[Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast]
Herzlich willkommen zu Rethinking Resilience, dein Podcast für Resilienz in Theorie und Praxis. Von und mit Sebastian Mauritz und Roben Langware. Herzlich willkommen bei Rethinking Resilience mal wieder in unserem Denkraum. Hallo lieber Ruben, ich freue mich, dich hier wieder begrüßen zu können.
[Ruben Langwara– Resilienz-Podcast]
Und ich freue mich ebenso, lieber Sebastian, wie immer.
[Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast]
Ja, nach dem Feedback, was wir über die letzten Sets bekommen haben, das hat mich total gefreut. Wir haben ja über Mindset schon gesprochen, über Skillset und heute ist das Toolset dran. Der Werkzeugkoffer, dem ich immer wieder sehr ambivalent entgegenstehe. Und vielleicht mal so zum Start die Frage, wenn du Toolset hörst, welche Assoziationen hast du dazu? Welche Bilder kommen bei dir um die Ecke? Welche semantischen Räume öffnen sich?
[Ruben Langwara– Resilienz-Podcast]
Die semantischen Räume. Und weil du das gerade ansprichst, ich durfte ja vor kurzem ein Training bei dem lieben Tom Andreas genießen. Und Tom hat eine ganz bestimmte Meinung dann auch zu Tools, was ich sehr spannend finde. Und deswegen dachte ich auch gerade, okay, ambivalente Meinung dann auch zu diesem Toolbegriff. Und Tom hat spannenderweise gesagt, na ja, Tools benutzt ihr eigentlich, wenn irgendwas kaputt ist. Und dann dachte ich so, ja, irgendwo ja und um was aufzubauen.
Ja, um was weiterzubauen, zu erweitern, zu vergrößern und so weiter. Deswegen diese semantischen Räume öffnen sich bei mir. Diese Bilder des muss ich was kaputtes wieder aufbauen oder schaue ich was, was schon echt gut ist, wo schon eine echte Kompetenz dahinter steckt und schaue Mensch, wie kann ich das erweitern? Wie kann ich das so verändern, dass das stabil bleibt und dass es so ist, wie die Person sich das vorstellt. So das ist das, was sich gerade bei mir öffnet. Also auch genau diese diese diese diese Ambivalenz dazu. Wo kommt denn bei dir die Ambivalenz her?
[Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast]
Also ich muss ja sagen, so ganz zum Anfang meiner Karriere damals, das war so 98, 99, als so die ersten Seminare zu Psychologie, Lösungsfokussierung, NLP und so weiter gemacht habe. Da hatte ich, das weiß ich noch, da war ich in einem Seminar und habe mir so Toolkarten gemacht, weil meine Überlegung damals war immer, ich meine gut, ich meine vor 27 Jahren, da war ich auch, also klar, ich habe schon viel mit Menschen gearbeitet, aber so meine Fantasie vom Coachsein ist, du merkst halt irgendwie ein Thema, was ein Klient anspricht und wir hatten natürlich auch so Demo-Coachings gemacht, wo es darum ging, okay, nimm ein bestimmtes Tool und benutze das. Also man suchte eigentlich eher die Kliententhemen danach aus, nach dem Tool, was man gerade üben wollte, was halt nicht so richtig der Normalität entspricht.
Dann hatte ich mir das mal ganz genau aufgeschrieben und ich brauchte dann ganz viel Orientierung, wollte das auch alles kontrollieren und der Reihe nach abarbeiten und alles richtig machen. Und dann war ich irgendwie auch extrem angestrengt, wenn wir halt keine klare Anleitung bekommen haben für das Tool, also was muss ich zuerst, was als nächstes und so mein gesamter Anfang war sehr, sehr kognitiv, muss ich sagen so.
Und ich habe mir das dann mal so vorgestellt, dass ich so ein Toolkartenset hatte mit so 30, 40 Tools und egal, wo der Klient dann hingeht, dass er dann sagt, oh ja, da habe ich ein Tool und dann ziehe ich das so aus. Das war wirklich original am Anfang, die ersten ein, zwei Seminare, so der Einstieg, das war so meine Fantasie. Go-Go-Gadget-Tool. Ja, total. Go-Go-Gadgeto-lösungsfokussierende Frage. Und da muss ich heute so drüber schmunzeln, weil ich irgendwie so denke, ach Gott, war das süß.
Also ich kann da total viel Empathie dieser jüngeren Version von mir entgegenbringen, weil ich glaube, und das geht mir heute noch so, ich habe gerne so ein paar Tools, von denen ich weiß, die funktionieren so. Das heißt, wenn ich an irgendeiner Stelle nicht weiterkomme und so weiter, dann kann ich zumindest, wenn ich den Auftrag dafür habe, das nochmal probieren. Oder die Tools, die ich nutze, habe ich schon ganz oft benutzt. Da weiß ich, was passiert und so weiter. Und gleichzeitig ist natürlich der reine Fokus nur aufs Tool viel zu wenig. Und wir haben ja auch ganz bewusst mit dem Mindset angefangen, weil ich glaube, dass ein Tool alleine immer eine irgendwie relativ platte Nummer ist.
Das heißt, ein Tool an sich, na klar kann ich jetzt einem beliebigen Menschen, zum Beispiel von Steve deGeser in Suckenberg, vorgeschlagen auf Basis von Milton Erickson, Pseudo-Orientierung in der Zeit, ist die Wunderfrage. Und wir haben tatsächlich mal bei Insa Sparra, ihr Mann ist Matthias Wager von Kiebett, haben wir mal vier Tage lang nur mit der Wunderfrage verbracht. Jetzt könnte man so sagen, ja mein Gott, also so lang ist die nicht.
Und trotzdem, wenn ich an diese vier Tage zurückdenke, im Rahmen dieses knapp 100 Tage bei Matthias Wager und Insa Sparra in München und auch in Piran, dann kann man immer sagen, warum so lange? Und wir haben wirklich an der Haltung gearbeitet, wir haben an der Betonung gearbeitet, wir haben am Tempo gearbeitet, wir haben am Timing gearbeitet. Also das Tool an sich ist das eine, aber ich vergleiche das immer so ein bisschen mit so einem Jonglierball.
Also ich kann dir einen Jonglierball geben, sag hier das ist ein Jonglierball und dann wirfst du den hoch und es sieht irgendwie ein bisschen aus wie jonglieren oder auch nicht. Und wenn ich dann so die Meisterinnen und Meister des Jonglierens dann sehe, der Jonglage, dann denke ich so wow, okay. Und ich glaube, das ist immer die Ambivalenz, die ich bei Tools habe, weil das Tool alleine verführt manchmal zu der Überzeugung, hey ich habe da was, ich kann da was, mach mal.
Aber da ist dann kein Rapport, da ist keine Rahmung dabei, da ist auch keine Nutzenargumentation, da ist kein, wie Gunter Schmidt das so schön nennt, sind keine Produktinformationen dabei, da ist nicht die Transparenz, da sind nicht die Feinheiten. Und ich glaube, das ist meine große Ambivalenz, weil, und das so letzter Satz, jetzt ist es von mir zu dem Thema, ich sehe in den sozialen Medien immer wieder Influencerinnen und Influencer, die dann zum Beispiel EFT klopfen oder irgendwas anbieten und auf eine, wie ich finde, manchmal sehr reduzierte Art und Weise und einfach so ein Tool hinknallen, ohne das Drumherum. Und dann, finde ich, wird das Tool nicht entsprechend gewürdigt, dann wird das Tool nicht entsprechend, ja auch, also dann enthält man dem Tool eigentlich seine Entfaltungskraft vor.
Das, finde ich, hat kein Tool verdient.
[Ruben Langwara– Resilienz-Podcast]
Ne, definitiv. Und für mich klingt das auch so, wenn du dann sagst, das Mindset auch hinter dem Tool, das hat mich jetzt gerade total daran erinnert, das hatte ich jetzt auch letzte Woche erst wieder in einem Seminar, beispielsweise beim Thema Wertekommunikation so als Tool. Da haben wir auch eine Folie zu, wo da ganz tolle, schlaue Sätze dann entsprechend stehen.
Oder wenn wir dieses Thema in Resonanz gehen mit einer Person, dann üben, also bestimmte Emotionen ansprechen, um diese dann auch entsprechend zu beruhigen. Dann sage ich auch immer wieder, so, Sie können jetzt diese Sätze auswendig lernen, die da vorne stehen und dann können Sie es mal ausprobieren, wie das dann auf den anderen wirkt. Aber Sie werden eventuell die Rückmeldung bekommen, welches Seminar hast du wieder besucht?
Ja, oder wo warst du denn jetzt gerade wieder? Weil es sich nicht natürlich anfühlt, weil alles andere jetzt gerade nicht zu dem Tool passt. Ja, also es gibt ganz viele Menschen, die ich schon erlebt habe in der Vergangenheit, die halt ein Seminar besucht haben und dann die ganzen Tools gesammelt haben und total begeistert davon waren und das dann einsetzen wollten und dann nicht verstanden haben, dass Menschen nicht lineare, dynamische Systeme sind. Ja, wo, wenn du irgendwas da reinwirfst, ja, so wie das Bildnis eines Tools da manchmal ist, dass da genau das rauskommt, was du dann daraus erwartest. Ja, weil ich muss ganz häufig auch im Training, wenn mich dann jemand fragt und ich dann so Ferndiagnosen auch machen darf, bei bestimmten Fällen, ich habe den und den Fall in der Firma oder den und den Klienten. Ja, dann muss ich halt immer wieder diese Juristenantwort geben.
Ja, es kommt darauf an. Und bei mir im Bereich emotionale Resilienz, ich biete da ganz viele Tools an im Umgang mit Emotionen. Aber was am allerwichtigsten innerhalb dieses Seminars ist, dass die emotionalen Dynamiken verstanden werden, dass die Wechselwirkungen verstanden werden, dass verstanden wird, hey, ja, hier könnte das diese Emotion sein.
Nur könnte man jetzt hier auch betrachten, wenn man den Kontext noch ein bisschen weiter denkt, dass auch diese Emotion jetzt hier eine Rolle spielen könnte. Und dann ist es entsprechend nicht mehr die Wertekommunikation, die dann mit Ärger zu tun hat, sondern wir sind jetzt hier schon bei Verachtung. Und da gelten dann auch entsprechend andere Tools. Also ich bin da vollkommen bei dir, diese Ganzheitlichkeit in der im Einsatz der Tools dann zu betrachten. Und das finde ich dann so schön, dass ihr in diesem Seminar vier Tage lang euch mit der Wunderfrage beschäftigt habt. Ja, das ist ja wirklich.
Aber das ist ja Meisterschaft. Wir haben ja in der letzten Folge schon über dieses Thema der Deliberate Practice gesprochen nach Anders Ericsson. Und da geht es ja genau darum, dass ich die Grundlagen ständig wiederhole und wiederhole und diese Feinheiten dann da drinnen anpasse.
Ja, du sagst jetzt gerade die Intonation und wie mache ich das? Und wie ist meine Stimme dabei? Wie ist meine Körperhaltung dabei? Wie ist der Rapport und so weiter? Und das sind alles Elemente, die da reinfließen, dass dieses Tool auch universeller einsetzbar ist. Dann kann ich das auch einsetzen.
Beispielsweise, es hat mich total überrascht. Ich habe damals bei meinen Ausbildungen in der Eilert Academy gelernt, die Wunderfrage zu machen zum Thema Zielvisualisierung. Ja, also hier entsprechend das Thema Dopaminer-Gehirnareale dadurch anschalten, damit entsprechend eine Veränderungsmotivation da ist in dem Coaching.
Zum Beispiel Tom setzt sich am Ende des Seminars, des Seminars des Coachings, dann auch entsprechend ein, um dann nochmal zusammenzufügen, was hat sich denn schon verändert und inwiefern ist dieses Wunder denn schon entstanden und ist es denn schon da? Und das finde ich halt wirklich total spannend, wenn du es wirklich verstanden hast, so wie du es jetzt verstanden hast, dann ist es vielseitiger einsetzbar und dann hast du halt nicht nur einen Hammer, wo du dir einen Nagel suchst, sondern du hast dann ja dieses Schweizer Taschenmesser oder wie du auch immer dieses Bildnis dann nennen möchtest.
[Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast]
Ja, und ich glaube, wenn ich dir so zuhöre, dann kommt ja auf der einen Seite dieser unterscheidende Aspekt rein. Also ich benutze ein Tool. Da bin ich ja der Aktivhandelnde und ich habe irgendein Tool, irgendeine Frage, die ich stelle.
So das ist, wenn man sich das anschaut, ja ist das ja eine Subjekt-Objekt-Beziehung. Ich glaube, die Tools entwickeln dann ihre Kraft, wenn sie Teil von mir werden. Was meine ich damit? Also ich glaube, jede Frage, die du verstanden hast, die hast du auf einer ganz tiefen Ebene auch von der Erfahrung, die mit ihr möglich ist, nicht nur verstanden, sondern einfach auch ja fast dich mit ihr verbunden. Und ich glaube, solange wir in so Toolboxen und Toolkits und Werkzeugkästen oder wie auch immer man das nennt, denken und natürlich mache ich auch solche Toolboxen auf, das ist einfach auch sozusagen gegenüber Teilnehmenden ja ein Begegnen in deren Lebensrealität. Das ist auch völlig okay.
Ich glaube aber, dass ein Tool dann seine Kraft wirklich erst entfalten kann, wenn ich das mal gespürt habe und wenn quasi das Tool ein Teil von mir wird. Bei Star Trek würde man jetzt so in der Borg-Sprache, wenn ich es assimiliert habe, also wenn ich auf einer tiefen Ebene um die Möglichkeiten des Ganzen weiß. Dann hast du glaube ich auch eine viel größere Kraftentwicklung, weil diese Kraftentwicklung ja dann auch wieder was mit deiner Überzeugung in Bezug auf dieses Tool halt zu tun hat und du dann einfach auch dieses Zutrauen in das Tool noch ganz anders halt rüberbringst.
Also wie gesagt, das mit der Wunderfrage und da hat Matthias Wagar dann mal eine Session gemacht, wo er wirklich Wort für Wort, Satz für Satz immer auch mit ein, zwei, drei Meterebenen durch diese Frage durchgegangen ist und Insa dann auch über diverse lösungsfokussierende Interviews dann auch mit der Wunderfrage das auf eine Art und Weise, also ich glaube sie hat mal, das muss eine Stunde, anderthalb, auf die Unterschiede gegangen sein.
Also weil die die Wunderfrage nicht kennen, die Kurzfassung ist, also nur mal angenommen, du verbringst heute den Tag so wie du ihn immer verbringst oder wie er für dich gut ist, gehst heute Abend ins Bett und tust dann das, was du noch tust, schläfst ein und über Nacht passiert ein Wunder und das Wunder besteht darin, dass all das, was du an Themen, mit die dich hierher geführt haben, gelöst ist und wenn das so einfach über Nacht ginge, wäre es ja ein Wunder.
Und da du aber schläfst, merkst es nicht und dann wachst du morgens auf und wer merkt das als erstes, dass das Wunder passiert ist, wer merkt es als zweites, woran merkst du, woran merken es andere und so weiter und allein nur bei diesen unterschiedsbildenden Fragen hat sie wirklich sehr lange Zeit damit verwendet und das, was du damit machst ist, du schaffst einen starken Attraktor, also du schaffst einen Raum, wo du halt merkst, ah okay, also das wäre dann so, das wäre so, das wäre so.
Und ich meine, es gibt auch Kolleginnen und Kollegen, die daraus sowas machen wie eine Feenfrage, wo dann eine gute Fee kommt, wo ich denke, jo, du hast es nicht verstanden, Entschuldigung, aber wenn jemand nicht an Feen glaubt, dann bist du da schon raus. Wunder ist eine nicht gegenständliche Lösung, weil das Problem verschwindet. Nicht, du kriegst irgendeine Lösung, die dein Problem löst, sondern du erkennst sozusagen die Lösung des Problems am Verschwinden des Problems und ich musste das mal in der Urania anhören, ja, ich habe da eine ganz tolle Frage, die Feenfrage und dann denke ich so, jo, Wunderfrage in schlecht, herzlichen Glückwunsch.
Naja, also da kommt dann eine Fee und macht das. Ja, Glückwunsch zur vernichteten Selbstwirksamkeit. Also das fand ich so doof, habe dann an die Kollegin eine E-Mail geschrieben, nie eine Antwort gekriegt.
Ich war vielleicht ein bisschen deutlich, aber ich finde es halt auch doof, einfach eine Wunderfrage zu nehmen, die man schlechter macht, dann noch nicht mal die Quellen nennt, also Steve Deschelser, Insockenberg und auf Milton Erickson Pseudo-Orientierung in der Zeit, Glaskugeltechnik und dann sich damit so und ach und dann auch eine Demo gemacht auf der Bühne und dann kam dann eine Frau, ja und wenn die Fee dann und und und naja, also man kann Tools auch schlechter machen, die es gibt, das will ich damit sagen.
[Ruben Langwara– Resilienz-Podcast]
Wenn man die Grundprinzipien dahinter nicht verstanden hat.
[Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast]
Genau, ja und ja auch einfach, das ist ja auch so ein Leid, weißt du, dann nehmen Leute bestehende Sachen, basteln die irgendwie neu zusammen zu einem neuen Tool, schmeißen einen neuen Namen dran und anstatt dann sauber zu referenzieren, wo es herkommt, ja wenn ich ein Hammer und einen Schraubenzieher zusammen packe, dann kommt da vielleicht ein cooles Tool raus, aber ich muss sagen, gut, das ist ein Hammer und Schraubenzieher. Aber gut, das ist ein anderes Thema.
Für mich und das war ja so mein Einstieg eben, sollte ein Tool auf einer tieferen Ebene mit der Therapeutin, mit dem Coach oder wie auch immer verbunden sein und zwar auf eine gute Art und Weise in der Konkurrenz, in der Authentizität Teil des Systems sein. Und ich finde Tools, die zu den Leuten passen, das merkt man immer. Im Gegensatz zu, wenn man so denkt, so ja, das hast du jetzt irgendwo abgelesen und irgendwie, also es fehlt einfach so diese Prise Wirksamkeit für mich.
[Ruben Langwara– Resilienz-Podcast]
Definitiv und bei den Tools, ja, wenn du dann die Grundprinzipien, die Hintergründe dann auch dahinter verstehst und das fand ich jetzt so schön von deinen Ausführungen zur Wunderfrage, ich würde mal jetzt zu einem anderen Tool dann auch gehen, wo ich immer wieder merke, dass wenn die Hintergründe verstanden werden, dass eine viel größere Umsetzungsmotivation auch da ist und dass eine viel größere Wertschätzung auch entsprechend für das Tool da ist. Dann nehmen wir jetzt beispielsweise was ganz Klassisches, was wir auch besprochen haben sehr viel und da nochmal die Empfehlung, die Podcastfolge mit Dr. Dr. Silvan Labord zum Thema HRV und langsame kontrollierte Atmung ist entsprechend die langsame kontrollierte Atmung, also die Resonanzatmung. Und was ich im Seminar und du ja auch immer mache, ist die Psychophysiologie dahinter zu erklären. Ja, also warum atmen wir denn so auf diese Art und Weise und warum funktioniert dieses Tool so? Und tatsächlich mit dem Biofeedback arbeite ich im Seminar nur als Convincer, nicht um den Leuten dann danach zu sagen, arbeite auf jeden Fall mit Biofeedback, weil da klappt es am besten.
Tatsächlich zeigt die Studienlage, dass es keinen Unterschied macht, ob ich mit Biofeedback arbeite oder nicht. Ich muss nicht mal an Atem glauben. Ja, und der funktioniert. Das ist das Gute daran.
[Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast]
Convincer, für alle, die sich fragen, was das ist, ist eine Überzeugungshilfe.
[Ruben Langwara– Resilienz-Podcast]
Sehr gut, danke dir.
[Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast]
Danke als Übersetzungshilfe. Ja, naja, manchmal muss man sehen, dass ein Tool funktioniert und da ist eine visuelle Überzeugungshilfe oder auch Convincer manchmal sehr hilfreich.
[Ruben Langwara– Resilienz-Podcast]
Ja, definitiv. Und das merke ich wirklich sehr stark, wie das funktioniert, Menschen dann eher davon zu überzeugen. Ja, Mensch, jetzt habe ich das gesehen und jetzt weiß ich, wie das funktioniert und was die Hintergründe sind. Und jetzt setze ich das auch ein. Ja, das ist ja total spannend. Und dann da auch noch mal weiter zu gehen und feiner zu gehen. Wie atme ich denn durch die Nase ein jetzt beispielsweise? Bauchatmung, was dann da wichtig ist und die Körperhaltung und so weiter und so fort. Also all die Elemente, die da noch dazugehören, um da noch so Feinheiten reinzubringen. Aber auch die langsame, kontrollierte Atmung ist nicht die Universallösung. Ich fand es total spannend. Das hatten wir nicht in dem Podcast erwähnt, aber das hatte ich in Unterhaltungen mit Sylvain erfahren und aus seinen Studien, dass wenn ich langsame, kontrollierte Atmung kurz bevor ich eine bestimmte Aufgabe erledigen soll, mache, arbeite ich zwar konzentrierter, aber langsamer.
Ja, also das ist spannend. Also sollte ich jetzt eine langsame, kontrollierte Atmung machen, bevor ich eine Aufgabe mache, wo ich wirklich fix, fix Entscheidungen, schnelle Entscheidungen treffe und jetzt hier los, dann haben wir auch besprochen, ist das eventuell nicht das richtige Tool dann an der Stelle? Ja, dann eher eine einatmungsfokussierte Atmung, eine aktivierende Atmung, diese Feueratmung oder Tammobreathing oder Wim Hof Atmung, wie man es auch immer nennen möchte.
Ja, ob das nicht eventuell besser ist, um sich dann zu aktivieren, um mich mehr alert zu machen, also wachsam zu machen, um dann entsprechend hier dann auch loszulegen. Und dafür ist es halt wichtig, die Mechanismen dahinter zu verstehen, damit ich dieses Tool auch an den passenden Stellen dann einsetzen kann. Deswegen lohnt es sich, die Hintergründe zu verstehen.
[Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast]
Ja, und damit kommen wir ja auch generell zur Rahmung von Tools. Wir beide nutzen ja sehr gerne das 4MAT von Bernice McCarthy, basierend auf den Lernebenen von Kolb. Und wir nutzen da im Prinzip vier Fragen. Warum als Hintergründe? Was und wie? Im Prinzip, was ist das Thema oder in dem Fall halt jetzt das Tool?
Wie ist die Struktur, der Ablauf, die Schritte und das Wozu oder Wofür ist der Nutzen, der Sinn, das Ziel etc.? Und ein Tool braucht erst mal aus meiner Sicht ein gutes Label. Also Wunderfrage hat halt oder Miracle Question hat halt einfach ein sensationelles, das ist einfach ein gutes Marketing. Ja, so wenn du dir gewaltfreie Kommunikation anguckst. Ja, da steckt Gewalt drin. Mir ist auch klar, dass ich das mal in einem Online-Kongress, den ich für Jünfermann drehen durfte.
Dann ging es auch um gewaltfreie Kommunikation. Und da sagten viele, na ja, also empathische Kommunikation wäre sicherlich sozusagen als Hinzu-Motivation oder als Hinzu-Ziel günstiger. Gewaltfrei ist eher ein Effekt von Motivation. Also die Rahmung, das Was, das Label, was da dran ist, ist ja so das Erste bei den Tools. Da finde ich einfach eine Quellen, eine Quellen, also ein sauberes Quellen-Arbeiten sehr wichtig. Weil man kann da ein anderes Label dran machen und dann sieht das hier, man sagt so, ja, das ist doch wie.
Ja, nee, das ist bei dem Schritt ist es ein bisschen anders. Und da muss man sich halt über Gestaltungshöhe unterhalten, sagen, naja, macht es das jetzt wirklich zu einem anderen Tool oder hast du da nur eine kleine Änderung gemacht oder was zusammengeschmissen oder was? Das ist so das, was für mich beim Was wichtig ist. Und dann hast du gerade, finde ich, total gut auch erklärt, warum Formen des Wie, also warum quasi die Form so wichtig ist. Also natürlich kann ich die jemanden vorlesen lassen, kann ich sogar bei einer KI machen, sage, lies mir mal die Wunderfrage vor oder stell mir mal die Wunderfrage. Aber gerade sozusagen dieses, dieser Rapport, dieses Pacing, die Pausen, das Fühlen, das selber Spüren dieser Bereiche, das macht einfach einen Unterschied.
So. Und dann hast du ja auch gerade gesagt, das Warum, das sind die Hintergründe, die Studienlage und es gibt viele Leute, die brauchen die Studienlage, die brauchen auch sozusagen was Sichtbares, also eine externe Evidenz oder auch eine interne Evidenz. Dass du was machst, spürst du danach einen Unterschied. Vielleicht musst du es auch erst zwei, drei, vier Wochen machen. Und da ist es immer gut, sofort was zu sehen, sofort was zu spüren, weil die meisten Menschen sozusagen, wenn sie nicht sofort was spüren, dann sagen, ja, bringt ja nichts. Und dieser Übertrag.
Und das Wozu, der Nutzen, der richtet sich meistens an der Erfüllung von irgendwelchen Wünschen, Bedürfnissen, Erwartungen. Der richtet sich auch nach dem Auftrag. Wenn jemand sagt, Mensch, ich habe ein generell hohes Arousal, habe einen hohen Stresspegel und man sagt, okay, ich biete dir mal die 4-6, also 4 ein, 6 aus, Atmung an, probiere das mal aus.
Gerade vorhin von einem Klienten eine Sprachnachricht gekriegt, der sagte, super, also schläft gut, abends keine Einschlafprobleme mehr, macht das einmal abends, einmal morgens, funktioniert perfekt. Da denke ich dann so, ja, da braucht es manchmal auch dann einen Coach, der sagt, passen Sie auf, Sie machen das jetzt und Sie probieren das bitte jetzt mal drei Wochen lang aus und dann gucken wir mal auf die Unterschiede. Weil die Anwendung mancher Tools braucht einfach ein bisschen, wenn der Körper wieder in eine andere Form von Regulation kommt.
Das ist für mich so die Rahmung. Und die zweite Rahmung, da würde ich gerne mit dir jetzt nochmal einsteigen. Wir haben ja die vier Arten der individuellen angewandten Resilienz. Und das ist ja die mentale Resilienz, die emotionale, die seelische und die körperliche Resilienz. Und ich würde gerne die mit dir jetzt noch einmal durchgehen und dich so nach vielleicht einem Tool, was dich dabei fasziniert, was vielleicht auch dein Lieblingstool ist oder deine Lieblingstools. Wie gesagt, die Folge ist endlich.
Und ich bewundere das immer bei Andrew Huberman in seinem Podcast. Das dauert da manchmal zwei, drei Stunden und ich höre es mir an und ich finde es so geil und denke mir dann auch so, ja, da gibt es eine tiefe Bewunderung und auch eine Seite, die sagt, oh, wenn wir erst mal so im Drei-Stunden-Level sind. Und dann sage ich mir, ne, bleib mal realistisch.
Gehst den Leuten dann auch nach drei Stunden auf die Nerven und lass uns erst mal so eine gute halbe, dreiviertel Stunde, Stunde machen, dann passt das. Mentale Resilienz, wie sieht es denn aus? Wir haben da ja gesagt, dass das Thema kognitive Flexibilität so der übergeordnete Schutzfaktor oder das übergeordnete Wirkprinzip ist. Und wir sprechen da ja immer von Problemlösung, Lernen, Wachstum, mentale Resilienz. Hast du da ein Tool für diese Bereiche oder eins, wo du sagst, wenn ich mentale Resilienz mit jemandem teile, dann fällt mir eigentlich sofort dieses Tool ein?
[Ruben Langwara– Resilienz-Podcast]
Ja, alles Mögliche, was das Thema Achtsamkeit angeht und diese Thematik. Und das hast du mir zum ersten Mal auch angeboten, um auch wirklich für mich Achtsamkeit zu verstehen. Jetzt habe ich es nochmal von Tom nochmal aufgegriffen bekommen. Das ist dieses Thema ich hier jetzt. Und das biete ich auch ganz oft tatsächlich inzwischen im Training an. Aber weil ich es von dir habe, ich glaube, ich würde es von dir nochmal erklärt lassen, was es mit diesen drei Schritten, das ich hier jetzt auf sich hat.
Ich sage nur nochmal zum Hintergrund, warum ich das spannend finde, weil Menschen immer wieder sagen, bei der Lösungsfindung oder bei der Lösungssuche sind Menschen immer wieder ganz woanders. Und wir Menschen haben hier sehr viel gemein mit der Kuh. Wir sind beides Wiederkäuer. Die Menschen kauen auf unseren Gedanken und die Kühe auf Gras rum. Sowohl in der Biologie als auch in der Psychologie wird es als Rumination bezeichnet. Und das ist wirklich eine Art dysfunktionale Problemlösungsstrategie, wo ich immer wieder gucke, ist da nicht was? Ist da nicht was? Ist da nicht was? Ja, Kram in der Vergangenheit, Suche in der Zukunft. Aber ich finde nichts. Ich komme nicht auf den grünen Nenner. Und ja, dieser offene Loop, diese offene Schleife schließt sich nicht.
Und darum geht es ja auch genau beim Thema der Achtsamkeit. Achtsamkeit definiert als eine spezifische Form der Aufmerksamkeitslenkung, absichtsvoll auf den gegenwärtigen Moment gerichtet und nicht wertend. Hier geht es entsprechend darum, dass ich immer wieder diesen sogenannten Attentional Loop schließe, also diese Aufmerksamkeitsschleife.
Ich bemerke, ich schweife gerade ab mit meiner Aufmerksamkeit und dann hole ich meine Aufmerksamkeit dann auch entsprechend hier wieder zurück. Und deswegen finde ich diesen Satz so mächtig oder beziehungsweise diesen Dreiklang der Präsenz habe ich es dann nach dem Seminar mit Tom benannt, weil es genau diese Elemente der Präsenz beinhaltet, wovon ich dann wiederum besser kreative Lösungen finden kann. Und das ist entsprechend dieses Ich-Hier-Jetzt.
[Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast]
Genau. Und ich habe das 1900, nee, 2009, das klingt wie, weiß ich nicht, im Mittelalter, für mich gefühlt.
[Ruben Langwara– Resilienz-Podcast]
Ja, aber Schmidt noch Kanzler und…
[Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast]
Ja, ja, genau. Also das habe ich bei ihm im Seminar und er hat das mit der Frage verbunden, das ist nämlich auch da eins meiner Lieblingstools, so wie viel Prozent bist du gerade hier oder anwesend? Und da dachte ich so, ach spannend. Und dann hat er gesagt, naja, sag mal innerlich Ich-Hier-Jetzt. Und betone vielleicht mal das Ich ein bisschen stärker, das Hier und das Jetzt. Und das sind im Prinzip so die drei Arten, wie Menschen in Trance gehen. Jemand anderer, also wir verwechseln uns mit anderen. Im Märchen so, es war einmal ein König, eine Königin. Hier ist woanders in einem fernen, fernen Land.
Und dann jetzt ist das Gegenteil wann anders, lange vor unserer Zeit. Und schon ein bisschen Trance. Und dieses Aus der Trance raus, ist aus meiner Sicht etwas, was Moment online schaltet und die Kombination von Achtsamkeit und Resilienz sehe ich darin, dass dieser Raum zwischen Reiz und Reaktion, wie es in dem Zitat von Stephen Covey über Viktor Frankl heißt, dass in diesem Raum natürlich sehr viel möglich ist, wenn ich den wahrnehme, wenn ich da bewusster drin bin.
Und diese Präsenz, dieses achtsame im Hier und Jetzt sein, macht mich weniger reaktiv. Und ja, das ist halt für die mentale Resilienz sehr, sehr, wie ich finde, sehr, sehr hilfreich. Naja, und für mich als so eine Art übergeordnetes Tool ist alles, was für die Selbstreflexion hilft. Und das ist ja im Prinzip jetzt hier schon eine Frage der Selbstreflexion. Selbstreflexion als einen der aus meiner Sicht wichtigsten Schutzfaktoren der mentalen Resilienz. Und alle Tools, die das erzeugen, die da helfen, die finde ich wichtig.
Und ich finde, man merkt da auch gleich schon den Transfer, weil natürlich die Frage und das, was passiert, ist ein kognitiver Prozess. Und es ist bezogen auf den Körper, auf die Emotionen, auf die Seele. Und so sieht man eigentlich, dass viele Tools nicht nur auf einen Bereich der Resilienz einzahlen, sondern immer auch Brücken in andere Bereiche bauen.
[Ruben Langwara– Resilienz-Podcast]
Definitiv, weil, als du mich vorhin gefragt hast, welches Tool findest du da toll, da wollte ich als erstes mit einer Emotion tatsächlich antworten, aufgrund meines Hintergrundes und beim Thema Kreativität und so weiter. Und Divergenten-Denken, also ein Denken in nicht vorgegebene Strukturen, wo ich dann auch mal um die Ecke denke und so weiter, ist ehrfurcht extrem spannend. Deswegen ein Tool auch in so kreativen Lösungsprozessen, dass ich immer wieder gerne mitgebe und auch nutze, auch bei mir selber, ist ein All-Break zu machen, sozusagen.
Also wir haben uns gerade jetzt irgendwo festgefahren und dann gehen wir entweder raus und gehen irgendwo in die Natur und gucken ganz viel nach oben und staunen der Bäume. Oder dann ein Video, am besten dieses Thema Aerial View, also von oben die Vogelperspektive, irgendwo über so einen Nationalpark, Yosemite beispielsweise, oder Krüger von mir aus auch, mit Tieren auch schön dabei, Rocky Mountains, was auch immer, wo so ein Gefühl von Größe, Weite und das öffnet auch extrem den Kopf und die Studienlage zeigt auch, dass keine Emotion so stark kreativitätsfördernd ist, wenn ich sie sozusagen für mich bewusst aktiviere, wie es ehrfurcht ist, dieses Oh! Und ich dann entsprechend dann ins Umdenken, ins kreative Denken dann auch komme. Und das funktioniert wirklich gut, das als einen kleinen Unterschied einzubauen in solche kreativen Lösungsprozesse, wo man feststeckt, denn es öffnet einfach extrem.
[Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast]
Ja und für Kreativität stehe ich total auf die 180 Grad oder Kopfstandtechnik, weil es da das Gehirn, wenn man dem das dann auch erlaubt, so in die absolute Horrorszenario-Kompetenz reinzugehen, dann was ist der schlechtmöglichste Fall? Dann darf sich das Gehirn mal mit allem Negativen so richtig austoben und dann stellt man das auf den Kopf und kommt meistens auf, sag ich mal, so die Essenz dessen, worum es dann tatsächlich geht. Also der normale Kopfstand ist das eine, aber so das, was hinter dem Kopfstand dann steht, das kommt halt im Extrem gut raus.
Wie sieht es denn aus bei der emotionalen Resilienz? Wir gehen mal so Schritt für Schritt da durch. Was ist denn da so dein Lieblingstool? Und fasse dich kurz.
[Ruben Langwara– Resilienz-Podcast]
Ja, also genau, ich fasse mich genau. Und das ist es dann entsprechend, genau, weil gegen die ganze Abnö, die wir Stressabnö, die wir im Alltag haben. Ich habe neulich übrigens die Begrifflichkeit kennengelernt, der E-Mail-Abnö, also dieses Schnappatmung, die ich bekomme, wenn die ganzen E-Mails reinkommen.
Ja, und da ein Tool zu haben, was mich in eine funktionale Atmung bringt, was mein Gehirn in Zustand bringt, um entsprechend Emotionen besser zu regulieren. Also das ist dann sowas wie die Resonanzatmung oder alles Mögliche, was mit der sogenannten bifokalen Achtsamkeit zu tun hat, also der zweigeteilten Aufmerksamkeit, wo ich meinen Fokus zum einen nach innen richte, auf das beispielsweise bei der Regulation von unangenehmen Emotionen, auf die unangenehme Resonanz im Körper, die unangenehmen, ja somatischen Marker, die dann da sind, wo ich einen Druck in der Brust vielleicht spüre oder einen Zuschnurren des Halses oder ein Ziehen im Kopf, was auch immer. Darauf ein Fokus, ohne zu bewerten und dann gleichzeitig etwas im Außen haben, wo ich mich gerade darauf fokussiere. Das kann ein Blickpunkt sein, das können, das ist bei, dadurch ist ja bekannt geworden, beim EMDR, Eye Movement and Desensitization Reprocessing, dem Folgen von einer Handbewegung beispielsweise.
Ja, aber das können auch andere Dinge sein. Es gibt Studien, die durchgeführt wurden, wo Menschen Tetris gespielt haben, während sie gerade in die Emotion reingespürt haben. Und das sind auch Dinge, die extremst gut funktionieren für das Thema der Emotionsregulation. Also alles Mögliche, was den Bereich stärkt, der für die Emotionsregulation wichtig ist und der ist direkt hinter unserer Stirn, der präfrontale Cortex. Und das sind beispielsweise bifokale Achtsamkeitsmethoden oder halt langsame kontrollierte Atmen.
[Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast]
Ja, bei mir ist es tatsächlich dieses Thema Ärger als Hüter der Werte, so als Beispiel. Und das Tool würde ich als so eine Art, naja, man sagt ja, spricht ja von Affektlabeling, also quasi Affekten einen Namen geben, wirkt. Und hier hast du ja so eine Kombination aus, du benennst es und es kommt auch noch ein Reframing, also eine Umrahmung oder Neurahmung, Neubewertung mit rein.
Und mir gefallen die Emotionen als Hüter des Lebens total gut. Und das finde ich als, ja auch ein bisschen als Brückentool zwischen emotionaler und mentaler Resilienz gut. Und glaube, dass wenn wir mehr die Emotionen auch immer als Botschafterinnen und Botschafter, da haben wir in den letzten Folgen viel zu gesprochen, für anerkennenswerte Bedürfnisse nehmen. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiges Tool auch. Das ist auch ein Skill, das ist auch natürlich eine Haltung, also eine Form von Denken, ein Mindset. Und da sieht man aus meiner Sicht, das reine Tool, ich kann das sagen.
Und wenn ich das als Haltung habe, dann ist meine Haltung gegenüber Emotionen einfach nochmal sehr viel wirkungsvoller dann in dem Tool drin. Weil es dann auch verhältnismäßig bei mir sofort dazu führt, dass ich sage, Mensch, was ist denn dir wichtig? Ich merke, dein Hüter der Werte meldet sich gerade. Worum geht es dir? Gibt es irgendein Ziel, was du gerade noch nicht erreichen kannst? Findest du irgendwas ungerecht?
Komm, sag mal. Und das, glaube ich, ist eine gute Kombination da an der Stelle. Seele, wenn wir mal rüberswitchen, Lieblingstool. Hast du irgendein Lieblingstool bei der Seele? Seelischen Resilienz? Wir haben ja bewusst, dass vielleicht nochmal für die Zuhörenden, die das jetzt hier heute so zum ersten Mal hören, wir haben irgendwann mal, wenn ich hier sage, Christina Komnik, das ist unsere Projektleiterin für das Thema, oder das ist die Projektleiterin und Kooperationspartnerin für diesen Bereich, seelische Resilienz.
Wir haben irgendwann mal uns darauf geeinigt, dass wir das unterscheiden wollen. Also Psychologie unterscheiden wir als einmal mental und seelisch, weil ich die Verbindung oder Vermischung nicht günstig finde. Deswegen Seele als separates Thema.
Hast du da ein Lieblingstool?
[Ruben Langwara– Resilienz-Podcast]
Also ich habe auf jeden Fall einen Lieblingsbereich und für mich ist so ein Ausruf und so eine Karte, die Christina auch nutzt, extremst wichtig und extrem bedeutsam. Und auf dieser Karte steht Vertrau. Also dieses Thema Vertrauen ist etwas, das bei mir extremst auf Resonanz stößt.
Und innerhalb der seelischen Resilienz redet Christina ja auch sehr viel über das Thema Glaube. Und ich schäume mich gerade ein bisschen davor, Glaube als Tool zu nennen, weil es entsprechend universeller ist und sehr viel reichhaltiger ist. Dennoch ist es etwas, ohne dass ich nicht so gut klarkommen würde, wenn ich es nicht hätte. Und was ich wirklich brauche, um mit den, vor allen Dingen, ja und dafür ist diese seelische Resilienz ja da, Krisen des dann auch umzugehen. Ich fand es ja, und das habe ich schon mal gesagt und das haben wir auch fest gestellt, so berührend, als Raphael Kalisch auch gesagt hat in dem Interview, so was ist so dein Resilienzgeheimnis, dein Resilienzfaktor? Und hat er gesagt, sein Glaube.
Und das war für mich extrem inspirierend und da kann ich auch nur zustimmen. Und das hat für mich ganz viel mit dem Thema Vertrauen zu tun in den Fluss des Lebens, in diese ungewisse Zukunft, die ja da ist. Und ja, da einfach sozusagen sich in Gottes Hand zu legen und sich da führen zu lassen, das finde ich da sehr, sehr heilsam.
[Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast]
Es ist gerade total interessant, dass, wenn ich über Tools spreche, es mir bei der seelischen Resilienz tatsächlich schwerer fällt, als bei der mentalen oder emotionalen. Also auch so vom Gefühl her, weil die seelische Resilienz und die Unterscheidung haben wir bei uns ja auch extra deswegen gemacht, weil es ja zurzeit auch so Diskussionen gibt, kann man resilient sein oder nicht oder wie auch immer. Und ich finde das alles sozusagen dann, sage ich mal, von den Headlines etwas unterkomplex, so man ist oder niemand ist oder wie auch immer.
Ja, man kann das so schreiben. Aber und ich frage mich dann immer, welche Suggestionen hatten das für Menschen, denen es gerade nicht so gut geht. Und mir ist auch das Thema Marketing klar und ich finde, mit Resilienz sollte man eben kein Marketing in dem Sinne machen, dass man da über irgendwelche krassen Aussagen polarisiert, sondern da ist für uns alle ein bisschen Demut ganz günstig.
Also, this being said, wenn wir jetzt zum Thema Seele kommen, dann haben wir ja dieses Thema zum Beispiel der Krise, also den Vorschlag, den wir, den ich irgendwann mal gemacht habe, ist zu unterscheiden in Alltagsresilienz im Sinne von mentaler und emotionaler Resilienz, also bei Problemen und Stress eher von Alltagsresilienz zu sprechen und Resilienz im Sinne dessen, was den Kontext schwierige Lebensumstände, Widrigkeiten, eine starke Stressorexposition oder auch Heisen, so dieses in the face of adversity, dass man da eher dann das Thema Resilienz auch als Resilienz nimmt und die Alltagsresilienz da einfach so ein bisschen, wie soll ich sagen, rausreduziert. Und ich merke gerade, dass, weil das so ein individuelles Erleben, auch das individuelle Krisenerleben so intensiv ist, fällt mir das auch nicht so leicht, da jetzt zu sagen, yo, wir machen jetzt mal das Tool und dann ist die Krise auch schon mal eben vorbei.
So dieses, mach dich damit doch einfach 1, 2, 3, bring mir die Resilienz herbei und mach dich doch mal unkaputt bei, ja Glückwunsch. Also grundlegend was nicht verstanden, einfach Sätzen 6, so Punkt. Das kann man machen, wenn man von Resilienz überhaupt keine Ahnung hat und einfach auch noch beratungsresistent ist. Aber gut, ich lege mich schon wieder auf. Ja, wenn es nur nach mir ginge, mein Gott, nenn es wie du es willst. Aber wir haben einen Auftrag.
Ich kriege ja die Fragen, so kann ich. Und es ist ja primär eine Entwertung von Menschen. Und ich finde überall, wo Menschen mutwillig entwertet werden, ist einfach Kopf schütteln. Ist auch eine unserer Folgen oder einfach mal bei mir im LinkedIn-Profil gucken. Der meistgeklickte und kommentierte Artikel ist zu diesem Thema meine Haltung zu dieser Kampagne. Aber ich komme noch mal zur seelischen Resilienz.
Das Tool, was ich da gerne tatsächlich nutze, ist, sich einen prototypischen Krisenverlauf mal anzuschauen. Und es gibt ja natürlich immer individuell, immer kontextbezogen, immer auch erlebensunterschiedlich gibt es ja verschiedene Phasen in der Krise. Und allein für das Grundbedürfnis Orientierung Kontrolle, eine Orientierung zu haben, wo ich ungefähr gerade sein könnte und ich benutze hier viel Konjunktiv und so ein bisschen die Kontrolle des Nichtkontrollierbaren.
Also kleine Ideen, Versuche, homöopathische Dosen von Kontrollierbarkeit im Krisenerleben zu haben. Zu wissen, dass wenn ich gerade irgendwie in Anführungsstrichen im Tal der Tränen bin, dass ich dann nicht schon die Zukunftspläne und die großen Sachen, sondern dass ich einfach mit Hoffnung vielleicht ein bisschen in die Zukunft schaue. Aber auch nur ein bisschen.
Und vielleicht auch nur sehr achtsam mit mir, mit den leidenden Seiten von mir. Sehr würdigend und wertschätzen mit meiner Endlichkeit. Vielleicht auch schon so ein bisschen einen Hauch Dankbarkeit spüren. Auf die Sachen fokussieren, nicht die gut sind, sondern die nicht ganz so schlecht sind. Und einfach sich die Zeit geben. Das hilft.
Und da hilft so ein Krisenverlauf einfach gerade erst mal rückblickend, einfach um die Krisen, die ich hatte, sich nochmal anzuschauen. Und dann auch, wenn die nächste Krise kommt, so ein bisschen Verstehbarkeit herzustellen. Und mit der Verstehbarkeit so ein bisschen die Sinnhaftigkeit auch meiner psychophysiologischen Reaktionen, so ein bisschen dieses Thema.
Okay, jetzt, das könnte ich ja machen. Und es ist völlig okay, dass gerade auch nichts geht. Da hilft mir so ein Verlauf als so ein prototypisches Landkartenmodell sehr. Und das merke ich auch immer wieder. Und natürlich immer wieder auch im Hinterkopf behalten. Es ist nur ein Modell.
Prinzipiell ist es viel zu komplexitätsreduziert. Und es ist vielleicht genau für diesen Klienten, für diese Klientin gerade hilfreich und nützlich, um so ein bisschen Verstehbarkeit und Handhabbarkeit diesen Menschen anzubieten. Ja, kommen wir zum Körper.
Also mein Lieblingstool beim Körper sind tatsächlich die somatischen Marker. Total. Also das als Tool zu nutzen, also den somatischen Marker-Check. Damasio, der vorgeschlagen hat, mal zu gucken, wenn du in einem bestimmten Zustand bist, wie weiß dein Körper, dass du in diesem Zustand bist. Also die somatischen oder somatoaffektiven Marker aus so ein bisschen diese Verbindung Mind, Body, Kopf, Körper. Das heißt, ich sage irgendwas oder ich denke irgendwas und mein Körper gibt mir quasi online ein Feedback darüber, wie ich das erlebe.
Das ist für mich ein Tool, was gerade in unserer sehr kognitiv und manchmal sehr dissoziierten Welt total hilfreich ist. Also dann zu fragen, wo ist es eher Brust- oder Bauchbereich, in den Armen, in den Beinen ist es eher leicht oder schwer, hart oder weich, warm oder kalt. Das ist wirklich was, was ich sehr zu schätzen weiß und was wir, glaube ich, auch viel öfter noch trainieren sollten.
[Ruben Langwara– Resilienz-Podcast]
Definitiv. Und in diesem Bezug dann auch, für mich zu realisieren und das in den Kontext dann auch zu bringen, auch von wegen, okay, mein Körper signalisiert mir jetzt gerade was. Ich denke, dass das jetzt hier gerade ein Ärger ist. Aber ist es wirklich Ärger in dem Kontext? Oder habe ich einfach nur gerade Hunger und mein Glukose-Aushalt ist unten und ich erzeuge gerade Hangry. Deswegen bin ich da vollkommen bei dir.
Aus dem Kopf dann auch nochmal in den Körper, weil genau so, wenn man der Theorie der konstruierten Emotionen Glauben schenken mag, werden ja entsprechend Emotionen erzeugt. Also aus dieser Interozeption, also diese innerkörperlichen Signale, die nach oben gesendet werden und dann entsprechend verglichen werden mit bestimmten Erfahrungen, die ich in einem bestimmten Kontext dann gemacht habe. Aber dann auch mal rückwirkend zu denken, okay, ich habe jetzt gerade irgendwie, da ist gerade das hier in meinem Körper.
Und so was denn könnte jetzt gerade dazu geführt haben, dass es mir so geht hier in dem Kontext. Da darf man sich auch mal die ganzen anderen Bereiche dann der körperlichen Residenz angucken. Wie habe ich gegessen? Wie habe ich geschlafen? Habe ich mich heute schon bewegt? Habe ich was getrunken?
Das Thema Müdigkeit hat ganz viel mit Wasserzufuhr, mit Flüssigkeitszufuhr dann auch zu tun. Und manchmal geht es uns dann wirklich schon viel besser, wenn wir ein bisschen was getrunken haben.
[Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast]
Hast du noch so ein Tool, wo man so denkt, so okay, da wäre ich jetzt nicht drauf gekommen für den Körper, weil du hast ja da auch noch viele andere Bereiche, in denen du so unterwegs bist, auch studientechnisch dich reingelesen hast. Gibt es da noch was, bezogen auf den Körper genau?
[Ruben Langwara– Resilienz-Podcast]
Auf den Körper jetzt speziell, also was ich wirklich interessant fand, war dieses Thema Wasser beim Thema Müdigkeit. Was auf den Körper natürlich dann total spannend ist, ist dieses Thema, was zum Beispiel Kälte macht. Auch bei uns. Dieses auch im Übertrag auf das Thema der emotionalen Resilienz oder beziehungsweise auch mentale Resilienz. Wenn ich meinen Körper in einen bestimmten Zustand versetze, wie jetzt beispielsweise eine freiwillige Kälteexposition. Das ist wirklich ganz wichtig, dass dieses Wort deliberate, freiwillig davor ist, weil ich trainiere ja mein Durchhaltevermögen jetzt in einem kalten Wasser, was jetzt beispielsweise unter 15 Grad hat.
Und dadurch trainiere ich dann auch entsprechend meinen Durchhaltemuskel, trainiere auch entsprechend meine Psyche darauf, bestimmte Dinge besser durchzuhalten. Dann hängt das auch nochmal zusammen mit einer Aktivierung des vagalen Tonus, was jetzt hier auch nochmal entscheidend ist. Und das finde ich total spannend, was das jetzt beispielsweise dann noch macht.
Was jetzt natürlich schon sehr, sehr bekannt ist da draußen, dieses Thema der Kälteexposition. Ich fand es halt nur sehr, sehr spannend, was, wie es sich auch wirklich auf die Resilienz auswirkt. Ja, da ist ja allen voran auch in Deutschland bekannt, was dieses Thema angeht.
Hat dazu auch ein wunderbares Buch geschrieben. Dr. Josefine Worczek. Die Heilkraft der Kälte ist total spannend. Aber ich weiß nicht, ob ich jetzt das benannt habe, worauf du hinaus wolltest, ob ich in den Bereich gegangen bin.
[Sebastian Mauritz– Resilienz-Podcast]
Fand ich, also mich interessiert immer, so auch in unseren vielen Austauschen. Und oftmals frage ich dich ohne Mikro und manchmal frage ich dich mit Mikro. Und die unterschiedlichen Perspektiven finde ich ja immer sehr spannend. Also von daher, das ist gut. Ja, spannend. Also ich glaube bei Tools, so die Quintessenz für mich ist immer, alles was mir hilft mit einer bestimmten Haltung, und einer bestimmten Kompetenz, ein konkretes Verhalten zu zeigen.
Das ist für mich dann das Tool der Wahl. Und ich würde immer schauen, dass das möglichst gut und passgenau zu dem ist, was mein Gegenüber gerade braucht. Und na klar, ganz im Sinne von Watzlawick, wenn du nur einen Hammer hast, musst du halt aus jedem Problem irgendwie einen Nagel machen.
Deswegen ist so ein Werkzeugkasten schon ganz gut. Und ich glaube, wenn der Werkzeugkasten einfach mit dir eine hohe Resonanz, Konkurrenz, also wenn ein Werkzeug zu deinem Werkzeug wird, also wenn das Teil auch dann mit deiner Haltung entsprechend verbunden ist und vor allen Dingen auch mit einem Selbsterfahrungsanteil versehen ist, wenn du damit Primärerfahrung selber auch gemacht hast, ich glaube dann ist es auch ein Tool, was dir hilft, was dich unterstützt.
Wir haben ja bei hilft-bei-stress.de, wie gesagt, die ganzen Links unten in den Shownotes, haben wir ja Stress Regulationstools immer auch wissenschaftlich fundiert, einfach über unsere Resilienzinitiative angeboten. Von daher, ja, das sind Tools. Und ja, so zum Abschluss, Matthias Ohler, der Geschäftsführer vom Karl-Auer-Verlag, der hat mal gesagt, das sagte dann in einem Seminar Gunter Schmidt, dass man nicht zum Tooligen werden sollte. Also der einseitige Fokus auf Tools ist nicht so günstig. Und ja, ich fand den Begriff Tooligen sehr schön und immer die Leute, die für Tools in Seminare kommen, ja, das ist okay. Und man muss halt damit rechnen, dass man immer auch ein bisschen Mindset, Skillset und auch Feelset dann zum Toolset dazu bekommt.
In diesem Sinne, lieber Ruben, es war mir wieder ein Vergnügen und dann wünsche ich dir jetzt einen fantastischen Abend, einen fantastischen weiteren Verlauf des Tages, der Woche, des Monats und an alle da draußen, möge die Resilienz mit Ihnen sein und choose your tools wisely. In diesem Sinne, alles Gute und bis bald. Tschüss.
Das war eine weitere Folge von Rethinking Resilience, deinem Podcast für Resilienz in Theorie und Praxis von und mit Sebastian Mauritz und Ruben Langwarer.
Hier geht´s zum Resilienz-Podcast: www.rethinking-resilience.com