In einer Zeit, in der „Nachhaltigkeit“ beinahe als Modewort erscheint, wird oft übersehen, wie essenziell sie für den langfristigen Erfolg von Resilienz-Trainings ist. Resilienz bedeutet schließlich, in schwierigen Zeiten standhaft und flexibel zu bleiben – Fähigkeiten, die nicht nur im Seminarraum, sondern vor allem im Alltag wirken sollen. Doch wie gelingt dieser Transfer? Wie kann das Gelernte langfristig verankert werden, sodass es da greift, wo es wirklich zählt?
Sebastian Mauritz, Gründer der Resilienz Akademie und Lehr-Trainer/-Coach, und Ruben Langwara, Experte für Trainingsdesign und Projektpartner Emotionale Resilienz, haben sich als „Certified Transfer Designer“ nach dem Modell der Stellhebel der Transferwirksamkeit® zertifizieren lassen. Dieses Modell, entwickelt von Ina Weinbauer-Heidel und Masha Ibeschitz-Manderbach, bietet konkrete Ansätze, um Trainingsinhalte nachhaltig in den Alltag zu integrieren.
Warum ist Transferwirksamkeit wichtig und warum bilden wir uns weiter?
In einem Resilienz-Training tauchen Sie tief in Themen wie emotionale Selbstregulation, Stressbewältigung und Lösungsorientierung ein. Doch das beste Training bleibt wirkungslos, wenn das Wissen im Alltag nicht angewendet wird.
Der Transfer ist wie eine Brücke zwischen Theorie und Praxis. Ohne diese Brücke fallen viele Inhalte in die Vergessenheit. Genau deshalb ist es wichtig, dass Trainer:innen und Coaches nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Wege aufzeigen, wie es in konkreten Situationen eingesetzt werden kann.
Sebastian Mauritz und Ruben Langwara haben erkannt, dass Resilienz-Trainings nur dann erfolgreich sind, wenn die Teilnehmenden sich befähigt fühlen, Veränderungen in ihrem Alltag zu verankern. Durch die Weiterbildung als „Certified Transfer Designer“ stärken sie diese Brücke und helfen, Trainings nachhaltiger zu gestalten.
Was sind die Stellhebel der Transferwirksamkeit?
Das Modell der zwölf Stellhebel der Transferwirksamkeit® von Weinbauer-Heidel und Ibeschitz-Manderbach bietet ein wissenschaftlich fundiertes Gerüst, um den Wissenstransfer zu optimieren. Die Autorinnen haben die Stellhebel aus der Transferforschung für die HR-Praxis abgeleitet und in drei Oberkategorien unterteilt.
Teilnehmende:
- Transfermotivation: Besitzen die Teilnehmenden den Wunsch, das Gelernte umzusetzen?
- Selbstwirksamkeitsüberzeugung: Trauen sie sich zu, das Wissen anzuwenden?
- Transfervolition: Sind die Teilnehmenden engagiert, die Motivation aktiv umzusetzen?
Trainingsdesign:
- Erwartungsklarheit: Wissen die Teilnehmenden, was sie im Training erwartet und welche Kompetenzen sie nach dem Training besitzen sollen?
- Inhaltsrelevanz: Sind die Inhalte für die Teilnehmenden nützlich, praxisnah und auf persönliche7berufliche Herausforderungen zugeschnitten?
- Aktives Üben im Training: Wird das Gelehrte ausreichend aktiv angewendet und erprobt?
- Transferplanung: Gibt es konkrete Pläne das Gelernte im Alltag zu integrieren?
Organisation:
- Anwendungsmöglichkeiten: Können die Teilnehmenden das Gelernte in der Praxis anwenden?
- Persönliche Transferkapazität: Haben sie die Zeit und die Ressourcen, das Gelernte umzusetzen?
- Unterstützung durch Vorgesetzte: Fördern Führungskräfte den Transfer aktiv?
- Unterstützung durch Peers: Gibt es kollegiale Unterstützung für den Transfer?
- Transfererwartung im Unternehmen: Gibt es die Erwartungshaltung, das Gelernte im Alltag anzuwenden?
Die Unterteilung der zwölf Stellhebel soll dabei helfen, die zentralen Bereiche für den Erfolg oder auch Misserfolg von einem Transfer in den Alltag besser zu verstehen. So können Trainings gezielt Einfluss darauf nehmen, wie gut das Übertragen in das alltägliche Leben der Teilnehmenden funktioniert und Gelerntes nachhaltig verankern.
Wie nutzen wir die Stellhebel der Transferwirksamkeit®?
Die Weiterbildung zum Certified Transfer Designer ist ein Weg sicherzustellen, dass der Transfer unserer Lehrinhalte in den Alltag unserer Teilnehmenden gelingt. Das erworbene Wissen wird in unseren Resilienz-Trainings umgesetzt und die zwölf Stellhebel der Transferwirksamkeit® werden explizit Teil der Ausbildung zum Resilience Guide und des Prosilienz® Trainings sein.
Das Arbeiten mit diesem Modell ermöglicht es uns, Übungen praxisorientierter zu gestalten, eine stärkere Einbindung des Umfelds mitzudenken und noch besser die Selbstwirksamkeit der Teilnehmenden zu fördern.
Was nachhaltiger Transfer bewirkt
Warum ist ein Fokus auf den Transfer so wichtig? Resilienz ist keine Fähigkeit, die in einem Seminar „abgehakt“ werden kann. Sie ist ein Prozess, der kontinuierliche Anwendung und Reflexion erfordert. Der nachhaltige Transfer stellt sicher, dass Resilienz nicht nur als Konzept verstanden, sondern als Haltung gelebt wird.
Für Organisationen bedeutet dies:
- Höhere Produktivität: Mitarbeitende, die Resilienzstrategien im Alltag nutzen, arbeiten effektiver und sind weniger anfällig für Stress.
- Weniger Fluktuation: Ein resilientes Team bleibt auch in Krisen stabil.
- Stärkere Kultur: Wenn Resilienz gelebt wird, stärkt das die Unternehmenskultur und fördert Innovation.
Für Einzelpersonen bringt ein nachhaltiger Transfer:
- Mehr Lebensqualität: Resilienz ermöglicht es, Herausforderungen gelassener zu begegnen.
- Persönliches Wachstum: Wer das Gelernte anwendet, entwickelt sich kontinuierlich weiter.
- Langfristige Gesundheit: Resilienz schützt vor Stressfolgen und Burnout.
Nachhaltiger Transfer schafft somit eine Win-win-Situation: Er fördert den Erfolg auf individueller Ebene und stärkt gleichzeitig die Strukturen, die Organisationen resilient und anpassungsfähig machen. Die Arbeit, die in den Transfer investiert wird, zahlt sich in vielfacher Hinsicht aus – denn Wissen, das angewendet wird, ist der wahre Mehrwert jedes Trainings.
Rebecca van der Linde, M.A. Germanistik und Kulturanthropologie, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Resilienz Akademie. Als Resilienz-Trainerin und Resilienz-Coach betreut sie den Blog der Resilienz Akademie und unterstützt in der konzeptionellen Entwicklung. Zudem agiert als SEO-Managerin für die Website. Ihr Schwerpunkt liegt auf der digitalen Präsenz der Themen rund um individuelle und organisationale Resilienz.
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 240 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat (www.Resilienz-Kongress.de) sowie des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience (www.Rethinking-Resilience.com).