Am 20. Juli 1969 betrat Neil Armstrong als erster Mensch den Mond und sprach die berühmten Worte: „That’s one small step for [a] man, one giant leap for mankind.“ Diese historische Leistung war das Ergebnis jahrelanger Planung, harter Arbeit und vor allem: außergewöhnlicher Resilienz. Die Apollo-11-Mission stand vor unzähligen Herausforderungen – technische Pannen, immense psychische Belastung und das ständige Risiko des Scheiterns. Doch die Astronauten, Ingenieure und Wissenschaftler:innen bewiesen etwas, das weit über klassische Resilienz hinausgeht: Prosilienz®.
Warum wir von Apollo 11 fürs Leben lernen
Sicherlich sind wir uns alle einig, dass eine Mondmission alles andere als gewöhnlich ist. Es handelt sich um ein Event, dass eine Dekade in Planung war und für einen Moment es tatsächlich schaffte, nationale Grenzen verschwinden zu lassen. Für einen Moment war die Menschheit eins – „Wir“ waren auf dem Mond.
Doch damit es dazu kommen konnte, war nicht nur Resilienz während des Lern- und Entwicklungsprozesses nötig. Es war die Fähigkeit aller Mitwirkenden zur Prosilienz®, die die Mondlandung zu einem der größten Erfolge der menschlichen Geschichte machten. Prosilienz®, ein Konzept entwickelt von Sebastian Mauritz, ist mehr als nur Widerstandskraft gegen Krisen – es ist die Fähigkeit, vorausschauend zu handeln, sich aktiv auf Herausforderungen oder gar Krisen vorzubereiten, um gestärkt in schwierigen Situationen handeln zu können. Apollo 11 war ein Paradebeispiel dafür: Jede Eventualität wurde bedacht, Alternativen wurden entwickelt, und das Team wusste genau, wie es im Notfall reagieren musste.
Was können wir daraus fürs Leben lernen? Wir alle stehen regelmäßig vor Herausforderungen – ob im Beruf, in Beziehungen oder bei persönlichen Zielen. Wer prosilient denkt und handelt, geht diese Herausforderungen nicht nur reaktiv an, sondern entwickelt vorausschauende Strategien, um gestärkt daraus hervorzugehen. Es braucht dafür nicht ein Ziel wie eine Mondlandung. Spätestens nach der Corona-Pandemie erkennen wir den Wert, nicht reaktiv und panisch auf Krisen zu reagieren, sondern vorausschauend und gefasst in eine unsichere Zukunft zu blicken. Prosilienz® ist damit eine Fähigkeit, die insbesondere für Unternehmen gewissermaßen unablässig ist, jedoch auch für jeden einzelnen von uns privat.
Was ist Prosilienz® und was hat sie mit Raumfahrt zu tun?
Prosilienz® ist eine Wortneuschöpfung, die sich aus den beiden Wörtern „Proaktiv“ und „Resilienz“ zusammensetzt. Resilienz verstehen wir als Fähigkeit, flexibel auf Einwirkungen von außen und von innen zu reagieren, Stress zu regulieren und ganzheitlich Gesundheit auch unter widrigen Umständen zu bewahren. Sie ist das Ergebnis eines stetig ablaufenden dynamischen Prozesses – die Balance aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen (Schutzfaktoren) und den Anforderungen (Risikofaktoren). Bei Resilienz geht es darum Rückschläge zu verkraften und nicht nur gesund, sondern auch gestärkt aus Krisen hervorzugehen.
Was wäre aber, wenn es gar keine echte Krise braucht, um Resilienz zu stärken? Hier kommt dann die Proaktivität ins Spiel. Es geht immer noch darum, durch Herausforderungen zu wachsen. Nur eben durch keine realen – Prosilienz® zeichnet sich durch das Durchspielen von imaginären Krisen aus, um aus den eigenen Fehlern zu lernen und persönliche Stressoren und Verhaltensmuster besser kennen zu lernen. Der Stress, den es für das Wachstum braucht, ist echt, die Konsequenzen aber nicht.
Prosilienz® in Kurz
- Proaktive Resilienz: Statt zu reagieren, geht es um das aktive Vorbereiten auf mögliche Herausforderungen und Probleme.
- Antizipatives Lernen: Frühzeitiges Erkennen von Risiken und proaktives Entwickeln von Strategien.
- Dynamische Anpassung: Leichtigkeit und Flexibilität für den Umgang mit Veränderungen.
Was wir aus der Raumfahrt lernen
Die Raumfahrt bietet ein perfektes Beispiel für eine starke Prosilienz®. Jede NASA-Mission basiert auf akribischer Planung, Simulationen und Alternativstrategien. „Failure is not an option“ – dieser berühmte Satz aus dem Apollo-Programm zeigt eine prosiliente Denkweise: Man geht nicht nur mit Fehlern um, sondern verhindert sie proaktiv, indem man Alternativen bereitstellt.
Die drei Kernprinzipien der Prosilienz in der Raumfahrt:
Vorbereitung auf das Unerwartete: Apollo 11 hatte für jedes Szenario einen Plan. Das ist auch im Alltag entscheidend: Wie gehen wir mit unerwarteten Herausforderungen um? Haben wir Alternativen parat?
Ressourcen gezielt nutzen: Die Landung auf dem Mond wäre ohne den effizienten Einsatz von Energie und Materialien gescheitert. Auch wir sollten unsere Energie und Zeit bewusst einsetzen.
Emotionale Stabilität unter Druck: Astronauten trainieren mentale Stärke, um in Stresssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Das können wir auch in unserem Alltag kultivieren.
Prosilienz® ist also keine abstrakte Idee – sie ist ein greifbares Konzept, das uns hilft, unser Leben souveräner zu meistern.
Wie können wir Prosilienz® stärken?
Wenn Sie Prosilienz® in Ihrem Unternehmen trainieren möchten, bieten wir die Ausbildung „Planspiel ‚Resilienz & Prosilienz®‘“ an. In diesem drei-tägigen Seminar lernen Sie sich spielerisch durch Krisen zu bewegen, Umgangsstrategien aufzubauen und die Kompetenz für einen gelingenden Umgang mit allem was ist und was noch kommen kann zu stärken. Ähnlich wie sich Astronauten in einen Flugsimulator setzen, spielen Teams in einer sicheren Umgebung mögliche Herausforderungen durch.
Im Sinne eines Apollo-Trainings geben wir Ihnen auch hier schon drei Impulse mit, um jetzt schon die Ressourcen für morgen aufzubauen – ohne echte Krise.
Szenarien vordenken
Astronauten überlassen im All nichts dem Zufall. Sie durchlaufen intensive Simulationen, um für jede denkbare Notfallsituation vorbereitet zu sein. Im Ernstfall wissen sie genau, was zu tun ist – weil sie es bereits unzählige Male mental und praktisch durchgespielt haben. Im BBC-Podcast „13 Minutes to the Moon“ sprechen die Astronauten darüber, dass sie in der Simulation weitaus mehr gescheitert sind als erfolgreich zu landen. Sie sind im Simulator 100 Mal gestorben – Erst das gab ihnen die Sicherheit für den „Ernstfall“.
Auch wir können uns im Alltag auf kritische Situationen vorbereiten, indem wir mögliche Herausforderungen gedanklich vorwegnehmen und Lösungsstrategien entwickeln:
- Was passiert, wenn mein wichtigstes Projekt scheitert? Welche Alternativen stehen mir zur Verfügung?
- Wie reagiere ich, wenn plötzlich eine unerwartete Krise eintritt? Habe ich einen Notfallplan?
- Welche Strategien kann ich entwickeln, um meine langfristigen Ziele trotz Hindernissen zu erreichen?
Wer sich solche Fragen im Voraus stellt und durchdenkt, trifft in stressigen Situationen bessere Entscheidungen, bleibt handlungsfähig und kann schneller reagieren. Prosilienz® bedeutet, nicht erst in der Krise (wenn auch zielführend) zu improvisieren, sondern frühzeitig vorzusorgen – genau wie bei einer erfolgreichen Weltraummission.
Adaptationsfähigkeit kultivieren
Eine gewisse Chamäleon-Kompetenz ist in einer Welt, die sich so schnell wandelt, nicht nur vorteilhaft, sondern geradezu notwendig. Der Mensch hat sich schon immer durch seine Anpassungsfähigkeit ausgezeichnet und diese Ur-eigene Kompetenz gilt es im Alltag gezielt zu trainieren und einzusetzen. Und damit ist nicht allein ein resilientes Reagieren und Anpassen gemeint, sondern ebenfalls ein proaktives Aufbauen neuer Verhaltensstrategien für verschiedene Situationen.
Der Mensch ist zwar sehr gut im Anpassen, doch er tut es eigentlich nur im Notfall. Denn wir sind Gewohnheitstiere und greifen, sofern alles ‚normal‘ läuft, extrem schnell und gerne auf gut bekannte Routinen zurück. Der Grund hierfür ist unser eingebauter Energiesparmodus des Gehirns. Allerdings schränkt es unsere Flexibilität ein, wenn wir uns zu sehr auf die bekannten Bahnen verlassen und nie neue Wege ausprobieren. Wenn wir uns allerdings bewusst aus unserer Alltags- bzw. Komfortzone begeben, dehnen wir sozusagen unsere Verhaltensmuster und machen uns anpassungsfähiger.
Beginnen Sie dafür mit kleinen Routine-Abweichungen. Putzen Sie sich die Zähne mit der anderen Hand, probieren Sie eine neue Strecke zur Arbeit aus, testen Sie ein Gericht, das Sie noch nicht kennen. Je mehr Sie sich an Veränderungen gewöhnen, desto leichter fällt es Ihnen, flexibel auf Unerwartetes zu reagieren.
Emotionale Stärke trainieren
Astronauten stehen während ihrer Missionen unter extremem Druck: Sie sind ggf. monatelang von ihren Familien getrennt, leben auf engstem Raum und müssen in jeder Situation einen kühlen Kopf bewahren. Ein kleiner Fehler kann katastrophale Folgen haben. Trotzdem bleiben sie fokussiert, ruhig und handlungsfähig – selbst in lebensbedrohlichen Notfällen. Wie schaffen sie das?
Der Schlüssel liegt in einem gezielten mentalen Training, das emotionale Widerstandskraft fördert. Denn Stress ist unvermeidlich – entscheidend ist, wie wir damit umgehen. Auch wir können diese Techniken nutzen, um in schwierigen Situationen gelassen und lösungsorientiert zu bleiben.
So ein emotionales Astronautentraining kann zum Beispiel folgende drei Stationen umfassen:
Atemtechnik:
Ein zentrales Element des Astronautentrainings ist die bewusste Steuerung der eigenen Physiologie. In Stresssituationen erhöht sich der Puls, die Atmung wird flach, und der Körper schaltet in den Überlebensmodus. Wer lernt, diesen Zustand bewusst zu regulieren, bleibt fokussiert und handlungsfähig – Im All und auf der Erde.
Hierfür bietet sich die „Resonanzatmung“ an, die ihren Namen daher bekommt, dass sie unseren Atem in Resonanz mit unserem natürlichen Herzrhythmus bringt und so nicht nur das Herz sondern tatsächlich auch das Hirn beruhigt. Atmen Sie vier Sekunden durch die Nase in den Bauch hinein ein und lassen Sie anschließend sechs Sekunden den Atem ausströmen. Wiederholen Sie diesen Vorgang mindestens zehn Mal, gerne auch öfter.
Schon eine Minute einer solchen Atmung hilft Ihnen dabei, aufkochende Emotionen zu regulieren und auch unter Stress einen kühlen Kopf zu bewahren.
Innerer Funkkontakt:
Die NASA ist 24/7 mit den Astronauten per Funkkontakt verbunden. Ähnlich sieht es mit unseren eigenen inneren Dialogen aus – wir sind die ganze Zeit mit uns selbst im Gespräch. Und je nachdem wie wir mit uns sprechen, beeinflussen wir unsere Prosilienz®. Anstatt zu denken „Das ist zu schwer“, können wir bewusst formulieren: „Das ist eine Herausforderung, aber ich find eine Lösung“. Auch das kleine Wort „noch“ wirkt Wunder auf unser Mindset: „Ich habe noch keine Lösung“.
Gefühlslage erkennen und benennen:
Dr. Dan Siegel prägte den Spruch „name it to tame it“: Benenne es, um ihm die Kraft zu nehmen. Neben einem ununterbrochenen Funkkontakt ist es für Astronauten lebensnotwendig, konkret beschreiben zu können, was sie sowohl im Außen als auch im Innen beobachten. Wir können unserem Innenleben ein Label geben, zum Beispiel indem wir erkennen „Ich fühle gerade Trauer beim Gedanken an Veränderung“ oder „Ich spüre Sorge, wenn ich an das Projekt morgen denke“.
Schon diese Einsicht hilft dabei, zum einen die Emotionen anzunehmen, statt sie zu verdrängen und zum anderen ihre Intensität zu regulieren. So bleiben wir trotz Emotionen in einer Position der Selbstwirksamkeit und können anpassungsfähig sein.
Wozu befähigt uns Prosilienz®?
Prosilienz® ist eine Fähigkeit, von der wir jederzeit und in allen Bereichen unseres Lebens profitieren. Ob im Beruf, in Beziehungen oder persönlichen Zielen: Wer prosilient handelt, fühlt sich sicherer, weil er oder sie weiß, dass alternative Lösungen bereitstehen. Das gibt innere Ruhe und Selbstvertrauen.
Diese proaktive Form der Resilienz gibt Souveränität im Umgang mit Herausforderungen, Problemen oder gar Krisen. Denn anstatt, panisch zu reagieren, behalten prosiliente Menschen einen klaren Kopf und handeln strategisch – genau wie Astronauten im All.
Letztendlich befähigt uns Prosilienz® dazu auf dem Mond zu landen. Die Apollo-11-Mission war nicht nur ein technologisches Meisterwerk, sondern auch ein Paradebeispiel für diese Kernfähigkeit. Jeder von uns kann diese Denkweise übernehmen, um Herausforderungen mit mehr Gelassenheit und Weitsicht zu begegnen. Wer sich prosilient auf das Leben vorbereitet, wird nicht nur resilienter – sondern macht selbstbewusst den nächsten großen Schritt in die Zukunft. Machen Sie sozusagen prosilient Ihren persönlichen „giant leap“!
Bildquelle: www.depositphotos.com: Astronaut on the Moon@Merlinus74, Space Launch@3DSculptor, Photo of the Moon@Balamutka77, Illustration: Dylan Sara
Rebecca van der Linde, M.A. Germanistik und Kulturanthropologie, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Resilienz Akademie. Als Resilienz-Trainerin und Resilienz-Coach betreut sie den Blog der Resilienz Akademie und unterstützt in der konzeptionellen Entwicklung. Zudem agiert als SEO-Managerin für die Website. Ihr Schwerpunkt liegt auf der digitalen Präsenz der Themen rund um individuelle und organisationale Resilienz.
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 240 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat (www.Resilienz-Kongress.de) sowie des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience (www.Rethinking-Resilience.com).