Entdecken Sie den Denkraum von Sebastian Mauritz und Ruben Langwara, um Ihre eigene Widerstandsfähigkeit zu stärken und Ihr Verständnis von Resilienz zu erweitern! Tauchen Sie ein in eine inspirierende Lernumgebung, die Ihnen dabei hilft, Ihre Resilienzfähigkeiten zu entwickeln und zu festigen. Profitieren Sie von den Erfahrungen und dem Wissen der Experten und bereiten Sie sich optimal auf die Herausforderungen des Lebens vor.
HIER erhalten Sie nähere Informationen und einen Überblick über alle Folgen! In dem folgenden Artikel haben wir die Folge 28 für Sie zusammengestellt.
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In den „Shownotes“ zur jeweiligen Ausgabe finden Sie eine kurze Inhaltsangabe, Links und weiterführende Informationen. Viel Freude beim Eintreten in den gemeinsamen Denkraum und Erforschen Ihrer Resilienz.
Folge 28: Resilientes Feelset
In der Folge 28 des Podcasts „Rethinking Resilience“ sprechen Sebastian und Ruben über das Feelset. Nachdem in den vorherigen Folgen bereits das Mindset, das Skillset und das Toolset behandelt wurden, schließt das Feelset den Kreis. Denn erst wenn wir Emotionen bewusst wahrnehmen und regulieren, können wir unser volles Potenzial entfalten – sei es im Beruf, in Beziehungen oder im Umgang mit Herausforderungen.
Doch warum ist das Feelset so entscheidend? Was genau steckt dahinter? Und wie lässt es trainieren? Dieser Artikel fasst die zentralen Erkenntnisse der Podcast-Folge in der 4MAT-Struktur zusammen.
Warum ist das Feelset entscheidend für Resilienz?
Emotionen sind allgegenwärtig – sie beeinflussen unser Denken, Handeln und unsere Beziehungen. Gerade in herausfordernden Situationen sind sie oft der entscheidende Faktor: Blockieren sie uns oder ermöglichen sie uns kluge, resiliente Reaktionen? Sebastian und Ruben betonen, dass Resilienz nicht nur aus der Haltung und dem Denken (Mindset), Fertigkeiten und Fähigkeiten (Skillset) oder hilfreichen Methoden und Werkzeugen (Toolset) besteht. Es sind auch unsere Emotionen, die entscheiden, ob wir unser Wissen und Können in stressigen Momenten auch tatsächlich abrufen können.
Besonders im beruflichen Kontext gibt es viele alte Glaubenssätze wie „Emotionen haben hier nichts zu suchen“ oder „Bleib sachlich!“. Doch in Wahrheit beeinflussen Emotionen Motivation, Beziehungsaufbau und Entscheidungsfähigkeit. Gerade in Berufen mit hoher sozialer Interaktion (z. B. Pflege oder Führung) sind sie entscheidend für nachhaltige Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden.
Ein bewusster Umgang mit Emotionen – also ein gut entwickeltes Feelset – kann helfen, innere Stimmigkeit (Kohärenzgefühl) zu entwickeln. Das bedeutet, Emotionen als natürlichen Teil von sich selbst zu akzeptieren, anstatt sie zu unterdrücken oder als hinderlich zu betrachten. So entsteht emotionale Resilienz: die Fähigkeit, Gefühle als Kraftquelle zu nutzen.
Was genau ist das Feelset?
Das Feelset umfasst den bewussten und kompetenten Umgang mit Emotionen. Es besteht aus mehreren Komponenten:
- Emotionale Selbstwahrnehmung – Verstehen, welche Gefühle gerade präsent sind.
- Emotionsregulation – Gefühle nicht verdrängen, sondern gezielt steuern.
- Empathie und soziale Kompetenz – Die emotionale Welt anderer Menschen wahrnehmen und darauf reagieren.
- Angenehme Emotionen aktivieren – Bewusst Techniken nutzen, um sich in einen kraftvollen Zustand zu versetzen.
Ein wichtiger Aspekt des Feelsets ist es, Emotionen nicht in „gut“ und „schlecht“ einzuteilen. Stattdessen ist es wichtig, sie als Hinweisgeber für wichtige Bedürfnisse und Botschaften zu verstehen.
Zum Beispiel kann:
- Ärger auf eine Werteverletzung hinweisen und Klarheit bringen.
- Angst auf eine reale Bedrohung hinweisen oder zeigen, dass etwas Neues ansteht.
- Trauer als Erinnerung an das dienen, was uns wirklich wichtig ist.
Ruben beschreibt in der Podcast-Folge, wie sehr unsere Prägungen aus der Kindheit das Feelset beeinflussen. Sätze wie „Ein deutscher Junge weint nicht“ oder „Sei nicht so wütend“ haben viele Menschen verinnerlicht. Diese Glaubenssätze führen oft dazu, dass wir bestimmte Emotionen verdrängen oder uns für sie schämen. Doch Emotionen sind nicht unser Feind – sie sind ein natürlicher Teil des Menschseins. Das Feelset hilft uns, sie zu verstehen und sinnvoll zu nutzen.
Wie kann das Feelset trainiert werden?
Sebastian und Ruben geben verschiedene Impulse, um das Feelset gezielt zu entwickeln. Entscheidend ist, dass Emotionen nicht ignoriert oder verdrängt, sondern bewusst wahrgenommen und beeinflusst werden.
- Achtsamkeit und Selbstreflexion
- Regelmäßig innehalten und sich fragen: „Was fühle ich gerade?“
- Emotionen benennen – das hilft, sie besser zu verstehen („Name it to tame it“).
- Den Körper einbeziehen: Wo spüre ich das Gefühl? Hat es eine Form oder Temperatur?
- Emotionsregulationstechniken anwenden
- Atemtechniken nutzen, um sich zu beruhigen.
- Kognitive Neubewertung: Statt „Ich darf nicht wütend sein“ zu denken, fragen: „Was zeigt mir meine Wut?“
- Somatische Marker trainieren: Wahrnehmen, wie Emotionen sich im Körper anfühlen, um frühzeitig reagieren zu können.
- Angenehme Emotionen aktivieren
- Musik, Bewegung oder bewusste Dankbarkeit können helfen, sich in eine positive Gefühlslage zu versetzen.
- Das eigene emotionale Vokabular erweitern: Je differenzierter wir Emotionen benennen können, desto leichter fällt uns der Umgang mit ihnen.
- Emotionale Nähe aufbauen
- Emotionen mit anderen teilen – das schafft Nähe und Vertrauen.
- Bewusst auf die emotionale Welt anderer Menschen eingehen.
- In Teams oder Beziehungen offene Gespräche über Gefühle führen.
Besonders im beruflichen Kontext kann das Feelset eine enorme Wirkung haben. Studien zeigen, dass emotionale Dissonanz (also das Verbergen oder Unterdrücken von Gefühlen) einer der größten Burnout-Faktoren ist – noch vor hohem Leistungsdruck oder Zeitmangel. Wer sein Feelset trainiert, stärkt nicht nur sich selbst, sondern auch seine Beziehungen und seine berufliche Wirksamkeit.
Wozu dient ein starkes Feelset?
Ein gut entwickeltes Feelset ermöglicht es, emotional flexibel zu bleiben. Menschen mit einer starken emotionalen Resilienz erleben folgende Vorteile:
- Bessere Stressbewältigung – Sie geraten in herausfordernden Situationen weniger in Panik und bleiben handlungsfähig.
- Stärkere Beziehungen – Sie können ihre eigenen Emotionen kommunizieren und empathisch auf andere eingehen.
- Höhere berufliche Wirksamkeit – Sie nutzen Emotionen als Ressource, statt sich von ihnen blockieren zu lassen.
- Mehr Lebensfreude – Sie erkennen und nutzen positive Emotionen bewusster.
Sebastian beschreibt in der Podcast-Folge ein Erlebnis im Zug, bei dem ihn ein Text über einen trauernden Vater tief berührte. Anstatt die Emotionen zu verdrängen, erlaubte er sich, sie zu spüren. Eine Frau neben ihm nahm seine Rührung wahr und reagierte mit Mitgefühl. Dies zeigt, wie kraftvoll es sein kann, Emotionen anzunehmen und zu teilen – sowohl für sich selbst als auch für andere. Das Feelset hilft uns, das gesamte Spektrum unserer Emotionen bewusst zu nutzen.
Transkript Folge 28
Hier finden Sie das vollständige Transkript der Folge:
↓ ANZEIGEN ↓ [Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast] [Ruben Langwara– Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast] [Ruben Langwara– Resilienz-Podcast] In welchem Kontext entstehen sie? Was bedeuten die jetzt hier für mich dann in diesem Kontext? Wo habe ich gelernt, die so auszudrücken, die zu erleben und so weiter? Handhabbarkeit, ja, wie kann ich jetzt damit umgehen? Also wenn ich da jetzt irgendwas spüre und irgendwie scheint das jetzt gerade nicht so mich weiterzubringen in diesem bestimmten Kontext, wo ich gerade drin bin, was kann ich denn tun, um sie zu regulieren? Also wir haben ja schon über das Thema Emotionsregulation dann gesprochen und da geht es ja vor allen Dingen um die Handhabbarkeit von Emotionen und dann noch dieses Thema der Sinnhaftigkeit, dieses Thema auch die Funktionalität erkennen in den Emotionen und ja insgesamt ein Kohärenzgefühl dazu zu entwickeln und ja eine positivere Verbindung zu den eigenen Emotionen aufzubauen. Wo ich das wirklich merke, ist vor allen Dingen im Business haben wir da echt einen pädagogischen Auftrag, was diese Thematik angeht, weil es gibt immer noch so Glaubenssätze wie Emotionen haben im Business nichts zu suchen, bleibt mal rational und so weiter. Ja und das ist richtig auf irgendeine Art und Weise, aber irgendwo auch nicht so ganz und irgendwo bin ich ganz weit weg davon, weil ich bin der tiefen Überzeugung davon, dass Emotionen eigentlich auch Business machen, weil sie viel mit Motivation zu tun haben, viel mit Beziehungsaufbau und mit Wohlbefinden zu tun hat und deswegen finde ich sie so wichtig. [Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast] Und das für mich Interessante war, also ich habe einen echt guten Zugang zu meinem Ärger und ich habe erst seit so sagen wir mal 10, 12, vielleicht 15 Jahren einen guten funktionalen Zugang zu meinem Ärger und noch viel kürzer kann ich Menschen, wie ich immer so schön sage, Klarheit schenken und merke aber dabei auch, ich habe gerade mit einer Teilnehmerin gerade ihre Präsentation so abgestimmt und da gab es eine Werteverletzung bei mir und dann habe ich nur gemerkt, mein Ärger kommt um die Ecke, dann war sofort die Frage, was mir gerade wichtig, naja, wir haben ja schon eine Folge zu Ärger gemacht, also es ist auch wieder nichts Neues, aber mein Wert, Wertschätzung und Achtsamkeit war erst mal irritiert, war nicht richtig verletzt, aber war irritiert, mir dann eine Antwort geschickt oder erst mal aufgenommen, hab die dann gelöscht, hab ihr noch eine Antwort aufgenommen, habt ihr auch gelöscht und das ist immer gut, sozusagen nicht die erste Version loszuschicken und dann habe ich aber rückgespiegelt bekommen, das fand ich total spannend, also gesagt, ja, du hast gesagt, du, ich bin da cool mit, aber es hörte sich irgendwie nicht so an und dann dachte ich nur so, ja, da hast du recht, danke und hab das dann mit ihr nochmal reflektiert und das fand ich so wertvoll, dass man gerade über, jetzt in dem Falle Ärger, eine erwachsene, in Anführungsstrichen, ja, Diskussion oder Argumentation haben kann und sich darüber austauschen, wie etwas angekommen ist. Also die Emotion ist ja die direkte Verbindung in dem Moment gewesen und die auch meine Aussage geprägt hat und dann darüber nochmal von der Meta-Ebene zu sprechen, das fand ich für mich so wertvoll und dann hatte ich sofort die Stimme in meinem Kopf, die sagte, ja, zeig den Leuten deinen Ärger nicht, das setzt die Beziehungen aufs Spiel, nachher hast du sie verletzt und so weiter, die Stimme kommt sofort und ich hatte das heute Morgen beim Spaziergang in der Sonne, dachte nur so, krass, was das wieder für eine wichtige Lernerfahrung für mich war, wahrscheinlich bin ich auch weltweit einer der Einzigen, die in das so geht, dass die sich danach nochmal Gedanken machen, über wie sie was gesagt haben. Ich dachte, so spannend, da freue ich mich darauf, das zu teilen und wieder, sag ich mal, zum Allgemeinen zurück, ich glaube, dass Emotionen, dadurch, dass sie unser Erleben und unser Denken, Fühlen und Handeln ja auch immer mit beeinflussen, total wichtig sind, zu verstehen und gerne danach auch nochmal die Auswirkungen von den Emotionen im Dialog, in Resonanz mit anderen Menschen nochmal zu reflektieren, gerne mit sich selber, sinnvoller als immer zu fragen, gerade die andere Person, wie hast du das erlebt, wie war das für dich und danach nochmal das zu klären und ich habe das Gefühl, dass gerade jetzt in Beziehung zu dieser Teilnehmerin, wieder eigentlich noch tragfähiger in der Beziehung gerade sind und das fand ich so spannend, das wollte ich unbedingt teilen und es passte heute Morgen wieder, ach herrlich und die Stimme ist immer noch da, die Stimme sagt auch immer noch, na, was wenn die das erzählt, was wenn das jetzt wer im Podcast hört, dass der Mauritz Stimmen hört, die ihnen innerlich da irgendwie mit einer kritischen Überprüfungskompetenz auf solche Themen halt hinweisen, deswegen Ruben, ich freue mich total heute mit und gerade auch von dir mal so einen kleinen Überblick über das interessante Feelset zu hören. [Ruben Langwara– Resilienz-Podcast] Der Beziehungsforscher schlechthin, den es da draußen gibt, John Gottman aus vom Love Lab in Seattle, also der hat da so sein Forschungslabor, wo er untersucht, was hält Paare glücklich, der bezeichnet diese Momente der Selbstoffenbarung als Schiebetürmoment, also da geht wie so eine Tür auf, wie so eine Schiebetür auf und dann als Einladung mal einzutreten, meine Gefühlswelt mit mir zu erkunden oder beziehungsweise, dass wir uns da mal ein bisschen abgleichen, dann kann man gegenüber entscheiden, trete ich ein oder schlage ich zu und dieses Eintreten, ich glaube du hast mal in irgendeinem Buch geschrieben selber oder es mir gesagt, ich weiß es gar nicht mehr, aber wenn du in die Gefühlswelt anderer Menschen eintrittst, solltest du saubere Schuhe anhaben und das habe ich damals so verstanden, wie, mach es in der richtigen Haltung, also wirklich auch, hey, ich möchte dich sehen, verstehen und auf dich eingehen und das ist das, was das Feinfühlige ausmacht, dann dabei und das macht so eine Harmonisierung der Beziehung, also sozusagen die Emotionskommunikation, genauso wie Bedürfnis- und Wertekommunikation nutzen als Gelegenheit, um eine Intimität aufzubauen und auch damit anderen Menschen die Chance zu geben, besser mit mir umzugehen, weil sie mich und meine innere Welt besser verstehen. [Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast] [Ruben Langwara– Resilienz-Podcast] Irgendwie sowas in die Richtung, einfach um dir ein Verständnis entgegen zu bringen und dafür sind diese Glaubenssätze so wichtig, weil es schwirren so viele da herum und du hast schon gesagt, in der Kindheit entsteht da schon ein ganz prägnantes Beispiel, das hatte ich damals 2016 rausgesucht, der Film ist aber noch älter, der ist von Anfang 2000, weil da war der Hart-aber-Fair-Moderator Louis Klamroth noch ein kleiner Bub und zwar ist das das Wunder von Bern der Film und da spielt Louis Klamroth den Mathis, einen 13-jährigen Jungen und das spielt ja 1954 während der WM in der Schweiz, wo ja Deutschland zum ersten Mal Weltmeister geworden ist, aber es geht gar nicht um die Weltmeisterschaft so richtig, es geht um die Beziehung zwischen Vater und Sohn und da gibt es eine Schlüsselszene, da sind die in einer Kneipe in Essen, der Vater raucht, der Junge sitzt da gegenüber und der Vater fragt oder sagt, sag mal du hast ja neulich eine Kerze in der Kirche angezündet, verrätst du mir auch für wen? Und dann sagt der Junge, für den Helmut Rahn, ja der Sepp Herberger, der Trainer stellt ihn hier auf und ich wollte irgendwas tun und dann wird der Vater streng und sagt, komm mal mit raus und dann kommt er mit raus und dann gehen die vor die Kneipe und dann sagt der Vater, Mensch was fällt dir eigentlich ein, die Kirche zu so einmaln Mätzchens zu missbrauchen, ja nur damit irgend so ein Balltreter nicht auf der Reservebank hängt, ja du denkst jetzt, gehst jetzt nach Hause und denkst über den Sinn der Kirche nach und dann wollte der Mathis widersprechen, macht seinen Mund auf und fängt sich so richtig eine von seinem Vater und dann sagt der Vater den entscheidenden Satz und jetzt fang bloß nicht an zu heulen, ein deutscher Junge weint nicht und der Junge rennt natürlich weg. Man muss wissen, der Vater, Richard, der kam gerade aus dem Krieg zurück, der hat den Jungen nie kennengelernt und so weiter und der hat natürlich bestimmte Prägungen und der ein oder andere hat so einen Satz schon mal vielleicht gehört, ein deutscher Junge weint nicht, bis du heiratest ist alles wieder gut, ab mit dir aufs Zimmer, wenn du dich beruhigt hast, dann darfst du wieder runterkommen, wenn du dich als Mädchen ärgerst, bist du eine blöde Zicke, wenn du als Junge Angst hast, weinst, dann bist du ein Weichei. Ja und so entstehen solche Glaubenssätze, ja und wenn sie das jetzt gerade hören, ja und es hat mal kurz geschmerzt, ja dann wissen sie, vielleicht ist da auch ein Glaubenssatz dann dahinter und es ist so wichtig diese aufzuweichen, aufzulösen, um eine bessere Beziehung zu diesen Emotionen zu bekommen und sich diese auch zu erlauben, weil es ist wirklich fatal, was passiert, wenn wir nicht das gesamte Spektrum unserer Emotionen ausleben, weil du hast ja gerade auch bei Ärger gesagt, Sebastian, das darf ich nicht zeigen, ich muss auch sozial sein, da gibt es so diesen Satz, immer schön friedlich und höflich bleiben, wie sagte Friedemann Schulz von Thun schon so schön, zu friedlich und zu höflich, das ist friedhöflich, also wir vergraben die wahren Emotionen unter der Prämisse, dass sie das Zwischenmenschliche jetzt gerade stören könnten und da steckt auch irgendwo eine Wahrheit dahinter, dass ich jetzt nicht mich meinen Rageärger rauslassen soll und meinen ganz heißen Ärger rauslassen soll, dennoch das Bedürfnis, was dahinter steckt, jetzt für meine Werte einzustehen, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, innerhalb einer Diskussion und wenn ich mich dann zurückstecke, ist das fatal, vor allen Dingen auch bei Ärger, der ein oder andere wird da draußen und vielleicht, Sebastian, ist es auch dir mal passiert, dass du dich geärgert hast, dass du dich nicht geärgert hast. Sprich, du hättest was sagen wollen, aber hast es nicht gemacht, weil deine Verträglichkeit und dein soziales Empfinden gesagt haben, nee, darf ich jetzt hier nicht, dann in dem Moment und das ist dann fatal und dann drücken wir das runter und das nennt sich emotionale Dissonanz, ja, also wenn ich meine wahren Emotionen runter drücke und beispielsweise mit etwas Verträglicherem in dieser Situation überdecke, wie beispielsweise einem Lächeln, weil es ja dann in dem Moment freundlicher wird, auch wenn es Steinern ist und auch wenn es nur der große Joch beim Muskel ist, ohne dass die Augen lachen, ja, weil ich denke, das ist jetzt hier gerade verträglicher und durch diesen Mismatch sorge ich für extrem viel Stress in meinem Körper, ja, ich habe mal so einen Satz gehört von einem Kollegen aus Dormagen, der hat mal gesagt, dass Burnout entsteht aus der Summe des Sich-Verbiegens und das fand ich auch wirklich total spannend, dieses Thema des Sich-Verbiegens dann immer wieder im Alltag und das ist genau das, was wir ja machen, ja, wir verbiegen uns da die ganze Zeit, weil wir denken, wir dürfen nicht so sein und wir dürfen das nicht machen und es passt nicht zu meiner Rolle und was passiert und was sind die schlechten Auswirkungen, wenn ich jetzt diese Emotionen zeige und dadurch entsteht in bestimmten Berufen, beispielsweise jetzt hier Emotionsberufe, haben wir als solche bezeichnen, also Berufe, die eine intensive zwischenmenschliche Interaktion erfordern, da ist diese emotionale Dissonanz der größte Burnout-Faktor und es ist eine wahre Negativ-Spirale, die da entlang geht. Also als erstes spüre ich entsprechend Stress, dann entwickle ich eine Art Zynismus den Menschen gegenüber, denen ich eigentlich helfen möchte, beispielsweise wurden diese Studien mit Krankenschwestern und Polizistinnen durchgeführt und durch diesen Zynismus kam dann auch eine Verachtung rein und Verachtung ist eine Emotion, die mindert unsere Empathiefähigkeit, also die Hirnareale aus, die für Empathie zuständig sind, also ich entmenschliche mein Gegenüber, kann mich nicht mehr so gut in den anderen hineinversetzen und bin dann entsprechend nicht dieser Person empathisch gegenüber und das senkt wiederum meine sogenannte In-Role-Performance, also meine Leistung innerhalb meiner Rolle, weil meine Rolle als Krankenschwester, als Polizistin geht damit einher, dass ich auch empathisch sein kann, dass ich auch mich in mein Gegenüber hineindenken kann, um mich gut kümmern zu können, um gut da zu sein für mein Gegenüber und so mindert sich auch da die Leistungsfähigkeit dadurch und das ist die letzte Stufe dieser Spirale, das ist dann der Burnout, tatsächlich wie gesagt innerhalb dieser Emotion-World-Berufe ist emotionale Dissonanz der größte Burnout-Faktor höher als ein hohes Leistungspensum und viel Zeitdruck und ich würde bei [Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast] Da war das halt Charlie, ja, also solche Aspekte finde ich da total interessant auf einer Ebene und sehr erschreckend, wenn mir die immer wieder begegnen, auch in neuen Kontexten, weil das meistens die Vorboten von etwas sind, was weg von Menschlichkeit und weg von einem menschlichen Miteinander eher in ein Gegeneinander führt so und es ist eine große Kompetenz als Mensch, das zu können und man zahlt dafür einen echt hohen Preis, weil ich glaube, dass diese Entmenschlichungstendenzen, wenn man das einmal für sich als Strategie benutzt hat, dann benutzt man das öfter und gerade die aktuelle gesellschaftliche Lage zeigt mir wieder solche Tendenzen und ich glaube, dass es da ganz dringend ist, mal auf die Emotionen zu gucken mit einer Bewusstheit, also sie klar sich zu machen, was will mir diese Emotion eigentlich sagen, wie entsteht sie und wie kann ich sie vielleicht regulieren und wie kann ich das Bedürfnis, was mit ihr einhergeht, ja für mich erfüllen, zumindest mal kommunizieren, vielleicht auch erst mal nur zu verstehen und zu benennen für mich selbst, um da überhaupt wieder in die Regulationsfähigkeit und in die Balance ein Stück weit zu kommen. [Ruben Langwara– Resilienz-Podcast] In der Abgrenzung finde ich eine Zusatzfrage noch mal ganz gut und zwar, was ist an mir gut im Gegensatz zum anderen, also sozusagen auch, welche meiner Stärken werden mir bewusst innerhalb dieser Abgrenzung von dieser anderen Person, was kann ich gut, was der anderen Person jetzt gerade nicht so gut gelingt, es gut zu machen und dann auch, wie kann ich dann Vorbild dafür sein, dass die andere Person sich das vielleicht abgucken könnte, dann in dem Moment. Also bei allem Lästern, was es da draußen gibt und Verachtung ist da eine Emotion, die da viel dazugehört, sollte der Fokus nicht immer nur auf den anderen sein, sondern vor allen Dingen auch, was macht uns denn gut dabei, wenn ich jetzt als Team beispielsweise über eine andere Firma lästere oder nicht ein anderes Team innerhalb der Firma, das wäre fatal, darüber haben wir schon gesprochen über Verachtung in Teams, wie schlecht das sein kann, aber genau diese Abgrenzung von einer Outgroup, also eine Gruppe, die nicht zu meiner Firma jetzt gerade gehört, von der ich mich wirklich auch abgrenzen möchte und der ich Konkurrenz stehe und so weiter, was wird uns bewusst, was was an uns im Gegensatz dazu gut ist und da ist dieses Emotionswissen entsprechend auch so entscheidend, wie konzeptionalisieren wir diese Emotionen, was ist da entscheidend, jetzt bei Verachtung sehr, sehr starke soziale Komponente, die dabei ist, ich gucke auf jemand anderen hinab, ich grenze mich von einer anderen Person ab, ich entmenschliche meinen Gegenüber, auch im Sinne einer Schutzfunktion, die hier auch dabei ist und wenn ich all diese Elemente für mich habe und so über eine Emotion nachdenke, kann ich sie auch ganz, ganz anders nutzen und erkenne auch die Kompetenz in ihr und kann dann auch anderen Menschen dann besser helfen, zum Beispiel jetzt hier, damit es nicht erst zu dieser Verachtung kommt, auch innerhalb dieser Emotion-Work-Berufe, wäre es beispielsweise mal entscheidend zu intervenieren, indem einfach eine Person da ist, der mal zugehört wird, weil es ist nicht von Anfang an, würde ich behaupten, eine Verachtung, sondern der entsteht. Eine Verachtung sozusagen entsteht dann aus dieser dauerhaften Werteverletzung, die da ist und dann dieser generalisierten Werteverletzung, die dann da ist und vorher eventuell einmal noch diesen Ärger abfangen, der da vielleicht da ist oder dieses Unverständnis abfangen, das da da ist, indem dieser Person, die jetzt gerade diese unangenehme Emotion spürt, einen Raum zu geben, wo sie sich, ich nenne es jetzt mal funktional auskotzen kann, also wo sie wirklich mal sagen kann, so geht es mir gerade, sich selbst offenbart und dann sind wir wieder beim Thema, wo wir vorhin gestartet haben, wo man gegenüber dann darauf eingeht, weil das reicht schon aus, dass diese Person sich dann besser verstanden fühlt und sich da emotional abgeholt fühlt und nicht das Gefühl hat, okay, da muss ich mich jetzt gerade nicht verbiegen. Hier darf ich sein, wer ich bin und werde gesehen und werde wahrgenommen und darf mich zeigen und das macht entsprechend dann den Unterschied im Umgang damit und ich wurde auch schon mal gefragt von Krankenhäusern, Herr Langweiler, wenn sie so eine Sache einführen würden, eine Sache innerhalb den Krankenhäusern, was da den Leuten gut helfen könnte, dann sage ich, richten Sie Zeiten ein, wo sich gegenseitig zugehört wird und ich gebe Ihnen mal hier eine Studie, die ist sogar aus dem medizinischen Bereich, 40 Sekunden Mitgefühl reicht aus, um das Stressempfinden signifikant zu regulieren und diese 40 Sekunden haben Sie und nehmen Sie sich diese Zeiten, um ihr Gegenüber da zu verstehen. [Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast] Ich glaube, dass dieser Konflikt in den Menschen eine große Zwickmühle erzeugt und sie sich immer wieder mit dem, ja, wie soll ich sagen, mit dem Aufrechterhalten der Zwickmühle trotzdem jeden Tag zur Arbeit begeben und diese Oszillation, dieses eigentlich, aber, das ist ja auch purer Stress und die Emotionen, die damit einhergehen, ja, also größter Respekt in diesem Bereich und auch natürlich dann dieses Thema des Mitgefühls, was, wenn man das nicht macht, ja auch zu diesen Phänomenen, wie zum Beispiel dem Cool-Out, also einem Herunterregulieren der eigenen Empathiefähigkeit, also nicht das Bewusste, sondern, ja, das Erleben des Verlustes eigentlich der eigenen Empathiefähigkeit, also des Einfühlungsvermögens, das sind alles, wenn man es funktional betrachtet. Ja, Mechanismen, die das Gehirn nutzt, um mit diesem Stress, um mit diesen, ja, Situationen umzugehen und da finde ich es wirklich extrem interessant, was das Gehirn, was Menschen machen, um mit Emotionen umzugehen und sie zahlen meistens einen wirklich hohen Preis dafür, weil das wiederum dann auf das Selbstkonzept eingeht, bin ich so, früher war ich doch, jetzt bin ich anders, ja und dann ist es auch kein Wunder, da fehlt immer wieder auch natürlich das Erleben von wertgeschätzt werden, dann sehen natürlich alle, die in so einer Organisation drin sind, wie es besser gehen könnte und erleben sich aber da oft auch ein Stück weit machtlos, erleben Ungerechtigkeit, erleben, dass sie Ziele nicht erreichen, erleben ihre Werte verletzt, also das perfekte Rezept für Ärger, das perfekte Rezept für Verachtung und ich glaube, dass das wirklich eine Aufgabe für die Zukunft sein wird, mit solchen Situationen noch mehr umzugehen, um die Menschen in ihrer mentalen Gesundheit, also mir würde schon reichen, sie nicht noch weiter zu belasten, ob man das irgendwann hin zum Bestmöglichen führt, weiß ich nicht, wie lange das dauern soll, mal schauen. Ich würde gerne mit dir mal auf die Funktionalen, also das, man könnte jetzt, ich, gibt eine Seite mir, die sagt, komm, lass uns mal kurz eine kurze Wir-sind-verzweifelt-Pause eingehen, weil auch hier ist die Fokussierung auf diese Dinge, auch wenn wir das versuchen, hier doch halbwegs heiter rüberzubringen, ich zumindest, du ja auch, ist doch schon was, was mir eine große Schwere bereitet, was an guten Nachrichten gibt es denn in Bezug auf das Fieldset, weil es ist ja nicht alles schlecht, es ist ja nicht alles negativ, es wirkt nur manchmal so, wenn man sich da so rein tronst und so rein redet, lass uns mal ein bisschen umfokussieren auf die Lösungen, auf die Möglichkeiten, ja, oder zumindest ein bisschen weniger ins fatalistisch-negative reingehen. [Ruben Langwara– Resilienz-Podcast] Dennoch gibt es natürlich auch die Seite dann der angenehmen Emotionen, die wir auch erleben und die wir auch erweitern dürfen. Ich finde das auch immer wieder so spannend, wenn ich Vorträge gebe oder Trainings und dann mal so ein bisschen abfrage, was haben sie denn bisher schon mit Emotionen zu tun gehabt und dann stelle ich manchmal auch die Aufgabe, die haben jetzt 30 Sekunden Zeit, bitte überlegen sich mal in den nächsten 30 Sekunden, wie viele Emotionen kennen sie denn so und dann kommt manchmal und das hatte ich einmal, das fand ich sehr schön bezeichnet, da war ein Mann, der hat sich dann gemeldet und dann laut gesagt, ich kenne nur drei, gut, Hunger und Thor und das auch nur am Samstag. Ja und das ist wirklich stark dann in dem Moment gewesen, weil so hat sich es dann auch angefühlt, dann mit den Menschen weiter zu reden und dann erst mal so, was will der denn jetzt von mir mit Emotionen, was soll das sein und so und dann hat sich herausgestellt, dass er doch ein bisschen mehr spürt und ein bisschen mehr dahinter ist und doch mehr ist als gut, Hunger und Thor und auch über den Samstag hinaus, dass da mehr Emotionen gespürt werden und das ist total entscheidend, also dieses emotionale Spektrum für sich zu erweitern und eine sogenannte emotionale Granularität zu entwickeln, das ist ein Konstrukt, das hat Lisa Feldman Barrett entwickelt, damals in den 90er Jahren, wo es darum geht, dass ich ganz differenziert über meine Emotionen sprechen kann und nicht sozusagen ein Gefühl habe oder beziehungsweise eine innere Regung habe oder beziehungsweise mehrere innere Regungen, aber sie nur mit dem gleichen Ding beschreibe. Ich sage, das fühlt sich jetzt gerade nicht schlecht an, deswegen nenne ich es mal gut. Ja, mir geht es gerade gut. Ja, aber es geht ja so viel weiter, was gut angeht. Ich kann mich gerade freuen, ich kann dankbar sein, ich kann in Liebe strahlen, ich kann Ehrfurcht spüren, ich kann Rührungen, kann ich spüren und so weiter und je differenzierter ich das beschreiben kann, was ich innerlich erlebe, desto besser kann ich auf der unangenehmen Seite der Emotionen dann auch damit umgehen, weil ich verstehe, okay, in diesem Kontext ist es das hier, da habe ich das letzte Mal das gemacht, um damit umzugehen. Also je differenzierter ich das auch benennen kann und diesem Konzept sozusagen ein Label gebe und dann drum um dieses Konzept herum verstehe, okay, in welchen Kontexten erlebe ich das, wie gehe ich damit um und so weiter, dann ist der Umgang damit auch einfacher und besser. Und das zeigt auch die Studienlage, je höher meine emotionale Granularität ist, desto besser ist meine Emotionsregulationsfähigkeit. Tatsächlich hat das auch biologische Auswirkungen, also dass Infektionskrankheiten besser durchstanden werden und so weiter. Also da gibt es wirklich eine spannende Studienlage zu. Und auf der anderen Seite dieses Thema, das angenehme Emotionsspektrum auch zu erweitern, um mein angenehmes Erleben reichhaltiger zu gestalten, um dann auch zu gucken, okay, wie kann ich das denn durch bestimmte Rituale beispielsweise hervorrufen und was hat das mit mir das letzte Mal gemacht und was hatte das für positive Aufwirkungen, die ich gerne nochmal hätte. Also wie habe ich mich denn das letzte Mal motiviert und wie habe ich da eine Freude reingebracht, dass ich dann auch wirklich Bock hatte, die Steuererklärung zu machen oder andere Dinge zu machen, wo ich eventuell vorher nicht so wirklich Lust drauf hatte. Oder was kann ich denn jetzt in mir aktivieren, um dieser doch sonst unangenehmen Person angenehm gegenüber zu treten, was dann wiederum positive Resonanzeffekte dann auswirkt. Das sind alles nochmal Fragen, die man sich stellen darf, wenn man sich mit diesen angenehmen Emotionen beschäftigt. Deswegen finde ich es so schön, was für Projekte es da draußen gibt, auch im Bereich der positiven Psychologie. Beispielsweise von der, ich glaube, City of East London gibt es den Tim Lomas. Der hat ein Glossar des Glücks erstellt, eine positive lexicography und darin hat er über 700 Begrifflichkeiten, also Emotionskonzepte aus der ganzen Welt gesammelt. Und um mal dieses Emotionsspektrum zu erweitern und das Emotionsvokabular zu erweitern, um dann mal zu gucken, Mensch, wann erlebe ich denn das. Jetzt hier habe ich auch wieder für mich neu entdeckt, Ubuntu aus der Sulu-Kultur in der Xhosa-Sprache. Das ist ja das mit diesen Klicksounds. Das finde ich auch wirklich eine spannende Sprache in Südafrika. Und Ubuntu heißt übersetzt so viel, ich bin, weil wir sind. Also das ist so ein Bewusstsein, dass Menschlichkeit durch Gemeinschaft entsteht. Das ist für mich auch mit einem Gefühl verbunden und mit wirklich einer inneren Haltung, einer inneren Haltung der Benevolenz, also des Wohlwollenden. Und dieses Gemeinschaftsgefühl eigentlich ist das, was da drinnen ist. Und das finde ich total schön, da eine Begrifflichkeit für zu haben, weil es das so echt macht. Oder Tarab aus dem Arabischen, ein ekstatisches Gefühl tiefer Freude, oft ausgelöst durch Musik oder Kunst. Das haben wir alle. Gerade war Karneval, haben wir hinter uns im Rheinland. Da erlebst du das in den Zelten extrem. Und sorry für das Bild, aber leider auch, bis der Schweiß von der Decke tropft. Weil die Leute da so ekstatisch und ausgelassen bei dieser Musik tanzen und da gerade dabei ist. Und da kommt auch noch so ein anderes Gefühl um die Ecke, das die Holländer bekannt gemacht hat. Geselligkeit, also dieses gesellige, dieses angenehme Gefühl, schöne Momente mit anderen Menschen zu teilen und so weiter. Und wenn ich dafür Begrifflichkeiten habe, dann wird es wahr. Dann ist es für mich eine Sache, die ich greifen kann. Ludwig Wittgenstein hat ja so schön gesagt, die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt. Und wenn ich mein Vokabular erweitere, erweitere ich mein Emotionsspektrum. Wenn ich mein Emotionsspektrum erweitere, erweitere ich die Möglichkeiten, die ich habe, flexibel auf diese Welt da draußen zu reagieren. Und deswegen ist es so wichtig, das zu erweitern und vielfältig zu sein. Das ist ja eine Begrifflichkeit, die unsere liebe Kollegin, die Rebecca van der Linde, eingefunden hat. Und vielfältig, nicht mit V-I-E-L, sondern F-E-E-L. Ja, also dieses Thema, so weites Emotionsspektrum zu haben, wie möglich. [Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast] Das finde ich total spannend. Und ich hatte, weil wir jetzt ja auch viel über das Mindset in Bezug auf die Emotionen gesprochen haben, also vielleicht an der Stelle nochmal so ganz kurz einen Schritt auf die Metaebene. Die vier Sets sind ja dafür gedacht, Dinge zu unterscheiden. Also das Leben, die Realität, wenn es sowas gibt oder die eigene Realität, das eigene Leben findet ja immer auf vielen Ebenen statt und die vier Sets sind dafür gedacht, mit Mindset, Skillset, Toolset, Fieldset, das so ein bisschen zu differenzieren, gerade in Bezug auf Resilienz, um zu gucken, was kann ich wo für Resilienz trainieren oder stärken. Und das, was du mir irgendwann mal erzählt hast, dass die Art, wie ich über Emotionen denke, allein schon einen Unterschied macht, weiß ich noch, hat das grundlegend für mich verändert, wie ich über Emotionen denke. Mir war das irgendwie schon klar, aber halt nicht so bewusst. Und dann natürlich über das Skillset und das Toolset, zum Beispiel auch aus dem Zürcher Ressourcenmodell, das Thema somatischen Markertrainings. Also somatische Marker als Ausdruck von den Körperrückmeldungen. Das, was Antonio Damasio vorgeschlagen hat, wie der Körper uns Affekte zurückmeldet und Affekte als eine Art Vorstufe von Emotionen überhaupt erstmal wahrzunehmen, zu differenzieren. Also ist das eher im Brust- oder im Bauchbereich? Ist das eher ausgehend, zusammenziehend? Hat’s eine Form? Hat’s eine Farbe? Hat’s eine Temperatur? Das sind ja erst mal, wenn man so das erste Mal hört, eine total komische Frage. Weil du denkst so, hä? Was willst du von mir so nach dem Motto? Und wenn man dann in die Differenzierung gerade von Emotionen geht, dann ist das ja eine Form von Kontakt und Nähe, die man zu dem emotionalen Erleben aufbaut. Nämlich in Bezug auf das, wo sie stattfinden im Körper. Und ich glaube, dass das ein Thema ist, was auf der anderen Seite durch diese ganze dissoziationsfördernde Arbeit vorm Bildschirm sitzen oder mit dem Handy irgendwo sitzen. Das fördert ja alles in hohem Maße die Dissoziation. Und ich glaube, dass das auch eine Aufgabe für die Zukunft sein kann, Menschen wieder in Kontakt mit sich selbst zu bringen. Genauer gesagt, in Kontakt mit der Art und Weise, wie unser System mit uns kommuniziert, über Affekte, über Emotionen. Und da einfach eine höhere Achtsamkeit dem und dieser Art der Sprache dann wieder entgegenzubringen. Und nicht nur auf das ganze Unangenehme zu hören und das zu, wie soll ich sagen, zu leise zu stellen, sondern auch auf die kleinen Momente des Angenehmen, des vielleicht auch Intensiven. Und ich muss dir ganz ehrlich sagen, es gibt so Momente im Film oder auch bei, weiß ich nicht, auf YouTube gibt es manchmal so die Golden-Buzzer-Momente von diesen verschiedenen Starsendungen, wo dann irgendjemand eine fantastische Performance macht und dann voller Wertschätzung und so weiter, wo ich dann da auch mit Rührung sitze und denke so, boah, wie krass. Also da laufen mir in der Freude die Tränen runter und ich habe dann sofort die Frage, wenn ich alleine bin, alles gut? Wenn andere Menschen drumherum sind, okay, was passiert? Wie bewerten die mich gerade und so weiter? Das ist immer wieder so eine, wie soll ich sagen, immer wieder so ein Moment, wo ich denke, ach spannend, meine Emotionen, die ich habe oder auch Tränen in den Augen, die ich habe. Ich habe jetzt auf einer längeren Zugfahrt einen sehr berührenden Text von einem Vater gelesen, der seinen Sohn auf dem letzten Weg begleitet hat und wo ich, wenn ich daran denke, jetzt merke, wie mir die Tränen kommen und wo ich so denke, boah, krass. Und gleichzeitig diese Stärke, so einen Text zu schreiben und diese Intensität der Emotionen auszuhalten. Und ich saß da im Zug und neben mir saß eine Frau, total süß, die drehte sich dann so zu mir und sagte, ist bei Ihnen alles in Ordnung? Und dann habe ich gesagt, ja. Und ich erlebe gerade eine große Mittrauer und sagte so, ja, wenn Sie ein Taschentuch brauchen, sie hätte extra eine zweite Packung eingepackt, weil sie fährt zu ihrer Tochter und sagte, die ist auch näher am Wasser geboren. Und das fand ich so spannend. Habe ich gesagt, ja, was soll ich sagen? Man kann das Menschsein nicht verstecken. Und dann habe ich mich dem Text wieder zugewendet und dann tippte sie mich so an und sagte, ja, Menschsein ist schon schön. Das wollte ich Ihnen einfach nur nochmal sagen. Und dann habe ich so, dann war das so also berührt und ja, wie soll ich sagen? Ich war so auf so eine schöne Art und Weise sprachlos und gefühlvoll. Das war für mich sehr schön und das hier nochmal so zu erleben, wir sind ja unter uns, das ist ja ganz beruhigend für mich. Das war wirklich spannend, weil die Trauer da auch mich nur wieder darauf hingewiesen hat, hey, hier sind Dinge wichtig und achte auf die, weil das kann schnell vorbeigehen. Und so konnte ich die Trauer als Erinnerungshelferin nutzen, um auf die schönen Dinge zu fokussieren, bei gleichzeitiger, ja, wie soll ich sagen? Faszination vor der Stärke mancher Menschen. [Ruben Langwara– Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast] [Ruben Langwara– Resilienz-Podcast] Also da sind mentale und körperliche Elemente da drinnen, da kommen die Tränen der Rührung, die Stimme kann ein wenig brechen und da kommen bestimmte Gedanken dabei, bestimmte Arten und Weisen dann auch neu zu denken. Und je intensiver das ist, dieses körperliche Erleben, was da auch dabei ist, desto sozusagen geschmeidiger wird auch das Umformen dieser Denkstrukturen dann innerhalb dieses intensiven Erlebens. Und du hast gesagt, da ist allerdings auch eine Rührung dabei gewesen oder ist es doch eher die Trauerrichtung, hattest du dann gesagt? [Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast] Ich war Zeuge von einer Erfahrung, die man Menschen nicht wünscht und die gleichzeitig in der Art, wie der Vater diesen Weg beschrieben hat, für mich in Bezug auf seelische Resilienz einfach ein total krasses Beispiel war und auch sozusagen die Ambivalenz, die da war zwischen tiefer Verzweiflung und dem, wie bringe ich das in die Welt? Was mache ich damit? Diese Ambivalenz fand ich total gut und das zu teilen fand ich total wertvoll. Und auch wenn das jemand war, der in den USA lebt und das da erleiden musste, finde ich die Stärke faszinierend und finde die Achtsamkeit, die mir das gegeben hat für die Impulse, was ist wichtig, worauf legst du den Fokus, das hat es nochmal geschärft. Und da ist Trauer als Hüterin der Werterinnerung. Also was ist mir wichtig und was will ich nicht als verloren irgendwann sehen? Das war für mich nochmal so ein ganz starkes Plädoyer und ich habe dann sozusagen so in mich reingespürt und habe so das Mitgefühl in mir kultiviert. Und dieses, wie soll ich sagen, Stephen Gilligan nennt das immer so schön, be with it without becoming it. Also mit etwas im Kontakt sein und auch da sozusagen das Spüren, ohne dass es mich jetzt komplett absorbiert. Und das war wirklich sehr berührend und dann habe ich mir auch erst mal danach eine Zeit gegeben, wo ich mir ein schönes Lied angemacht habe, dann einen Moment geatmet und dann ging es weiter. Dann sind aber auch danach, ich hatte dann noch ein paar Mails zu beantworten, dachte ich so, ja das beantworte ich jetzt doch ein bisschen anders, weil mir jetzt gerade was anderes wichtig ist und das fand ich einfach total spannend, das so zu erleben. Und ja, die Frau neben mir hat dann mich irgendwann angeguckt, hat gesagt, ach jetzt geht es ihnen ja wieder gut, das freut mich. Und dann kam auch noch die nette Schaffnerin und sagte, ja möchten Sie irgendwie ein Stück Schokolade oder einen Keks oder auch beides? Ich habe das dann nicht gegessen, aber ich habe es mir dann für den Nachtisch zu Hause mitgenommen und das fand ich dann auch irgendwie so rund. Also ich fand es so unspektakulär und gleichzeitig einfach so grundlegend menschlich und das war einfach schön. [Ruben Langwara– Resilienz-Podcast] Und das finde ich wirklich wunderschön. Das sind genau diese Momente, wo Emotionen für mich ganz magisch sind, weil da prickelt irgendwas im Körper, da ist irgendwas, wo ein Schiff da ist, da ist irgendwas, irgendeine Kraft, die mich zu treiben scheint. Ja, aber ich mache das ja. Und aufgrund der Erfahrungen, die ich habe, aufgrund der Dinge, die ich noch machen möchte, ja sozusagen auch in die Zukunft denkend. Und du hast vorhin so viel über den Körper gesprochen und was den Körper auch entscheidend macht. Und was ich jetzt einer Person mitgeben würde, die ich coachen würde, wäre jetzt auch, was war das Gefühl danach? Ja, und wie hat sich das angefühlt? Und wie würdest du das nennen, als es dir dann wieder gut ging, um das dann auch entsprechend als Ressource mitzunehmen? Weil du bist eine Reise durchgegangen. Und dann ist es irgendwo an einem Punkt geblieben, wo eventuell die höchste Erkenntnis war oder eine starke Veränderung dann da war. Was ist das Gefühl jetzt? Und spiel mal rein, merke dir das. Und wie könntest du das dann auch entsprechend mitnehmen? Weil das ist total spannend, wie Menschen immer wieder auch im Kopf sind, was sowas angeht. Und wenn ich über Emotionswissen spreche oder Emotional-Unterscheidungsgenauigkeit, dann meine ich nicht nur dieses Dekonstruieren und Feine und was könnten jetzt die Studien dazu sagen. Also in der Praxis, die Fragen, die ich da stelle, ist immer wieder, wo spürst du das? Wie fühlt sich das an? Ich hatte heute erst ein Coaching mit jemandem, der will sich als Speaker weiterentwickeln und sich leichter und sicherer fühlen. Und er hat über einen bestimmten Kontext gesprochen, wo er diese Leichtigkeit und Selbstsicherheit hatte. Da ist er erst später dazu gekommen. Und er hat jetzt diese Situation oder diesen Fokus, den er sich jetzt gesetzt hat, in seiner Selbstständigkeit, da hat er die nicht. Da fühlt er sich nicht authentisch, nicht gut. Und es ist total spannend. Der hat dann über die eine Seite gesprochen und dann hatte der auch aufrechte Körperhaltung, eine feste Stimme, hat Rhythmusgesten genutzt, hat die Augenbrauen manchmal zusammengezogen. Und dann hat er über das andere gesprochen und dann hat sich der State komplett verändert. Und worum es uns natürlich ging, war, dass er dieses Gefühl auf diesen anderen Kontext überträgt. Und dafür musste er aber erst mal merken, ich habe das ja, das ist ja in mir. Und das kriegst du nicht kognitiv hin. Und das kriegst du nicht hin, wenn du darum tanzt, ja woran könnte das denn liegen, dass ich jetzt hier gerade so bin? Ja, klar könnte das dabei helfen, das ein bisschen reichhaltiger zu gestalten, diese Information. Nur worauf es dann ankommt, um das zu übertragen, ist dieses, also in meiner Welt, sich dieses Gefühl zu merken. Und das in diesen neuen Kontext dann auch entsprechend zu übertragen und es da reinzubekommen. Und das ist total spannend, wie es dann immer wieder oszilliert hat zwischen dem, da bin ich noch nicht, aber das konnte ich mal und da bin ich noch nicht und das konnte ich mal. Und irgendwann hat sich dieses Gefühl reingewebt in diesen neuen Kontext und er ist darauf gekommen, hey, ich bin der Einzige in Deutschland, der diese Expertise hat und das auf diese Art und Weise präsentiert und ich habe die und die Erfahrungen, die ich mitnehme. Und da hat er zum ersten Mal dieses Gespür dafür gehabt, hey, da ist doch eine Selbstsicherheit bei diesem neuen Kontext. Und dann hat er verstanden, okay, jetzt kann ich das auch auf diesen neuen oder beziehungsweise in diese neue Welt dann auch anders übertragen, weil ich bin eigentlich den gleichen Weg gegangen wie bei dem guten Kontext von damals, nur ich habe es noch nicht gespürt, ich habe es noch nicht gemerkt. Und jetzt funktioniert das. Also für mich bei Ressourcenaktivierung und ich dann Fragen stelle wie, wofür bist du dankbar? Was hast du durch deinen Handel erreicht, worauf du stolz bist oder wann bist du entspannt oder was auch immer? Geht es mir nie um das Bild, weil das ist komplett individuell und okay und ich sage nie, das ist mir nicht stark genug oder so, sondern ich frage immer dann auch danach, wo spürst du das in deinem Körper, wie repräsentiert sich das? Und je reichhaltiger mir die Person das beschreiben kann mit allen Submodalitäten, die dann da drinnen sind, um so eine körperliche Erfahrung reichhaltig zu gestalten, fest, fließend und so weiter und so fort, desto mehr weiß ich auch, diese Person kommt da rein. Und kann dieses Gefühl ankern und das sage ich auch nicht, nicht anker dir dieses Bild allzu sehr, sondern dieses Gefühl, was dazu gehört. [Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast] Und ich glaube, wenn wir unangenehme Emotionen parken, zahlen wir echt hohe Parkgebühren. Und wenn der Parkschein abläuft, dann wird es abgeschleppt oder wie auch immer, also das ist für mich immer so meine Metapher von manchmal muss ich Dinge wirklich, also da passt irgendwas nicht, das merke ich mir in der Regel auf jeden Fall. Und sage okay, da gehe ich nochmal rein, diesen Gedanken will ich nochmal zu Ende denken und das daran hängende Gefühl, das braucht nochmal Raum, das soll auch zu Ende gefühlt werden. Und ich glaube, dass das so eine Aufgabe ist, auch für die Themen, die ja zum Teil noch ungedacht oder ungespürt sind, ungefühlt sind, aus irgendwelchen Vorerfahrungen, die kann man so lassen, man muss nicht alles durcharbeiten. Und manchmal lohnt es sich, bei den Mustern zu schauen, wo biege ich eigentlich immer wieder ab, wo parke ich immer wieder an Stellen, die nicht so günstig sind und wie kann ich das eigentlich sozusagen wieder ins Fliesen bringen und in meine Geschichte integrieren. [Ruben Langwara– Resilienz-Podcast] Und deswegen diese Arousal Management Techniken oder Emotionsregulation Techniken, die führen entsprechend dazu, dass wir diese Körper oder beziehungsweise unser Gehirn wieder in den State bringen, in eine funktionale Konnektivität bringen, damit es uns entsprechend gelingt, neu darüber zu denken und auch die Funktionalität dahinter zu erkennen. Deswegen ist es bei unangenehmen Emotionen so wichtig, dann auch viel mit dem Körper zu arbeiten. Und mit dem Körper arbeiten heißt dann auch sowas wie langsame kontrollierte Atmung, wie fokale Aufmerksamkeit, also reinspüren und im Außen einen Fokus halten, damit während ich diesen Stress spüre, der sich modellieren kann, dadurch, dass man präfrontaler Cortex angeht. Dadurch kriege ich mein Gehirn in einen State, wo ich da was verändern kann und dadurch wieder eine Vielfältigkeit bekomme, weil ich diese damalige Erfahrung umforme und in eine neue Erfahrung dann reinbringe. Und dann ist es irgendwann so, dass mir das Reden vor anderen Leuten gar keine Angst mehr macht, sondern dieser Kontext macht vielleicht Spaß und fühlt sich leicht an. [Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast] [Ruben Langwara– Resilienz-Podcast] [Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast] Das war eine weitere Folge von Rethinking Resilience, deinem Podcast für Resilienz in Theorie und Praxis von und mit Sebastian Mauritz und Ruben Langwarer. Hier geht´s zum Resilienz-Podcast: www.rethinking-resilience.com
Herzlich willkommen zu Rethinking Resilience, dein Podcast für Resilienz in Theorie und Praxis. Von und mit Sebastian Mauritz und Ruben Langwarrer. Herzlich willkommen bei uns im Denkraum. Hallo lieber Ruben, hallo liebe Emotionen, hallo liebe Zuhörerinnen und Zuhörer.
Hallo lieber Sebastian, wo sind denn die Emotionen? Sind die um uns? Sind die in uns? Wo hast du die gesehen? Ich bin ganz gespannt.
Über uns, unter uns, ja, was soll ich sagen? Sie sind immer mit dabei und es soll heute um das Feel-Set gehen, die menschliche Vielfalt. Und ja, das ist so bei uns dein Arbeitsbereich. Du bist ja da als Kooperationspartner für den Bereich emotionale Resilienz sehr aktiv, hast dich da darauf spezialisiert. Und ich finde Emotionen einfach sensationell und manchmal auch ein bisschen anstrengend. Und irgendwie oszilliere ich zwischen diesen beiden Polen und freue mich einfach, da heute mit dir in die Tiefe zu gehen. Was gibt es für verschiedene Emotionen? Wie kann ich damit umgehen? Was bedeutet das gerade auch im Kontext von Resilienz? Genau, wir sortieren heute ein bisschen und es wird sicherlich auch ein bisschen emotional.
Ja, das können wir natürlich nicht umgehen. Und danke dir dafür die Einführung. Und ich finde das schon total spannend, dass du direkt am Anfang sagst, ja, da ist manchmal ein ambivalentes Verhältnis zu Emotionen. Und so eine geheime Agenda, die ich habe bei dem Seminar Emotionale Resilienz, ist dieses Harmonisieren der Beziehung zu den eigenen Emotionen. Ja, also dazu allein zu den Emotionen ein Kohärenzgefühl zu entwickeln, also nach der Salutogenese von Aaron Antonowski, also dass ich sie verstehe. Ja, also wo kommen sie her?
Ja und ich glaube, dass was du da mit Kohärenz so als eine Art Stimmigkeitserleben, Vertrautheitserleben und auch so dieses Gefühl, dass es ist irgendwie ein Teil von mir und es ist nicht von mir getrennt, sondern es gehört irgendwie zu mir, zum Leben und vielleicht dann auch zum Business mit dazu. Das ist was, wo ich glaube, dass die Flucht so ein bisschen in das Kognitive einfach auch ein Ausdruck davon ist, dass glaube ich unsere emotionale Sozialisation also die Art und Weise, wie wir Kontakt zu unseren Emotionen in der Kindheit hatten, meistens zumindest, wenn ich mich an die Art und Weise, wie ich zum Beispiel Ärger gelernt habe oder den Umgang mit Ärger, habe ich also ein paar Jahre gebraucht, bis ich das so ein bisschen für mich, wie soll ich sagen, flexibilisiert habe und das vielleicht auch ein bisschen funktionaler bekommen habe.
Ja und du hast gerade schon ganz viele interessante Sachen gesagt, auf die ich direkt mal drauf springen möchte, weil du ja jetzt hier gesagt, wie ist mein Konzept von Ärger entstanden, da stecken auch Glaubenssätze mit dazu bei dem eigenen Ärger und den Umgang damit, also wir sehen hier schon mal, Emotionen haben eine wahnsinnig starke soziale Komponente auch, wo ich, wie stark erlaube ich mir diese auszudrücken, wann sollte ich sie lieber unterdrücken, gar nicht erst zeigen, einen Pokerface aufsetzen und so weiter und dann hast du jetzt hier auch noch mal gesagt, dass du danach über die Emotionen dann auch gesprochen hast und das kommuniziert hast und das finde ich so ein wichtiges und spannendes Element im Umgang mit den eigenen Emotionen, weil so entsteht Intimität und das weiß man auch aus der Forschung, Intimität ist das Wechselspiel zwischen Selbstoffenbarung einer Person und dem feinfühligen darauf eingehen einer anderen Person, also die geht damit dann auch entsprechend in Resonanz.
Ich muss dazu gleich die Quelle entsprechend noch mal klären, das habe ich bei Tom Andreas in der Ausbildung gehört und er sagte, so wenn man quasi in guten Kontakt mit anderen geht, sagte er, wenn du bei anderen Menschen in ihrer Welt zu Hause bist, dann zieh dir saubere Schuhe an und das finde ich im Sinne von einem würdigen, wertschätzenden und achtsamen Umgang mit der Weltkonstruktion anderer Menschen eine ganz wichtige Qualität, die, wenn ich so heute auf die Welt gucke, ja, also mir fällt sofort ein eigener Podcast zu dieser Serie ein, nicht nur eine Podcast-Folge, sondern das würde sich eigentlich lohnen, separat drüber zu sprechen, weil es einfach, weißt du, das ist deine Welt und da finde ich so dieses Interesse sagen, wie denkst du das, wie konzeptionalisierst du, finde ich da so wichtig und gerade bei Emotionen kann ich ja damit sehr würdigend umgehen und auch sehr neugierig oder sehr offen auch und sagen, ah Mensch, spannend, das ist ja, okay, du reagierst da so drauf, erklär mir mal, wie denkst du das oder ich kann halt mit allem, was der liebe John Gottman da auch mit den apokalyptischen Reitern so schön beschreibt, kann ich da drauf gehen und in die Abwertung gehen oder in so ein emotionales Gaslighting, dass man dann gleich sagt, nein, also das fühlt man aber nicht, das sollte man nicht fühlen und so weiter, deswegen saubere Schuhe auch hier sehr wichtig.
Und damit diese Feinfühligkeit gelingt, ist es sehr, sehr hilfreich und du sagst es ja so schön, mit Interesse dann den anderen betrachten, auch seine emotionale Welt und mal zu gucken, hey, steckt da vielleicht nicht sogar eine Funktionalität dahinter, ist da nicht sogar eine Kompetenz dahinter, dass eine bestimmte Emotion gerade so ausgedrückt wird und allgemein ein Interesse, was steckt denn jetzt gerade dahinter, damit ich mein Gegenüber besser verstehen kann und da sind wirklich unsere Glaubenssätze, die wir selber über Emotionen haben, ganz entscheidend, weil sonst kommt ja sowas wie, Mensch, sowas sagt man doch nicht und sowas zeigt man doch nicht und sowas macht man doch nicht und dann gehe ich auch mit dem anderen anders um, sprich gehe nicht so wirklich in das Verständnis rein, hey, diese Emotion wie jetzt ein Ärger hier gerade, vielleicht ist es ein Ausdruck eines verletzten Wertes. Wenn ich das verstanden habe, dann gehe ich mit einem anderen Interesse daran und dann reagiere ich auch anders auf dich und frage dann eher danach, Mensch, Sebastian, welcher deiner wichtigen Werte ist jetzt hier gerade verletzt oder was ist jetzt gerade passiert, dass es zu dieser Werteverletzung kam.
Verachtung jetzt sofort die Kompetenz würdigen, weil diese Entmenschlichungskompetenz, das klingt, also auch wenn ich so sage, klingt es echt hart, die Entmenschlichungskompetenz hilft mir mit dieser inneren Spannung umzugehen, weil nehme ich meinem Gegenüber die Menschlichkeit, fällt es mir leichter, das doof zu finden, ich kann quasi aus dieser Emotionalität, die mein Gegenüber im Prinzip in mir auslöst, kann ich ein Stück weit aussteigen und ein Freund von mir ist Chirurg, der sagte, es ist schon wichtig, dass er als Chirurg sozusagen nur diesen kleinen Bereich sieht, wo er die Operation macht und nicht den ganzen Menschen, also dieses Ich tue einem anderen Menschen was an, das ist glaube ich so tief in uns drin, dass wir diese Abwertung, diese Entmenschlichungsrituale einfach auch dafür nutzen, um mit der Emotionalität besser umzugehen und wenn man das verstanden hat und das war für mich mal so ein Aha-Moment, dass ich so dachte, okay, also um mit der Andersartigkeit anderer Menschen umzugehen, kann ich die entweder entmenschlichen, das zeigt ja auch die Geschichte, so der Schmutz oder auch so Generalisierungen, wie zum Beispiel im Vietnamkrieg.
Definitiv, also bei Verachtung und schön, dass du da jetzt schon drauf gegangen bist, wie würde ich dann damit umgehen und was würde ich dann damit machen, weil es, wie du gesagt hast, bei Verachtung sehr viel um das Thema Abgrenzung geht, also sich von jemand anderem in eine Trennung geht und da gibt es aber dann die Frage, die da entscheidend ist für mich ist, nicht nur was ist an dem anderen blöd bei der Verachtung, das hast du jetzt natürlich nicht gesagt, aber das fragen sich dann ganz viele, weil es bei Verachtung ist der Fokus sehr sehr gerne dann auf dem anderen, weil in der sozialen Hierarchie drücke ich den anderen nach unten und gucke auf diese Person hinab bei Verachtung und das ist eine Frage, die sich viele stellen, also was blöd an dem anderen.
Ich würde daher sagen, dass man das Wirtschaftliche aus der Gesundheit rausnimmt, also dass man sagt, ich verdiene mit der Krankheit von Menschen Geld, sondern dass man diesen Aspekt da rausnimmt, weil das, was sich daraus ergibt und ich, wie du ja auch, verbringe wirklich viel Zeit auch mit Menschen aus diesem Bereich, habe da viel Erfahrung und das systemimmanente Stress erleben, was die Menschen haben, das heißt, sie wissen eigentlich, Zeit bei ihren Patientinnen und Patienten zu haben, das heißt jetzt für Ärzte, Ärztinnen, aber auch für Pflegende, bei Pflegenden noch mehr, die wissen, Zeit mit dem Menschen, der da liegt, das ist wertvoll und gleichzeitig sind es meistens zu wenige, zu wenig Personal, zu wenig Zeit in Bezug auf, was eigentlich die Wünsche oder die Idee wäre, was gut für diesen Menschen ist.
Ja, okay, ja spannend, dass das so rüberkommt, weil worüber wir die ganze Zeit sprechen, ist die Funktionalität hinter diesen Emotionen, auch wenn sie sozusagen unangenehm scheinen und das ist genau ja das, was wir erreichen wollen, auch wenn sie sich manchmal schwer anfühlen, was ist das Gute daran, was ist die Kompetenz, die dahinter steckt und warum ist es dann gut, sich sein Emotionsspektrum dahingehend auch zu erweitern und deswegen nicht, wie die Psychologie es immer noch erzählt, Emotionen in positive und negative Emotionen zu kategorisieren, sondern in angenehm, unangenehm und innerhalb dieser Emotionen zeigt sie sich dann mal einen Ärger funktional, wenn ich meine Klarheit schenke oder die ist funktional, wenn ich jetzt hier gerade ausraste und in Rage bin und deswegen dieser erste Part jetzt hier für uns gilt diesem Thema Umdenken, neue Glaubenssätze über Emotionen entwickeln, um so anders mit sich und harmonischer mit sich selbst und anderen Menschen umzugehen, weil wir ärgern uns nicht, damit andere sich über uns ärgern, sondern da ist ein Wert dahinter und ganz ganz wichtige Funktionen dann auch entsprechend dahinter.
Also nicht nur name to tame, name it to tame it, wie Daniel Siegel sagt, bei den unangenehmen Emotionen, sondern name to flame it, also es entzünden und dadurch es leuchten und scheinen zu lassen bei den angenehmen Emotionen. Stark. Und ja, es küsste mich gerade die Muse, das ist immer so in dem Raum zwischen uns, wo solche Dinge entstehen, wofür ich auch sehr dankbar bin an der Stelle.
Und danke dir.
Red du mal, ich muss mich durchsetzen.
Nein, das ist super. Ich danke dir. Ich danke dir da für deine Offenheit, weil es ist gerade so wunderschön, wie wir das sehen, wie Emotionen entstehen und welche Wechselwirkungen dann da drin sind, weil was ich jetzt gerade bei dir wirklich so schön wahrgenommen habe, ist, dass Emotionen wirklich ein Embodied State sind.
Eine Rührung war es tatsächlich vorher mit diesen Performances. Hier war es eher die Trauer in einer sehr, wie soll ich sagen, sehr reinen Form, in einer sehr leisen, reinen Form, weil ich das so gut nachvollziehen konnte. Ich war Zeuge in diesem Moment von einer großen Emotionalität auf Seiten des Vaters.
Was für eine wertvolle, also auch mit viel Wert für dich und vielen Werten, die da drin sind, Erfahrung und innere Einkehr, die dann dabei herrscht und solche Momente dann auch zu nutzen für sich und daraus dann genau diese richtigen Fragen zu stellen. Das ist das, was für mich emotionale Resilienz ausmacht und die Emotionen so zu nutzen, dass sie für mich handelt und entsprechend nicht gegen mich, weil jemand könnte in einer Trauer dann auch zerfließen und könnte dann da drin bleiben. Oder jemand nimmt sich die Zeit und reflektiert das für sich. Was möchte mir das jetzt sagen? Was ist die Botschaft dahinter? Man spürt dann auch ganz bewusst in den Körper rein und lässt das dann auch zu, auch wenn da jetzt Menschen um mich herum sitzen und geht dann stärker da heraus, als er reingegangen ist.
Und genau dieses dran erinnern in verschiedenen Kontexten und die Zustände, sage ich mal, da mitzunehmen, darum geht es für mich auch bei den angenehmen Emotionen und tatsächlich das was, wenn man jetzt auf Resilienz schaut, ist das ja der Bereich der Ressourcenaktivierung. Im Umgang mit den Stressoren oder Risikofaktoren geht es für mich meistens darum, wie gehe ich mit den unangenehmen Emotionen um. Und für mich, und das hätte ich da auch machen können, ich hätte die Trauer parken können.
Und deswegen ist es dabei so wichtig, während ich da rein spüre, genau das durchlaufen zu lassen, das dabei zu sein, damit durch die Zeit und gerne auch durch bestimmte Arousal Management Übungen und darüber haben wir auch schon gesprochen, unser präfrontaler Cortex angeht. Ja, weil das ist ja genau, was da entsteht bei den unangenehmen Emotionen, wenn ich mich dann immer wieder aktiviere und dann auch diese Körperreaktion da kommt und dann dadurch auch diese Diskonnektivität oder dysfunktionale Konnektivität da ist zwischen präfrontaler Cortex und Amygdala, dann gelingt es mir auch nicht, diese Situation, die das vielleicht von damals hervorgerufen hat, neu zu bewerten und anders zu denken.
Ich finde das Reden vor und mit dir immer sehr freudig und sehr leicht. Es war mir wieder ein großes Vergnügen. Danke für deine Zeit, danke für den Raum und ich wünsche dir einen vielfältigen weiteren Verlauf der Woche.
Den wünsche ich dir auch. Vielen Dank für deine Offenheit, für deine Emotionalität, die du reingebracht hast und natürlich wie immer deine tiefe Expertise.
Dito und danke. Bis bald. Tschüss.
Alle Folgen finden Sie hier:
Titelmusik und Mischung: Lars Deutsch www.larsdeutsch.net
Design: Katharina Krekeler www.hejro.de
Ruben Langwara ist Wirtschaftspsychologe, Resilienz-Lehrtrainer & -Coach sowie Experte für Emotionen und deren Wirkung auf Gesundheit und Wohlbefinden. Er ist mit der Resilienz-Akademie Göttingen als Projektpartner für emotionale Resilienz tätig. Sein Fachbuch zu diesem Thema „Die Kraft unserer Emotionen“ erschien 2022 im Junfermann-Verlag. Er ist Mitinitiator des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience (www.Rethinking-Resilience.com).
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 240 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat (www.Resilienz-Kongress.de) sowie des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience (www.Rethinking-Resilience.com).