Resilienz-Podcast „Rethinking Resilience“ – Folge 44

Entdecken Sie den Denkraum von Sebastian Mauritz und Ruben Langwara, um Ihre eigene Widerstandsfähigkeit zu stärken und Ihr Verständnis von Resilienz zu erweitern! Tauchen Sie ein in eine inspirierende Lernumgebung, die Ihnen dabei hilft, Ihre Resilienzfähigkeiten zu entwickeln und zu festigen. Profitieren Sie von den Erfahrungen und dem Wissen der Experten und bereiten Sie sich optimal auf die Herausforderungen des Lebens vor.

HIER erhalten Sie nähere Informationen und einen Überblick über alle Folgen! In dem folgenden Artikel haben wir die Folge 44 für Sie zusammengestellt.

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In den „Shownotes“ zur jeweiligen Ausgabe finden Sie eine kurze Inhaltsangabe, Links und weiterführende Informationen. Viel Freude beim Eintreten in den gemeinsamen Denkraum und Erforschen Ihrer Resilienz.


Folge 44: Rethinking: Selbstwert

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In der 44. Folge des Resilienz-Podcasts „Rethinking Resilience“ sprechen Sebastian Mauritz und Ruben Langwarer über ein Thema, das uns alle betrifft: den Selbstwert. Sebastian beschreibt ihn als das „Immunsystem des Geistes“ – ein Schutzschild, das uns vor gedanklichen und emotionalen „Infektionen“ bewahrt. Gemeinsam beleuchten die beiden, wie Selbstwert entsteht, wie er geschützt und gestärkt werden kann, und welche Rolle Emotionen wie Scham, Demut oder Dankbarkeit dabei spielen. Sie sprechen über eigene Erfahrungen, über den Umgang mit Kritik und Fehlern, über humorvolle Momente menschlicher Unvollkommenheit – und über die tiefe Erkenntnis, dass es nicht darum geht, perfekt zu sein, sondern im eigenen Menschsein Frieden zu finden.

Warum ist Selbstwert so wichtig?

Sebastian eröffnet das Gespräch mit einem starken Bild: Selbstwert ist das „Immunsystem des Geistes“. Wie das körperliche Immunsystem schützt er uns vor „Kognokocken“ und „Emokokken“– also schädlichen Gedanken und Gefühlen, wie sie Dr. Michael Bohne in seiner Arbeit beschreibt.
Für Sebastian zeigt sich gesunder Selbstwert vor allem darin, wie gut wir Fehler zugeben und Kritik annehmen können. Wer dabei gelassen bleibt, hat meist ein stabiles inneres Fundament. Selbstwert ist kein statischer Besitz, sondern ein Kontinuum – „darf’s ein bisschen mehr sein?“ fragt Sebastian augenzwinkernd.
Ruben bringt eine persönliche Geschichte ein: Als Kind erlebte er, wie Selbstwert schon früh ein Thema sein kann – ausgelöst durch eine Bemerkung über Fußballfans. Dieses Erlebnis führte ihn zur Psychologie. Für ihn bedeutet Selbstwert, die Einstellung zu unserem Selbstkonzept – also wie wir über uns denken und fühlen.
Er verweist auf Klaus Grawe, den Neuropsychotherapeuten, der Selbstwert als Grundbedürfnis des Menschen beschreibt. Wird dieses dauerhaft verletzt, kann das psychisch krank machen. Deswegen, so Ruben, sollten wir uns alle um unseren Selbstwert kümmern.

Was genau ist Selbstwert – und wie funktioniert er?

Ruben unterscheidet zwei Aspekte: Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz. Selbstwerterhöhung bedeutet, eine positive Haltung zu sich selbst zu entwickeln. Selbstwertschutz bedeutet, diese Haltung zu bewahren – auch in schwierigen Momenten. Sebastian greift das auf und erzählt, wie er früher mit Kritik umging. Früher suchte er die Schuld bei sich selbst, heute erkennt er, dass Selbstwertschutz auch bedeuten kann, Grenzen zu setzen. Er zitiert Michael Bohne, der von „Selbstwerträubern“ spricht – Selbstvorwürfen, Fremdvorwürfen, überzogenen Erwartungen oder dysfunktionaler Loyalität. Sie alle können unseren Selbstwert schwächen. Zwei Sätze aus Bohnes Arbeit sind für Sebastian zentral geworden:
1. „Ich erlaube es anderen, mich blöd zu finden.“
2. „Die Menge der Menschen, die dich blöd finden, bleibt eh immer gleich – sei also du selbst.“

Diese Haltung schützt vor dem ständigen Bedürfnis, es allen recht machen zu wollen. Ruben ergänzt die emotionspsychologische Perspektive: Besonders Scham spielt beim Thema Selbstwert eine Schlüsselrolle. Scham ist ein „Beschwichtigungssignal“ – sie zeigt: „Ich brauche gerade Hilfe, bitte sag mir, dass ich trotzdem okay bin.“ Sie entsteht, wenn unser Selbstwert bedroht ist.
Der Umgang mit Scham gelingt, wenn wir uns mit Selbstmitgefühl begegnen – uns selbst so behandeln, wie wir einem guten Freund begegnen würden. Das, so Ruben, sei ein zentraler Weg, den eigenen Selbstwert zu stabilisieren.

Wie kann man den Selbstwert stärken und schützen?

Sebastian bringt hier die hypnosystemische Perspektive von Gunter Schmidt ein. Sie betont, dass wir viele „Seiten“ in uns tragen – verschiedene emotionale Anteile, die alle Teil unseres Selbst sind. Besonders die „jüngeren, schwächeren Seiten“, die sich schämen oder verletzlich fühlen, brauchen liebevollen Umgang statt Selbstkritik.
Sebastian beschreibt, wie Humor und Nachsicht mit sich selbst helfen können, Scham zu transformieren. Ein peinlicher Moment im Seminar wurde für ihn zum Lernmoment: Statt sich zu verurteilen, nahm er es mit Humor – und das machte den Unterschied.
Ruben erklärt, dass Demut und Dankbarkeit zwei zentrale Emotionen sind, die den Selbstwert stabilisieren. Demut führt zu Selbstakzeptanz – Dankbarkeit stärkt die innere Fülle und Selbstzufriedenheit. Studien zeigen, dass Dankbarkeit die Selbstakzeptanz und das Wohlbefinden erhöht. Gemeinsam sprechen sie über authentischen Stolz, der aus eigenem Handeln entsteht und den Selbstwert stärkt, im Gegensatz zum hubristischen Stolz, der auf Identität und Status basiert und instabil ist. Ruben ergänzt: Ein stabiler Selbstwert hängt stark von der Selbstkonzeptklarheit ab – also davon, wie klar jemand weiß, wer er ist. Diese Klarheit schützt vor übermäßiger Abhängigkeit von äußerem Feedback.
Sebastian beschreibt, wie er Feedback nur dort gibt, wo es sinnvoll und nützlich ist – und wie wichtig es ist, Lob so zu formulieren, dass es das Selbstkonzept des anderen wirklich erreicht. Ein „Du bist super“ kann überheblich wirken; besser ist: „Ich habe gesehen, was Sie getan haben – und das hat mich berührt.“ So entsteht echte Resonanz.

Als wirksame Methoden nennen die beiden:
• Dankbarkeitspraxis, z. B. ein Dankbarkeitsjournal,
• bewusster Umgang mit inneren Kritikern,
• und Selbstmitgefühl im Sinne des „guten Umgangs mit sich selbst“.

Wozu dient ein gesunder Selbstwert?

Am Ende führen Sebastian und Ruben das Gespräch in eine Tiefe. Sebastian beschreibt den Unterschied zwischen Ich und Selbst:Das Ich denkt, reflektiert, handelt – das Selbst ist das Ganze, das Bewusste und Unbewusste, Körper, Geist und Seele. Selbstwert entsteht daher nicht durch Leistungssteigerung oder Kontrolle, sondern durch die Erinnerung an das eigene Okay-Sein.
Er erzählt von der spirituellen Idee, dass die Seele ein unzerstörbarer Teil des Göttlichen ist. Aus dieser Sicht sind wir alle zugleich verwundet und unverwundbar, gebrochen und unzerbrechlich. In diesem Spannungsfeld spielt sich das Leben ab – und beides darf sein. Sebastian schließt mit einer Metapher: „Das Ich ist die Welle, das Selbst ist das Meer. Wenn die Welle vergisst, dass sie Wasser ist, entsteht Leid. Wenn sie sich erinnert, entsteht Frieden.“
Ruben fasst es in seinem Leitsatz zusammen: „Glück hält dann ewig, wenn Sie beim Streben danach schon zufrieden sind.“ Ein gesunder Selbstwert ist also mehr als Selbstvertrauen oder Stärke. Er ist die Fähigkeit, mit sich selbst in Frieden zu sein – mit all seinen Seiten, Erfolgen, Fehlern und Facetten.

Transkript Folge 44

Hier finden Sie das vollständige Transkript der Folge:

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Alle Folgen finden Sie hier: 

www.rethinking-resilience.com

Titelmusik und Mischung: Lars Deutsch  www.larsdeutsch.net

Design: Katharina Krekeler  www.hejro.de


Resilienz Akademie | Resilienz-Podcast „Rethinking Resilience“ – Folge 2Ruben Langwara ist Wirtschaftspsychologe, Resilienz-Lehrtrainer & -Coach sowie Experte für Emotionen und deren Wirkung auf Gesundheit und Wohlbefinden. Er ist mit der Resilienz-Akademie Göttingen als Projektpartner für emotionale Resilienz tätig. Sein Fachbuch zu diesem Thema „Die Kraft unserer Emotionen“ erschien 2022 im Junfermann-Verlag. Er ist Mitinitiator des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience (www.Rethinking-Resilience.com).

 


Resilienz Akademie | Resilienz-Podcast „Rethinking Resilience“ – Folge 2

Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 240 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat (www.Resilienz-Kongress.de) sowie des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience (www.Rethinking-Resilience.com).

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