Agilität – Scrum – Resilienz. Was ist wichtig zu wissen?

Agilität hat in den letzten Jahren einen wahren Aufschwung erfahren, wenn es darum geht, Unternehmen effizient und gesund umzustrukturieren. Doch was genau bezeichnet dieser Begriff überhaupt und wie mache ich mein Unternehmen agil?

Wir zeigen Ihnen hier einen Überblick über Agilität im Unternehmen. Am Beispiel der agilen Methode Scrum sehen Sie, wie Projekte agil umgesetzt werden können. Außerdem lernen Sie hier, warum Agilität die Resilienz im Unternehmen fördert, und was Sie noch tun können, um flexibel, gesund und effizient zu arbeiten.

Agilität im Unternehmen

Elefant auf dem Hochseil - Resilienz
Agilität ermöglicht den ein oder anderen positiven Drahtseilakt

Auch wenn der Begriff insbesondere der New Work Szene zugeordnet wird, ist das Thema nichts Neues. Schon seit den 1950ern besteht das Konzept in der Systemtheorie von Organisationen. Wie kommt es also, dass gerade jetzt das Konzept so einen Aufschwung erlebt?

Ein großer Faktor dabei ist wohl die Entwicklung hin zur VUCA-Welt. Kurz gesagt, die heutige Arbeitswelt bringt neue Herausforderungen mit sich (Digitalisierung, Globalisierung, etc.), denen sich Unternehmen stellen müssen. Allerdings wird Agilität heute nicht nur auf eine Produktion oder eine Abteilung angewandt, sondern ganze Unternehmen streben nach einer agilen Struktur.

Was bedeutet Agilität?

Das Wort bezieht sich auf das Lateinische „agilis“, was so viel wie „leicht zu führen“ und „beweglich“ bedeutet. Was Agilität in der Praxis bedeutet, lässt sich dagegen nicht ganz so klar formulieren. In der Wissenschaft gibt es verschiedene Ansätze, die sich in unterschiedliche Umsetzungen in der Praxis übertragen.

Doch was alle Ansätze verbindet, ist das AGIL- Schema. Es geht hierbei um vier grundlegende Dimensionen der Agilität:

Adaption: Das ist die Fähigkeit, auf veränderte äußere Bedingungen einzugehen. Organisationen sollen schnell und dynamisch auf Veränderungen reagieren und sich ihnen anpassen können.

Goal-Attainment: Dies bezeichnet die Fähigkeit, gemeinsam Ziele zu setzen und auch zu erreichen.

Integration: Es ist die Fähigkeit Zusammenhalt im Unternehmen zu gewährleisten und zu bewahren.

Latency: Im Zusammenspiel mit der Integration bedeutet es die Fähigkeit, Übereinstimmung in Werten und Normen zu schaffen und diese abzusichern.   

Wozu dient Agilität im Unternehmen?

Im klassischen Management funktioniert es meist so, dass von oben (im Top-Down-Prinzip) Prozesse, Strategien und Strukturen festgelegt werden. Bei immer gleichbleibenden Herausforderungen funktioniert das auch sehr effektiv. Bei unbekannten Herausforderungen kommt es so aber zu Problemen. Denn neue Prozesse und Strukturen zu entwickeln dauert im klassischen Management sehr lang. Zu lang, um mit der Konkurrenz mitzuhalten.

Um auch bei neuen Herausforderungen dynamisch zu bleiben, braucht das Unternehmen flexible Denk- und Arbeitsweisen auf allen Ebenen der Organisation. Und dazu trägt Agilität bei. Es bedeutet für Organisationen schnell zu reagieren, kundenzentriert zu arbeiten und Verantwortung nicht nur in die Chefetage, sondern in alle Teams zu legen.

Agilität ist dabei nicht gleichbedeutend mit Flexibilität. Flexibilität bedeutet zwar, sich dem Druck von außen anzupassen, danach jedoch in die ursprüngliche Gestalt zurück zu kehren. Bei der Agilität geht es darum, sich dauerhaft an neue Bedingungen anzupassen, um so stets neuen Herausforderungen gewachsen zu sein.

Wie mache ich mein Unternehmen agil?

Agil zu arbeiten bringt also viele Vorteile mit sich, um auf einem unbeständigen Markt standhaft zu sein. Doch wie mache ich mein Unternehmen agil?

Zu einer agilen Organisation gehören verschiedene Faktoren. Allen voran eine agile Führungsstruktur mit flachen Hierarchien. Schließlich soll es darum gehen, schnell reagieren zu können, ohne auf lange Feedbackschleifen zu warten. Dazu gehört auch das Unterstützen von selbstständiger Arbeit. Verantwortung wird geteilt, sodass sich Arbeitnehmende selbstwirksam an Entscheidungsprozessen beteiligen.

Ein weiterer großer Faktor ist die Kommunikation. Transparenz und Feedback sind grundlegend für ein effizientes, innovatives und hochwertiges Arbeiten. So gehört es auch dazu, gemeinsame Ziele für jeden deutlich und präzise zu formulieren.

Für weiteren Input lesen Sie gerne unseren Artikel über Agilität und organisationale Resilienz.

Scrum: ein Beispiel für agiles Projektmanagement

Teamwork - Agilität und Resilienz
Scrum – Ein Framework für gelingendes Arbeiten im Team

Scrum ist eine agile Methode, die ursprünglich aus der Software-Entwicklung stammt. Allerdings kann es auch in anderen Projekten angewendet werden. Denn beim Scrum geht es um ein Rahmenwerk für agiles Projekt- und Prozessmanagement.

Was ist Scrum?

Hier folgt eine kurze Zusammenfassung der Scrum-Methode. Für einen ausführlicheren Einblick lesen Sie: https://www.resilienz-akademie.com/scrum-und-organisationale-resilienz/.

Die grundlegende Idee beim Scrum ist, dass das Team sich selbst organisiert. So gibt es auch nur wenige Regeln, an die es sich zu halten gilt. Dennoch ist Scrum nicht völlig strukturlos. So gibt es mehrere Sprints (Bezeichnung für einen Entwicklungszyklus), die den Ablauf klar strukturieren. Außerdem gibt es beim Scrum drei zentrale Rollen und drei zentrale Komponenten.

Die Rollen sind:

  • Product Owner: Er repräsentiert die Anwender des Produkts oder die Stakeholder, also Produktmanager.
  • Team: Das Team besteht aus maximal neun Mitgliedern und funktioniert ohne Projektleiter. Achten Sie hierbei auch auf eine interdisziplinäre Zusammensetzung.
  • Scrum Master: Er nimmt die Rolle des Moderators ein und sorgt dafür, dass die Regeln des Scrum eingehalten werden. Zudem ist er Ansprechpartner bei Problemen und Konflikten.

Die Komponenten sind:

  • Product Backlog: Das ist die To-Do-Liste für das gesamte Projekt. Hier sind alle Anforderungen an das fertige Produkt für alle sichtbar festgehalten. Der Product Owner überprüft und erweitert den Backlog während des Prozesses.
  • Sprint Backlog: Die einzelnen Anforderungen werden auf Sprints verteilt. Der Sprint Backlog hält in sogenannten Tickets fest, wie weit der Fortschritt des jeweiligen Sprints ist.
  • Product Increment: Das Ende eines Sprints wird durch das Product Increment bestimmt. Es handelt sich hierbei um ein fertiges Zwischenprodukt, das dann weiter überarbeitet werden kann. Wichtig dabei ist, dass es auch schon zu diesem Zeitpunkt funktionsfähig sein soll.

Wie funktioniert Scrum im Unternehmen?

Der Vorteil von Scrum, wie auch von Agilität generell, ist, dass das Team sich selbst organisiert. Das vereinfacht und beschleunigt nicht nur Entwicklungs- und Veränderungsprozesse, sondern führt auch zu höherer Qualität und mehr Selbstwirksamkeit bei den Mitarbeitenden.

Doch was braucht ein Unternehmen dazu? Eine maßgebliche Voraussetzung für Scrum ist das Vertrauen der Führungsebene in das Team. Durch die komplette Selbstorganisation des Teams hat das Management keinen Einfluss auf die Projektentwicklung und muss daher einen Vertrauensvorschuss gewähren können, sowie Kontrolle abgeben.

Zudem ist eine resiliente Kommunikation der Schlüssel zur gelingenden Teamarbeit. Dafür sind insbesondere Wertschätzung und eine gewaltfreie Sprache nützlich. Denn nur durch das gemeinsame Abstimmen werden die einzelnen Tickets zu einem fertigen, funktionierenden Produkt.

Was haben Agilität und Scrum mit Resilienz zu tun?

Resiliente Pflanzen
Resilienz bedeutet auch unter schwierigen Bedingungen zu erblühen

Nach dem Einblick in Agilität und das Beispiel Scrum mag sich die Frage stellen, was das nun mit Resilienz zu tun hat. Ein großer Vorteil von Agilität, der bisher noch nicht angesprochen wurde, ist, dass es die Resilienz im Unternehmen stärkt.

Positive Auswirkungen von Agilität auf Resilienz

Ein agiles Unternehmen ist anpassungsfähig an neue Herausforderungen. So kann es auch schnell und effizient auf auftretende Krisen reagieren. Anders ausgedrückt, ein Unternehmen stärkt den Schutzschild gegen Stress und Krisen durch Agilität.

Außerdem wirken agile Methoden nicht nur für das gesamte Unternehmen stabilisierend, sondern auch für die einzelnen Mitarbeitenden. Denn durch die großflächige Selbstorganisation werden Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortung der Mitarbeitenden gefördert. Diese beiden Kompetenzen sind wichtige Schutzfaktoren gegen psychische Belastung am Arbeitsplatz. Agile Unternehmen sorgen also nicht nur dafür, dass sie standhafter gegen Krisen sind, sondern fördern die Gesundheit innerhalb des Unternehmens.

Wie kann ich noch Resilienz steigern?

Allerdings wird Resilienz nicht nur durch Agilität gefördert, sie ist auch hilfreich bei der Umsetzung von Agilität im Unternehmen. Denn wie oben gezeigt, braucht ein agiles Unternehmen eine bestimmte Führungshaltung und gelingende Kommunikation.

Im Resilienztraining für Führungskräfte lernen Manager, Unternehmer und Führungskräfte wie sie Verantwortung abgeben, ohne das Unternehmen dem Chaos zu überlassen. Und im Resilienztraining für Teams werden unter anderem resiliente Kommunikation und Zielerreichung als Kompetenzen gestärkt.

Ein weiteres Mittel, Resilienz und damit Effizienz und Wohlbefinden im Unternehmen langfristig zu sichern, ist der Resilienz-Lotse (SMA) ®. Er ist Teil des Unternehmens oder des Teams (beispielsweise eignet sich der Scrum-Master perfekt als Resilienz-Lotse (SMA) ®), und dient als Erinnerungshelfer für Wertschätzung und resiliente Kommunikation.

Wozu ist Resilienz wichtig?

Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass Resilienz und Agilität im Unternehmen optimalerweise miteinander einhergehen. Denn Agilität ist die Fähigkeit des Unternehmens, flexibel mit Herausforderungen umzugehen, sich an neue Gegebenheiten anzupassen und somit standhaft bei Krisen zu sein. Es stärkt die Resilienz des Unternehmens. Gleichzeitig ist Resilienz im Unternehmen wichtig, um das Wohlbefinden, die Gesundheit und auch die Funktionalität von Teams und Mitarbeitenden zu gewährleisten. Denn nur gesunde und zufriedene Mitarbeitende werden ihr volles Potential ausschöpfen und in Teams funktionieren. Agilität und Resilienz sind die Zukunftskompetenzen, um Unternehmen auch in der VUCA-Welt stark und erfolgreich zu machen.        


Resilienz Akademie | Agilität – Scrum – Resilienz. Was ist wichtig zu wissen?Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich mit über 50 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen austauscht (www.Resilienz-Kongress.de).

 

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Resilienz Akademie | Agilität – Scrum – Resilienz. Was ist wichtig zu wissen?
Resilienz Akademie | Agilität – Scrum – Resilienz. Was ist wichtig zu wissen?

Resilienz Akademie | Werner-von-Siemens-Straße 1 | 37077 Göttingen | sebastian.mauritz@resilienz-akademie.com | Impressum | Datenschutz | AGB

Nach oben scrollen