Spürsinn statt Kontrollverlust: Intuition als Resilienzfaktor in Zeiten von KI

Dass wir in einer Zeit tiefgreifender Transformation leben, muss wahrscheinlich nicht weiter erläutert werden. So geht es heute auch nicht mehr um ein „entweder-oder“, sondern vielmehr um ein „sowohl-als-auch“. Unsere Intuition ist eine Ursprungsressource: ein inneres Resonanzsystem, das auf uraltem Erfahrungswissen, Körpersignalen und Stimmigkeit beruht. Sie begleitet uns seit jeher durchs Leben – leise, aber präzise und in kritischen Momenten oft glasklar. Gerade in Akutsituationen zeigt sie sich als instinktiver Impuls, der uns mit erstaunlicher Klarheit direkt zum Handeln bewegt. Doch viele von uns haben den Zugang zur Intuition im Laufe des Erwachsenenwerdens „verlernt“ und die fortschreitende Digitalisierung verstärkt diesen Verlust, indem sie Entscheidungen zunehmend auslagert, Prozesse automatisiert und Algorithmen das Denken abnehmen. Gerade deshalb ist es an der Zeit, den inneren Spürsinn wieder bewusst zu kultivieren.

Denn während Künstliche Intelligenz enorme Potentiale, zum Beispiel für den Umgang mit Problemen im Alltag, hat – beispielsweise durch Datenanalyse und Prozessoptimierung, bleibt Intuition unser Zugang zu Stimmigkeit, Sinn und innerem Wissen – gerade in Krisen. In einer digitalisierten Welt, in der Entscheidungen oft komplex und unübersichtlich sind, ist sie ein seelischer Schutzfaktor und menschliches Korrektiv. Sie ist ein „zuverlässiges Werkzeug“ (nach Prof. Dr. Gigerenzer) und hilft uns, nicht nur zu reagieren, sondern zu spüren, was wirklich richtig ist – und damit resilient zu bleiben.

In diesem Artikel fragen wir: Was macht Intuition heute so bedeutsam – und wie kann sie uns helfen, im Umgang mit KI innerlich klar und handlungsfähig zu bleiben?

Warum Intuition und KI sich heute ergänzen müssen

Der Vormarsch der Künstlichen Intelligenz (KI) und die wachsende Informationsflut fordern uns nicht nur technologisch heraus, sondern auch psychisch. Immer mehr Entscheidungen müssen in immer kürzerer Zeit getroffen werden – oft ohne dass wir alle Fakten kennen oder rational durchdenken können. Gleichzeitig verlieren klassische Sicherheiten an Bedeutung: Berufsbilder verändern sich, Rollen und Identitäten geraten ins Wanken, und viele erleben eine wachsende innere Unruhe angesichts einer Welt, die sich schneller verändert, als wir sie verarbeiten können. Das birgt große Chancen und Möglichkeiten.

Potentiale von KI

KI kann uns in vielen Bereichen entlasten. Sie hilft dabei, riesige Datenmengen effizient auszuwerten, repetitive Aufgaben zu automatisieren und Entscheidungsprozesse zu beschleunigen. In Medizin, Forschung, Bildung oder Verwaltung ermöglicht sie neue Lösungen, die unser Leben komfortabler, sicherer und strukturierter machen. Gerade in einer Welt wachsender Komplexität kann KI somit zur Komplexitätsreduktion und Orientierung, als eines der wichtigsten Grundbedürfnisse von uns Menschen (nach K. Grawe) beitragen. Zum Beispiel durch intelligente Assistenzsysteme, individuelle Empfehlungen oder automatisierte Routinen.

In unserem Blog haben wir bereits 2023 über die positiven Zusammenhänge von KI und Resilienz berichtet. Seitdem greifen wir in unseren Artikel regelmäßig das Thema auf. Denn wir sind überzeugt: Technischer Fortschritt und mentale Gesundheit müssen nicht gegensätzlich, sondern zusammen gedacht werden.

KI Academy: Unter der Leitung unseres geschätzten Kollegen Olaf Walter, erfahrener systemischer Beraterin und Experte für Kommunikations- und Organisationsentwicklung, bietet die KI Academy passgenaue Weiterbildung für Beruf und Leben in der KI-Ära:

  • Praxisnah & verständlich: Lernen, wie KI aktuell funktioniert und wie man sie sinnvoll in den eigenen Alltag, Beruf oder das Coaching integriert.
  • Kompetent & interdisziplinär: Kombination aus systemischer Beratung, digitalem Wissen und Resilienzkompetenz – genau in der Schnittmenge zwischen Technik und Mensch.
  • Zielgruppenorientiert: Ideal für Coaches, Resilienztrainer:innen, Führungskräfte und alle, die KI methodisch und werteorientiert einsetzen möchten.

Besonders wertvoll: Für ausgewählte Kurse bietet die KI Academy eine Zertifizierung durch die IHK Potsdam an, zum Beispiel zum „KI-Manager (IHK)“ – ein starkes Signal für Qualität und berufliche Anschlussfähigkeit. Mehr dazu, Termine und Kursmodule findest du direkt auf ihrer Website: ki.academy/ki-weiterbildung.

Kontrollverlust durch KI

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Dass der bewusste Umgang mit KI und entsprechende Aufklärung absolut notwendig sind, zeigt sich mit Blick auf die Unsicherheiten von Menschen, die damit einhergehen. Denn wichtig ist bei allen Vorteilen von KI: Je schneller sie sich entfaltet, desto mehr steigt auch das Risiko, ein Gefühl der Überforderung zu empfinden. Durch die Entwicklung zeigt sich zunehmend eine entsprechend ambivalente Realität: Berufsbilder wandeln sich, zwischenmenschliche Kommunikation verändert sich, und gewohnte Orientierungen verlieren an Gültigkeit. Viele fragen sich: Bin ich noch relevant? Wem kann ich trauen? Was bleibt wirklich menschlich?

Die Folge können Zukunftsängste, ein wachsendes Stressniveau und die Tendenz, sich ohnmächtig gegenüber dem Fortschritt zu fühlen, sein. Studien sprechen von einem Phänomen der AI-Anxiety – der Angst vor Künstlicher Intelligenz. Dabei geht es nicht nur um dystopische Vorstellungen wie die Superintelligenz, sondern um ganz konkrete Sorgen im Alltag: Wird mein Beruf ersetzt? Kann ich Informationen noch trauen? Wird meine Autonomie eingeschränkt?  

Eine Studie aus Saudi-Arabien (2024) mit 300 Teilnehmenden zeigt, dass 96 % der Befragten unter existenziellen Ängsten im Zusammenhang mit KI leiden – etwa zusammenhängend mit Sinnverlust, ethische Dilemmata oder Schuldgefühle. Sie macht deutlich, dass Ängste vor KI kein Randphänomen sind, sondern bereits weit verbreitet. Auch der US-amerikanische Professor und Psychologe Jonathan Haidt hat mit seinem New-York-Times-Bestseller „The Anxious Generation“ („Generation Angst“) eindrucksvoll beschrieben, wie die digitale Medienwelt bei jungen Menschen zunehmend zu psychischer Instabilität, Überforderung und Rückzug führt. Haidt analysiert darin, wie permanente Erreichbarkeit, soziale Vergleiche und digitale Überwachung subtil, aber nachhaltig das Vertrauen in sich selbst und die Welt erschüttern.

Eine aktuelle Untersuchung der Universität Zürich (2025) zeigt zudem: Die Mehrheit der befragten Menschen fühlt sich vor allem durch konkrete Risiken der KI beunruhigt – etwa durch mögliche Fehlinformationen, eine Zunahme gesellschaftlicher Vorurteile durch algorithmische Verzerrungen und die Angst, in einer immer digitaleren Welt den Anschluss oder die Übersicht zu verlieren.

In genau diesen Momenten zeigt sich die Bedeutung von Intuition. Denn Intuition ist unsere tief verankerte Fähigkeit, aus Erfahrung, Körperwahrnehmung, emotionalem Wissen und unbewusster Verarbeitung sinnvolle und gewissenhafte Einschätzungen zu treffen – selbst (oder gerade) wenn wir nicht alles bewusst erklären können. Sie ist ein inneres Navigationssystem, das uns auch durch Unsicherheit trägt – ein (seelischer) Resilienzfaktor.

Was unter Intuition verstanden werden kann

Welche Assoziation kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie Intuition hören? Häufig wird mit ihr eine Art „Vorahnung“ verbunden, einem plötzlichen Impuls oder dem berühmten „Bauchgefühl“. Der führende Intuitionsforscher und Psychologe Prof. Dr. Gerd Gigerenzer (Direktor emeritus am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung) beschreibt Intuition als „intelligente Abkürzung“, die auf Heuristiken basiert – also erfahrungsbasierte Entscheidungsregeln. Daniel Kahneman unterschied in seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ (2012) hingegen zwischen zwei Denkmodi: System 1 (intuitiv, schnell, emotional) und System 2 (analytisch, langsam, reflektiert). Beide zeigen: Intuition ist kein irrationaler Impuls, sondern die schnellste Form erlernter Intelligenz.

Neurowissenschaftlich ist Intuition eng mit dem präfrontalen Kortex, der Insula und dem anterioren cingulären Cortex verbunden – also jenen Arealen, die für Selbstwahrnehmung und emotionale Bewertung zuständig sind. Studien belegen: Wenn wir intuitiv entscheiden, aktiviert sich ein ganzheitliches Zusammenspiel zwischen Emotion, Körperempfindung und implizitem Wissen (vgl. Lieberman et al., 2012). Wer sich mehr mit Intuition beschäftigt, entdeckt: Sie ist eine hochkomplexe Form der Intelligenz – evolutionär alt, neurobiologisch tief verankert, und in Krisenzeiten überlebenswichtig.

In der Forschung lassen sich folgende Unterscheidungen finden:

  • Kognitive Intuition: Unbewusst gespeichertes Erfahrungswissen, das sich als sofortige Einschätzung äußert – oft bei Fachkräften mit viel Praxiserfahrung (z. B. Feuerwehr, Medizin, Coaching) (vgl. Klein, 1998).
  • Emotionale Intuition: Affektive Reaktion auf Situationen oder Menschen, die sich körperlich spürbar zeigt – als Unruhe, Druckgefühl oder Erleichterung (vgl. Sadler-Smith, 2016).
  • Moralische Intuition: Spontanes inneres Wissen darüber, ob etwas richtig oder falsch ist – oft bevor rationale Argumente formuliert werden können (vgl. Haidt, 2001).

Intuition ist hiernach

  • ein blitzschneller Abgleich innerer Muster
  • ein Resonanzsystem für Stimmigkeit
  • ein emotionales Frühwarnsystem
  • eine Art „körperliches Denken“
  • eine stille Form von innerer Führung

Das System 1-Denken (nach Kahneman, 2012) oder die intuitive Expertise (Klein, 1998) lässt sich besonders gut durch Wiederholung, Mustererkennung und situatives Lernen bilden. Gigerenzer betont: „Gute Intuition entsteht nicht aus dem Nichts – sie speist sich aus Erfahrung“ (Gigerenzer, 2007).

Intuition als Seelienz® -Faktor und spirituelle Weisheit

Resilienz Akademie | Spürsinn statt Kontrollverlust: Intuition als Resilienzfaktor in Zeiten von KINicht nur psychologisch und neurowissenschaftlich lässt sich Intuition betrachten. Sie ist vor allem auch in der Spiritualität und uralten Traditionen zu finden. Hier wird sie auch als unmittelbarer Zugang zur Wahrheit beschrieben – nicht vermittelt durch Denken oder Logik, sondern durch eine innere Weisheit. Begriffe wie Eingebung, Hellspüren oder übersinnliche Wahrnehmung tauchen in diesem Kontext ebenfalls auf, die vor allem auch kulturell geprägt sind– und im deutschsprachigen Raum oft schnell in die esoterische Ecke gestellt werden. Doch diese Reduktion greift definitiv zu kurz. Denn gerade spirituelle und religiöse Traditionen weltweit haben über Jahrhunderte hinweg Wege gepflegt, Intuition zu schulen, zu stärken und als natürlichen Zugang zu einer tieferen Wahrheit zu nutzen. Ob durch Gebet, Meditation, kontemplative Praxis oder das Lauschen auf das „innere Wort“ – Intuition war stets Teil der spirituellen Erfahrungswelt und wurde als essenzieller Aspekt innerer Führung geschätzt.

Diese spirituelle Ressource heute abzuwerten, wäre nicht nur unklug, sondern würde uns einen kraftvollen Schutzfaktor der seelischen Resilienz entziehen. Bereits 1979 beschrieb die Psychologin und spirituelle Lehrerin Frances Vaughan Intuition als eine besondere Form der Wahrnehmung, „die mit einer spirituellen Dimension des Selbst verbunden ist“. In ihrem Buch Awakening Intuition betont sie, dass Intuition nicht bloß ein Gefühl oder spontaner Impuls sei, sondern ein Kanal ist, über den wir mit unserem wahren Wesen und einer übergeordneten Bewusstseinsebene in Verbindung stehen.

Eine innere Bestimmung zum Beispiel zu spüren kommt nicht rein aus dem Kopf – sondern aus der Sehnsucht und dem Wissen der Seele. Einem Ort in uns, den wir nur spüren und empfangen können. Stille und Meditation ist deshalb in vielen spirituellen Traditionen ein Weg um die Intuition hier wieder zu stärken und einzutauchen in die innere Welt.

Im Seelienz®-Konzept (Comnick/ Mauritz 2022) steht Intuition deshalb als wichtiger Schutzfaktor für die Fähigkeit, auch in Unsicherheit auf das „leise, wegweisende Flüstern der Seele“ zu hören. Sie ist nicht rein eine kognitive Fähigkeit, sondern existenzieller und transzendenter Schutzfaktor. Sie zeigt sich dann, wenn äußere Orientierung wegbricht – und lenkt unseren Blick nach innen. Als eine Art innere Führungskraft hilft sie uns, herausfordernde Situationen zu meistern, stimmige Entscheidungen zu treffen, Verbundenheit zu spüren und zu unserem (Seelen-)Weg zu finden, auch oder gerade in stürmischen Zeiten.  

Wie kann der Spürsinn in Verbindung mit KI gestärkt werden?

Doch wie lässt sich dieses innere Spüren im Alltag tatsächlich stärken – gerade in einer Welt, in der äußere Reize, Informationsflut und digitale Systeme unser Denken zunehmend mitbestimmen?“

Praktiken zur Intuitionspflege

Intuition ist eine natürliche Ressource – deshalb fangen wir auch mit der  ursprünglichsten Form des Trainings an. Wie jede Fähigkeit braucht sie Pflege, Raum und Aufmerksamkeit. Gerade im Spannungsfeld von Mensch und Maschine gewinnt Intuition als ergänzende Entscheidungskompetenz eine besondere Bedeutung. Diese alltäglichen Übungen helfen, sie zu aktivieren und zu stärken:

  • Intuitives Schreiben (Journaling): Setz dich regelmäßig hin und schreibe – ohne Zensur, ohne Struktur. Formuliere Sätze wie: „Ich weiß noch nicht, warum, aber …“ oder „Ich spüre, dass …“….“Meine Intuition ist für mich…“. Diese Praxis trainiert den Zugang zu unbewusstem Wissen und fördert Klarheit aus dem Inneren.
  • Körperkompass aktivieren: Achte bei Entscheidungen oder Impulsen auf körperliche Reaktionen – auch „somatische Marker“ genannt (nach António Damásio).  Ein Ziehen im Bauch, ein Aufrichten der Brust, ein Kloß im Hals – unser Körper reagiert oft früher als unser Verstand.
  • Stille & Naturzeit: Reduziere äußere Reize bewusst. Zum Beispiel durch das „Waldbaden“ in der Natur – ohne Podcast, ohne Scrollen – reguliert dein Nervensystem, stärkt die Selbstwahrnehmung und lässt Intuition klarer durchscheinen.
  • Atemachtsamkeit: Studien zeigen, dass 3–5 Minuten bewusster Atembeobachtung täglich das Default Mode Network (DMN) im Gehirn stärken – jenes Netzwerk, das mit Selbstreflexion, inneren Bildern und Sinnverarbeitung in Verbindung steht (vgl. Raichle, 2015). Es ist zentral für intuitive Prozesse.

Diese Praktiken helfen nicht nur dabei, zur Ruhe zu kommen – sie sind auch neurobiologisch wirksam: Die Insula, die für Körperwahrnehmung zuständig ist, und der präfrontale Kortex, der emotionale Impulse einordnet, werden aktiviert und miteinander vernetzt. So entsteht ein besserer Zugang zu innerem Wissen und Klarheit.

Intuition + KI = hybride Entscheidungskompetenz

Statt Intuition und Künstliche Intelligenz als Gegensätze zu behandeln, können wir sie auch als komplementäre Entscheidungssysteme begreifen. Intuition liefert uns Erfahrungswissen, emotionale Stimmigkeit und Sinnbezug – KI bietet uns datenbasierte, analytische Muster und objektive Perspektiven. Das Zusammenspiel beider ist kein Widerspruch, sondern ein Zukunftsmodell. Ein 3‑Schritte-Modell für bewusste hybride Entscheidungen kann helfen:

  1. Intuition zuerst: Was spüre ich spontan – bevor ich Zahlen oder Meinungen einhole?
  2. KI-Input prüfenWelche Optionen, Wahrscheinlichkeiten oder Bewertungen liefert mir die Technologie?
  3. Kongruenz abgleichenPasst das äußere Bild zur inneren Stimme? Wenn nicht – woran liegt’s?

Dieses Vorgehen hilft, sowohl die subjektive Stimmigkeit als auch die objektive Entscheidungsqualität zu berücksichtigen.Der US-amerikanische Forscher Gary Klein zeigt in seiner Theorie des Naturalistic Decision Making (1998), dass genau solche Prozesse – vor allem bei Fachkräften in Hochdrucksituationen (Feuerwehr, Medizin, Militär) – entscheidend sind. Intuition basiert dort auf tiefem Erfahrungswissen, das in Sekunden schnelle, oft lebenswichtige Entscheidungen möglich macht. Intuition ist trainierbar – auch im Umgang mit Technologie. Resiliente Menschen nutzen ihre Intuition nicht als Ausnahme, sondern als Teil ihrer alltäglichen Navigation – gerade dann, wenn äußere Informationen unklar oder widersprüchlich sind. In Zeiten von KI wird diese Fähigkeit nicht weniger wichtig, sondern zentraler denn je.

Tools, die KI und menschliche Intuition verbinden

Die folgenden Plattformen liefern Entscheidungsmodelle, die bewusst den Menschen als „Interpretierenden“ einbeziehen. Intuition ist hier kein Störfaktor, sondern Teil des Entscheidungsprozesses.

  • Deliberate Decision Frameworks (z. B. AI-Augmented Decision-Making Tools)
  • Tools wie Pytho, SageMaker (Amazon) oder PowerBI mit GPT-Integration bieten strukturierte Datenanalysen, die Entscheidungssituationen aufbereiten – der Mensch trifft die finale Entscheidung intuitiv, auf Basis der Situation.
  • Decision Intelligence Plattformen, z. B. Quantive, Causal, Tellius

 Coaching-Tools mit KI-Unterstützung

  • Replika / Pi.ai (KI-Coaching-Avatare)
  • KI-basierte Gesprächspartner, die über reflektierende Fragen helfen können, Zugang zu Gefühlen und innerer Stimme zu finden. Nicht perfekt – aber hilfreich als Spiegel.
  • Mindjournaling + KI
  • Tools wie Reflectly, Journalistic, Moonbird AI kombinieren Journaling-Methoden mit KI-gesteuerter Analyse von Stimmung, Themen oder tieferen Fragen – dabei bleibt Raum für intuitives Schreiben, unterstützt durch Impulse.

Wozu es sich lohnt, Intuition in Zeiten von KI zu trainieren

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Intuition ist weit mehr als uns oft bewusst und bekannt ist: Sie ist eine hochintelligente, evolutionär gewachsene Fähigkeit, die es uns ermöglicht, komplexe Situationen schnell, ganzheitlich und emotional stimmig zu erfassen – selbst dann, wenn nicht alle Informationen bewusst zugänglich sind. Sie ist ein ergänzender Wahrnehmungskanal, der auf implizitem Wissen, Erfahrungen und Resonanz beruht. Intuition ist somit gerade in Zeiten von KI ein entscheidender Zukunftskompass. Unsere Welt basiert auf auf Daten, Logik und Algorithmen – das, was wir spüren, wahrnehmen und nicht „beweisen“  können wird umso mehr zum Alleinstellungsmerkmal des Menschlichen.

Intuition schafft …

  • Orientierung in der Unsicherheit – sie hilft uns, auch ohne vollständige Faktenlage tragfähige Entscheidungen zu treffen. 
  • Verbindung zu Sinn, Ethik und moralischem Kompass – sie zeigt uns, was stimmig ist, auch jenseits reiner Logik – in Einklang mit unserer Seele.
  • Ein Frühwarnsystem für innere und äußere Stimmigkeit – Intuition reagiert sensibel auf Disharmonien, bevor wir sie kognitiv erfassen.
  • Inspiration und Impulse für neue Wege – sie inspiriert uns zu Lösungen, die außerhalb bestehender Denkbahnen liegen.
  • u.v.m.

Wir sollten folglich die Kunst des Spürens nicht außer Augen verlieren. Gerade in der Begleitung von Menschen, sei es im Coaching, der Beratung oder Therapie, ist unsere Intuition unersätzlich. Sie verbindet uns im Menschsein. Sie wirkt als Resonanzraum, in dem feine Signale wahrgenommen und stimmige Interventionen erkannt werden. Sie ermöglicht eine Vorahnung – ein inneres Spüren von Dynamiken, die rational oft noch nicht greifbar sind. Und sie dient als Korrektiv, wenn Logik oder Methode nicht ausreichen, um den Kern zu erfassen. Als Coach  verbindet sie Präsenz mit Erfahrung, Körperwissen mit Empathie. Intuition unterstützt uns dabei, feine Zwischentöne wahrzunehmen, verborgene Potenziale zu erspüren und mutige Impulse zu setzen – auch jenseits von Tools und Techniken.

Durch gelebte Intuition stärken wir außerdem weitere Resilienzfaktoren. Im Seelienz®-Konzept gehört sie zu den vier zentralen Schutzfaktoren seelischer Resilienz – neben Sinn, Spiritualität und Vision. Sie ist der verbindende Faktor, der auf das Hier und Jetzt fokussiert. Im Coaching kann Intuition gezielt trainiert werden, zum Beispiel durch Wahrnehmungsübungen oder auch der Überprüfung körperlicher Signalen (somatische Marker). Damit einher geht die Förderung von Achtsamkeit, Selbstwahrnehmung, Kreativität oder Selbstführung – und unsere Fähigkeit, innerlich sicher und zentriert auf eine komplexe Welt zu antworten.

Quellen

  • Alzahrani, M. A., et al. (2024). Existential anxieties related to Artificial Intelligence in Saudi Arabia: A cross-sectional study. Frontiers in Psychiatry, 15, Article 1368122. https://doi.org/10.3389/fpsyt.2024.1368122
  • Gigerenzer, G. (2007). Bauchentscheidungen: Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition.München: Goldmann.
  • Comnick/ Mauritz (2022): Seelische Resilienz – Seelienz®-Faktoren.
  • Kahneman, D. (2012). Schnelles Denken, langsames Denken. München: Siedler Verlag.
  • Klein, G. A. (1998). Sources of Power: How People Make Decisions. Cambridge, MA: MIT Press.
  • Sadler-Smith, E. (2016). The Intuitive Mind: Profiting from the Power of Your Sixth Sense. London: Routledge.
  • Haidt, J. (2001). The emotional dog and its rational tail: A social intuitionist approach to moral judgment.Psychological Review, 108(4), 814–834
  • Raichle, Marcus E. (2015): The Brain’s Default Mode Network. Annual Review of Neuroscience, 38, 433–447. https://doi.org/10.1146/annurev-neuro-071013-014030.
  • Vaughan, F. (1979). Awakening Intuition: Using Your Mind-Body Network for Insight and Healing. Anchor Books.

*Apropos KI: Die verwendeten Bilder wurden mithilfe von KI-gestützter Bildgenerierung in Zusammenarbeit mit ChatGPT / OpenAI (2025) für diesen Beitrag erstellt. Alle Bilder sind individuell angefertigt und frei von fremden Urheberrechten.


  • Resilienz Akademie | Spürsinn statt Kontrollverlust: Intuition als Resilienzfaktor in Zeiten von KIChristina Comnick, M.A. Management–Education–Diversity (Sozial- und Gesundheitsmanagement), ist Kooperationspartnerin der Resilienz Akademie und Expertin für „Seelische Resilienz“. Gemeinsam mit Sebastian Mauritz entwickelt sie das Konzept und leitet die dazugehörige Fortbildung. Sie ist Resilienz-Trainerin & Coachin, Antigewalt- und Kompetenztrainerin und setzt sich seit ca. 15 Jahren für die Prävention seelischer Gesundheit und Krisenintervention ein. Ihre Schwerpunkte liegen auf den Themen: Sinn, Spiritualität, Intuition, Stressregulation und Gewaltprävention. (www.christinacomnick.de)

  • Resilienz Akademie | Spürsinn statt Kontrollverlust: Intuition als Resilienzfaktor in Zeiten von KI
  • Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 240 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat (www.Resilienz-Kongress.de) sowie des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience (www.Rethinking-Resilience.com).

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