Wie steht es um die mentale Gesundheit in unserem Land? Als Resilienz Akademie ist das natürlich eine Frage, die uns sehr beschäftigt, da wir die Mission haben, Menschen zu mehr Resilienz und zu mehr mentaler Gesundheit zu verhelfen.
Aus diesem Grund wollen wir einen Blick auf den aktuellen Zustand werfen, sozusagen als Analyse des Ist-Zustands, um von dort aus in einen besseren Zustand zu gelangen. Dazu nutzen wir verschiedene Gesundheitsreporte von Krankenkassen und Versicherungen, die jährliche Berichte zu Ihren Kunden und Kundinnen verfassen.
Warum ist es hilfreich, sich mit Gesundheitsreporten auseinander zu setzen
Gesundheitsreporte bieten wertvolle Einblicke in den aktuellen Gesundheitszustand der Bevölkerung. Sie basieren auf umfangreichen Datenanalysen und Forschungen, und liefern somit fundierte Informationen über gesundheitliche Trends, Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen. Durch das Studium dieser Berichte erhalten wir ein klareres Bild von den gesundheitlichen Herausforderungen, denen sich unsere Gesellschaft gegenübersieht, und können gezielte Maßnahmen ergreifen, um diese Herausforderungen zu bewältigen.
Da jeder Bericht sich auf seinen eigenen Kundenstamm bezieht und auch bei der Befragung der Personen einen unterschiedlichen Schwerpunkt setzt, ist es sinnvoll, sich mit verschiedenen Gesundheitsreporten auseinanderzusetzen, um einen besseren Überblick über den aktuellen Gesundheitsstand zu bekommen.
Allerdings sollte an dieser Stelle gesagt sein, dass die Ergebnisse der Reporte nur einen Teil der Wirklichkeit abbilden. Sie basieren auf Stichproben oder Datensätzen, die eben nicht die gesamte Bevölkerung abbilden – das wäre wohl auch kaum möglich. Zudem gilt es zu beachten, dass die Empfehlungen und Präventionsmaßnahmen immer auf einer Interpretation dieser Datensätze beruhen und es möglicherweise auch zu falschen Schlussfolgerungen kommen kann, gerade, weil bei der Datenerhebung oft der qualitative Kontext fehlt, also das „Warum“ hinter den Zahlen.
Dennoch sind sie wertvolle Ressourcen, um zu erklären, warum wir Resilienz brauchen und wie Menschen geholfen werden kann.
Was sagen die Gesundheitsreporte?
Wir haben uns für diese Jahreszusammenfassung 2023 vier Reporte angeschaut – drei davon sind von großen Krankenkassen und einer ein Bericht einer Versicherung:
- Gesundheitsreport der AOK (Rheinland/Hamburg) (AOK, 2023)
- Gesundheitsreport der BARMER (Barmer, 2023)
- Gesundheitsreport der DAK (DAK, 2023)
- Studie „Ängste der Deutschen“ der R+V Versicherung (R+V-Versicherung, 2023)
Hier eine kurze Zusammenfassung, was die Gesundheitsreporte berichten, bevor wir uns die Ergebnisse genauer anschauen:
- Psychische Belastungen am Arbeitsplatz nehmen zu, wobei Stress und Burn-out als Hauptursachen identifiziert wurden
- Arbeitsbedingungen sind maßgebliche Ursache für psychische Belastung am Arbeitsplatz
- Es gibt einen signifikanten Personalmangel im Gesundheitswesen, insbesondere in Bereichen, die sich auf mentale Gesundheit spezialisieren
Im Folgenden heben wir einzelne Aspekte der Gesundheitsreporte hervor, die besonders auffällig in diesem Jahr sind.
AOK 2023
Die AOK ist eine der größten Krankenkassen in Deutschland. Als gesetzliche Krankenversicherung ist sie in verschiedene regionale AOKs unterteilt, die jeweils für bestimmte Bundesländer oder Regionen zuständig sind. Entsprechend ist es wichtig, regionale Unterschiede mitzubedenken. Im AOK Gesundheitsreport 2023 (Rheinland/Hamburg) lag ein besonderer Schwerpunkt auf Umweltbelastungen und gesundheitliche Auffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen. Hierzu ein paar Fakten:
Kinder und Jugendliche |
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Umweltbelastungen |
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BARMER 2023
Die Barmer gehört ebenso zu den größten Krankenkassen in Deutschland. Als gesetzliche Krankenversicherung bietet sie Versicherungsschutz für verschiedene Aspekte der Gesundheitsversorgung. Der Gesundheitsreport der BARMER befasst sich regelmäßig mit der Gesundheit von Erwerbspersonen. Da immer mehr erwerbstätige Menschen an psychischen Erkrankungen leiden (2021 ca. 35%), lag ein Schwerpunkt des BARMER- Gesundheitsreports 2023 auf dem Thema der psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz, der auf Basis von Routinedaten und Risikofaktoren für psychische Erkrankungen ermittelt wurde.
„Im Vergleich zum Vorjahr sind die erkrankungsbedingten Fehlzeiten 2022 bundesweit nach geschlechts- und altersstandardisierten Auswertungen drastisch und in einem zuvor noch nie beobachteten Ausmaß, nämlich um 29,6 Prozent gestiegen.“ – BARMER Gesundheitsreport 2023
Krankenstand |
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Psychische Erkrankungen |
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DAK 2023
Die DAK-Gesundheit ist ebenso eine große Krankenkasse in Deutschland und bietet für Kassenpatient:innen Basisleistungen gemäß den gesetzlichen Vorgaben an. Dazu gehören zum Beispiel die Kostenübernahme für Arztbesuche, Medikamente, Krankenhausaufenthalte und andere medizinisch notwendige Leistungen. Der jährlich erscheinende DAK Gesundheitsreport bezieht sich auf die Daten zur Arbeitsunfähigkeit aller bei der DAK-Gesundheit versicherten Berufstätigen und gibt damit einen Einblick in das Krankengeschehen der Arbeitswelt.
„Regelmäßig stellt die DAK-Gesundheit dar, welche Krankheiten die größte Rolle gespielt haben, und untersucht geschlechts-, alters-, branchen- und regionalspezifische Besonderheiten.“ – DAK 2023
Krankenstand |
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Personalmangel |
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Zusammenfassung
Zunahme der psychischen Belastungen am Arbeitsplatz
Sowohl der DAK- als auch der AOK-Gesundheitsreport berichten, dass die Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen erneut im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind. Die AOK berichtet sogar, dass ein Drittel aller Arbeitsunfähigkeitsfälle aus dem Bereich der psychischen Erkrankungen als „Belastungs- und Anpassungsstörungen“ klassifiziert werden – und damit die häufigste Einzeldiagnose darstellen. Jede fünfte Krankschreibung entfalle auf depressive Episoden und etwa 13 Prozent der Krankschreibungen betreffen neurotische Störungen, wie das chronische Erschöpfungssyndrom (AOK, 2023).
Besonders auffällig ist, dass in allen Berichten der Anteil der Frauen mit stressbedingten Krankheitsausfällen deutlich höher war als der männliche Anteil. Dabei verweist der Bericht der BARMER darauf, dass zugleich ein Anstieg der Krankheitstage aufgrund psychischer Belastungen bei den jüngeren Arbeitnehmerinnen zu verzeichnen war (Barmer, 2023).
Arbeitsbedingungen als Ursache für psychische Belastungen
Wie gesagt, gehen die Gesundheitsreporte nur geringfügig auf die Ursachen der dargestellten Zahlen ein. Jedoch gerade beim Fokus auf mentale Gesundheit, stellte sich ein Faktor heraus, der hier einen maßgeblichen Unterschied macht: Die Arbeitsbedingungen.
Besonders betroffen von psychischen Belastungen am Arbeitsplatz sind Tätige in der Kranken- und Altenpflege, in der Kinderbetreuung und Erziehung und in der öffentlichen Verwaltung. Besonders der DAK-Gesundheitsreport bezieht sich bei seiner Analyse der betroffenen Sektoren auf die Arbeitsbedingungen – speziell die hohe Arbeitsbelastung aufgrund fehlender Fachkräfte und Personalnotstand.
Am niedrigsten war der Krankheitsstand übrigens in der Rechtsberatung und anderen Unternehmensdienstleistungen. Und eine gute Nachricht: Aus der Studie zu den Ängsten der Deutschen geht hervor, dass die Angst vor Jobverlust ist auf dem niedrigsten Niveau seit 31 Jahren ist.
Problem: Personalmangel im Gesundheitssystem
Dass der Fachkräftemangel im Gesundheitssektor so eine starke Belastung für die Tätigen in diesem Berufsfeld sind, ist eine Seite einer großen Herausforderung, der sich unsere Gesellschaft gerade gegenübersieht. Es ist ein Teufelskreis: Die hohe Arbeitsbelastung durch Personalmangel sorgt dafür, dass sich mehr Pflege- und Gesundheitspersonal (auch für einen längeren Zeitraum) krank oder arbeitsunfähig meldet, was wiederum für einen noch stärkeren Mangel als Personal sorgt und den Druck auf die anderen erhöht.
Zugleich zeigt sich, dass gerade im Bereich der mentalen Gesundheit die Behandlungszeiten aufgrund von Fachkräftemangel zu Wünschen übrig lassen. Für Kassenpatienten kann sich die Wartezeit auf einen Therapieplatz auf bis zu 6 Monate ausweiten. Das ist eine sehr lange Zeit für jemanden, dem es akut gerade nicht gut geht. Hier ist es die Aufgabe der Politik, den Gesundheitszustand und die Arbeitsbedingungen besonders in diesem hochrelevanten Bereich zu verbessern. Doch auch jeder einzelne und wir als Resilienz Akademie können dazu beitragen, mentale Gesundheit und Resilienz zu fördern.
Wie können wir mentale Gesundheit in Deutschland verbessern?
Die Studie der R+V-Versicherungen zeigt, dass die beiden Top-Ängste der Deutschen die Angst vor steigenden Lebensunterhaltskosten und die Angst vor unbezahlbarem Wohnraum sind (R+V-Versicherung, 2023). Doch was fangen wir nun mit solch einer Information an? Was bringen uns die Zahlen zur mentalen Gesundheit nun letztendlich? Schließlich können wir die Inflation nicht allein senken. Aber wir können für einen besseren Umgang mit der Angst sorgen. Die Berichte helfen uns, einen Anhaltspunkt finden, wo Resilienz-Training und Resilienz-Coaching ansetzen kann.
Wie Resilienzstärkung mentale Gesundheit verbessert
Nicht jede:r, der oder die sich aufgrund von psychischen Belastungen krankschreiben lässt, ist bereits so tief in einem pathologischen Muster, dass es Psychotherapie oder Psychopharmaka braucht. Resilienz-Training kann hier sowohl bei akuten Belastungen unterstützen als auch eine wirksame Präventionsmaßnahme darstellen.
Indem wir ein deutschlandweites Netz an qualitativ hochwertig ausgebildeten Resilienz-Trainer:innen (IHK-zertifiziert) aufbauen, bietet die Resilienz Akademie die Möglichkeit, Privatpersonen wie auch Teams, Führungskräfte und ganzen Unternehmen eine Umgangsstrategie mit Stress finden zu lassen, die psychische Belastungen minimiert und mentale Gesundheit fördert. Im Resilienz-Training werden verschiedene Skills und Tools trainiert, die Stress reduzieren, gehirngerechteres Arbeiten implementieren und eine resilientere Kommunikation mit sich und anderen ermöglichen.
Dabei geht es darum, Resilienz und psychische Widerstandskraft dauerhaft im Alltag zu kultivieren, um so langfristig mentale Gesundheit, mit dem Nebeneffekt der Leistungsfähigkeit, zu steigern.
Übrigens muss es kein Resilienz-Training sein: Sie selbst können jederzeit mit nur kleinen Impulsen Ihre Resilienz steigern. In unserem Resilienz ABC finden Sie zahlreiche Anregungen und Tipps, um Ihre mentale Gesundheit mit niederschwelligen Übungen zu trainieren.
Betriebliches Gesundheitsmanagement für mehr mentale Gesundheit
Der Gesundheitsreport der DAK legt in seinem Fazit ganz klar die Verantwortung zur Senkung des Krankenstands in die Hände der Unternehmen und des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Neben der bereits angesprochenen Verbesserung der Arbeitsbedingungen, plädieren die Autoren hier zusätzlich explizit auf den Fokus auf das Arbeitsklima und die soziale Kultur in Unternehmen (DAK, 2023).
Auch der BARMER-Gesundheitsreport spricht sich dafür aus, mit Maßnahmen zur Stärkung der psychischen Gesundheit dort anzusetzen, wo Arbeitnehmende einen Großteil ihrer Zeit verbringen – auf der Arbeit. Allerdings lässt sich hier kein ausführliches Fazit finden, wie genau Maßnahmen zur Stressregulation implementiert werden könnten (Barmer, 2023).
Interessanterweise geht der Bericht der AOK nicht so stark auf die Verantwortung der Arbeitgebenden ein, sondern legt den Fokus zum einen auf eine Verbesserung der Umweltbelastungen, wie Luftverschmutzung, Lärmbelastung und Erderwärmung. Zum anderen wird die Gesundheitskompetenz jedes Einzelnen in den Vordergrund gestellt, zum Beispiel durch die Nutzung von Früherkennungsangeboten (eher auf physische Gesundheitsprobleme bezogen). Wenn es darum geht, die Gesundheitskompetenz allgemein zu erhöhen, legt die AOK die Verantwortung in das Erziehungs- und Bildungssystem, diese Kompetenz so früh wie möglich zu fördern.
Wozu wir mentale Gesundheit fördern sollten
Ein zentraler Grund für die Förderung von mentaler Gesundheit ist aus Sicht der Krankenkassen sicherlich die Senkung des Krankenstandes, der Arbeitsunfähigkeitfälle und dadurch generelle Kostenreduktion. Das ist allerdings auch ein großer Punkt, weshalb Organisationen sich für die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden stark machen sollten. Allein schon eine Reduktion der Fehltage führt zu einer höheren Produktivität.
Doch das ist lange nicht alles. Denn mentale Gesundheit trägt massiv zur persönlichen Lebensqualität bei. Menschen mit einer hohen mentalen Gesundheit spüren mehr Zufriedenheit, haben bessere Beziehungen und können resilienter mit Stress und Herausforderungen umgehen. Organisationen, die Angebote zur Stärkung von psychischer Gesundheit fördern, schlagen damit quasi zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen steigt die Mitarbeiterzufriedenheit und zum anderen steigt die Leistungsfähigkeit durch weniger Fehltage und einen besseren Umgang mit Arbeitsbelastungen.
Für Sie als Privatperson ist Leistungsfähigkeit zwar ein netter Nebeneffekt, aber das Hauptargument, wozu wir mentale Gesundheit fördern sollten, ist und bleibt das Wohlbefinden.
Quellen
- Grobe, Thomas; Braun, Anna; Starke, Paula. (2023). BARMER Gesundheitsreport 2023, online unter: BARMER Gesundheitsreport 2023 (bifg.de).
- Hildebrandt, Susanne; Dehl, Terese; Zich, Karsten; Nolting, Hans-Dieter. (2023). Gesundheitsreport 2023. Analyse der Arbeitsunfähigkeiten. Gesundheitsrisiko Personalmangel: Arbeitswelt unter Druck, online unter: dak-gesundheitsreport-2023-ebook-pdf-2615822.pdf.
- R+V-Versicherung. (2023). Ängste der Deutschen.
- Rheinland/Hamburg, A. (2023). Gesundheits-Report. Fakten zur regionalen Gesundheits- und Versorgungssituation der Bürgerinnen und Bürger im Rheinland und in Hamburg, online unter: AOK Gesundheitsreport 2023.
Bildquellen:
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Rebecca van der Linde, M.A. Germanistik und Kulturanthropologie, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Resilienz Akademie. Als Resilienz-Trainerin und Resilienz-Coach betreut sie den Blog der Resilienz Akademie und unterstützt in der konzeptionellen Entwicklung. Zudem agiert als SEO-Managerin für die Website. Ihr Schwerpunkt liegt auf der digitalen Präsenz der Themen rund um individuelle und organisationale Resilienz.
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 200 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat (www.Resilienz-Kongress.de).