Resilienz-Podcast „Rethinking Resilience“ – Folge 43

Entdecken Sie den Denkraum von Sebastian Mauritz und Ruben Langwara, um Ihre eigene Widerstandsfähigkeit zu stärken und Ihr Verständnis von Resilienz zu erweitern! Tauchen Sie ein in eine inspirierende Lernumgebung, die Ihnen dabei hilft, Ihre Resilienzfähigkeiten zu entwickeln und zu festigen. Profitieren Sie von den Erfahrungen und dem Wissen der Experten und bereiten Sie sich optimal auf die Herausforderungen des Lebens vor.

HIER erhalten Sie nähere Informationen und einen Überblick über alle Folgen! In dem folgenden Artikel haben wir die Folge 43 für Sie zusammengestellt.

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In den „Shownotes“ zur jeweiligen Ausgabe finden Sie eine kurze Inhaltsangabe, Links und weiterführende Informationen. Viel Freude beim Eintreten in den gemeinsamen Denkraum und Erforschen Ihrer Resilienz.


Folge 43: Rethinking: Trauer

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Trauer – Die Hüterin der Werterinnerung

In der 43. Folge des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience“ sprechen Sebastian und Ruben über eine Emotion, die oft gemieden wird – die Trauer. Sie beleuchten, warum es uns so schwerfällt, mit ihr in Kontakt zu bleiben, und wie wichtig sie dennoch für unsere mentale Gesundheit ist.

Sebastian beschreibt in seinem „Hütermodell“ Trauer als die „Hüterin der Werterinnerung“ – eine Emotion, die uns daran erinnert, was uns wichtig war und was wir verloren haben. Gemeinsam mit Ruben spricht er über den Zusammenhang zwischen Trauer, Dankbarkeit, Liebe und Rührung und darüber, wie ein gesunder Umgang mit Trauer zur Resilienz beitragen kann.

Warum ist Trauer so wichtig?

Trauer ist eine Emotion, die viele Menschen lieber vermeiden. Sebastian erlebt in Seminaren immer wieder, dass Trauer in unserer Gesellschaft nicht gerne zugelassen wird. Sie ist „gekommen, um zu bleiben“, weil das, was verloren wurde, oft etwas von Dauer war. Doch genau darin liegt ihre Bedeutung: Trauer zeigt, was uns wirklich wichtig war. Sebastian lädt dazu ein, auf Trauer mit einem ressourcevollen Blick zu schauen – also zu fragen, welche Werte sich in der Trauer zeigen und wie man sie würdigen kann. Wenn Trauer spürbar wird, ist das ein Hinweis auf Werte, die einmal gelebt wurden und weiterhin Bedeutung haben.

Ruben ergänzt, dass die Emotionspsychologie diesen Blick bestätigt. Trauer richtet sich auf die Vergangenheit – auf das, was war – und kann Menschen festhalten, wenn der Verlust nicht verarbeitet ist. Dankbarkeit kann in dieser Dynamik eine helfende Rolle übernehmen. Wie Sebastian in der Folge 41 zur Dankbarkeit schon sagte: „Die Dankbarkeit nimmt die Trauer an die Hand. So wird es möglich, den Blick von der Vergangenheit in eine wertvolle Zukunft zu richten.

Was geschieht, wenn wir trauern?

Trauer berührt viele Ebenen – die seelische, emotionale, körperliche und neurobiologische. Ruben erklärt, dass Trauer stark in der Vergangenheit verankert ist. Beim Liebeskummer etwa wird das Oxytocin-System im Körper unterdrückt, um Bindung zu schützen. Das System bleibt in der Vergangenheit, weil es den Verlust nicht zulassen will. Sebastian zeigt sich darüber immer wieder beeindruckt: Wie klug unser System doch ist, wenn es versucht, Konstanz zu bewahren.

Er erzählt, wie hilfreich es sein kann, innerlich mit Verstorbenen in Kontakt zu bleiben. Ein Beispiel aus seinem eigenen Leben: Mit seinem Opa spricht er manchmal auf Spaziergängen – ein Ritual, das ihn berührt und stärkt. Auch Gunther Schmidt habe diese Haltung geteilt: Wenn ein Mensch als Ressource in uns weiterlebt, dürfen wir mit ihm in Kontakt bleiben. In der Begleitung von Trauernden betont Sebastian, dass kognitive Appelle wie „Schauen Sie nach vorne“ oft nicht helfen. Trauer braucht Raum und Beziehung. Selbst Menschen, die beruflich mit Tod zu tun haben, wie Bestatterinnen und Bestatter, tragen in sich oft Gespräche mit Verstorbenen weiter. Das sei „völlig normal – und eine Ressource.“

Ruben teilt in diesem Zusammenhang den berührenden Brief des Physikers Richard Feynman an seine verstorbene Frau. In zwei Sätzen drückt Feynman Trauer aus: „Ich liebe meine Frau. Meine Frau ist tot.“ Beides ist wahr, und beides darf bleiben.

Wie können wir gesund mit Trauer umgehen?

Sebastian und Ruben sprechen darüber, dass ein gesunder Umgang mit Trauer bedeutet, sie zuzulassen und zu würdigen. Trauer will nicht weggemacht werden – sie will verstanden und gefühlt werden. Sebastian beschreibt, dass es hilfreich sein kann, Werte, die man mit einem Menschen verbunden hat, bewusst weiterzuleben. Er erzählt von einer Studentin, die lange um ihren Opa trauerte. Als sie die Werte, die sie mit ihm teilte – Kommunikation, Kreativität und Lachen – in ihrem Leben wieder aufgriff, etwa im Improtheater, veränderte sich ihr Erleben. Sie nahm ihren Opa symbolisch „mit in die erste Reihe“.

Das ist der entscheidende Punkt: Trauer ist nicht das Loslassen des Alten, sondern das Integrieren des Alten ins Neue. So wird das, was war, zu einer bleibenden Quelle von Kraft und Verbindung. Ruben beschreibt, dass aus dieser Verbindung oft Tränen der Rührung entstehen – eine Mischung aus Freude und Trauer. Rührung („Kama Muta“) bedeutet, im Herzen berührt zu sein. Diese Emotion zeigt, dass wir wieder in Kontakt mit unseren Werten und unserer Liebe kommen.

Beide betonen, dass Tränen ein Zeichen von Heilung sind. Weinen entspannt das System, steigert die Herzratenvariabilität und lässt uns freier atmen. Tränen sagen: „Hier darf etwas heilen.“

Wozu lohnt es sich, Trauer zuzulassen?

Trauer zuzulassen bedeutet, den eigenen Werten treu zu bleiben. Wenn wir versuchen, Trauer zu vermeiden, verlieren wir den Kontakt zu dem, was uns wichtig ist. Sebastian beschreibt, dass viele Menschen Angst haben, über Trauer zu sprechen, weil sie dadurch mit ihrer eigenen, unverarbeiteten Trauer in Berührung kommen. Doch genau das ist notwendig, um Heilung zu ermöglichen. Ruben ergänzt, dass es eine soziale Aufgabe ist, Menschen in ihrer Trauer zu begleiten. Das zeigt sich sogar in der Mimik: Wenn jemand die inneren Augenbrauen anhebt, also das typische Trauergesicht zeigt, ruft das bei anderen spontanes Mitgefühl hervor. Trauer öffnet Verbindung. Hunde, so erzählt Ruben, nutzen diese Bewegung sogar instinktiv, um Zuwendung zu bekommen.

Sebastian spricht auch über die Schwierigkeit, dass viele Menschen nicht wissen, wie sie auf Trauer reagieren sollen. Oft wird das Thema gemieden oder unbeholfen angesprochen. Dabei wäre es hilfreicher, einfach da zu sein und Raum zu geben.

Er berichtet von einer Begegnung mit einer Tanzlehrerin, die nach einem Unfall nicht mehr tanzen konnte. Als sie ihre Trauer schließlich zuließ, konnte Heilung beginnen. Manchmal, sagt Sebastian, „weinen Coaches die Tränen ihrer Klientinnen und Klienten mit“. Ruben erklärt abschließend, dass dieser Prozess manchmal wie ein „Backdraft“ wirkt – wenn unterdrückte Gefühle plötzlich aufbrechen. Doch genau diese Momente sind transformierend. Nach dem Weinen, sagt er, ist das System entspannter, der Körper reguliert sich, und wir spüren: Es ist etwas in Bewegung gekommen. Sebastian fasst zusammen: Wenn Menschen für etwas brennen und diesen Wert nicht leben können, entsteht stille Trauer. Deshalb lohnt es sich, auf Trauer zu schauen – sie zeigt uns, was uns wirklich wichtig ist.


Transkript Folge 43

Hier finden Sie das vollständige Transkript der Folge:

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Alle Folgen finden Sie hier: 

www.rethinking-resilience.com

Titelmusik und Mischung: Lars Deutsch  www.larsdeutsch.net

Design: Katharina Krekeler  www.hejro.de

 


Resilienz Akademie | Resilienz-Podcast „Rethinking Resilience“ – Folge 2Ruben Langwara ist Wirtschaftspsychologe, Resilienz-Lehrtrainer & -Coach sowie Experte für Emotionen und deren Wirkung auf Gesundheit und Wohlbefinden. Er ist mit der Resilienz-Akademie Göttingen als Projektpartner für emotionale Resilienz tätig. Sein Fachbuch zu diesem Thema „Die Kraft unserer Emotionen“ erschien 2022 im Junfermann-Verlag. Er ist Mitinitiator des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience (www.Rethinking-Resilience.com).

 


Resilienz Akademie | Resilienz-Podcast „Rethinking Resilience“ – Folge 2

Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 240 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat (www.Resilienz-Kongress.de) sowie des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience (www.Rethinking-Resilience.com).

 

 

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