[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Wir sind wieder da, um uns dem Thema Resilienz und alles, was so rund um Resilienz eine Rolle spielt, zu widmen. Und wie immer, mein Partner ist fein, nicht mein Partner in Crime. Hallo lieber Ruben, schön, dass du da bist.
[Ruben Langwara – Resilienz-Podcast]
Schön, der ist neu, finde ich toll. Danke dir. Ich freue mich auch sehr auf die Folge heute. Ein sehr spannendes Thema, eine sehr spannende Emotion, die wir schon häufiger angerissen haben. Und jetzt mal in der Tiefe. Sebastian, du bist dran. Stell mal vor, worum geht es heute? Trauer.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Und gleich vorweg, wir haben uns beide darauf geeinigt, den Kontakt zur Trauer heute mal mit einem ersten Schritt nicht so tief werden zu lassen. Weil das, was ich in Seminaren immer wieder erlebe oder auch im Bekanntenkreis, Trauer ist eine Emotion, die ist gefühlt für mich in Deutschland oder auch generell nicht so die Emotion, mit der man so sehr lange in Kontakt bleiben möchte. Ich glaube, das liegt daran, dass man mit der so lange in Kontakt bleibt.
Und Trauer ist ja meistens irgendwie gekommen, um zu bleiben, weil das, was man verloren hat, das, was einem wichtig war, ja, von Dauer ist. Und meine Idee dabei war für heute, dass wir einen ressourcevollen, einen ressourcehaften Blick auf Trauer werfen. Und ja, vielleicht auch so ein bisschen Strategien anbieten, wie man damit umgehen kann, bei aller Würdigung und Wertschätzung dessen, was war.
Ein, ja, ich würde sagen, auch mit Blick auf den World Mental Health Day, einen gesunden Blick auf die Trauer. Und ja, darum soll es heute gehen. Trauer in meinem Hütermodell ist die „Hüterin der Werterinnerung“.
Also immer, wenn ich Trauer spüre, dann frage ich mich, was war mir wichtig, was jetzt so in der Form nicht mehr da ist. Und gleichzeitig versuche ich dann, auf die Dankbarkeit zu fokussieren für das, was ich hatte und für das, was ich vielleicht in Bezug auf die Werte in anderer Form habe oder haben könnte, weil es das, was gab, wertbasiert von dem, was mir wichtig war, doch irgendwie immer noch in der Welt irgendwo vorhanden ist.
[Ruben Langwara – Resilienz-Podcast]
Und da geht die Emotionspsychologie extrem mit. Das hast du ja auch entsprechend aus der Emotionspsychologie dann mitgenommen. Und wir haben in einer Folge, ich weiß gar nicht mehr, wer das war.
Ach doch, Dankbarkeit, genau. Und du hast gerade ja schon die Dynamik zwischen Dankbarkeit und Trauer dann gesagt. Und damals hast du so schön gesagt, die Dankbarkeit nimmt die Trauer an die Hand, um dann sozusagen wertgeladen oder werterfüllt in die Zukunft dann auch entsprechend gehen zu können.
Also die Dankbarkeit bringt nochmal in die Vergangenheit eine gewisse Fülle rein und so ein lachendes Auge dann auch entsprechend auf das, was mal war. Und das fällt vielen Menschen schwer bei der Verarbeitung von Trauer. Also ich finde allgemein, wenn wir über Emotionen sprechen, immer wieder den Zeitbezug auch wichtig.
Also Zeit zu betrachten, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Eine Angst ist eine Emotion, wo wir eher in die Zukunft gucken, wo irgendetwas ist, was uns verunsichert, wo wir das Gefühl haben, ja, weiß nicht, wie das ausgeht, weiß nicht, ob ich das hinkriege und so weiter. Gucken wir in die Zukunft.
Natürlich aufgrund Referenzerfahrungen, vergangener Erfahrungen machen wir entsprechend solche Vorhersagen in die Zukunft, die dann mit einer Unsicherheit behaftet ist. Und bei Trauer ist der Bezug häufig in die Vergangenheit. Und dann bleibt man auch in der Vergangenheit entsprechend stecken, wenn der Verlust nicht verarbeitet wurde. Also da ist wirklich das Gefühl noch, ich will daran festhalten, als dieser Mensch noch in meinem Leben war. Das ist übrigens bei Liebeskummer extrem spannend, auch aus einer neurobiologischen Sicht. Wenn Menschen Liebeskummer spüren, dann wird deren Oxytocin-System unterdrückt.
Ja, also das wird sozusagen gekappt gerade, um dann sowas wie, ja, bloß keine anderen jetzt anbandeln. Ja, also bloß jetzt hier nochmal bei dieser Person bleiben, dann dabei und nicht nochmal jemand Neues finden und so weiter und so fort. Und nicht mit jemand Neues verbinden, sondern da in der Vergangenheit dann auch bleiben.
Und das ist die einzige Person, die mein Lechzen nach dem nächsten Oxytocin-Schuss wieder herstellen kann. Und das ist ja echt total spannend. Okay, das ist das, was das macht. Und deswegen, das ist genau diese Thematik, das wieder neu zu öffnen für eine neue Person. Dann auch das Oxytocin-System wieder zuzulassen. Also da bleibt wirklich auch das neurobiologische System in der Vergangenheit.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Das ringt mir schon wieder Staunen ab, weil irgendwie ich denke dann immer so, wie klug bitte ist unser System? Und wie intuitiv machen wir dann viele Dinge oder macht unser System oder wie auch immer du es nennen möchtest, einfach um auch so eine gewisse Konstanz oder so eine gewisse Bewahrung dann auch zu ermöglichen? Und ich habe da letztens mit einem sehr lieben Menschen zugesprochen.
Und das hat mich wieder so daran erinnert, so an eine Strategie, die ich immer schon gemacht habe. Dann saß ich irgendwann mal bei Gunter Schmitt. Der sagte dann auch so, ja, das ist überhaupt kein Thema. Und sie sagte dann auch so, naja, ihre Tante ist halt seit ein paar Jahren nicht mehr. Und einfach so Zeit mit ihrer Tante und sich mit ihr zu unterhalten oder mit ihrem Kontakt zu gehen. Das würde ihr halt helfen. Das wäre für sie halt wichtig. Dafür braucht man Zeit. Dafür braucht man auch den Fokus.
Und ja, bei mir war das mein Opa. Und mein Opa hat früher immer, das war so schön, der hatte dann so sein Arbeitszimmer. Der war Rektor in einer Oberschule, Oberstufe in Bückeburg. Und dann hatte der da seinen großen, so einen ledernen Lehnsessel und seinen Schreibtisch und so ein Büro, wie halt so ein Opa so ein Büro hat. Dann immer Pfeife geraucht. Das roch dann immer. Ach, herrlich. Also ganz, wirklich ganz toll. Und dann bin ich da immer zur Sprechstunde zu ihm.
Und das war immer, heute würde man sagen, also eine multidisziplinäre Sprechstunde. Und dann hatte ich da so einen Stuhl. Dann hat er auch immer noch ein Kissen geholt, dass ich gut auf dem Stuhl saß. Da war ich so fünf. Und dann hat er mir dann immer zugehört, hat sich Notizen gemacht und nachgefragt und so. Hat dabei so ein bisschen Pfeife geraucht. Hat aber auch mal das Fenster aufgemacht, hat gesagt, ja. Und ich habe gesagt, nee, nee, ich will das auch riechen. Also weiß ich noch ganz genau.
Und dann gab es immer ein Rezept danach. So, das Rezept konnte ich bei meiner Oma dann in der Speisekammer einlösen. Und dafür gab es dann immer Süßigkeiten und so. Und ja, das war so eine ganz, wenn ich, ja, wenn ich da heute dran denke, dann unterhalte ich mich manchmal mit ihm. Und ich wusste, dass das passiert, weil es mich immer sehr berührt. Und ich nehme ihn dann mit auf Spaziergänge.
Das hilft. Und die Strategie, die Gunther dann sagte, Gunther Schmidt, war, dass er sagte, naja, also wenn man mit diesen Menschen, wenn man die als Ressource in sich trägt, warum dann nicht mit denen sprechen? Und was ich sehr interessant fand, ich habe vor zwei Jahren, habe ich mal ein Gespräch, oder habe ich mal eine Gruppe von Bestatterinnen und Bestattern begleitet, so mit Resilienz.
Das ist ja so ein Klientel, was man irgendwie nicht immer so hat. Aber die brauchten so nach der Corona-Pandemie, brauchten die mal so ein bisschen Resilienz oder wollten auch für ihre eigene Resilienz was machen. Und da sagte einer so, naja, also in der Trauerbegleitung, so klassischerweise sagt man dann irgendwann kognitiv, machen Sie sich klar, der ist nicht mehr da und schauen Sie nach vorne.
Also nach vorne ist ja auch wieder ein Indikator für, ich richte mich auf die Zukunft aus, weil die meisten Menschen die Zukunft vor sich haben und die Vergangenheit hinter sich, zumindest in unserer Kultur, in unserem Kulturkreis. Es gibt ja Kulturen, die schauen prinzipiell erstmal in die Vergangenheit und basieren dann auf der Vergangenheit, auf dem, was die Ahnen ihnen sozusagen anbieten, dann die Zukunft so. Naja, auf jeden Fall habe ich ihn dann angeguckt und habe dann nur gesagt, naja, wie gut funktioniert denn das, wenn Sie wen verloren haben, der Ihnen wichtig ist.
Und dann merkte ich sofort eine Zwickmühle und dann habe ich nur gefragt, mit wem unterhalten Sie sich denn manchmal noch? Und im Sinne von normalisieren wir doch mal mentale Gesundheit, guckte er mich so an und sagte, also er hat mich ertappt. Und dann hatte er auch jemanden, mit dem er immer mal wieder gesprochen hat.
Da habe ich gesagt, naja, also das ist doch normal, das macht doch unser System automatisch. Also man meckert dann mal wen an, man fragt jemanden gedanklich um Rat oder geht einfach nur spazieren. Und das finde ich wieder, da bin ich Gunther sehr dankbar, dass der dann sagte so, es ist normal, es ist völlig in Ordnung.
Und warum das nicht auch als Ressource nutzen?
[Ruben Langwara – Resilienz-Podcast]
Definitiv. Und das berührt mich gerade total, Sebastian. Und genau dieser Appell an die Menschen, wenn es darum geht bei Trauer, wenn Trauer sprechen könnte, würde sie uns sagen, bewahre diesen Wert in deinem Herzen.
Den Wert, den du dann mit diesem Menschen verbindest, im Herzen zu tragen und dann weiter mit diesem Menschen zu leben, indem du mit ihm sprichst. Und ich habe vor kurzem einen Brief gelesen von einem der klügsten Menschen im 20. Jahrhundert, dem Physiker Richard Feynman.
Seine erste Frau, Aline, ist früh gestorben. Und er ist ja ein sehr logischer Mensch, er ist Physiker. Er hat sich dann aber gesagt, sagen die Leute, ich will wieder, hier tritt doch in Kontakt mit deiner Frau, indem du ihr schreibst, du hast doch früher immer so schöne Liebensbriefe geschrieben.
Und er hat gesagt, das ist total unlogisch. Warum sollte ich das denn machen? Sie ist nicht mehr da. Und dann hat er ihr am 17. Oktober 1946, wie ich finde, einen wunderschönen Brief geschrieben, wo diese Trauerverarbeitung so schön verarbeitet ist. Den würde ich mal gerne an dieser Stelle ganz kurz vorlesen.
Ich muss ja auch immer aufpassen, dass ich da wirklich durchkomme, ohne in Tränen auszubrechen. Aber ich finde, aus emotionspsychologischer Sicht steckt da extrem viel drin.
„17. Oktober 1946 Darlene, ich verehre dich, Liebling. Ich weiß, wie sehr du es liebst, das zu hören. Aber ich schreibe es nicht nur, weil du es gern hörst, ich schreibe es, weil es mich innerlich ganz warm macht, es dir zu schreiben. Es ist ein schrecklich lange Zeit vergangen, seit ich dir das letzte Mal geschrieben habe. Fast zwei Jahre. Aber ich weiß, du wirst mir verzeihen, weil du verstehst, wie ich bin. Stur und realistisch. Und ich dachte, es hätte keinen Sinn zu schreiben. Aber jetzt weiß ich, meine geliebte Frau, dass es richtig ist, das zu tun, was ich so lange aufgeschoben habe. Und was ich früher so oft getan habe, ich will dir sagen, dass ich dich liebe. Ich will dich lieben. Ich werde dich immer lieben. Es hält mir schwer zu begreifen, was es bedeutet, dich zu lieben, nachdem du gestorben bist. Aber ich will dich immer noch trösten und für dich sorgen. Und ich will, dass du mich liebst und dich um mich kümmerst.
Ich will Probleme mit dir besprechen, kleine Projekte mit dir machen. Ich habe bis gerade eben nie gedacht, dass wir das noch können. Was sollen wir tun? Wir hatten angefangen, zusammen nähen zu lernen oder Chinesisch oder einen Filmprojektor zu besorgen. Kann ich jetzt irgendwas tun? Nein. Ich bin allein. Ohne dich. Und du warst die Ideenfrau und die Initiatorin all unserer verrückten Abenteuer. Als du krank warst, hast du dir Sorgen gemacht, weil du mir nicht geben konntest, was du wolltest und glaubtest, ich bräuchte es. Du hättest dir keine Sorgen machen müssen. Genau wie ich dir damals sagte, es war nicht nötig, weil ich dich auf so viele Weisen so sehr geliebt habe. Und jetzt ist es noch offensichtlicher. Du kannst mir nichts mehr geben. Und doch liebe ich dich so sehr, dass du mir im Weg stehst, jemand anderen zu lieben.
Aber ich will, dass du dort stehst. Du tot bist so viel mehr als alle anderen lebendig. Ich weiß, du würdest mir sagen, dass ich törich bin und dass du willst, dass ich vollkommen glücklich bin, dass du mir nicht im Weg stehen willst. Du wärst bestimmt überrascht, dass ich nach zwei Jahren nicht mal eine Freundin habe, außer dir, Liebling. Aber du kannst nichts dafür, mein Schatz. Und ich auch nicht. Ich verstehe es nicht, obwohl ich viele Frauen getroffen habe, sehr nette. Und ich will nicht für immer allein bleiben. Aber nach zwei, drei Begegnungen wirkt alles wie Asche. Nur du bist mir geblieben. Du bist real. Meine geliebte Frau, ich verehre dich. Ich liebe meine Frau. Meine Frau ist tot. Rich.
PS. Bitte verzeih mir, dass ich diesen Brief nicht abgeschickt habe, aber ich kenne deine neue Adresse nicht. Ja, der hat sehr viel mit mir gemacht und diese Realisation am Ende.“
Ich liebe meine Frau. Meine Frau ist tot. Es sind zwei Wahrheiten, in zwei Sätzen, die dort ausgesprochen werden. Beides ist wahr und beides kann für immer wahr sein. Und genau diese Liebe als Ressource und als Wert mit weiterzutragen, dann im Leben, das ist wichtig. Wenn ich damals Grundschultrainings gegeben habe, also wirklich emotionale Kompetenzen für Kinder, dann kam bei Trauer immer wieder das Thema der toten Omas und Opas und da war immer wieder die Frage, was verbindest du mit deinem Opa, mit deiner Oma, welchen Wert, was habt ihr immer mit ihm gemeinsam gemacht?
Was war denn so für sich Spaß oder Bauen oder Kreativsein und so weiter, um das weiterzutragen und wie kannst du diese Person weiterehren, indem du diesen Wert dann auch entsprechend weiterträgst?
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Was ich daran so spannend finde und danke fürs Teilen, finde ich krass. Es gibt ja, also es gibt nach Elisabeth Kübler-Ross gibt es fünf Phasen der Trauer. Ich finde aber auch gerade die vier Phasen der Trauer nach Verena Kast passen da total gut hin, weil dieses Erste ist bei ihr so ein Nicht-Wahrhaben-Wollende und ich glaube dieses Kognitivierende, was er macht, das ist so ein ja, klingt ein bisschen wie bei Spock fast, das ist unlogisch.
Und dieses Nicht-Wahrsein, Nicht-Wahrhaben-Wollen, das finde ich sehr, ja finde ich irgendwie so interessant, dass er da so lange für diesen Brief gebraucht hat. Und ich glaube das, was dann dazu geführt haben könnte, sind dann was sie als, also Verena Kast als aufbrechende Emotionen beschreibt. Und generell ja, eher dann so diese emotionale Phase, die nach dieser Dissoziation, nach dieser Leugnung, nach all dem halt kommt.
Und was ich sehr interessant finde, was ich auch in jedem Trauerprozess, wenn ich das meinem Coaching begleite, das ist jetzt nicht so häufig, aber es gibt ja da auch Menschen, die machen das fast ausschließlich, dass sie da andere begleiten, in diesem Prozess. Dann kommt ja bei ihr dieses Suchen und sich Trennen, also immer die Frage, was kann ich behalten, was muss ich loslassen. Also nochmal erinnern, was haben wir gemacht, auch so diese Werterinnerung, was an Gutem war da, was am Wichtigen war da.
Und ja, im Prinzip die vierte Phase ist dann sowas wie so ein sich selbst neu orientieren, also dieser neue Selbst- und neue Weltbezug. Das heißt, wie kann ich mit dem Verstorbenen in mir weiterleben, so als Kernfrage oder als Schlüsselfrage. Und das, finde ich, sieht man an diesem Brief total gut und total, auch von der Orientierung her, durch den Brief hindurchgehend.
Und für mich ist das ein prototypischer Umgang, dann halt auch auf die Werte zu gucken und auch bei den Werten sich zu fragen, okay, wie kann ich die mit anderen weiterleben. Ich hatte zum Beispiel mal eine junge Studentin bei mir, die war irgendwie auch, ja, bei Empfehlung, so der Klassiker. Und ich hatte eigentlich wenig Termine, ich hatte viel zu tun und dann hieß es so, ja, sie trauert ihrem Opa hinterher.
Und da dachte ich so, ja, kenne ich, also nicht so intensiv, kenne ich. Na ja, und dann war sie bei mir und ich habe dann gesagt, na ja, wie lange ist denn das? Ja, seit zweieinhalb Jahren. Scheint Ihnen ja wichtig gewesen zu sein. Und fragte sie dann gleich, ja, finden Sie das nicht komisch? Da habe ich gesagt, nö, wieso?
Ja, mir wird immer gesagt, das ist zu lange. Da habe ich gesagt, ja, was wäre denn, richtig gewesen? Ja, halt nicht so lange. Ich sagte, na ja, super. Also jetzt nur zwei Jahre oder so. Ne, ne, also ein paar Wochen oder Monate, weil der ist ja tot.
Okay. Na ja, und dann haben wir so gearbeitet und da habe ich gesagt, also, reden Sie mit dem ja ständig. Und sie sagt, na, ist doch okay. Mache ich mit meinem auch. Und dann hatten wir sehr viele Gemeinsamkeiten. Und dann habe ich sie gefragt, was mit dem oder an dem war denn Ihnen wichtig? Und wir kamen auf zwei Sachen. Das eine war Kommunikation und das andere war so Kreativität gemischt mit Lachen. Die haben total viel gelacht.
Die haben es viel spontan gemacht und also sie sagte, ja, das war immer, es war nie planbar. Na ja, dann habe ich gesagt, gut, also dass das nicht mehr ist, brauche ich Ihnen, glaube ich, erzähle ich Ihnen nichts Neues. Wie könnten Sie denn das jetzt leben? Ja, weiß ich nicht, geht nur mit meinem Opa. Okay. Zwickmühle, weil ja, tot.
Und dann habe ich ihr was angeboten und habe gesagt, wissen Sie was? Ich würde Sie gerne mal zu was einladen. Probieren Sie es mal aus. Also, es gibt hier in Göttingen mehrere Gruppen, die im Pro-Theater spielen. Und ich hatte vor ein paar Jahren bei der wunderbaren Charlotte Cordes und Noni Höfner hatte ich Impro und Provo im Metaforum Sommercamp gemacht. Ach, und das war, ich habe eine Ode an den Mond gesungen.
Also, vor Leuten. Ja, da saßen 150 Leute im Publikum.
[Ruben Langwara – Resilienz-Podcast]
Aufnahme würde ich bezahlen.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Nicht nur du. Auf jeden Fall hatte ich, wir haben dann gespielt und ich hatte auf einmal so ein Mikrofon in der Hand und irgendwie, wir haben vorher über den Mond gesprochen und dann war es auch schon dunkel. Und dann sagte Charlotte nur so, das klingt nach einem Lied.
Und ich denke nur so, okay. Ja, sing eine Ode an den Mond. Ach, der Mond, der Mond, was wohl auf dir wohnt. Ach, ich habe da gesungen und die erste Strophe war gut und sagte, noch eine Strophe. Ich so, okay. Und das war sehr befreiend für mich und da habe ich ganz neue Seiten an mir kennengelernt, weil Improtheater tatsächlich sowas sehr spontanes und so weiter und das fördert auch die Kommunikation untereinander und so weiter.
Na ja, auf jeden Fall habe ich das empfohlen, habe gesagt, und wenn Sie das machen, machen Sie das nicht so, um Ihren Opa zu vergessen, sondern nehmen Ihren Opa mit und setzen den in die erste Reihe, dass der ihn zuguckt. Würde der daran Spaß haben? Ja, na klar. Und der würde sich auch freuen, wenn Sie da richtig gut abliefern würden. Ja, klar, der hat das immer. Ach, und so.
Nach zwei Wochen kam sie dann wieder, nächster Termin, sagt sie, mein Leben ist anders. Und ich so, wieso? Ja, ich war da jetzt, die haben immer irgendwie Montags und Donnerstags irgendwie das gehabt und sie war da jetzt dreimal dann da und sagte, boah, das ist ja, also und die hatte richtig Talent, also die ist auch richtig gut geworden da, was das angeht und völlig verändert und die Einladung von mir an sie war, nehmen Sie bitte Ihren Opa immer mit, so.
Das war hilfreich und das ist nicht dieses, ich lasse es los, ich mache es weg, sondern ich integriere das Alte ins Neue und dieses, das Alte ins Neue integrieren, scheint etwas zu sein, was das Alte auf eine gute Art und Weise würdigt und wertschätzt und gleichzeitig mich mit dem Neuen sich beschäftigen lässt. Das heißt ja nicht, dass man und das hattest du mir auch irgendwann mal angeboten mit der Verbindung mit Freude, dass man nicht ab und zu auch mal nostalgisch wird, im Sinne so dieser Mischemotion, Vergangenheitsgerichtet, Trauer mit Freude oder dass wenn man etwas Neues ausprobiert, im Sinne von Rührung, also die Werte lebt und sich daran erinnert, was auch mal wichtig war, sondern einfach sozusagen das als guten Begleiter und als wertvolle Ressource einfach in seinem Leben mitnimmt und davon zehrt.
[Ruben Langwara – Resilienz-Podcast]
Wie drehen die dann kommen, wenn sie so eine Vorstellung macht und ihren Opa da sehen? Die werden auch andere sein, als die Trauer drehen. Das sind dann meistens dann auch Tränen der Rührung.
Genau das, was dann kommt. Also dass ich dann, dadurch, dass mein Opa dann da ist, diese intensive zwischenmenschliche Nähe spüre und das ist ein Auslöser von Rührung auch. Wirklich dieses ganz nahe einem anderen Menschen sein, wo ich eventuell auch den vermisst habe, wo Trauer in der Vergangenheit dann entsprechend steckt, weil die Person nicht da war und jetzt spüre ich wieder den Kontakt dazu. Also ich hatte das extrem gemerkt damals, als mein Bruder für ein Jahr in den USA war. Da habe ich zum ersten Mal das auf so eine Art und Weise gespürt. Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Dödel mal vermisse.
Damals hatte ich das gedacht, weil es ist unter Brüdern so Rivalität und alles mögliche. War auch eine ganz spannende Zeit für mich, mal auch zu wissen, wer bin ich ohne und ihn dann durch sein Gate kommen zu sehen und wie dann alle Dämme brechen, weil ich in Kontakt damit kam, wie sehr ich ihn vermisst habe. Das ist wirklich unglaublich und da kommst du halt in die Vergangenheit in Kontakt mit der Trauer und spürst halt die Freude im Jetzt und das ist halt so ein Clash, das ist sowas Intensives.
Ja, das System da auch entsprechend das Arousal hochfährt, das ist auch eine hohe Arousal-Emotion Rührung, maximal angenehme Valenz und dann brechen auch die Dämme, prickelnde Gänsehaut und so weiter. Ich habe ja mit dem Prof. Dr. Thomas Schubert, Karmamutaforscher, ich habe während des Resilienz-Online-Kongressinterviews gesagt, der Karmamutaforscher schlechthin, hat er gesagt, er ist ja auch einfach erfunden, dieses Konzept. Und das fand ich grandios, charmant und es geht um Rührung, being touched und so weiter und ja, das sind genau solche Momente, wo ich in Kontakt mit meinen wirklich wichtigen Werten komme und mit den Menschen, die mir wirklich, wirklich wichtig sind und diese intensive zwischenmenschliche Nehespürung.
Also das dann auch nochmal zu machen, beispielsweise zu sprechen oder einen Brief zu schreiben, die Tränen sind anders, die schmecken auch anders. Ja, also die, das sind dann eher Tränen der Rührung, als Tränen der Trauer.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Und das nochmal, also Karmamuta kommt aus dem Sanskrit, oder? Genau. Und ich, das irgendwann mal, also ich beschäftige mich ja jetzt seit einiger Zeit so mit Sanskrit und diesen vedischen Texten und so weiter.
Das ist irgendwie so, das hat irgendwas mit Liebe zu tun, oder?
[Ruben Langwara – Resilienz-Podcast]
Genau, im Herzen berührt. Genau, ja, heißt es übersetzt. Ja, es ist wirklich ein wunderschönes Konzern.
Also finde ich auch ganz klasse, sich damit zu beschäftigen, auch mal tiefer. Also das ist auch das, was man übrigens recherchieren muss, Karmamuta, um es im wissenschaftlichen Kontext dann auch entsprechend zu finden, weil being touched und so weiter, da kommen ein paar andere Dinge, dann geht es eher um was Taktiles, dann hier dabei. Deswegen Karmamuta als Rührung und wie das ausgelöst wird mit Filmen und wie Filme auch damit spielen, das ist ja genau das, wo die Leute dann sagen, dieser Film hat mich verändert, als ich das gesehen habe.
Der hat mich berührt. Im tiefsten. Oder eine Musik, also ja, Film mit Musik, mit einer bestimmten Filmmusik. John Williams verdient sein Geld damit, dass Momente der Rührung, aber auch der Ehrfurcht mit seiner Musik dann schafft, dass dann so solche Gänsehautmomente schafft. Es hat sehr viel mit Liebe zu tun.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Ja, und umso mehr wieder ein Plädoyer, dieses nicht unbedingt alles loszulassen, wegzumachen und dieser, ich sag’s mal ganz wertschätzend, kognitive Bullshit, dass man sagt, nee, man muss sich das klar machen. Ich denke, ja, Glückwunsch, auf einer kognitiven Ebene ist das richtig. Aber wenn man seinen Körper gerade nicht dabei hat, dann kann man das auch.
Nur in dem Moment, in dem ich halt in diese emotionalen Themen gehe, brauche ich es oder kann ich es nicht loslassen, weil es in mir etwas gibt, was mit dem Wert verbunden sein will. Und ich finde, gerade wenn man da auch auf diese Werte guckt, gerade bei Rührung, gerade bei Liebe, Wertschätzung, was auch immer, finde ich das so wichtig, weil nur der Blick auf Werte erklärt ja in dem Moment, warum das so schwer ist oder auch unmöglich ist, loszulassen. Und lasse ich meine Werte los, dann verliere ich meine Identität, dann verliere ich meine Orientierung, meine Kontrolle, den Zugang zur Freude.
Deswegen würde ich immer die Menschen eher beglückwünschen, die das würdigen und wertschätzen lassen und wie Daniel Siegel so schön sagt, name it, naja, weiß nicht, ob es to tame it ist, aber comfort it eigentlich fast schon. Eigentlich to comfort it oder name it, to connect it oder to heal it. Und dann wären wir auch wieder mehr bei diesem kurativen Effekt, den Matthias Wager von Kybett mal in einem Seminar vorgeschlagen hat.
Also indem ich etwas beim Namen nenne, kann es heilen und wenn dann die Tränen kommen, wenn die Trauer kommt, dann sagt sie eher, hey, hier war mir was wichtig und ich finde das, also seitdem ich das so merke und ich bin in den letzten Wochen echt viel berührt und immer voller Errührung, denke dann immer so, also so mit so einem klassischen in Anführungsstrichen Männerbild, so oh Gott, jetzt heule ich schon wieder, aber ich sage mal so, es löst dann immer ein gewisses Maß an Gelächter aus und ich denke mir dann immer so, ja, also dieses einfach sich berühren lassen, ist glaube ich eine der schönsten Sachen und eine der menschlichsten Sachen und das will ich dann auch spüren und ich will das dann spüren und ich glaube vieles von dem, was auch den World Mental Health Day, der jetzt war letzte Woche, so notwendig macht, ist ein dysfunktionaler Umgang, gerade auch mit der Emotion Trauer und bestimmte Dinge nicht da verarbeiten, sich nicht bewusst machen, die Trauer nicht zu ehren, das ist so meine Hypothese dazu.
[Ruben Langwara – Resilienz-Podcast]
Und neben der Hypothese noch eine Aufgabe an uns als Mitmenschen, dass wir Menschen durch die Trauer begleiten, indem wir der Trauer Raum geben und das ist ja auch wirklich total spannend, wenn wir das mal betrachten, eine Muskelbewegungen, die am ehesten mit Trauer zusammenhängen, in der Mimik ist das Hochziehen der Augenbrauen Innenseiten und das ist auch die Bewegung, die bei anderen Menschen am stärksten ein prosoziales Handeln hervorruft.
Sprich, wenn ich diese Bewegung Augenbrauen Innenseiten hochziehen, zeige, dann wird dir am ehesten so ein, oh dem muss ich helfen oder dem möchte ich helfen, der braucht gerade was, der braucht gerade Ressourcen von mir, kann ich natürlich schauen, habe ich die Ressourcen, um dieser Person zu helfen. Das nutzen übrigens auch andere Spezies, Hunde haben das mega drauf, ja, also es gibt auch Studien dazu, dass Hunde, die diese Bewegung häufiger zeigen, dass sie schneller im Tierheim adoptiert werden und das bedeutet nicht unbedingt Trauer bei denen, das Thema, ob jetzt Tiere Emotionen haben, hin oder her, das ist noch ein ganz, ganz, ganz anderes Thema.
Alle Hundenbesitzer, klar, mein Hund, der freut sich, wenn ich komme und der liebt mich und so weiter, das ist klar, bitte, super gerne, nur das haben sie entwickelt, auch für sich, die Hunde leben seit 20.000 Jahren mit uns Menschen zusammen und haben das dann entsprechend entwickelt. Lange Rede kurzer, diese Augenbrauen Innenseiten hochziehen, wenn ich das erkenne, dann auch gerne die Tränen und so weiter genau dieser Person den Raum geben, um das auszusprechen. Manchmal will die Person berührt werden, manchmal nicht, ja, mit einem gegenseitigen Kontakt, nur, was ich immer wieder beobachte, ist, dass Menschen echt nicht mit Trauer klarkommen. Dass wenn jetzt auf einmal jemand eine Trauer zeigt, sich verletzlich zeigt, sich öffnet auf diese Art und Weise, dass dann beschämt zu Seite geblickt wird.
Und, dass also in der Erwartung oder in dem eigenen Glauben, dass die andere Person jetzt gerade nicht sehen will, dass ich sehe, dass sie gerade traurig ist, aber genau das mal durchgehen zu lassen, durchlaufen zu lassen und dabei zu sein und der Person Raum zu geben, wenn sie es möchte, das auszusprechen, was da gerade los ist und was der Person gerade wichtig ist und so weiter und so fort. Finde ich ganz wichtig.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Das ist genau das Gespräch, was ich mit meinem Vater hatte, nachdem seine Frau gestorben war. Da war immer wieder so dieses Thema, also wie, also erst wird dann gemieden und dann wird irgendwann, kommen dann so komische Fragen. Das ist mit meiner Mutter nach dem Tod ihres Mannes genau das gleiche.
Das dann so, also er hat das noch deutlicher gespürt, weil er als Pastor im Ruhestand auch ganz viele Leute kannte und so und dann wird dann immer so rumgeeiert, so naja, wie ist es denn jetzt für dich, wo du so denkst, ja wie soll das sein? Also so der Versuch der Anteilnahme, ich sage bewusst Versuch und gleichzeitig die totale Unfähigkeit, gerade auch in den älteren Generationen, die ja, gibt es ja dieses schöne Buch von Frau Mitscherlich von der Unfähigkeit der Deutschen zu trauern, da dann also das zu versuchen anzusprechen, aber auf eine so hölzerne, knöcherne, unempathisch kognitive Art, dass du so denkst, boah da halt doch lieber die Klappe und sprich über das Wetter.
Also das bringt das nicht und ich glaube, wir tun uns alle als Menschen sehr viel sehr großen Gefallen einfach dann zu sagen, hey ich bin dabei und ich glaube die größte Panik und das habe ich erst verstanden als der liebe Tom Andreas irgendwann mal die Geschichte erzählt hat, ich habe leider vergessen von welchem Therapeuten wo er sagte, ja manchmal müssen Therapeuten oder auch Coaches die Tränen der Klienten weinen und ich hatte das ganz oft, dass ich irgendwie mit dem Klienten da saß und mir dann auf einmal total zum Heulen war und ich denke so, nee, das ist jetzt nicht meine Trauer so, aber mir gegenüber sitzt jemand, der keine Mine verzieht zumindest unmerklich, aber mir ist total nach weinen zumute.
Als Tom das dann so schön gesagt hatte, dachte ich so, wenn ich da die Tränen von anderen weine, dann mache ich das, also kann nur gut sein, so ist meine Hypothese und das so vielleicht als letztes, ich hatte mal eine junge Tanzlehrerin, die bei mir war, die echt anderthalb Jahre lang nicht gut in ihrem Job, also gar nicht in ihrem Job sein konnte, weil die einen Unfall hatte und die wurde zu mir überwiesen von einem Neurologen der sagte, ja, schaut mal ob ihr irgendwas mit diesem Phantomschmerz, Schmerzgedächtnis und so weiter machen könnt und ich habe da so die Sachen, die ich so kenne also bifokale Techniken, Emotionsregulation mit ihr ausprobiert, Umgang mit Selbstvorwürfen und dann also ich habe auch lange getanzt, auch auf relativ hohem Niveau so und da lernt man zu lächeln und als Tanzlehrerin.
Also junge, blonde hübsche Frau und dann sitzt sie da und ich habe dann nur gefragt wie war denn das jetzt für sie anderthalb Jahre nicht zu tanzen, irgendwie ihren Beruf nicht mehr machen zu können, die war über die Berufsgenossenschaft da, weil es zum Glück ein Arbeitsunfall war und dann guckte sie mich so an und sagte ach, alles okay und in mir drin brach es los und ich dachte nur so, boah also, Wasserfall ähnlich fing ich an zu heulen und zu schluchzen und griff dann nur noch ein Taschentuch und trocknete mir das und da liefen mir die ganze Zeit die Tränen und dann guckte sie mich an und sagte, sind sie traurig? Habe ich gesagt, ne aber irgendwie scheint hier zwischen uns Trauer noch mit im Raum zu sein, meine ist das nicht, sagt sie, das ist meine und da habe ich gesagt, ja sie können sich gerne ein bisschen was abnehmen, Taschentücher habe ich genug da und dann kam bei ihr eine einzige Träne so ganz bisschen, die kullerte über ihre Wange, hat sich total erschrocken und hat gleich wieder gelächelt aber halt ohne, dass die Augen mitgelächelt haben und dann habe ich ihr gesagt, atmen sie, bleiben sie da gerne mal mit im Kontakt und Feedback von ihr beim nächsten Mal war, sie hat dann ganz viel geweint, hat sich das erlaubt, auch mit dieser Trauer in Kontakt zu gehen und ab da ging es dann relativ gut, relativ schnell und das hat mich total berührt.
Und ich glaube deswegen so dieser, wie soll ich sagen, so dieser Appell, keine Angst vor Tränen, einfach die Emotionen kommen, die Emotionen gehen und sie sagen uns immer, hey hier kann was heilen, hier kannst du dich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten und ja, das ist so meine Hypothese, warum Menschen so eine Angst haben, Trauer anzusprechen, weil sie mit den ganzen ja ungeheilten Trauer Themen in sich dann in Kontakt kommen, aber irgendwann sollte man da mitmachen.
[Ruben Langwara – Resilienz-Podcast]
Definitiv, also Kristen Neff, die Psychologin, die das Selbstmitgefühl sehr groß gemacht hat, sie hat auch in ihrem Buch das sogenannte Backdraft beschrieben, das nennt sich auf Deutsch, ist jetzt im Kontext Trauer nicht der beste Begriff, aber Rauchgasexplosion und zwar, wenn es irgendwo in einem Gebäude einen Brand gibt, dann ist ja irgendwann der Sauerstoff aufgebraucht und dann hast du vielleicht noch so einen Schwellbrand irgendwo in der Mitte des Zimmers, was passiert, wenn jetzt jemand die Tür aufmacht und es tritt Sauerstoff rein? Bang!
Da explodiert es ordentlich und genauso ist es manchmal, wenn wir die Trauer dann ansprechen und da haben viele Leute dann auch Angst vor, dass genau dieser Backdraft kommt, aber das sind genau die Momente der Transformation. Dann fährt es einmal kompletter System hoch und wirbelt es total durcheinander, damit etwas, was festgesteckt hatte, sich wieder ummodellieren kann. Das ist wie, wenn man einen Ton, einen festen Ton, wieder in den Ofen steckt, es heiß macht, damit man es entsprechend dann auch ummodelliert werden kann, damit es verändert werden kann.
Und es ist nun mal bei uns auch so, auch psychophysiologisch, uns geht es nach dem Weinen besser. Die Herzratenvariabilität geht hoch, also der vagale Tonus auch. Wir haben das Gefühl von, da hat sich jetzt gerade was entspannt.
Da ist gerade was besser geworden. Deswegen kann ich nur allen, die zum Coach gehen, sagen, der Coach merkt, da ist gerade echt, da passiert gerade was, wenn sie anfangen zu weinen. Also da ist, wenn das zugelassen wird, dann wissen wir, da scheint gerade auch auf eine gewisse Art und Weise eine Durchbruch zu sein, wenn es natürlich vorher nicht erlaubt wurde und so weiter und so fort. Also, das für sich mal zuzulassen, hat auf ganz, ganz, ganz vielen Ebenen, auf psychischer Ebene, dieses Loslassende, aber eben auch auf psychophysiologischer Ebene sehr viele Vorteile.
[Sebastian Mauritz – Resilienz-Podcast]
Ein Satz zu diesem Backdraft. Interessant finde ich dabei, dass, wenn du Ärger und Trauer als Dynamik siehst und Menschen, die für was brennen, nicht dafür im besten Sinne brennen können, weil der Sauerstoff ihnen ausgeht, dann kippt das Ganze in eine stille Trauer und in eine Resignation und das erlebe ich immer mal wieder, was das Thema Emotionsdynamiken gerade bei so Erschöpfungsthemen oder auch in Richtung Burnout angeht, immer wieder als krasse Emotionsdynamik, das heißt, erst brennen Menschen, weil ihnen was wichtig ist und dann realisieren sie unbewusst oder bewusst immer mehr, dass sie eben nicht brennen können, dann geht der Sauerstoff aus und dann kommt sozusagen auf leisen Sohlen die Trauer und die Erkenntnis, dass sie ihre Werte nicht leben können und für mich ist das immer so eine Art Schutzsystem von uns, dass wir dann sagen, okay, dann kann ich hier halt den Wert nicht leben, dann lasse ich den jetzt los, weil ich sonst daran kaputt gehe.
Umso wichtiger ist es, auf die Trauer zu gucken und zu sagen, hey, Trauer ist auch gut und guck vielleicht vorher mal, was ist dir wichtig und wie kannst du es leben? Und in diesem Sinne, lieber Ruben, danke für den Raum, dass ich meinen vagalen Tonus auch ein bisschen sozusagen optimieren konnte heute. Sehr berührend.
Ich hatte sehr viel Respekt vor der heutigen Folge und ich danke dir sehr. Ich wünsche dir von Herzen alles Gute und danke für diesen Brief. In diesem Sinne, möge die Resilienz mit dir, deinen Lieben und allen anderen sein.
Alles Gute für Sie. Bis dann. Tschüss.
Hier geht´s zum Resilienz-Podcast: www.rethinking-resilience.com