht ein absoluter Bestseller, weil es halt viele Menschen zu etwas bringt, was, sagen wir mal, für sie hilfreich ist. Wie war das? Erzähl doch mal, wie bist du zu diesen Vielfaltsmodellen gekommen [Birgit Haus – Resilienz-Podcast] Und um diese Vielfalt irgendwie griffiger zu machen, hat Roberto Assagioli bereits das Konzept der Teilpersönlichkeiten entwickelt. Wenn heute die Idee von Teilen ist, dann geht das letztendlich ursprünglich auf Roberto Assagioli zurück. Gunther Schmidt kennt Roberto Assagioli auch und hat auch Beziehungen zur Psychosynthese, haben wir häufiger reflektiert. Und jetzt ist es so, dass der C. G. Jung und Roberto Assagioli waren befreundet und Jung hatte sich ja von Sigmund Freud seiner Zeit abgewandt, weil der die spirituelle Komponente des Menschen geleugnet hatte. Für C. G. Jung und Roberto Assagioli war das aber schon damals im letzten Jahrhundert wahnsinnig wichtig, zu sehen, dass der Mensch ja auch einen spirituellen Kern hat, dass er irgendeinen Sinn und eine Bestimmung in sich trägt, die es zu entdecken gilt. Wir kommen so bildhaft gesprochen letztendlich alle als einen Samen auf die Welt, aber wir wissen noch nicht, was sich aus diesem Samen entwickeln will. Ob das ein Rosenbusch wird, ob das ein Apfelbaum wird oder ein Kirschbaum oder eine Pappel, das gilt es im Laufe unseres Lebens zu entdecken. Und dabei ist die Psychosynthese mit ihrem Teilpersönlichkeiten-Konzept enorm hilfreich, weil wir hingehen können und bestimmte Gefühlszustände, die wir haben oder auch Tagträume über irgendwas, was wir entwickeln wollen oder Sehnsüchte, wo wir gerne hinwollen, aber nicht dahin kommen, die können wir mit der Methode der Teilpersönlichkeitenarbeit sozusagen personifizieren. Das heißt vom methodischen Vorgehen für alle Therapeuten und Coaches, die sich dieses Interview anhören, ist es hilfreich, dass ich meinen Klienten oder meinen Coach ganz stark eintauchen lasse in einen bestimmten Energiekreislauf. Also wenn ein Mensch die Sehnsucht hat, auf die Bühne zu kommen, aber irgendwie sich nichts zutraut, sich nicht traut, wirklich auf die Bühne zu gehen und auf der Bühne frei zu sprechen, dann ist da oft eine innere Polarität am Werk. Auf der einen Seite gibt es dann die Sehnsucht, da ist das Potenzial, da ist der Ruf wie im Heldenmythos, da gibt es so den Ruf in jedem Menschen und in jedem Entwicklungsabschnitt, da will ich hinwachsen, aber die Prägungen meiner Kindheit, die ganz viel mit unseren frühen Bezugspersonen zu tun haben, halten mich davon ab. Heute ist meistens in dem Zusammenhang die Rede von Glaubenssätzen, aber die Glaubenssätze haben ja einen Ursprung und der Unterschied in meiner Arbeit, dass ich eben nicht abstrakt mit Glaubenssätzen arbeite, sondern dass ich meine Klienten frage, sag mal von wem kennst du denn eigentlich diesen Satz aus deiner Kindheit? Oder man kann auch gehen, hingehen und sich vorstellen, ich sehe jetzt mal ein Gesicht zu der Stimme, die mir diesen Satz gerade sagt und sofort sind Mami, Papi, Oma, Kindermädchen, irgendwelche frühen Bezugspersonen da, die mir sagen, du kannst das nicht, du schaffst das nicht und das verinnerlichen wir und es entsteht ein neuronales Netzwerk mit nach dem Motto, du kannst das nicht und dem gegenüber steht aber jetzt quasi, dass diese Vision, dass da ist auch, da steckt sozusagen das Potenzial des Kindes drin, wenn wir auf die Welt kommen, sind ja schon alle Potenziale in uns angelegt, genetisch und sonst wie und diese Potenziale werden nicht im Laufe des Lebens mehr, sondern es ist die Frage, gelingt es mir im Laufe meines Lebens ein Bewusstsein zu entwickeln, dass diese Potenziale in meinem Inneren aufspürt und auf die Bühne meines täglichen Lebens bringt und dafür braucht es eben ein Ich, ein Zentrum, was erkennt, hier auf der einen Seite habe ich das Potenzial, das irgendwie so nach oben strebt und rauskommen will. Auf der anderen Seite gibt es die Verhinderung, dass das Stoppschild im Inneren vielleicht, du darfst das nicht, du kannst es nicht, du bist zu blöd, du bist zu klein, du bist zu alt, diese Sätze kennen wir ja alle, du bist nicht gut genug, du bist dumm, alle möglichen Sätze dieser Art blockieren das und wenn ich jetzt, je mehr Ich-Bewusstsein ich entwickle, kann ich lernen, mich von den Prägungen meiner Kindheit abzukoppeln, indem ich selber mich auf den Thron in meinem inneren Seelenreich setze, in mein inneres Königreich und den Stimmen, die aus der Vergangenheit kommen, die ich ja verinnerlicht habe und die damit gar nicht so sehr vergangen sind, ich identifiziere mich in der Gegenwart nur tragischerweise mit alten Stimmen, die heute keine Gültigkeit mehr haben und wenn ich dann sozusagen über Selbstausdruck, indem ich diesen Figuren meiner Vergangenheit, den sogenannten Introjekten, das Konzept erkläre ich sehr präzise und mit Anleitung in meinem Buch Lieben ohne Leiden, wenn ich mich aus meiner Erwachsenen, aus meinem Erwachsenen-Ich-Bewusstsein an diese Introjekte wende und denen sage, stopp, es reicht, ich entscheide heute für mein Leben, dann werde ich in der Regel im inneren Bild, wenn ich nach meinem inneren Kind gucke, ein Bild von dem Kind, was ich mal war, sehe, was mir vielleicht zu applaudiert, was strahlt, was sagt endlich, was im Hier und Jetzt darauf reagiert, dass ich mich endlich abgrenze von dem, was mich in der Vergangenheit bis in die Gegenwart prägt und das sozusagen, das ist jetzt auf der Ebene von Ursprungspotenzial im Kind, wo das Kind die Quelle ist und den Elternprägungen, aber in der Psychosynthese schauen wir halt auf die Teilpersönlichkeiten sehr viel komplexer. Da kann es eben diese Seiten, wo ich kein Glauben daran habe, dass ich etwas schaffen kann im Leben, dass ich meine Ziele erreichen kann, das kann zum Beispiel sich auch manifestieren im Bild. Ich denke an eine Klientin, die hatte eine Bettlerin namens Erna in sich gefunden, so eine Frau in alte Lumpen eingewickelt, die so einen Aldi-Einkaufswagen im inneren Bild, in ihrer Fantasie vor sich her schob und da hatte sie ihre sieben Sachen drin und die wohnte in Köln unter der Rheinbrücke, da war ihr Zuhause und die war ziemlich grau in grau und in dem Moment, wenn ich mich aber aus meinem Ich-Bewusstsein, das heißt, wenn ich mir bewusst werde, ich habe einen sehr vernachlässigten Teil in mir, der sich in, im Bild einer Bettlerin Erna zeigt, dann entsteht eine Verbindung und ich kann diese Bettlerin Erna fragen, sag mal, wie bist du hier unter der Rheinbrücke gelandet? Was machst du hier eigentlich und was brauchst du jetzt von mir, um endlich frei zu werden? Dann sagt die, komm, nimm mich mit und dann nehme ich die mit nach Hause, jetzt so ausgemalt als Prozess, wie das mit Klienten tatsächlich passieren kann und dann sag ich zu der, komm, du darfst gerne mal in mein Badezimmer, ich habe so eine tolle neue Badewanne und du darfst mal deine ganzen neuen Klamotten abschmeißen und dich baden und frisch machen und dann kommt da vielleicht eine schöne junge Frau raus. Das heißt, diese Idee von Teilen ist, dass ich sozusagen, dass dieses abstrakte Gefühl, dass ich nicht weiß, ja wie kann ich denn was in meinem Leben ändern, bekommt ein klares Gesicht. Diese Bettlerin Erna, die wird dann vielleicht eine ganz hübsche junge Frau, die einfach meine Unterstützung braucht, die ich an der Hand nehme und sage, hey, ich zeige dir mal, wie du hier in dieser Welt klarkommen kannst. So, das war jetzt wieder ein Riesenbogen. Ich hoffe, dass also Konzept von Teilpersönlichkeiten ist in der Psychosynthese das Ziel. Piero Ferrucci, einer der bekanntesten Vertreter, der die Psychosynthese nach dem Tod von Roberto Asagioli in die Welt gebracht hat und ein schönes Buch geschrieben hat, das heißt Werde was du bist. Auf Italienisch heißt es einfach crescere, wachsen, aber die deutsche Übersetzung ist eben Werde was du bist. Der hat gesagt, der Mensch ist nicht, der Mensch ist eine Menschenmenge. Wir sind eben, der hat es, und das ist Anfang der 80er Jahre erschienen dieses Buch. Das heißt, das ist schon lange bekannt, auch C.G. Jung sprach davon. Er sagte, C.G. Jung hatte zum Beispiel sein Höheres Selbst in der Gestalt des Philemon personifiziert und in seinem roten Buch auch als Gestalt gemalt. Das heißt, unsere Bestimmung, unser Höheres Selbst können wir auch personifizieren und dadurch, dass bestimmte Energiekreisläufe in der Psyche ein Gesicht bekommen, kann ich mit ihnen in Dialog drehen. Und alles, was mir bewusst ist, alles, was mit mir in Verbindung steht, führt dazu, dass wir mehr Kohärenz kriegen. Wir zentrieren uns, das autonome Nervensystem entspannt sich, wir kriegen eine Herzkohärenz, weil ich mich emotional ausgeglichener fühle. Und die Gehirnkohärenz ist natürlich total wichtig, damit ich einen klaren, wachen Geist habe. Und den kann ich umso mehr entwickeln, je mehr alle Teilpersönlichkeiten unter die Regie meines Ichs bekommen. Und jede Seite mag sie noch so unattraktiv erscheinen, trotzdem ihren Platz bekommt. Denn dann kann sie mein Leben bereichern. Sonst passiert es oft wie das Dornröschen-Märchen, dass die 13. Fee das Fest kaputt macht. Also alle Teile, die wir nicht so sehr lieb haben, sollten wir über kurz oder lang akzeptieren, weil sie dem Leben wie die Prise Salz geben. [Ruben Langwara – Resilienz-Podcast] [Birgit Haus – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Birgit Haus – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Birgit Haus – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Ruben Langwara – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Ruben Langwara – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Birgit Haus – Resilienz-Podcast] Und es ist so, dass wir in der Psychosynthese dann auch, und das hat die Psychosynthese mit C.G. Jung gemeinsam, dass wir schließlich auch von einer Ich-Selbstachse sprechen. Das heißt, unsere Ganzheit ist, enthalten in der Idee des Höheren Selbst. Das heißt, es gibt in jedem Menschen einen spirituellen Kern, der alle unsere Potenziale vereint. Und diese Potenziale kann ich aber nur in meinem Leben quasi runterholen, auf die Bühne meines Lebens bringen, wenn ich ein Bewusstsein habe, was nicht identifiziert ist. Und dieses Bewusstsein, dieses Ich, hat dann auch eine Frustrationstoleranz zum Beispiel. Wenn ich keine Frustrationstoleranz habe, ist das in der Regel Ausdruck davon, dass ich mich mit meinen Emotionen stark identifiziere oder dass ich mich mit meinen Impulsen sehr stark identifiziere. Wenn Menschen Süchte haben zum Beispiel, dann sind sie unbewusst ganz stark damit identifiziert, jetzt genau das zu brauchen. Und ein reines Bewusstsein, könnte man auch sagen, so nennen wir das gerne in der asiatischen Tradition. Ich meditiere seit 1990, also das sind jetzt 35 Jahre, das ist schon eine verdammt lange Zeit. Und dieses Bewusstsein, da gibt es so die Idee, dass es einen Zustand gibt, in dem sich das Bewusstsein seiner selbst bewusst wird. Ich werde mir bewusst, dass ich mir gerade bewusst bin. Ich bin mir bewusst, dass ich gerade mit euch hier in unserer Podcast-Situation bin, im Interview. Und ich bin mir bewusst, dass ich gerade in Spanien bin. Ich bin mir bewusst, dass ich gerade über psychische Synthese und innere Kindarbeit spreche. Und dieses Bewusstsein ist eine wichtige Voraussetzung dafür, das zu erschaffen, damit wir lernen können, mit der Fülle unserer vielen verschiedenen Teilpersönlichkeiten umzugehen. Und ich würde genauso die verschiedenen Facetten, die du eben angesprochen hast, Sebastian, dass es eben unterschiedliche Aspekte des inneren Kindes gibt. Da unterscheide ich auch gerne zwischen drei Kategorien, die man sortieren kann, wo man sagen kann, es gibt das sogenannte Mondkind. Diese Unterscheidung geht auf meinen Kollegen Harald Reinhardt auch zurück, obwohl er von Quellen spricht. Das war seine Idee, das Mondkind berührt sozusagen unsere elementaren Bedürfnisse. Wenn wir als Baby auf die Welt kommen, dann brauchen wir noch keinen Computer. Aber wir brauchen eine Mama, die uns hört, wenn wir Hunger haben, die uns an die Brust anlegt, die uns Wärme, Geborgenheit und Sicherheit gibt. Und diese ganz basalen Bedürfnisse von Verbindung, von Körperspürung, von emotional aufgehoben sein. Das ordnen wir gerne in unserem Kölner Psychosynthese-Modell dem Mondkind zu. Dann gibt es die Idee des Sonnenkindes. Es hat so ein bisschen auch was mit dem Archetyp der Sonne in der Astrologie zu tun, wo es darum geht, wo es um Entfaltung geht. Das ist sozusagen das kreativ-schöpferische Potenzial in jedem Menschen. Und das kann man in inneren Bildern dann eher etwas älteren Kindern zuordnen. Das ist dann nicht mehr das Babyalter, wo wir noch nicht sprechen können, was dem Mondkind eher entspricht. So die ersten zwei Jahre vielleicht, so plus Pi mal Daumen. Dann eben das Sonnenkind ist so die Idee, da geht es darum, dass das Kind sich von der Mutter schon traut, sich etwas zu entfernen und die Welt entdecken will und was ausprobieren will und bei seinem Spielen nicht gestört werden will. Das heißt, da bringt sich das Kind schon etwas hervor, während es in der frühen Phase vor allem abhängig ist und ganz viel empfangen muss. Während dieses Mondkind ist das kreativ-schöpferische, was auch schon etwas in die Welt bringen will. Was schon Freude daran hat, der Junge, der am Strand eine Burg baut im Sand und stolz darauf ist oder mit Klötzchen einen maximal hohen Turm zu bauen, der bis unter die Decke geht. Das hat mein Sohn zum Beispiel mit Begeisterung gemacht, als er klein war. Und dann gibt es als dritte Komponente noch das sogenannte spirituelle Kind. Das entspricht vielleicht so ein bisschen diesem göttlichen Kind, was sich in der christlichen Mythologie im Jesuskind widerspiegelt, wo in diesem Kind eine Weisheit ist, wo kein Mensch, du rum hast kleine Kinder oder du weißt, die bringen, die hauen manchmal irgendwie so einen Satz raus, wo du denkst, wo kommt das jetzt her? Und dieses Wissen, um irgendeine Dimension, dass ein Kind hat manchmal mit einer ganz schlichten Aussage ein Wissen, das aber zur Lösung führt. Da gibt es ein Problem und das Kind sagt, komm wir gehen. Und der Erwachsene muss schmunzeln. Ach ja, wir gehen. Also wenn wir das jetzt, wenn ich das auf meine Therapie übertrage, dieses wissende Kind, wie kann mir das im Kontakt mit mir selbst helfen, dann ist das, können wir uns das so vorstellen, eine Klientin kommt mit Liebeskummer zu mir in die Therapie, hängt noch sehr an ihrem Ex-Partner, der sie wegen einer anderen Frau verlassen hatte und sie fragt mich, wie komme ich denn los von dem? Und ich schlage ihr vor, lass uns auch mal ausprobieren, wir gehen mal mit einem kleinen Mädchen in der Fantasie dahin und schauen mal, was dein kleines Mädchen dir empfiehlt. Sie geht in die Situation, trifft diesen Mann mit ihrem inneren Kind an der Hand, bzw. sie hat das Kind noch nicht an der Hand, sondern sie steht mit dem Kind im inneren Bild vor diesem Mann, der ein Kollege war, deshalb traf sie ihn jeden Tag bei der Arbeit leider, für sie leider. Und dann sagt dieses kleine Mädchen, nimmt ihre Hand und sagt, komm wir gehen. Und sie musste herzhaft lachen, weil ihr das eigentlich schon länger klar war, aber sie irgendwie den Absprung nicht schaffte. Aber diese eine Sitzung war wie der Schlüssel und drei Monate später lernt sie einen neuen Mann kennen, sie hatte zwischenzeitlich mehrere Intensivseminare über innere Kindarbeit bei mir besucht, siebentägige Seminare und einige Einzelsitzungen gemacht und sie hat auf einmal emotional diesen Missing Link, das Bewusstsein war schon da, ich muss da weg, aber sie schaffte es emotional nicht. Und dadurch, dass das Kind ihr die Hand im inneren Bild reichte und sie die Verbindung innerlich spürte, konnte sie sich lösen, lernt drei Monate später einen Mann kennen, von dem sie sagte, der ist überhaupt nicht mein Typ. Der hat dann kurz drauf, den hat sie gleich zu mir auf den siebentägigen inneren Kindkurs geschickt, der muss erst mal innere Kindarbeit machen, bevor der mich ganz kriegt, der macht den Kuss mit und inzwischen haben sie schon gemeinsam ein erstes eigenes Kind. Und auf irgendeine Weise ist es unglaublich einfach und gleichzeitig ist es vielleicht sehr komplex es zu erklären, aber im Herzen ist es einfach. Diese drei Dimensionen Mondkind, Sonnenkind und spirituelles Kind haben innerlich bestimmte Entsprechungen von bestimmten Bedürfnissebenen und wenn wir ein Bewusstsein darüber entwickeln, dass es diese drei Dimensionen des inneren Kindes gibt, dann können wir entsprechend schauen, worum es jetzt geht. Also im Liebeskummer kann sich auch ein sehr trauriges Mondkind zeigen, das heißt da kann auch ein weinendes Baby auftauchen, weil es so weh tut getrennt zu sein. Aber das muss man dann im Einzelfall schauen. Aber jedes Bild hat eine Entsprechung zu unterschiedlichen Emotionen und auch zu unterschiedlichen Glaubenssätzen, Gedanken, Fantasien und das Ich-Bewusstsein ist in meiner Arbeit das Herzstück. Es gibt keine Therapiestunde, die nicht partiell auch der Stärkung dieses Bewusstseins dient. Es geht immer darum in die Emotionen einzutauchen, wenn ein Mensch mit einem starken Affekt oder einer starken Emotion kommt, gilt es dieses Gefühl zu entladen auf eine gute Weise in Anbindung an das Bewusstsein, dass ich als Erwachsene mein inneres Kind fragen kann. Und das ist eine weitere wichtige Komponente, dass ich aus diesem Ich heraus in den Dialog mit meinen Teilpersönlichkeiten gehe, mit meinen inneren Kindanteilen gehe. Und dieser innere Dialog führt dazu, dass ich erkennen kann, was für ein Teilbedürfnis es in mir gibt, was das erwachsene Ich braucht, damit dieses Bedürfnis erfüllt werden kann. Wenn deine Kinder Hunger haben, musst du denen was zu essen machen. Und wir jetzt als Erwachsene ein inneres Kind haben, was Hunger nach Liebe hat, dann kann ich mein Kind fragen, was brauchst du jetzt? Woran könntest du spüren, wie könntest du spüren, dass ich dich liebe? Und dann sagt mir mein inneres Kind vielleicht Mensch, nimm mich doch einfach mal in den Arm. Und wenn ich dann fantasiere, ich nehme mein inneres Kind einfach mal in den Arm und halte es jetzt lieb, entspannt sich das autonome Nervensystem, kann tief durchatmen und etwas in mir verbindet sich. Und so entsteht dann wieder Kohärenz. [Ruben Langwara – Resilienz-Podcast] Also jetzt allein entwicklungspsychologisch, weil ich denke jetzt gerade zum Beispiel daran, meine Kinder, die sind jetzt vier und zwei, für alles, was die jetzt so aufbauen, die können dafür nichts, weil die dieses Bewusstsein noch nicht haben. Ja, und da ist jetzt die Frage, also das denke ich mir jetzt so. Und jetzt ist halt die Frage, nur wann könnte denn dieses Bewusstsein entstehen, um dann auch für sich dann daran zu arbeiten? [Birgit Haus – Resilienz-Podcast] Und deshalb können wir da schlecht, da gibt es noch kein Bewusstsein, sondern da gibt es den Überlebenswillen. Und in dem Moment, wenn das Kind aber Sprache entwickelt und wenn es anfängt, das erste Mal Nein zu sagen, da fängt quasi, das ist so ein bisschen wie das Aufplatzen dieses Samens, könnte man bildhaft sagen, formulieren, dass wenn der Samen aufplatzt, das Kind Nein sagt, riskiert es zum ersten Mal eine Unterscheidung zwischen sich selbst und der Mutter. Vorher ist es sehr symbiotisch, eins, und auf einmal mutet das, vorher hat es vielleicht irgendwie sich anders verweigert, aber in dem Moment, wenn die Sprache das Nein hervorbringt, ist es die Gebot des Willens, könnte man sagen. Es ist der erste eigenständige Willensausdruck des Kindes. Vorher kann es eben nur schreien und wir können es noch nicht zuordnen. Schreit es jetzt, weil es irgendwas nicht will oder schreit es, weil es etwas braucht? Das ist manchmal dann in der vorsprachlichen Zeit schwer zu erkennen, aber es ist so, dass wir in dem, wenn das Kind Nein sagt, dann erlebt es ja, das ist auch vielleicht für dich ganz hilfreich zu wissen, dass in einem gewissen Rahmen ist es total wichtig, das Nein des Kindes zu unterstützen, da wo es dir nicht schadet. Wenn das Kind im Winter seine Mütze nicht anziehen will, es hat seine Jacke an, aber es will die Mütze nicht anziehen, dann schadet es, weil es ihm wahrscheinlich zu warm ist. Und wenn die Mutter dann aber sagt, du ziehst deine Mütze aber an, nur weil die Mutter in Sorge um das Kind ist, das Kind hat aber ein natürliches Empfinden, dass es ihm zu warm ist am Kopf und es will die Mütze nicht, dann ist das wichtig als Eltern zu begleiten, dass das Kind auch dann die Mütze nicht anziehen muss, denn wenn es dem Kind zu kalt sein wird, dann wird es sagen, Mami, mir ist kalt oder Mami kalt. Und wenn es dem Kind kalt wird, das wird es auf jeden Fall sagen, weil es nicht frieren will, das gehört ja auch zum Überlebensinstinkt, dann kann die Mutter dem Kind ja die Mütze geben. Und das sind so ganz kleine Situationen, die wir als Eltern im Alltag begleiten und komplett in ihrer Wirkung, in ihrer Auswirkung unterschätzen. Ein Kind, was laufen lernt und immer wieder hinfällt, muss die Erfahrung machen, sich selbst wieder hinzustellen, um den Stolz zu spüren, das alleine geschafft zu haben und dadurch entwickelt es Frustrationstoleranz. Wenn das Kind aber von der Mutter jedes Mal, wenn es hinplumpst, wieder hingestellt wird, entwickelt es gar keine Frustrationstoleranz und muss nicht aus eigener Kraft sich wieder hocharbeiten. Und später im Erwachsenenleben, wenn wir eben, wenn es jetzt darum geht, wirklich das Ich-Bewusstsein zu entwickeln, was ein Zustand frei von Identifikation ist, das ist tatsächlich was, was viele Menschen also im Ansatz natürlich schon ein bisschen haben, aber ganz stark erlebe ich das in meinen siebentägigen Seminaren. Da gibt es eins, was ich an dieser Stelle mal besonders hervorheben will, das heißt das innere Kind und die Heilung der Liebe. Das ist ursprünglich eine Schöpfung meines Kollegen Harald Reinhardt. Er hat das als einen großen Wurf kreiert 1993 und dann haben wir dieses Konzept aber zehn Jahre lang gemeinsam weiter ausgearbeitet und ausdifferenziert und dieses Seminar hat bis heute totale Nachfrage, weil es wirklich, man könnte sagen, ein Game Changer ist. Das ist ein Seminar, in dem wir uns sieben Tage lang in einer ganz klaren Struktur, ganz differenziert der Mutter zuwenden, dem Vater zuwenden und dem inneren Kind zuwenden und es geht darum, ein Ich-Bewusstsein darüber zu entwickeln, wie wirkt meine Mutter heute noch in mir, wie wirkt mein Vater heute noch in mir und wie kann ich lernen, das innere Kind aus diesen neuronalen Netzwerken meiner Eltern in Projekte, die heute in meinem Kopf wohnen, zu befreien und eine sogenannte Ich-Kind-Achse zu entwickeln, dass ich aus meinem Neokortex hier vorne, wo ja das Ich seinen Sitz hat, dass ich quasi eine Verbindung zwischen Geist und symbolisch gesprochen Bauch und Herz entwickeln, dass mein inneres Kind von meinem Bewusstsein wahrgenommen wird in seinen ursprünglichen Bedürfnissen im Sinne dieser drei Kind-Archetypen, dass ich entdecke, was für Bedürfnisse stecken in diesem Kind? Was braucht es von mir und je stärker diese Verbindung zwischen dem Erwachsenen-Ich-Bewusstsein und dem inneren Kind ist, umso bedeutungsloser werden meine frühbiografischen Prägungen. Es gibt ja genügend Menschen, die aus welchen magischen Quellen auch immer ganz schwerwiegende traumatische Belastungen der Kindheit überwachsen haben und trotzdem ein brillantes Leben führen, die eine Familie aufgebaut haben, die beruflich erfolgreich sind und die nichts von inneren Kindern und Introjekten jemals gehört haben. Das heißt, manche haben das Glück, irgendwie so eine Bestimmung in sich zu tragen und die Kraft in sich zu tragen, dass ihnen das gelingt und andere Menschen, die können das trotzdem auch erreichen, indem sie sich darüber bewusst werden, wie kann ich denn, wie kann ich, was habe ich in der Kindheit für Erfahrungen gemacht und wie wirken die sich heute auf meine Selbstliebe aus. Darum geht es im Herzstück in diesem Seminar das innere Kind und die Heilung der Liebe und dann habe ich im Zusammenhang mit meinem Buch Lieben ohne Leiden, wie du zu tiefer Verbindung mit dir selbst und einer erfüllten Partnerschaft findest, in diesem Buch habe ich dann über die Selbstliebe gesprochen, aber auch dann noch hervorgehoben, wie wirkt sich denn jetzt meine Beziehung zu meinem inneren Kind auf, beziehungsweise wie wirken sich die Erfahrungen meiner Kindheit auf Partnerschaft aus, weil Liebe haben wir, Liebe und Beziehung haben wir im Elternhaus gelernt und hier in diesem Buch geht es darum und dazu habe ich eben auch eine siebentägige Kursstruktur entwickelt. Beide Seminare werde ich jetzt zum ersten Mal in Mecklenburg-Vorpommern an der wunderschönen Feldberger Seenplatte in einem Haus 100 Meter vom See entfernt durchführen und ja, beide Kurse ergänzen sich auch sehr gut, weil wenn ich je mehr Selbstliebe ich entwickelt habe, umso bessere Voraussetzungen habe ich natürlich auch für erfüllende Partnerschaften, weil wenn ich ein sehr verhungertes inneres Kind habe, dann ist die Gefahr groß, dass ich in meinen Beziehungsfantasien mir einen Partner oder eine Partnerin wünsche, die mein inneres Kind satt macht. Das macht aber dann den Partner oder die Partnerin nicht satt, deshalb ist es für gelingende Beziehungen sehr hilfreich, wenn wir lernen, uns so sehr mit dem inneren Kind zu verbinden, dass wir auf einer Erwachsenen-Ebene auf Augenhöhe unseren Partnern begegnen können und Partnerinnen und das macht, dann wird Partnerschaft so richtig spannend, weil dann entsteht ein Raum, hier haben wir einen Denkraum, ich würde dann diesen Raum der Partnerschaft als einen Raum gemeinsamen Wachstums bezeichnen, wo es Raum dafür gibt, dass wir uns auf der Ebene des Individuums weiterentwickeln können im Sinne der ich selbst und inneren Kindachsen. Ich stelle mir das immer so vor, das höre selbst, ganz oben in der Mitte mein Ich-Bewusstsein und nach unten mein inneres Kind, das ist für mich die Bezeichnung dieser inneren Achse der Selbstliebe, könnten wir auch sagen und dann, wenn der Partner oder die Partnerin dasselbe in sich geschaffen hat, dass ich und das ist ein Prozess, keiner begegnet sich ja fertig, aber wir können uns gegenseitig darin unterstützen, dass wir diese Achse individuell entwickeln können und dadurch ein ganz anderes Potenzial als Paar auch miteinander entfalten können. [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Ist der Stresspegel hoch genug? Wird die Variante an Denkfühl- und Verhaltensmuster genommen und abgerufen, die die höchste Wahrscheinlichkeit auf Überleben hat. So, Überleben ist schon mal gut und da wäre mal so die Frage, wie in deinen Konzepten findet so ein resilientes Kind da einfach einen guten Platz? Also ich würde sagen, funktionales Überleben, den Blick auf Gräschere, also das Wachstum und gleichzeitig mit so einer vielleicht spielerischen Haltung dem Leben gegenüber begegnend, weil, und dazu auch so vielleicht noch ein kurzes Beispiel von mir, ich sage mir momentan, falls auch echt gerade bei mir relativ, sagen wir mal, kompakt ist, um es zu untertreiben, ich sage mir morgens immer so, ich gehe jetzt spielen. So, und dann setze mich aber an den Rechner und mache halt den Tag. Und ich mache das mit einer zutiefst spielerischen Haltung und merke halt, dass mir das gut tut. So, und viele Menschen vergessen ja schon irgendwie gefühlt, wenn sie in die Schule kommen, zu spielen. Aber wenn du das so hörst, das resiliente innere Kind, also macht nichts, wenn das Buch dazu erst nächstes Jahr kommt, da gibt es keinen Druck. Genau, wenn du das so hörst, wo in Bezug auf Resilienz spielen eigentlich innere Kinder, kindliche Anteile, wie auch immer man es beschreibt, für dich aus deiner Perspektive eine Rolle? [Birgit Haus – Resilienz-Podcast] Und wenn wir in der Schule irgendwie gescheitert sind, wenn wir Mathe nicht verstanden haben oder wenn Menschen unter Legasthenie litten, dass die Lese-Rechtschreib-Schwäche hat, da werden alte Nöte getriggert und ich fühle mich auf einmal durch die Identifikation mit einer Inkompetenz, fühle ich mich komplett überfordert. Wenn ich jetzt aber dieses Bewusstsein entwickle, was sein Sitz ja hier hat, ich finde es so genial, dass die Inderinnen sich seit Jahrtausenden hier diesen Punkt hinmalen, wo das Ich ist, finde ich einfach genial. Auch da muss man sich fragen, wie kommt, warum da? Und warum nicht hier oder sonst wo? Und daran können wir sehen, dass es immer viel mehr Wissen gibt, als wir Bewusstsein über das Wissen haben. Und das resiliente Kind kann, wir können sozusagen die inneren Kinder sich auch auf eine konstruktive Weise unter der Regie meines Ichs einander treffen lassen. Da kann zum Beispiel dieses spirituelle Kind meiner Klientin, was am Arbeitsplatz zu ihr sagte, komm wir gehen, wir wollen den Mann hier nicht mehr, dass dieses Kind zum Beispiel auch dann dem Mondkind, was unter der Trennung leidet, irgendwie auch die Hand reicht. Und dadurch schaffen wir im Inneren Brücken, weil wir sind nicht nur kompetent und wir sind nicht nur inkompetent, sondern wir haben eben unterschiedliche Seiten. So wie, ich weiß nicht, wie viel Grad es gerade in Deutschland sind. Hier in Sevilla waren es gestern Mittag 34 Grad. Also ich hätte mir das nicht vorstellen können. [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Ruben Langwara – Resilienz-Podcast] [Birgit Haus – Resilienz-Podcast] Da darf das Mittelmaß genauso sein, wie das Großartige, wie der Erfolg. Und die Niederlage ist vielleicht Gelegenheit zu aufwachen. So wie Boris Grundl so schön sagt, jeder Erfolg, baut auf vielen Niederlagen auf, so im Freistil. Das heißt, es war einmal, ich weiß nicht, ob ihr Boris Grundl kennt, ein Mann, der mit 25 Jahren auf einmal im Rollstuhl landet als Sportstudent und der eine sensationelle Karriere durchlaufen hat, Kraft seines Willens. An ihm kann man wunderbar studieren, was die Entscheidung, ein wichtiger Aspekt des Willens ist, wenn ich mich entscheide. Jede Entscheidung erzeugt auch ein Identitätsgefühl. Wenn ich mich nicht entscheide, wenn ich wie so eine Qualle im Wasser mitschwimme, dann werde ich nicht sichtbar. Wenn ich mich entscheide, das mache ich jetzt, dann kriege ich Identität, kriege ich Farbe. Also um auf das resiliente Kind zurückzukommen, das resiliente Kind im Verständnis der Psychosynthese ist so zu sagen, wie so, man könnte sagen, ein Bild für unser höheres Selbst, was aber in der Psychosynthese unterscheiden wir zwischen Transpersonal und Präpersonal. Präpersonal ist, es ist meine Ganzheit angelegt, ich habe aber noch kein Bewusstsein. Und Transpersonal bedeutet, ich habe Zugang zu meiner Spiritualität, habe oder habe einen bewussten Zugang zu meiner Spiritualität. Das heißt, wir kommen letztendlich schon resilient auf die Welt, würde ich sagen, weil wir unser volles Potenzial mitbringen. Und die Frage ist jetzt, werde ich in ein Familiensystem hineingeboren, was die Fähigkeit, die Gabe hat, meine Potenziale zu sehen und zu unterstützen, dann werde ich schon sehr früh sehr stark werden. Während, wenn ich jetzt ein Kind bin, das erstmal mit sehr viel Mangel konfrontiert ist, mit Verzicht, mit irgendwelchen Opfern, mit Streit zwischen den Eltern, mit Trennung, dann wird das ursprüngliche Potenzial erstmal sehr auf die Probe gestellt. Und das Kind gerät eher in einen Überlebensmodus. Aber dieses resiliente Kind ist trotzdem, das wirkt unter allem. Das resiliente Kind ist für mich wie die Quelle. Und das Leben will sich dahin entwickeln, dass wir ganz werden. Das ist eine ganz wichtige Grundannahme in der Psychosynthese. Das, oder Zierke Jung nennt es auch den Individuationsprozess, dass wir ganz der Mensch werden, wie Dostoevsky so schön sagt, wie Gott uns gemeint hat. Dass wir sozusagen das Potenzial in die Welt bringen, was in uns angelegt ist. Und die einzige Schwierigkeit dabei ist, dass wir das herausfinden müssen. Und herausfinden können wir das in der Psychosynthese, oder die Psychosynthese unterstützt die Entdeckung dieser inneren Bestimmung. Dass wir immer wieder gucken, was habe ich für Fantasien, was für Sehnsüchte, was nährt mich im Leben, was trägt mich im Leben, was unterstützt mich im Leben. Und Resilienz, der, wie heißt er, Raphael Kalisch, der sagt ja, Resilienz ist das Ergebnis. Und Resilienz ist nicht irgendwas, was wir so per se haben, sondern wenn wir von dieser Annahme ausgeben, dass die Resilienz das Ergebnis ist, dann ist das hoffnungsvolle daran, dass wir mit den Methoden der Psychosynthese die Resilienz enorm stärken können. Weil die größte Gefahr für unsere Resilienz sind die ausgeschlossenen Persönlichkeitsanteile. Wenn ich, wie im Märchen, die 13. Fee nicht auf das Fest einlade, dann macht sich das ganze Fest kaputt. Während wenn ich der 13. Fee auch einen Platz an der Hochzeit, an der Tafel gebe, dann ist das eine Herausforderung, weil irgendein anderer Teil in mir, der ist dagegen. Und in meinem Buch, ich habe ja noch ein weiteres Buch geschrieben, das heißt Der unerfüllte Kinderwunsch. Ich weiß gar nicht, ob ich gerade hier meine, ich habe es gerade nicht hier. Der unerfüllte Kinderwunsch im Spiegel der Seele. Und darin habe ich einen ganz spannenden Übungszyklus zum Thema Akzeptanz, wir nennen das das Akzeptanz-Experiment im Kölner Psychosynthese-Modell, dass wir mal damit experimentieren können. Dazu hatte ich auch gerade eine dreiteilige Seminarreihe gemacht. Wir können experimentieren, was bedeutet es, wenn ich die, in Anführungszeichen, die 13. Fee in meinem Leben ausgrenze. Oder was bedeutet es, wenn ich ihre Existenz akzeptiere. Und ich hatte am zweiten Seminarabend, den ganzen Seminarabend, dem Thema der Akzeptanz, dessen, was ich eigentlich nicht will, gewidmet. Und es war eine solche Leichtigkeit und Glücksgefühle und Freude im Raum, obwohl jeder etwas in sich gefunden hatte, was er gar nicht will. Aber das zu akzeptieren, was ich nicht will, macht frei. Und das ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Resilienz. Und das resiliente Kind ist vielleicht einfach so, könnte man so vielleicht sich vorstellen, wie so ein Stern am Himmel, der leuchtet. Da will ich hin, da will mein Ich hin. Und es braucht aber auch, dass ich alle Hindernisse auf dem Weg zu diesem Stern aus dem Weg räume. Und das ist mein, das Herzstück meiner Arbeit, die Hindernisse auf dem Weg auszuräumen, damit die Potenziale vom Himmel in mein Leben und der Himmel ist halt so das Potenzial, in mein Leben hinabsteigen können. [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] Es steht ja bei mir auch immer noch aus, ich bin nur großer Fan deiner Bücher. Ich bin Fan von dir und deswegen, wir machen da einfach eine Konsequenz draus. Ich bin jetzt schon Fan der Seminare und freue mich einfach total, dass du dir heute Zeit genommen hast. Ich wünsche dir, naja, also in der Kühle, wo du gerade bist, die nicht weit von der deutschen Kühle hier entfernt ist, wünsche ich dir einfach eine ganz gute Zeit und auch mögen die Sterne und die Hindernisse auf dem Weg zu deinem Stern, zu deinen Sternen, ja, einfach gut sich integrieren, gut aus dem Weg geräumt werden. Ganz herzlichen Dank an dich. [Birgit Haus – Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast] [Birgit Haus – Resilienz-Podcast] Hier geht´s zum Resilienz-Podcast: www.rethinking-resilience.com
Herzlich willkommen mal wieder bei Rethinking Resilience. Wir sind wieder in unserem Denkraum, wieder mit einer Resilient Guest. Bei mir ist Ruben und die Resilient Guest ist heute bei uns Birgit Haus. Hallo liebe Birgit, wie schön, dass du dir Zeit nimmst.
Hallo lieber Sebastian, ich freue mich sehr und hallo lieber Ruben. Ich freue mich auch, dass wir über diesen Podcast jetzt auch mal in Dialog kommen. Sehr schön.
Oh ja, definitiv. Da freue ich mich auch drauf und da bin ich direkt schon reingekretzt, Sebastian, weil ich bin immer so aufgeregt, wenn neue Gäste da sind und Gäste, die du schon kennst und ich noch nicht kennenlernen durfte. Und ich bin ganz gespannt, über deine Arbeit zu erfahren und über unser heutiges Thema. Und da sagst du jetzt ja wahrscheinlich mehr zu, lieber Sebastian.
Ja, und als du mir gerade reingegrätscht bist, hat mein inneres Kind kurz geguckt, hat gesagt, hey, ich bin dran, was da los? Es soll tatsächlich heute um das Konzept des inneren Kindes gehen und ich finde das in ganz vieler Art und Weise spannend, nicht nur, weil ich irgendwann mal ein Feedback bekommen habe von einer ehemaligen Freundin, die sagte, ich habe manchmal das Gefühl, mit einem 14-Jährigen zu sprechen. Und sie meinte das in Bezug auf mich und ich war deutlich älter als 14. Und ich hatte lange, wenn ich so vor Gruppen stand, immer mal wieder so dieses Gefühl, da gibt es eine 5- und eine 7-jährige Seite, die statt mir das Seminar halten wollte oder sollte, oder sollte natürlich nicht, aber wollte, mit einhergehendem Kompetenzverlust und in der Bewusstsein, dass Kinderarbeit verboten ist, dachte ich mir so, okay, was ist da los? Und dann kam ich irgendwann auf das Konzept des inneren Kindes. Und Birgit, du erzählst gleich ein bisschen was zu diesem Thema.
Ja, ganz herzlichen Dank für diese schöne Einladung. Ich bin ja von aus tiefstem Herzen Psychosynthesetrainerin und Therapeutin. Und das jetzt tatsächlich seit 30 Jahren. Ich fühle mich zwar nicht so, aber es sind doch inzwischen 30 Jahre. Und ich bin gerade ganz akut in Spanien, in Sevilla, wo ich als junge Studentin hingereist bin. Und da wusste ich noch nichts von meinem inneren Kind, sondern ich glaube, mein inneres Kind ist von zu Hause geflohen.
Nun sind wir, also dass wir so schnell so tief kommen, das hatte ich schon geahnt, weil ich dich und deine Arbeit sehr kenne und schätze und die immer von einer großen Tiefe mit einer wirklich entspannten Leichtigkeit in Kombination immer auch mit so einer spielerischen Neugier. Das ist so, wenn ich dir so zuhöre und wenn ich auch deine Bücher lese, die ich bei dir bemerke, die Frage, und ich würde gerne nochmal zwei Schritte zurückgehen, nämlich dieses Konzept »Wir sind viele«, wie Gunther Schmidt irgendwann mal in einem Vortragstitel »Wer bin ich und ja, wenn ja, wie viele?« vorgeschlagen hat, was ja dann auch zu einem Bestseller durch Richard David Precht wurde, ist etwas, was ja auf eine innere Vielfalt hindeutet.
Also dieses Vielfaltsmodell ist schon eine ganz grundlegende Idee in der Psychosynthese. Und die Psychosynthese geht zurück auf Roberto Assagioli, einen italienischer Arzt und Psychiater, der bei Sigmund Freud die Psychoanalyse studiert hat und schon sehr früh erkannt hat, es reicht nicht, dass wir einfach nur die frühen Prägungen unseres Lebens anschauen, sondern der Mensch bringt eine Fülle an Potenzialen mit ins Leben. Und das ist sozusagen die Fülle, die Vielfalt.
Birgit, wenn ich dir so zuhöre, ich finde das wirklich total spannend, wie du auch gestisch, das sehen jetzt die Leute nicht, so ausdifferenzierst. Und du machst zum Beispiel dieses Ich, wovon du redest, machst du immer wieder auch so hierhin, also vor dich, vorm Herzen dann in dem Sinne. Und das klingt für mich auch sehr übergeordnet. Ja, kannst du mir das bitte nochmal ausdifferenzieren, weil ich habe auch gelesen, du bist ja auch Namentherapeutin, also Neuro-Effective-Relational-Model von dem Lawrence Heller ist das, das Modell. Und ich glaube, da sprechen sie auch von so einem übergeordneten Ich, was da so handelt und so weiter und so fort. Kann ich das auch wirklich so verstehen in so einer Hierarchie? Ich habe da so ein Ich, das dann die anderen bewertet, auf die anderen drauf guckt, die Teile, die ich da so habe. Oder wie kann ich das denn genau verstehen, wie das in Beziehung zueinander steht? Weil mir hilft das dann besser, damit dann auch zu arbeiten, zu verstehen, was ist denn ein Selbstwert? Weil wir sagen halt in der Forschung, es gibt nicht den übergeordneten Selbstwert. Dann frage ich mich gerade, auf wen ist denn der dann bezogen? Also hat dann dieses Ich zum Beispiel dann auch einen Selbstwert? Und wie sieht es dann aus? Verstehst du, was ich meine?
Absolut, absolut. Und ich bin dir sehr dankbar für die Frage, weil das wirklich das Herzstück in der Psychosynthese ist, dass es sozusagen darum geht, dass wir uns nicht mit Teilen im Sinne von einer Parteinahme identifizieren, sondern es geht darum, dass wir eben dieses Bewusstsein entwickeln, viele verschiedene Teile in uns zu haben. Und es ist so, dass der Mensch, jeder Mensch hat ja ganz viele verschiedene Strebungen in sich. Der Bildschirm zeigt es nicht so, ich zeige immer gerne so nach rechts und links. Du, Sebastian, nennst das ja so die Zwickmühlen. Das wäre so inzwischen entweder oder. Darüber hatte ich damals in meiner Resilienzstudie, in der Abschlussarbeit auch geschrieben, wo ich eben das Konzept der Polaritäten oder der Zwickmühlen auf Teilpersönlichkeiten angewandt habe.
Das ist ein Begriff von Gunther Schmidt, das wollte ich nur anbieten.
Ja, genau. Okay. Und es ist so, dass eben diese Idee von Polaritäten, wir kriegen keine Polarität zu einer Synthese zusammen, wenn es kein Bewusstsein gibt, was weder mit der einen noch mit der anderen Seite identifiziert ist. Das Ich-Bewusstsein würde ich definieren oder definiere ich gerne als einen Zustand der Desidentifikation. Gunther Schmidt nennt auch, spricht gerne von dem Begriff der Allparteilichkeit. Den finde ich auch ganz passend.
Das ist ein Begriff von Iván Böszörményi-Nagy.
Oh, super, danke. Das kannst du mir bitte noch mal schreiben, den Namen.
Nein, aber das kann ich besser sagen als schreiben, aber ich finde ihn unter Allparteilichkeit. Ja, es tut mir leid, dass ich da mal reingrätsche und mir geht diese Quellenamnesie total auf die Nerven, wenn man dann die Quelle nicht nennt oder irgendwie nicht den Ursprung nennt. Und das finde ich immer angemessen. Ich weiß auch nicht von jedem. Ruben hatte, glaube ich, mal zur Quellenamnesie noch eine andere Quelle gefunden als Vera Birkenbiel. Ruben, sag mal, von wem war das?
Achso, nee.
Oder Rebecca.
Rebecca müsste das gewesen sein.
Ja, das ist, man kann das auch ad absurdum führen. Und ich finde, in dieser Welt, wo sich irgendwie viele Menschen mit fremden Federn schmücken, finde ich es angemessen, auf die wahren Quellen hinzuweisen. Und im Endeffekt, alles Wissen ist kein neues Wissen. Und irgendwer hat es schon und sei es in der Antike irgendwann mal gesagt. Aber solange es geht, werde ich das immer ergänzen.
Ich bin da 100% bei dir. Mir geht es auch so, denn es tut einem in der Seele weh, wenn man als Autor dann etwas Eigenes hervorbringt und andere sich damit schmücken. Ja, das ist mir inzwischen mit meinen Büchern auch schon so widerfahren. Okay, ja, also nochmal auf deine Frage zurückkommt, Ruben. Die Idee, es ist sozusagen, die Roberta Asagioli hatte die Idee, dass dieses Ich ein vereinigendes Zentrum ist. Dieses Ich-Bewusstsein hat die Fähigkeit, auf die verschiedenen Teile zu schauen. Und gleichzeitig ist es aber mit nichts parteiisch und mit nichts identifiziert. Das heißt, ich bin, es ist vielleicht so ein bisschen ähnlich wie in der Honest Work Arbeit, wo es darum geht, immer wieder zu disidentifizieren und von oben darauf zu schauen, was ist das für eine Seite in mir, die gerade das erkennt zum Beispiel. Und immer höher und immer höher zu gehen.
Und ja, ich finde es total spannend, wie du dieses Ich beschreibst und was dazu gehört sozusagen. Also eine Kernfähigkeit, Kompetenz, die du brauchst, damit du gut damit arbeiten kannst, ist das Bewusstsein, dieses Bewusstsein, von dem du gesprochen hast. Deswegen frage ich mich dann auch an der Stelle, wann entwickelt man das?
Sagen wir mal so, zunächst mal können wir sagen, dass der Keim zur Entwicklung dieses Ich-Bewusstseins ist in jedem Menschen mit der Geburt bereits angelegt. Das ist sozusagen, können wir uns vorstellen wie diesen Samen. Der Samen, der ist da und es braucht letztendlich die Sprachentwicklung, damit das Kind sich hervorbringen kann. Ich bin sehr sicher, dass der Wille des Kindes, dem bringt das Kind ja schon, den Überlebenswillen bringt das Kind von Natur aus per se mit auf die Welt. Das heißt, ein Kind, was Hunger hat, schreit. Es schreit um sein Leben, wenn keiner kommt, der ihm was zu essen gibt.
Also super, ist gekauft. Ich habe tatsächlich noch mal auch in der Vorbereitung darüber nachgedacht, wie genau ist das eigentlich, wenn ich jetzt vom sogenannten resilienten inneren Kind spreche. Es gibt ja so diese Idee, oder was heißt diese Idee, dass wenn wir in Stresssituationen sind oder wenn es für uns potenziell oder auch real überlebensrelevant wird, also nicht lebens-, sondern überlebensrelevant, dass unser System als musterbildendes Organ oder Gehirn als musterbildendes Organ dann schaut, okay, woher kenne ich denn das?
Also ich glaube, dass dieses spirituelle Kind, das ist das eigentlich resiliente Kind in uns, da wo mein inneres Kind zum Ratgeber wird, da wo mein inneres Kind ein Wissen hat, was meinem Bewusstsein gerade in diesem Moment, wo ich vor einer Herausforderung stehe, nicht zugänglich ist, weil ich unbewusst in einer Identifikation bin und dabei wahrscheinlich meistens in so einer Regression, das hast du vorhin schon mal angesprochen, ein inneres Kind hat was mit Altersregression zu tun. Das heißt, in dem Moment, wenn ich mich zum Beispiel überfordert fühle. Viele Menschen kennen das, es gibt heutzutage wahnsinnig viele Menschen, also gerade ältere Generationen, es ist ja ein Drama, was für eine Überforderung mit der Technik da heute, ganz große Teile der Bevölkerung anbelangt. Das immer dann, wenn wir uns überfordert fühlen, triggert das alte Überforderungssituationen, zum Beispiel aus der Kindheit.
Ja, wir sind so knapp drunter.
Und ein bisschen nass.
Und kälte, Hitze, Tag, Nacht. Das chinesische kennt schon dieses Yin-Yang-Symbol, zeigt es schon, dass es eben diese Polaritäten, die Gegensätze gibt. Und Heraklit, der bekannte griechische Philosoph, der sagt es schon, jenseits einer bestimmten Schwelle kippt alles in sein Gegenteil. Das heißt, je mehr ich mich mit einer Seite identifiziere, umso wahrscheinlicher ist, dass das Potenzial, also wenn ich mich mit dem Schwierigen identifiziere, wird mir irgendwann auch ein Glück widerfahren, dass ich wieder mit der hellen Seite im Leben in Kontakt komme. Und umgekehrt, man sieht es bei so vielen Menschen, die sich narzisstisch überhöhen, die sich für die Größten und die Besten und die Tollsten halten, dass die irgendwann an den Punkt kommen, wo der Fall sehr tief ist. Und das ist das Geniale an der Psychosynthese, dass wir, egal was im Leben los ist, wir immer wieder auf diese Mitte fokussieren, von wo es sich alle Seiten sehen kann.
Also ich finde, das ist ein super Schlusswort. Und ich danke dir sehr, sehr, sehr. Es ist tatsächlich immer wieder eine große Freude und ich habe immer so das Gefühl auch, dass mein ganzer innerer Kindergarten, wie Gunther auch so schön sagt, und so alle Seiten dann ganz, ganz achtungsvoll lauschen und sagen, oh, hier können wir was lernen. Also von daher ganz, ganz, ganz vielen Dank, liebe Birgit. Ich weiß jetzt auch, warum deine Seminare Wochenseminare sind. Ich weiß auch, dass das bei deiner Sprachstrukturierungskompetenz und Bogenspannungskompetenz und Umwegeeinfügungskompetenz also einfach fantastisch ist.
Ja, ganz, ganz herzlichen Dank euch beiden. Für mich ist immer das größte Glück, so aufmerksame Zuhörer zu haben, die so mitschwingen und so mit mir mitgehen und subtile Fragen stellen, die ganz da eintauchen, worum es im Herzen meiner Arbeit geht. Ganz, ganz herzlichen Dank euch beiden. Dir, Sebastian, und auch dir, Ruben. War auch mir eine große, große Freude.
Dann, auf Wiedersehen. Gehabt euch wohl. Grüße an die inneren Kinder. Und bis bald wieder hier.
Ja, alles Gute, euch beiden auch. Danke. Tschüss.
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Titelmusik und Mischung: Lars Deutsch www.larsdeutsch.net
Design: Katharina Krekeler www.hejro.de
Ruben Langwara ist Wirtschaftspsychologe, Resilienz-Lehrtrainer & -Coach sowie Experte für Emotionen und deren Wirkung auf Gesundheit und Wohlbefinden. Er ist mit der Resilienz-Akademie Göttingen als Projektpartner für emotionale Resilienz tätig. Sein Fachbuch zu diesem Thema „Die Kraft unserer Emotionen“ erschien 2022 im Junfermann-Verlag. Er ist Mitinitiator des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience (www.Rethinking-Resilience.com).
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 240 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat (www.Resilienz-Kongress.de) sowie des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience (www.Rethinking-Resilience.com).