[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Herzlich willkommen zu Rethinking Resilience, dein Podcast für Resilienz in Theorie und Praxis. Von und mit Sebastian Mauritz und Ruben Langwarer Wir sind wieder in einem Denkraum. Wir, das sind Ruben Langwarer und ich, Sebastian Mauritz. Und wir haben hier heute wieder ein schönes Thema. Aber erst mal Hallo, lieber Ruben. Schön, dich hier zu sehen.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Lieber Sebastian, es ist auch sehr schön, dich hier wieder zu sehen.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Und wir haben das Thema des Selbstwert mitgebracht. Und für mich ist der Selbstwert so das Immunsystem des Geistes. Und das Immunsystem des Geistes hält halt für mich wie so eine Art Schutzschild ganz viele „Kognokocken“ und „Emokokken“ einfach von uns ab Aber das ist ein Begriff, den ich bei Dr. Michael Bohne gehört habe. Und diese Kognokocken und Emokocken, damit infiziert man sich manchmal. Also Gedanken und Gefühle. Der Selbstwert ist wie so eine Art Schutzschild, der dieses Selbst-in-Frage-Stellen für mich einfach, finde ich, gut reguliert. Und wenn mich jemand nach so einer kurzen Definition fragt, sage ich immer, also wenn jemand sagt, Mensch, habe ich eigentlich einen guten Selbstwert oder nicht, frage ich meistens, wie gut können Sie Fehler zugeben und wie gut können Sie Kritik annehmen? Und ja, ich sehe dann meistens sofort am Gesicht, was los ist. Dann sage ich, ja, sehen Sie, genau. Und das Schöne am Selbstwert ist, ist nicht so, dass man den hat oder nicht, sondern das ist ein Kontinuum. Und na ja, so aus Coaching-Sicht könnte man das Metzgerprinzip nehmen, darf es ein bisschen mehr sein. Ich finde, Menschen mit einem guten Selbstwert, ach, das finde ich schon, hat auch was sehr attraktives, muss ich sagen. Wie sind das für dich, Selbstwert? So wenn du das hörst, so der erste, der was sagst du dazu?
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Also Selbstwert ist für mich der Einstieg in die Psychologie damals gewesen. Also mein Vater, das hat eine Hintergrundstory. Als Kind ist man ja gerne mal einfach so Bayern-Fan.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Ja, aber nur, weil die immer gewinnen, oder? Genau. Ja, man muss sich mit verlieren.
Ich war auch immer New York-Yankees-Fan, weil die immer gewonnen haben. Und das war immer so in Amerika sehr verpönt, weil immer nur auf Seite der Gewinner zu stehen. Aber ja, sorry.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Aber ich glaube, du weißt, worauf ich hinaus will, wenn ich jetzt einfach nur sage, Bayern-Fan. Also nicht Leute, die in Bayern-Umgebung und so weiter wohnen. Natürlich hat es auch eine Familientradition und so weiter und so fort. Bei uns in der Familie hatte es keine Tradition, Bayern-Fan zu sein. Ich bin in Karlsruhe geboren und dort aufgewachsen. Und da ist man KSC-Fan. Und ich bin damals mit einem Bayern-Trikot an den Frühstückstisch gekommen. Und dann habe ich ein paar Sprüche abbekommen von der Family, auch von den Nachbarn. Die waren auch da dabei an dem Tag. Dann kam raus, dann habe ich zum ersten Mal gehört, so mit acht, neun Jahren, Bayern-Fans sind nur Menschen mit einem niedrigen Selbstwert. Und die müssen sich daran erhöhen, dass sie sich einer Mannschaft zugehörig fühlen, die die Beste ist. Und dann dachte ich, Selbstwert, was ist das denn? Das fand ich damals wirklich total spannend, mich genau damit zu beschäftigen, weil auch ich dann immer wieder beobachtet habe, wie Menschen über sich selber reden. Und dann habe ich für mich auch so im Jugendalter so einen Spruch entwickelt, lass dich mal in Ruhe. Also geh mal entsprechend dann auch gut mit dir um. Dieser Negative Self-Talk, der dann immer wieder bei den Leuten war. Deswegen habe ich es mir auch immer wieder zur Aufgabe gemacht, Menschen in ihren Selbstwert zu bringen. Also Menschen, wir haben schon über das Thema Wertschätzung gesprochen, wirklich so zu wertschätzen, dass sie ihren eigenen Wert erkennen, also dass es wirklich auf Resonanz stößt. Und in der Psychologie habe ich entsprechend erfahren, Selbstwert ist unsere Einstellung zu unserem Selbstkonzept. Und da kann ich positiv eingestellt sein, kann sagen, ich finde mich supi, ich finde die Dinge, die ich tue, auch gut und so weiter. Und ich kann eine negative Einstellung zu mir haben, also wenn ich mich selber dann auch entsprechend betrachte.
Du hast vorhin gesagt, darf es mal ein bisschen mehr sein. Genau, da auch unser Wunsch und unser grundlegendes Bedürfnis, es ist ja einer der Grundbedürfnisse, auch laut Klaus Grawe, Klaus Grawe, der Psychotherapie-Forscher, der hat sich jetzt im Grabe umgedreht, im Grabe hat er sich umgedreht. Oh, wir sind wieder drauf. Oh ja, sehr gut, das gibt wieder Einsendungen. Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz, ist ja beides dann dabei. Also die stetige Erhöhung, also die stetige positivere Einstellung zu meinem Selbstkonzept. Und die stetige stabile positive Einstellung zu meinem Selbstkonzept, also auch dieses Thema Selbstwertschutz. Also es ist ganz zentral für uns Menschen, es ist ein grundlegendes Bedürfnis, eine Grundbedürfnisse hat ja Klaus Grawe in seinem Buch Neuropsychotherapie, auf Seite 185 übrigens für alle, die nachlesen wollen, das habe ich immer so im Kopf definiert. Und das ist genau die grundlegenden Bedürfnisse, die, wenn sie dauerhaft nicht erfüllt und verletzt sind, werde ich psychisch krank. Und das ist entsprechend nicht gut, deswegen sollten wir uns alle um unseren Selbstwert kümmern.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Was ich bei dieser Differenzierung so spannend finde, also Erhöhung und Schutz. Ich habe mich vorhin mit einer Kollegin unterhalten und wir haben so ein paar Sachen analysiert, so auch so aus dem Kollegenkreis und auch so aus den letzten Jahren. Und dann war so ein Verhalten, wo ich sehr an der Projektionsfläche war, war irgendwie dann kurz Thema, ja wie ist denn das gerade, wie ist da der Sachstand? Da habe ich gesagt, ja wir gehen beide unserer Wege, aber halt in getrennte Richtungen oder parallel mit wenig Kontakt, was ich finde okay ist, so ist es ja nicht. Und ich habe dann nur gesagt, naja für mich war das früher, und ich habe halt auch versucht dann da zu sein, einfach eine Form von Selbstwertschutz, also das ist dann typisch dieses Thema, man muss die Schuld auch mal bei anderen suchen. Es waren alle anderen, nur nicht man selber. Da dachte ich so dann zurück an auch so die Firmen, die ich mal hatte und mein Take war immer, wenn sich jemand beschwert, immer zu mir. Ich kümmere mich drum, ich bin dafür verantwortlich und ich konnte das immer auch gut nehmen, weil es hatte mit mir als Mensch nichts zu tun. Und wenn jemand sagt, irgendwie hier so das und das, dann habe ich das für mich immer als, sozusagen mich als Konzept im Kopf des anderen gesehen und dachte, ja wenn der mich so sieht, ist ja jedem so überlassend.
Und ich erlaube es ihnen auch nicht blöd zu finden, das ist ja auch in Ordnung. Ich polarisiere, das weiß ich und dann darf man auch mal irgendwie doof gefunden werden. Und dann war das halt auch sehr anschlussfähig, da dann an ein Selbstwerttraining, was ich mal mit Michael Bohne gemacht habe, das war 2014, war ich bei ihm in Hannover, habe da die PEP-Ausbildung gemacht und da hat er mir zwei Sachen angeboten, die bei meinen Selbstwerträubern sehr auf Resonanz gestoßen sind. Selbst der Träuber definiert eher sowas wie als Selbstvorwurf oder Fremdvorwurf, also Ärger gegen sich oder andere, sprich auch der Selbstvorwurf ist ja noch mal fieser, weil man haut sich selber auf die Mappe und wenn man selber seine Werte verletzt, setzt auch voraus, dass man zu zweit ist, dann ist das ja sozusagen, man kommt ja von sich nicht weg. Also man kann sich von sich schlecht scheiden lassen, viele probieren es, aber es ist halt irgendwie so eine Zwangs-WG und dann hat er noch Erwartungshaltung, dysfunktionale Loyalität und er hat noch Regression, also so inneres Schrumpfen, ich habe dann irgendwann noch mal die Problemtrance ergänzt und das sind so die Resilienzdiebe, hat er auch mal einen schönen Talk beim Resilienzkongress zugehalten. Und die beiden Sätze, die er mir angeboten hat, war einmal dieser Satz, ich erlaube es anderen nicht blöd zu finden, ich benutze jetzt bewusst das male diktologisch wertvolle S-Wort nicht, was wir als blöd genommen haben, das hatte richtig Kraft und das ist so eine Grundhaltung, wenn ich Vorträge halte, es gibt immer Leute, die anderer Meinung sind, denen ich das auch im Gesicht ansehe, das ist auch völlig in Ordnung.
Und dann sagte er einen gewichtigen Satz, sagte die Menge der Menschen, die dich doof finden, die bleibt eh immer gleich, also sei doch gleich du selbst und denke dran, alle großen und auch alle großen Marken polarisieren. Es gibt die Fans, die total dahinter stehen und es gibt auch immer ein paar, die es richtig doof finden, du machst was falsch, wenn nicht alle gut finden, dann musst du eine Religion gründen und möglichst schnell sozusagen Erleuchtung auf die Erde bringen, wenn nicht alle blöd finden, machst du auch was falsch und irgendwo so dazwischen darf sich’s bewegen. Und das war für mich tatsächlich im Sinne auch von Selbstwertschutz, das war gar nicht Selbstwerterhöhung, das war eher so, das schützt meinen Selbstwert, wenn ich sage, ja, ist in Ordnung, finde mich ruhig doof, ich gebe dir da nicht bewusst Grund zu und ich hab da auch kein Problem mit, wenn’s so ist, so. Deswegen mag ich diesen Selbstwertschutz so, ich hab lange in meinem Leben so das Thema Scham gehabt, was ja auch eine echt unangenehme Emotion ist und ja, ich war auch lange der Meinung, dass meine Seminare irgendwie viel schlechter waren, als ich dann zurückgemeldet bekommen habe, das ist aber auch so mit meinen perfektionistischen Antreibermotiven zu vereinbaren. Ich dachte immer, Gott, war das schlecht. Ich hatte immer Glück, die Teilnehmenden haben’s nicht gemerkt, wie schlecht’s war.
Die lassen sich halt täuschen, so. Und das ist heute anders, heute bin ich da sehr viel entspannter mit mir, es hat aber auch einfach gedauert, so. Ja, das ist so mein Take an Selbstwertschutz. Magst du mal was, weil das ist tatsächlich, und da freu ich mich auch jedes Mal wieder, das von dir so zu hören, zur Emotionsdynamik zu hören, weil klar, man kann jetzt mit den Selbstwertdieben oder Selbstwerträubern kann man arbeiten, aber vielleicht so um in das Thema einzusteigen, wenn du mal so ein bisschen das aus der emotionspsychologischen Sicht betrachtest, bevor wir dann also generell über Selbstwert noch uns unterhalten.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Super, mach ich gerne und erinnere mich bitte danach, dass ich nochmal auf das Thema des Selbstwertschutzes eingehen möchte, weil ich finde es total spannend, was du gesagt hast zum Thema, ich find’s okay, wenn man mich auch blöd findet, und ich würde gerne später mal darauf eingehen, dass Menschen das auch okay finden, dann Feedback von außen anzunehmen. Weil es gibt ja auch das Extrem, dass dann Leute wirklich zu machen, was alles mögliche an Feedback angeht und was da noch wichtig ist. Ja, und du hast gerade gesagt, Selbstwertschutz ganz wichtig, auch Scham ist da eine ganz wichtige Emotion, die uns entsprechend gerade anzeigt, okay, es gilt jetzt gerade, meinen Selbstwert zu schützen, ja, und da können mir auch Menschen von außen dabei helfen.
Scham soll ein Beschwichtigungssignal nach außen sein, also ich zeige absichtlich, auch körpersprachlich, submissive Signale, wie ich mach mich kleiner, schau nach unten, die augenbrauen Innenseiten zieh ich nach oben, was auch ein Zeichen für, hey, ich brauch gerade Hilfe, ich brauch gerade auch Ressourcen von außen ist. Und ja, dieses Scham zeigt entsprechend, hey, du, ich bin auch nur ein Mensch, ich hab jetzt hier irgendwie was falsch gemacht und was mach ich denn jetzt, also bitte sag mir, dass ich trotzdem okay bin, bitte gliedere mich wieder in die Gruppe hier ein und deswegen zeige ich diese Beschwichtigungssignale und zeig mir, hey, ich bin doch einfach nur ein Mensch und ich bin irgendwie auch okay und auch sowas wie, und ich mach’s auch nie wieder. Bitte lasst mich aber Teil der Gruppe sein, weil Scham zeigt sich immer dann, wenn unser Selbstwert gerade dabei ist, bedroht zu werden auf irgendeine Art und Weise. Also sei es ein negatives Feedback, was ich dann bekomme, was ich dann sehr stark annehme und auch entsprechend auf mich selbst beziehe. Scham ist eine selbstreflexive Emotion, wo ich auch entsprechend in mein Selbstkonzept reflektiere. Und da auch eine negative Einstellung zu meinem Selbstkonzept dann gerade eher habe, weil ich merke, das war gerade nicht gut, ja, Sebastian?
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Ja, ich wollte gerade sagen, weil ich sag mal so, sich selbst zu reflektieren ist ja prinzipiell nichts Schwieriges oder nichts Schlimmes. Aber die Art, wie ich mich reflektiere und welche Schlussfolgerungen ich daraus ziehe, das ist doch aus meinem Gefühl heraus bei Scham die größte Herausforderung, oder?
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Ja, ganz genau, weil das ist ja von der Dynamik her bei Scham extrem spannend. Scham ist eine Emotion, die, wenn wir das Thema Annäherungs- und Vermeidungsmotivation betrachten, eher auf der Seite der Vermeidungsmotivation zwischenmenschlich, eine Fluchtvermeidungsmotivation, deswegen heißt es auch im Boden verschaben, im Boden versinken und so weiter, also du ziehst dich eher zurück und umgibst dich eher mit Menschen, die dir dann wohl gesonnen sind, um entsprechend dann auch von denen die Ressourcen einzuräumen, die du gerade brauchst und dich wieder zugehörig zu fühlen und so weiter und so fort. Intrapersonell, also mir selbst gegenüber, ist es eine Abstoßungsvermeidungsmotivation. In der Emotionsliteratur wird Scham auch gerne als Verachtung mit Selbstbezug bezeichnet, also eine Selbstverachtung, also ich stoße mein eigenes Ich ab, ich sage zu mir selber im Extremfall, ich bin gerade nicht okay.
Aber genau das möchte Scham eigentlich nicht, dass wir in diese Spirale reinfallen, es soll uns einfach nur gerade auf unsere Fehltritte hinweisen oder darauf hinweisen, hey, schau mal, wie die anderen das gerade so finden, schau mal, dass du bitte nicht den Anschluss zur Gruppe auch irgendwie verlierst, weil das ist auch für uns wichtig, ja, sorg auch entsprechend dafür, dass du so bist, wie du eigentlich bist und komm da entsprechend wieder rein und ja, deswegen. Der Umgang mit Scham ist ein sehr, sehr spannender, wo ich mit sehr, sehr viel Selbstmitgefühl auch mir gegenüber reagieren darf, also das Selbstmitgefühl nach Kristen Neff hat auch ganz viel damit zu tun, mit Scham umzugehen, ja, dass ich eine bestimmte Sache jetzt gerade nicht bewältigt bekomme und so weiter und entsprechend niedergeschlagen bin, wenn ich mich selber betrachte, ja, und da sich selber zu begegnen wie einem guten Freund oder einer guten Freundin und mit Mitgefühl und Mitgefühl auch mit dem Wunsch, dass dieses Leid, das gerade gespürt wird, sich löst, das macht einen Riesenunterschied. Für die Menschen.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Ich war gerade bei Gunther Schmidt für zwei Tage und wir haben über Spiritualität und Hypnosystemik, was von ihm gehört und da waren natürlich auch seine hypnosystemischen Konzepte drin, wer das noch nicht kennt, ja, ist einfach sehr wertvoll, sehr menschenzugewandtes, würdigendes, wertschätzendes Psychotherapiekonzept, was die systemische Arbeit mit der Hypnotherapie nach Milton Erickson verbindet auf eine gute Art und Weise und du hast jetzt mehrfach dieses, wie ich mit mir und so weiter umgehe, sprachlich bist du daher zu zweit und was ich an Hypnosystemik so spannend finde, ist das Seitenmodell, also ich finde viele spannend, aber sage ich mal, das, was mir am meisten geholfen hat, ist das Seitenmodell, weil es natürlich mehrere Seiten in uns gibt, also jede emotional geladene Episode aus unserer Vergangenheit bildet irgendwie eine Seite und das sind so, ja, weiß nicht, ob man das jetzt als Identitäten oder so beschreiben will, ich bin mit Identität und hin so ein bisschen, naja, also vorsichtig, aber es sind halt, sagen Menschen ja so, eine Seite sagt dies, die andere Seite sagt das, es ist ja irgendwie schon im Sprachgebrauch drin und gerade dieser Umgang mit den sich schämenden Seiten, die ja oftmals jünger und schwächer sind, im Inneren erleben und das Interessante, wenn man dann auch von der Interventionsstrategie als Coach oder Trainer das fragt oder auch, wenn sie jetzt ohne Coach und oder Trainingshintergrund zuhören, dann ist immer auch die Frage, wie alt erlebe ich mich in so einer Situation und meistens nicht so erwachsen und stark, wie man ist, sondern da kommt irgendwie eine jüngere, schwächere Seite um die Ecke. Und da dann liebevoll mit der umzugehen, weil wenn es einem Kind schlecht geht, also da brüllt man das so auch nicht zusammen, sondern sagt man, hey, komm mal her, an die Hand, nee, am besten nicht, ja, außer die innere Machtlosigkeit greift dann an, so, aber sag ich mal jetzt, da ist dann auch gut irgendwie im Coaching oder Therapiekontext das mal, wenn es sehr intensiv ist, auch anzusprechen.
Und damit dann mit der eigenen Endlichkeit gut umzugehen, sagen, ah, wow, ich merke, ich bin nur ein Mensch, ach, spannend, wieder ist es da, der Kontakt zur Realität, also Reframing-Angebote, positiver Bewertungsstil aus der Resilienzforschung kommt, das umzudeuten, das Scham, auch so Thema Zugehörigkeit, das Scham sagt, hey, bist ganz okay, und erst vor Jahren mal, ich hatte irgendwas gegessen, was nicht optimal war, und da musste ich im Seminar lachen. Mein Lachen hat nicht alles lautstärkemäßig überdeckt. Stark. Naja, und das war was, wo ich so sagte, puh, also Humor rettet meistens die Sache, seitdem achte ich sehr darauf, was ich so an Essensexperimenten rund ums Seminar halt mache, aber ich glaube, wir waren beim Griechen, haben da irgendwas Fieses gegessen, das weiß ich noch, das ist Jahre her, das ist bestimmt schon elf oder zwölf Jahre her, eine sehr nette Gruppe zum Glück. Wenn ich die in dem einen Konzern, wo ich immer noch bin, sehe, die haben Freude, wenn sie mich sehen, aber hey, hallo, ist menschlich, und allein, warum erzähle ich die Geschichte, nicht, dass es heißt, hey, der Mauritz, so im Seminar, sondern, weil es für mich ein Moment ist, wo ich sage, lass uns das doch mal normalisieren, lass uns diese Momente, die eigentlich hoch peinlich sind, und na klar, ich hatte, also war gut, dass das Fenster offen war, auch wegen der Hitzeentfaltung in mir, aber es war in Ordnung, so, also die haben mich halt nicht rausgeschmissen, und ich musste nur lachen, und dachte so, ja, ist in Ordnung.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Genau, weil du über dich selber lachen kannst, das macht einen Unterschied, und das zeigt dann auch eine Bescheidenheit, dir auch eine Scham oder eine Verlegenheit, dann in dem Moment, das könnte auch in der Differenzierung dann eine Verlegenheit dann einfach sein, weil gerade der Spotlight im sozialen Kontext auf dich gerichtet ist, und weil du so humorvoll, scheidend, überwürdewarend mit dir umgegangen bist, macht das einen entsprechenden Unterschied dann auch in der Wirkung, es wäre anders gewesen, hättest du das jetzt irgendwie in deinem Hochstatus überspielen wollen, und da irgendwelche Entschuldigungen und Erklärungen rundherum, aus der Nummer kommst du eh nicht raus, und das wäre überhaupt nicht gut angekommen. Aber genau das, dieser Selbsthumor und das über sich selbst lachen können und sich gewünscht selbst kleiner machen, das macht den Unterschied in der Wirkung.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Ja, und die Idee auch hierbei, was ich danach so dachte, also bei mir war da in dem Moment viel Demut, weil ich so dachte, ich habe eh nicht in Seminaren dieses Thema des Hochstatus, so nach dem Motto, ich bin derjenige, der weiß, wie es geht, da habe ich zum Glück früh in meiner Trainerkarriere mit Gunter Schmidt einen Lehrmeister, einen Mentor gefunden, der diese systemische Haltung des Anbietens, des Teilens, des Einladens, also sehr erlaubend das Ganze hatte und immer auch mit, ja, ich habe jetzt gerade den aktuellen Stand und wenn ich da was aktualisieren muss, bitte lasst es mich wissen, dann können wir darüber achtungsvoll diskutieren. Also nicht im Besitz unbedingt immer jeder Wahrheit sein zu müssen, sondern nur von persönlichen Sichtweisen, die man gut verargumentieren kann. Das macht natürlich auch es leichter, sich in seiner Schwäche, in seiner Menschlichkeit halt zu zeigen. Würde ich das jetzt jemandem raten, einfach um es mal auszuprobieren?
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Einfach mal ein linkes Probergeheim errichten, abknattern im Seminar, super.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Nicht mehr zum Griechen. Ja, auch viel über die Wirkung von Kümmel, ich mag Kümmel, ich mag Kümmeltee. Naja, rund um so ein Seminar ist die Ernährung halt gesünder.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Ja, sehr gut. Demut, Demut, Demut, hast du auch gerade angesprochen. Und das ist genau das, was emotionsdynamisch dann auch entsprechend den Selbstwert stabilisiert. Also den Selbstwert auch schützt. Also da ist die Frage, was fängt mich auf, wenn ich mal falle in meinem Selbstwert und in meinem Selbstverständnis? Und das ist die Demut, weil die Demut führt eher zu einer Selbstakzeptanz, einer Selbstzufriedenheit auch, also eine Zufriedenheit mit sich selbst, es ist okay, so wie ich bin. Die Emotion dahinter, die hatten wir auch schon mal, ist die Dankbarkeit. Dankbarkeit ist eine wundervolle Emotion, die auch Studien zufolge die Selbstakzeptanz stärkt, die Fülle in mir, die Fülle in dem, was ich habe. Und da sehr, sehr viel auffängt, wenn ich das für mich trainiert habe.
Und ja, eine Demut allgemein. Und da sind wir auch allgemein bei den selbsttranszendenten Emotionen. Das ist ja genau die Krux dahinter, dass mein Ego kleiner wird, dass ich mich auflöse in einem größeren Ganzen, also alle möglichen Emotionen rund um Selbsttranszendenz, Rührung, Dankbarkeit, Ehrfurcht, sind Emotionen, die das gar nicht mehr so schlimm machen. Weil ich es halt im großen Ganzen sehe, wenn mir irgendwas passiert, weil ich auch für mich merke, hey, nimm dich doch mal nicht so wichtig und nimm dich doch mal nicht zu ernst und dann fühlt sich das alles auch gar nicht so schlimm an. Und auf der anderen Seite, also Dankbarkeit ist beispielsweise Demut, Selbstakzeptanz, passiven Selbstwert. Selbstwerterhöhung, Stolz. Darüber haben wir schon viel geredet. Ja, da vor allen Dingen der authentische Stolz, also Dinge, die ich durch mein Handeln erreiche, auf die ich stolz bin. Also handlungsbezogen veränderbar.
Das sorgt dafür, dass ich stetig meinen Selbstwert erhöhe. Ich habe auch einen hohen Selbstwert, wenn ich einen hubristischen Stolz spüre. Also dieses Thema Identitätsbezogen und nichtkontrollierbar, also meine Erfolge durch meine Identität, die Person, die ich bin, beschreibe. Allerdings ist der instabil. Die Fallhöhe ist groß. Also wenn Menschen, die hubristischen Stolz leben, negatives Feedback immer wieder bekommen oder Niederlagen und so weiter, die fallen tief. Ja, und da gibt es nicht wirklich ein Auffangnetz dazu.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Vor allen Dingen von Leuten, die halt was zu sagen haben, weil ich kann ja meine Klappe dann nicht halten und ich stelle Menschen das schon zur Verfügung, was ich von Seminaren oder Didaktik oder was auch immer halte. Da habe ich unterschiedliche Feedbacks gekriegt, weil ich dann auch so dachte, ich nenne ja jetzt keinen Namen. Aber da dachte ich auch so, nee, das geht besser. Und dann kommen sofort selbstwertschützende Themen. Und dann dachte ich nur so, oh, okay, da ist der Selbstwert doch eher hubristisch als authentisch. Also eher sozusagen, ja, ich will jetzt nicht Nazismus hier ins Spiel bringen und ja.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Und das hängt damit zusammen.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Genau.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Und dann selbstwertschützend damit umzugehen, ist in die Verachtung zu gehen. Das ist auch super. Das ist auch eine super Art und Weise, um sich selber zu schützen. Einfach den anderen niedermachen. Den anderen erniedrigen, um seinen Selbstwert irgendwie stabil zu halten.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Der Versuch kam dann auch. Der ist aber abgeprallt, weil ich so dachte, ja, nee, ich bin kein Klugscheißer. Ich weiß es wirklich in dem Moment besser. Und das ist halt so dieses, ich kritisiere auch nur oder ich gebe auch nur da in den Bereichen Feedback, wo ich mich sicher fühle und wo ich auch zumindest in dem Moment, wo ich es gebe, die Idee habe, dass da jemand das als wachstumsförderlich oder nützlich erleben könnte. Und ich gebe niemandem Feedback, wo ich also A, keinen Auftrag habe, B, irgendwie denke so, nee, das versteht die Person momentan eh gerade nicht so kurz. Das brauche ich entweder länger oder gar nicht. Irgendwie für mich ist das immer so ein sehr großer Balanceakt, gerade in Beziehungen, die halt nicht darauf ausgerichtet sind. Wenn ich Trainerinnen und Trainer ausbilde, dann ist mein Job Feedback zu geben und auch sehr präzise auf vielen Ebenen. Das kann ich auch gut. Nur die Zwickmühle entsteht dann, wenn das ein Feedback ist, so im persönlichen Bereich oder was auch immer. Das ist halt, ja, da braucht man einfach einen Auftrag für. Den kann man sich akquirieren, aber auch meistens mit einer gewissen Ambivalenz dann nur zugestimmt, was okay ist. Ambivalenz ist immer, eine Seite sagt, hey, ich kann hier was lernen, eine andere Seite sagt, wie groß wird die Enttäuschung werden, wo ich vorher einfach eine Täuschung hatte, dass das, was ich mache, gut ist. Und ja, deswegen finde ich das Thema auch generell für Resilienz so wichtig, weil das einfach ja auch immer wieder was mit Stress zu tun hat.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Total. Und ich finde das beim Feedback beispielsweise, und da kommen wir, danke, dass du jetzt diese Brücke dann auch geschlagen hast, weil genau darauf wollte ich ja vorhin dann hinaus, was das Thema Selbstwertschutz angeht und ich erlaub’s, andere mich blöd zu finden, aber ich erlaub’s auch, mir Feedback anzunehmen. Und deswegen finde ich es beim Aufbau eines stabilen und hohen Selbstwerts extrem wichtig, auch eine ausgeprägte Selbstkonzeptklarheit zu haben. Das ist ein Konstrukt, das beschreibt das Ausmaß, in dem die einzelnen Aspekte des Selbstkonzepts sicher definiert sind, also ich bin überzeugt, dass ich so bin, zeitlich stabil und stimmig zueinander. Also ich weiß, wer ich bin. Das kann man vielleicht so ganz grob beschreiben als Selbstbewusstsein. Das verwechseln ja ganz viele Menschen mit Selbstwertsein. Ja, die Person hat ein hohes Selbstbewusstsein. Hohes Selbstbewusstsein bedeutet, ich bin mir selber bewusst. Also das ist die Reflexion und die Klarheit über das eigene Selbstkonzept.
Und Selbstkonzeptklarheit finde ich extrem wichtig, genau auch für den Aufbau eines Selbstwertes, dadurch, dass ich erstmal für mich definiert habe, wer bin ich eigentlich und ich bin überzeugt, dass ich so bin und ich bin auch überzeugt davon, da fehlen mir ein paar Sachen, da habe ich noch Entwicklungspotenzial, da bin ich aber auch wirklich gut drin und deswegen muss ich mir das jetzt gerade gar nicht anhören. Und diese Klarheit vorher für sich definiert zu haben, ist extrem wichtig. Übrigens auch, du hast vorhin von den Anteilen gesprochen. Ja, auch welche Anteile sind in mir, gehört zu der Selbstkonzeptklarheit, also aus wie vielen bestehe ich und auch die Klarheit darüber, dass jeder meiner Anteile einen eigenen Selbstwert hat. Viele Menschen denken, dass es den allgemeinen Selbstwert hat. Doch der Selbstwert ist auch immer wieder auf eine Rolle bezogen. Und die können sich auch gegenseitig dann auch entsprechend ausgleichen, um dann für sich sozusagen sich in seinen Grundbedürfnissen nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz stabil zu fühlen. Also ich habe meinen eigenen Selbstwert als Papa, ich habe meinen eigenen Selbstwert als Ehemann, als Coach, als Trainer, als Berater, als Konzeptentwickler, als Podcaster und so weiter. Habe ich für alles einen eigenen Selbstwert. Und die wiegen sich einander auf.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Ich habe eine Zwickmühle. Darf ich dir eine Differenzierung anbieten? Die habe ich heute auch einer Psychotherapeutin angeboten. Also wir sprachen über das Thema Anteile. Und ich habe vor Jahren ja viel Zeit bei Tom Andreas in Köln verbracht, über 200 Tage NEP bei ihm, mit ihm gemacht und wiederholt und vertieft und so weiter. Auch noch bei anderen, aber das prägendste war bei ihm und bei Bert Feustel in München. Das waren so die beiden Hauptmenschen, von denen ich NLP gelernt habe und aus meiner Sicht eine wunderbare Art als Einstieg in zum Beispiel Hypnosystemik und generative Trance und was auch immer in Coaching-Prozesse. Es ist von den Strukturen auch in allen Coaching-Prozessen, in allen Coaching-Schulen mit drin. Es wird manchmal nicht klar benannt und es kommt immer auf die Trainerin den Trainer an.
Es gibt da Menschen, die eigentlich auch mal ein Selbstwerttraining noch ganz gut in ihr Gesamtsein integrieren könnten, was dann wiederum dem Wunsch nach Manipulation und Macht auch so ein bisschen die Luft rausnehmen würde und ein bisschen Demut in das Eigenhandeln bringen. Und es gibt ganz ganz viele wirklich von mir hochgeschätzte Kolleginnen und Kollegen, die das fantastisch machen. Die, die ich lange unterstützt habe und wo ich auch noch Mitglied bin, sind im DVNLP organisiert, Deutscher Verband für Neurolinguistisches Programmieren, war ich auch mal ein paar Jahre im Vorstand und die machen eine super Arbeit. Auch der neue Vorstand, fantastisch, wirklich in dieser ganzen Art und Weise. Zurück zu den, genau, kurzer Werbeblock für NLP, weil das habe ich heute auch schon wieder mit einer gewissen Ambivalenz bei Kolleginnen und Kollegen gehört. Und ich so dachte, naja, muss man was so sagen. Man darf das auch doof finden, bitte, aber das ist halt so ein Thema. Also die Frage war, sind es Teile in mir, sind es Anteile oder sind es Seiten oder sind es Rollen. Und wenn ich das jetzt mit dir mal mache, Robin, und mal sage, sag mal, der Papa in mir ist halt ein Teil von mir.
Dann kannst du sozusagen, das können sie auch mal machen, wenn sie irgendein beliebiges Aspekt nehmen oder eine Angst oder so, so als vielleicht Tüterin der Sicherheit oder eine andere Emotion, Freude. Dann können sie mal sagen, okay, das ist ein Teil von mir. So, kurz reinspüren. Das ist eine sogenannte semantische Reaktionsdifferenzierungsübung nach Prof. Dr. Matthias Wage von Kiebett oder eine SRDÜ, also Mensch mit einem Aküfie, abkürzfimmel, Teil, Teil von mir. So, dann sag mal, es ist ein Anteil von mir, die Freude, die Scham, die Angst der Papa. Anteil. Allein bei der Unterscheidung Teil und Anteil war ich Tom damals sehr dankbar, weil ich dachte so, ja, Anteil ist für mich mehr verbunden. Teil geht für mich gefühlt mehr in die Zersplitterung von dem inneren Bild. Also sprachliche Genauigkeit ist gerade das Thema.
Und dann sag mal, die Freude ist eine Seite von mir. Der Papa ist eine Seite von mir. Die Angst ist eine Seite von mir als vielleicht Hüterin der Sicherheit oder die Scham als Hüterin der Zugehörigkeit, Hüterin des Okay-Seins oder so oder auch die Hüterin der Würde. Und dann sag mal, okay, die Angst ist eine Rolle oder der Papa ist eine Rolle. Und ich glaube, da gibt es kein Richtig oder Falsch. Was ich damit sagen möchte, ist für mich fühlt sich Seite sehr viel mehr nach Augenhöhe an und ist in dieser Art der Unterscheidung auch zwischen Ich und Selbst was ganz Zentrales. Da würde ich gleich drauf kommen nochmal, diese Ich und Selbst, weil das wird auch oft irgendwie genau wie bei Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein und Selbstwert und was auch immer durcheinander geschmissen wird. Aber wenn du diese Differenzierung so spürst oder hörst oder denkst oder was auch immer, wie war denn das gerade für dich? Ich spüre einen Unterschied. Ja, okay.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Und wie genau? Ja, das eine ist, wie du sagst, eher zersplitternd. Ich muss da gerade echt ganz viel drüber nachdenken.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Wir können das auch in der Fortsetzung machen. Das ist überhaupt kein Problem. Sprachliche Genauigkeit habe ich sehr von Tom gelernt. Der war immer präzise mit seinen Worten. Mich hat es manchmal so genervt. Und danach dachte ich immer, ach, eine Wohltat. Ja, Menschen, die gut mit Worten umgehen können. Herrlich. Immer zu Ich und Selbst. Ich merke gerade bei dir so einen Reflexionsprozess.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Ja, der dauert ein bisschen länger. Ja, der dauert ein bisschen länger. Ja, da muss ich drüber nachdenken.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Mach mal. Es lohnt sich. Also die Grundfrage bei diesen ganzen Selbstthemen ist ja immer, was ist eigentlich das Selbst und was das Ich? Und wenn ich sage, ich mag mich selbst so oder ich mag mich oder man sagt ja nicht, selbst geht jetzt zum Bäcker. Sondern ich sage ja, ich gehe jetzt zum Bäcker. Oder die Frage ist immer, wie kann man den Unterschied konzeptionalisieren?
Und der Kernunterschied zwischen Ich und Selbst ist im Prinzip, dass das Ich sowas wie eine bewusste, denkende und reflektierende Subjekt, also das, was Ich sagt, ist das Ich so. Und das Selbst, also das Ich wäre sozusagen eine Seite in diesem Seitmodell. Wenn ich gerade hier im Podcast bin, dann bin ich hier als Podcaster und ich bin hier als Trainer und ich bin hier als Coach und ich bin hier als jemand, der viel über Sprache nachdenkt und jemand, der an diesen Themen interessiert ist und der dazu auch ein Buch geschrieben hat und so weiter. Also das sind so viele Seiten. Und ich spreche einfach so aus diesen verschiedenen Perspektiven heraus. Und das Selbst ist so dieses umfassendere Ganze, was mich ausmacht. Also nicht nur bewusste, sondern auch unbewusste oder auch unwillkürliche Aspekte, die meinen Körper einschließen, die Emotionen, die auch so das Mentale einschließen und auch meine Seele. Die Unterscheidung so generell. Eine andere Unterscheidung, die ich noch ganz spannend finde, ist so dieses, dass Ich ist eine Funktion des Bewusstseins und das Selbst ist so die Ganzheit des Seins. Das Ich kennt sich, das Selbst ist oder das Ich arbeitet am Selbstbild, das Selbst ruht einfach in diesem Wert. So würde ich die Unterscheidung, wie soll ich sagen, machen.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Ist für mich das nachvollziehbar.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Ist anschlussfähig.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Ist anschlussfähig.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Was aber natürlich auch heißt, wenn ich jetzt in die Resilienzarbeit gehe, dann entsteht Selbstwert nicht durch eine Form von Ich-Stärkung, dass ich irgendwie so in die Leistung immer gehe und Kontrolle ausübe oder Vergleiche mache, sondern so durch eine Art Erinnerung an mich selbst, an das Gefühl, so im Ganzen okay zu sein. Und diese ganze Beschäftigung mit dem Thema hat mir dann irgendwann gezeigt, dass dieses grundlegende Okay-Sein, es gibt ja dieses Ich-bin-okay, Du-bist-okay, was so ein bisschen so kalenderspruchmäßig daherkommt. Aber wenn man das spürt, wenn man das in jeder Zelle dieses Ich-bin-ganz-okay-so-wie-ich-bin mit all den Stärken, mit all den Schwächen, mit all meinen Fehlern und wenn man das sozusagen auch jemand anderem schenkt, dieses Egal wie du bist, egal was ist, du bist okay, so wie du bist und es ist okay. Das, finde ich, entwickelt dann nochmal eine größere Kraft, weil es sozusagen die Ganzheit des anderen ehrt und auch, sage ich mal, alle Facetten. Also ich habe letztens mal zu einem mir sehr lieben Menschen gesagt, ich mag alle deine Facetten. Und ich mag auch sozusagen das, was so ein bisschen im Schatten noch liegt und das, was ich ahne und das ist einfach, weiß ich nicht, so wie bei so einer Diskokugel, wo so lauter kleine Dioramen oder kleine Bildchen drauf sind und das ist so eine tiefe Faszination für das alles. Ja, also ich bin da ein bisschen gebiased hormonbedingt, aber es ist einfach ein Traum.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
John Legend bist du da. Love your curves and all your edges, all your perfect imperfections. Sehr schön.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Ja, und ich habe es schöner gesagt. Ja, perfekt. Nicht so verkaufbar, weil halt nicht reimend und noch keinen Plattenvertrag, aber ich meinte es auf jeden Fall genauso.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Schön und so würdigend und das ist genau da, wo genau die Würde entstehen kann und wo entsprechend Scham dann auch sein darf, aber sich dann auch auflöst und ich mir sage Hey, ich bin okay und ich bin auch nur ein Mensch und so weiter, wenn ich so einen Raum entwickle, wo ich anderen auch zeige Hey, du bist okay und du darfst gerade mit deiner Scham als Beispiel jetzt auch sein. Ja, und das ist genau das, was mit Selbstwertschutz da gemeint ist. Und da können wir als Mitmenschen auch wunderbar agieren, selbstwertschützend und natürlich mit den positiven Rückmeldungen, die wir da machen, gerne auch selbstwerterhöhend. Dafür muss es aber auf das Selbstkonzept der Person passen. Das ist ja genau auch die Problematik. Wir können es richtig gut meinen mit unseren positiven Rückmeldungen. Manchmal trifft es nicht, weil die Person sich selber so nicht sieht. Dafür ist es dann total spannend, erstmal herauszufinden, wie ist denn das Selbstkonzept der Person, dass ich dann meine Argumentation und meine positive Rückmeldung entsprechend dann noch anpasse, dass es eventuell dann eher trifft. Ja, und dass es dann eher so ist, wie die Person sich entwickeln möchte und so weiter.
Man kennt es ja in den Seminaren, das machen wir auch in den Seminaren, weil es einfach so schöne Übungen sind mit alles Mögliche, was positive Rückmeldungen angeht, auch gerne mit Zetteln und so weiter. Und manche Menschen erwischen sich manchmal dabei, dass sie sagen, schon wieder warmherzig. Kann ich nicht mehr hören. Ja, und dann ist es einfach für die Person irgendwie inflationär. Nee, da will ich mich nicht entwickeln und so weiter. Und manchmal kommt dieses Eine. Und die Person sagt, krass, da erkennen die mich. Das ist genau da, wo ich mich hin entwickeln möchte. Und dann leuchten da die Augen und dann merken die, ah, da wird es wahrgenommen, wo ich mich entsprechend auch weiterentwickeln möchte. Ja, aber dafür muss ich das Selbstkonzept der Person irgendwie verstanden haben, um dann zu gucken, okay, wo kann ich jetzt eine besondere Freude dann auch entsprechend machen? Und auch, wie kann ich der Person beibringen, dass warmherzig, auch wenn es inflationär ist, doch eine ganz schöne Sache ist, die die Person gerne weiterbehalten darf. Und achte da auch gerne auf die Körpersprache der Person.
Wenn ich eine positive Rückmeldung gebe, auch wenn es auf so ein inneres Modell trifft, wie ich bin das nicht. Und ich bin das auch noch nicht. Das, was die Person mir gerade zurückmeldet. Ich sehe mich gar nicht so. Und sich dann innerlich kleiner redet und kleiner macht. Und es zeigt sich dann auch körpersprachlich. Fällt die Person in sich zusammen, wenn ich diese positive Rückmeldung gebe? Dann weißt du, das passt noch nicht auf das Selbstkonzept zu. Oder erwächst die dadurch? Also Brustkorb weitet sich, Kopf leicht in den Nacken und so weiter. Also eher so ein Stolzsignale, die dann dabei sind. Das zeigt mir dann, okay, alles klar, die Person will sich genau dahin entwickeln. Das war jetzt eine Rückmeldung, die da genau getroffen hat. Und dieses Kloppen von positiven Affirmationen, sich selbst, aber auch anderen Menschen gegenüber, es muss passen. Weil sonst hat es einen selbstwertschädigenden Effekt. Das zeigt auch die Studienlage. Also wenn ich eine Scham spüre, in den Spiegel schaue und mir die ganze Zeit sage, du bist wunderschön, du bist wunderschön, du bist wunderschön. Da spüre ich innerlichen Dissonanz und das wirkt eher selbstwertschädigend als selbstwerterhöhend.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Was ich dabei so interessant finde, das ist auch manchmal so bei Rückmeldungen, die ich anderen gebe, dann kommt so ein reflexartig so was. Ja, also wenn ich irgendwie für mich was bedanke oder so. So ein Ja, da nicht für. Und da dann im Kontakt zu bleiben. Weil für mich ist das immer so ein Bild so, da hat mal jemand gelernt, wenn ich da jetzt Danke sage oder Bitte, dann mache ich mich abhängig. Und dann habe ich immer so das Gefühl, da meldet sich dann irgendwie eine Seite, die mal ein schlechtes Gefühl oder eine schlechte Erfahrung mit Wertschätzung und Lob gemacht hat. Und die sagt dann sofort, das kommt immer mit einem Preis. Das kommt nicht sozusagen so aus dem Herzen raus. Und deswegen finde ich auch diese Du bist Rückmeldungen, finde ich nicht so günstig, weil die auch immer was Überstellendes haben.
Wenn ich sage, du bist super. Ja, wer bin ich, dass ich mich über dich stelle? Also das hat so was wie, ich mache das Ganze abhängig von mir, solange ich das so sehe, bist es. Und wenn ich es mal nicht mehr so sage, also es gibt mehr Macht über dich, ich sage Hey, ich habe das gesehen, das hat mich sehr berührt. Dann gehe ich halt auch wieder eher auf diese positive soziale Resonanz und gehe auch natürlich in eine Bindung damit. Und das sind ja auch so die Themen, wie Selbstwert gestärkt wird und natürlich im, wie du vorhin gesagt hast, intrapsychischen, dieses Thema Selbstmitgefühl. Und da hilft natürlich unser Hütermodell sehr, gerade bei den verschiedenen Emotionen und wie wir mit den Emotionen umgehen. Da wirklich so eine Kultur des sich mit sich gut Umgehens, das halte ich auch für sehr zentral, sehr, sehr wichtig, einfach so im Umgang generell. Ich würde gerne noch so meine Lieblingsinterventionen einfach so, habe so ein paar. Also was mir sehr hilft, ist tatsächlich Dankbarkeit, ist tatsächlich etwas so Dankbarkeitsjournal oder auch Menschen sagen, wie dankbar ich für bestimmte Dinge bin. Da hast du mir auch eine ganz schöne Dankbarkeitspraxis ja geschenkt. Die werde ich demnächst mal ausprobieren. Ich werde berichten. Und auch da natürlich immer so dieses Thema gucken auf mich selber, gucken auf die kleinen Dinge, gucken auf dieses Bescheidene. Also nicht immer für die großen Dinge, sondern einfach für das Kleine.
Was mir auch sehr geholfen hat, muss ich tatsächlich sagen, ist diese Arbeit mit dem inneren Team, würde mir jetzt Schulz von Thun sagen. Aber man könnte auch die Seitenarbeit oder wie auch immer nehmen, um so mit den inneren Kritikern einen guten, manchmal aber auch klaren Umgang zu finden. Und ich habe viele innere Kritiker, das ist auch okay. Die haben aber in mir drin einen guten Ort und die quatschen auch nicht die ganze Zeit, weil natürlich sind die wertvoll. Natürlich sind das auch so die Hüter meiner Entwicklung. Gleichzeitig, wenn die jedes Wort kommentieren hier im Podcast, da kann ich mich überhaupt nicht konzentrieren, weil ich dann so denke, ja Gott, was wolltest du das sagen?
Jetzt habe ich das gesagt und nuttele ich gerade oder das ist ja schwierig. Danach sich noch mal zu fragen, vielleicht auf dem Spaziergang, sagen Hey Leute, wie waren das heute? War das jetzt so unseren Werten entsprechend? War das dem Anspruch entsprechend? Hat das überhaupt für die Zielgruppe Nutzen gehabt? Fanden das die Menschen interessant? Was kann man das nächste Mal anders, vielleicht besser machen? Da ist das Ganze gut. Das sind so die beiden Hauptthemen, die ich mache. Wo ich glaube ich ein Lernfeld habe, ist immer noch dieses Thema Stolz. Ja, ich bin auch schon auf bestimmte Dinge stolz, habe da aber auch auf meine Leistungen. Ich sehe das meistens nicht, weil ich so denke, ja, ich mache es ja für ein höheres Ziel. Da ist mir eigentlich das Geleistete für mich nicht so wichtig, sondern einfach für die Welt, für die Gemeinschaft. Und wir sind ja gerade im Website Relaunch und da sagte Becci dann letztens, meine Mitarbeiterin Becci, so die gute Seele der ganzen Online-Projekte und einfach eine von mir hochgeschätzte Mitarbeiterin, die sagte irgendwann mal so in den neuen Entwürfen, die für die Startseite kamen, sagte, boah, ist krass. Guck mal in die Fußzeile, was du schon alles gemacht hast. Da wurde mir das so deutlich, so tausend Punkte und die Kongresse und dieses und jenes. Und dann hatte ich echt so einen Moment, wo ich dachte, ja, cool. Den habe ich aber genutzt sofort, um ein neues Projekt anzufangen für die Welt. Und das ist tatsächlich dieses Stolz-Thema, dafür habe ich selten drin, weil ich die Selbstwirksamkeit eher aus dem Sinn für etwas Größeres kultiviere. Und ja, das ist auch nochmal vielleicht ein spannender Aspekt, aber nicht unbedingt hier für den Podcast.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Und das reicht ja auch für die Stabilisierung und er ist hoch genug. Und das finde ich so wichtig, dass Menschen das auch für sich mal reflektieren. Wann ist es genug? Ja, und wann muss ich mehr und mehr und mehr und mehr? Glück hält ewig, wenn du beim Streben danach schon zufrieden bist.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Ein sensationeller Satz oben. Und ich würde dich bitten, also das ist sozusagen, wenn ich ein Hörbuch höre, was rein faktenorientiert ist, dann höre ich das auf 1,2 oder 1,5, je nachdem, wie gut oder wie schnell der Sprecher oder die Sprecherin liest. Ich würde dich bitten, jetzt nochmal die Haltung eines Rilke-Gedichtes. Ja, also Rilke höre ich nicht auf 1,2, 1,5. Den würde ich eher ein bisschen verlangsamen, um jedes Wort auf eine Art und Weise digestieren zu können, damit sie geschmacklich auf meinen mentalen Knospen der Erleuchtung ihre volle Wirkung entfalten. Bisschen pathetisch, ist auch schon spät heute, aber bitte oben noch einmal für mich zum Genießen.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Glück hält dann ewig, wenn du beim Streben danach schon zufrieden bist.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Wenn wir jetzt Anfragen von irgendwelchen Versicherungsgesellschaften bekämen, also wenn es sechsstellig wird, dann würde ich den Claim hergeben.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Klasse. Und bevor wir schließen, ich will noch mit einer Sache aufräumen, weil wir genau mit dieser Thematik hier drin sind und ich verstehe nicht, warum ich es nicht gemacht habe. Folgendes Szenario. Wir haben die ganze Zeit darüber geredet, wir sollten es normalisieren, wenn dir ein Fauxpas passiert. Vorhin, als du mir dieses Gedankenexperiment mit mir gemacht hast, spiel mal rein und so weiter und so fort, mein gesamtes System ist gerade abgestürzt. Ich bin so doof gegen mein Mikrofon gekommen, dass es alles abgestürzt ist. Und dann fahre ich wieder hoch und du sagst, jetzt denk mal daran. Ich habe nichts mitbekommen. Und ich in meinem Selbstwertschutz sitze hier und sage, darüber muss ich mal nachdenken. Und ich denke dann die ganze Zeit darüber nach, soll ich das jetzt rausschneiden, und dann später diesen Part oder so. Wir schneiden ja sowieso kaum was raus. Aber nein, das muss ich jetzt drin lassen. Das muss ich jetzt drin lassen, weil ich habe hier doppelt, sorry, wenn ich so malediktologisch sage, verkackt. Einmal mit der Technik und zweimal zuzugeben, dass ich hier jetzt einfach nichts gehört habe und vollkommen ahnungslos davon bin, was dieses Experiment ist. Deswegen bin ich so glücklich darüber, dass du später die Auflösung angebracht hast, weil nur dadurch bin ich schlauer geworden. Durch das Experiment nicht und mein eigenes Nachdenken nicht. Weil ich muss mir nochmal das Experiment angucken, weil ich komplett rausgeflogen bin. Also so echt sollten wir dann jetzt hier auch an der Stelle sein und das schneide ich nicht raus.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Ja, ich feiere das total, weil ich nur dachte so, was hat der denn jetzt? Meine Güte, wir haben ja schon krassere Sachen miteinander gemacht. Und dann kommt so, ja, dieses Rumgedruckte, oh, das war richtig, Alter.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Und es ist total spannend, oder, dass es sozusagen jetzt der Prozess bei diesem Thema jetzt gerade ist, wo ich dann auch für mich merke, Expertise schützt nicht vor Betroffenheit. Ja, auch ich darf dann jetzt hier zugeben, nee, ich hatte gerade keine Ahnung, wovon du redest.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Oben, deine Menschlichkeit berührt mich. Was soll ich sagen, wie schön.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Ja, deswegen. Also seht ihr dann auch später meine komplette Verwirrung. Übrigens, wir sind jetzt auch auf YouTube. Ja, super.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Ja, ich war alleine. Ich dachte so, hör, wo ist er denn hin? So schlimm fand ich das jetzt gar nicht. Naja, also ich kann ja weiterreden, das ist ja überhaupt kein Problem.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Und ich bin okay und du bist okay.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Genau. Ich würde gern mit zwei Zitaten enden, die, oder einer Metapher, einem Zitat, die, glaube ich, ganz gut dazu passen. Und wenn man generell das Selbst, Selbstwert so auch als, da die Seele mit reindenkt und so weiter, dann ist das, glaube ich, was, was, ja, vielleicht auch als Seele nochmal einen gewissen besonderen Blick braucht. Sicherlich sogar. Und wenn man jetzt zum Beispiel sich so aus dem Hinduismus diesen Sachen nähert, dann gibt es ja sozusagen die Idee, dass die Seele, also im nichtsprachlichen Bereich das Atma, ein Teil von Gott ist. Also der Gott ist in jedem aus dieser Sichtweise. Was man damit macht, ist jedem selbst überlassen. Ich wollte es halt nur anbieten als Sichtweise. Und das wäre doch also schade, wenn man das Göttliche in sich und auch in den anderen Menschen nicht als dieses auch sehen würde. Kann man zu Gott differenzierte Betrachtungsweisen haben? Kann man nicht dran glauben? Alles gut. Man kann halt nicht an Gott nicht wissen, sondern man kann nur nicht dran glauben. Das finde ich immer sprachlich sehr interessant. Also heißt es gibt einen Teil, der ist unzerstörbar, weil der ist von Gott.
Fertig. Punkt. Und es gibt ganz vieles, was zerstörbar ist, nämlich auch so das Bewusstsein, das Mentale. Man kann Menschen schon sehr viel antun, was nicht so cool ist, also subtil oder brutal. Manchmal reicht eine Sekunde, manchmal dauert sowas über mehrere Jahre. Also das ist mannigfaltig. Und es gibt immer noch diesen Teil von Gott in uns, der unzerstörbar, einfach keine Chance. Und da hat Stephen Gilligan mal so schön gesagt, we are all wounded and broken. Also sind alle verwundet und gebrochen. And we are unwoundable and unbreakable at the same time. Und wir sind gleichzeitig unverwundbar und unzerbrechlich zur gleichen Zeit. Und ich finde, in diesem Raum zwischen dem einen und dem anderen spielt sich so viel Leben ab. Und beides ist okay. Und das eine geht nicht ohne das andere. Und das berührt mich einfach immer wieder, auch wenn ich an Selbstwert denke. Das ist mal die Frage, worauf ich fokussiere, weil Erleben entsteht immer aus der Fokussierung von Aufmerksamkeit. Und natürlich, wenn ich mir meine Vergangenheit erzähle als eine Aneinanderreihung des Scheiterns, dann habe ich ein anderes Erleben, als dass ich sage, wow, ich habe viel gelernt. Und als meine Seele auf die Welt kam, da hatte sich ein sehr interessantes Schulungskonzept für mich ausgedacht. Da wollte Gott ziemlich viel interessante Sachen lernen. Das ist bitte, wenn man echt gerade in schwierigen Zeiten ist, klingt das zynisch, zu Recht. Und wenn man diese Perspektive nur mal einen Moment einnehmen könnte, dann verändert sich ganz viel, weil dann gewinnt man so eine gewisse Selbsttranszendenz.
Man wird freier, man hängt nicht mehr so in diesen inneren Themen drin, nur um gleich wieder auch zurückzufallen in die alten Muster, ist alles schön oder auch nicht. Dass das eine, die Metapher, die ich gefunden habe, als ich recherchiert habe, die lautet, stell dir das Ich wie die Welle vor. Sie bewegt sich, hat Form, Richtung und Energie. Das Selbst ist das Meer, aus dem sie kommt. Wenn die Welle vergisst, dass sie Wasser ist, entsteht Leid. Wenn sie sich erinnert, entsteht Frieden. In diesem Sinne, ich finde Frieden eine super Sache. Und den wünsche ich jedem Menschen in sich selbst. Danke, mein Lieber.
[Ruben Langwarer – Resilienz-Podcast]
Tschüss.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Das war eine weitere Folge von Rethinking Resilience, deinem Podcast für Resilienz in Theorie und Praxis von und mit Sebastian Mauritz und Robin Langwarer.
Hier geht´s zum Resilienz-Podcast: www.rethinking-resilience.com