Die Arbeitswelt wandelt sich. Und mit ihr wandeln sich die Anforderungen, die uns täglich im Berufsleben erwarten. Doch egal welche Fähigkeiten wir jetzt oder in der Zukunft brauchen, Resilienz ist der Metaskill, um auf sie zuzugreifen. Nur wer handlungsfähig unter Stress bleibt, wird jederzeit sein volles Potential ausschöpfen können und dabei gesund bleiben.
Der Wandel der Top Skills
Noch vor fünf Jahren waren andere Fähigkeiten und Fertigkeiten für den beruflichen Erfolg wichtig, als sie es heute sind. Und sehr wahrscheinlich werden in weiteren fünf Jahren es wieder andere Skills sein, die wir als wichtig bewerten.
Das World Economic Forum hat in dem „Future Jobs Report“ aufgezeigt, wie sehr sich die zehn wichtigsten Kompetenzen im Job zwischen 2015 und 2020 gewandelt haben. Die Fähigkeit zur komplexen Problemlösung wird dabei unverändert als wichtigster Skill im Arbeitsleben bewertet. Die Fähigkeit zu kritischem Denken dagegen hat in den letzten fünf Jahren an Bedeutung gewonnen und liegt 2020 nach Studienergebnis auf Platz 2.
Einen extremen Zugewinn an Relevanz bekommen heute Kreativität, Emotionale Intelligenz und kognitive Flexibilität. Während Kreativität 2015 es nur knapp in die Top 10 schaffte, ist es 2020 unter den Top 3. Und die beiden anderen Kompetenzen wurden 2015 gar nicht erst gelistet.
Der Grund für diesen Wandel ist die Entwicklung hin zur VUCA-Welt. Unternehmen und deren Mitarbeitenden müssen flexibel, schnell und anpassungsfähig auf den Markt reagieren, wobei Innovation ein wichtiger Vorteil gegenüber der Konkurrenz ist. Gerade deshalb werden Fähigkeiten für einen reibungslosen und schnellen Wandel mehr geschätzt.
Die Rolle der Resilienz – stressfrei im Wandel
Was hat Resilienz nun mit diesen Fähigkeiten für die Arbeitswelt zu tun? Die Antwort ist simpel: Denn wir können nur mit einer starken Resilienz auf diese geforderten Kompetenzen und Ressourcen zugreifen. Sie ist die Klammer, also eine Art Metaskill, um überhaupt diese kognitiven Fähigkeiten abzurufen.
Wandel verursacht Stress
Das Leben, wie wir es jetzt kennen, hat sich in den vergangenen Jahren schon deutlich gewandelt. Besonders durch den technischen Fortschritt der Menschheit sieht Arbeiten heute anders aus als gestern. Dabei stehen große Neuerungen immer noch bevor. Wir befinden uns erst in den Anfängen, was die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz oder des 3D Drucks beispielsweise betreffen.
Doch genau diese Innovationen und Veränderungen verursachen Stress. Aus biologischer Sicht ist das logisch, denn Stress als Reaktion des Körpers dient als Schutzmechanismus. Es ist ein Kurzzeit-Notfallsystem, um uns bei potenziellen Gefahren aufmerksam und handlungsfähig zu machen. Wir mussten zu Beginn der Menschheitsgeschichte auf Unbekanntes mit Stress reagieren, um zu überleben.
Heute reagieren wir mit Stress allerdings auch außerhalb von Notfällen und leider eher selten für kurze Zeit. Stress ist in der Arbeitswelt zum stetigen Begleiter, wenn nicht sogar zum Statussymbol geworden. Dauerhafter, hoher Stress führt allerdings zum Gegenteil von Handlungsfähigkeit, sodass wir auf die wichtigen Fähigkeiten im Job nicht zugreifen können.
Und die Gewissheit, dass die Welt sich weiterhin ins Ungewisse wandeln wird, trägt nicht zur Reduzierung des Stresses bei.
Wie wir mit Resilienz kompetent und fähig bleiben
Ein Grundgedanke resilienter Menschen ist:
Was immer Du tust, tue es aus einem guten Zustand heraus
Denn unser Zustand ist zentral für den Zugriff auf unsere Ressourcen. Denken, Fühlen und Handeln sind auf eine ganz besondere Weise miteinander verbunden. Unser Zustand hat großen Einfluss darauf, wie wir auf Situationen wahrnehmen und auf sie reagieren.
Ein Teil einer starken Resilienz ist das Statemanagement, sprich die Kompetenz Zustände gezielt zu steuern. Unter Stress, also einem schlechten Zustand, leidet der Mensch gerne an einer Kompetenz-Amnesie. Die Stressemotionen Angst und Ärger verhindern den Zugriff auf die Ressourcen und somit können wir nicht über die oben erwähnten Top-Skills verfügen. Im Resilienztraining lernen Menschen diese Emotionen gezielt zu regulieren. Nur so werden wir handlungsfähig bei Belastung und können beispielsweise Kreativität ausleben und Innovationen schaffen.
Organisationale Resilienz im Unternehmen und individuelle Resilienz bei Mitarbeitenden zu fördern stärkt die Zustandssteuerungskompetenz. Somit werden auch Veränderungsprozesse und zukünftige Wandel in der unsteten Arbeitswelt stressfrei bewältigt und erfolgreich gemeistert.
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich mit über 50 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen austauscht (www.Resilienz-Kongress.de).