Beim Resilienz-Kongress 2024 liefert Dr. Michael Bohne ein gleichermaßen tiefgründiges wie unterhaltsames Interview, das zeigt: Resilienz ist nicht nur ein individuelles Bewältigungskonzept, sondern auch ein Schlüssel für menschliche Entwicklung in Therapie, Coaching und Gesellschaft. Als erfahrener Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Begründer der Prozess- und Embodimentfokussierten Psychologie (PEP) bringt Bohne eine einzigartige Perspektive ein.
Resilienz mit Humor: Warum Lachen stärkt
Eines der zentralen Themen im Gespräch ist der bewusste Umgang mit Scham und die Rolle des Humors als Schutz- und Heilfaktor. Dr. Bohne spricht darüber, wie wichtig es sei, „Scham-Gefühle zu entkatastrophisieren“ und dabei das innere Team zu stärken. Humor wird hier nicht als oberflächliche Ablenkung verstanden, sondern als eine Haltung, die es erlaubt, schwierige Themen mit mehr Leichtigkeit zu begegnen. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche sei es essenziell, mit sich selbst freundlich umzugehen und dysfunktionale Selbstbilder zu enttarnen.

Das Innere Team: Selbstwert und Selbstwirksamkeit fördern
Ein zentrales Konzept seiner Arbeit ist das sogenannte „Innere Team“. Es beschreibt die verschiedenen inneren Anteile, die Menschen in sich tragen, und die oft unbewusst miteinander in Konflikt stehen. Durch PEP-Techniken wie das Selbstwerttraining oder das Klopfen lassen sich diese Anteile besser integrieren. Das Ziel: mehr Selbstwirksamkeit, Resilienz und ein stabileres Selbstbild. Besonders beeindruckend ist, wie Dr. Bohne dabei komplexe psychologische Zusammenhänge verständlich, empathisch und mit einem Augenzwinkern erklärt.
PEP als Werkzeug für Resilienz: Klopfen gegen innere Blockaden
Die von ihm entwickelte Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie (PEP) versteht sich als integrativer Ansatz, der sowohl körperliche als auch kognitive Elemente einbezieht. Besonders bekannt ist dabei die Klopftechnik, mit der sich belastende Emotionen wie Angst, Wut oder Scham nachhaltig regulieren lassen. Im Interview zeigt Dr. Bohne, wie diese Technik praktisch funktioniert und welche wissenschaftlichen Grundlagen ihr zugrunde liegen. Ein echter Gewinn für alle, die an seelischer Widerstandskraft interessiert sind – ob in Therapie, Coaching oder Alltag.
Therapeutische Haltung: Würde, Empathie und Humor
Neben den Methoden betont Dr. Bohne immer wieder die Bedeutung der inneren Haltung: Klient:innen auf Augenhöhe zu begegnen, ihre Würde zu achten und eigene Themen mit einer gewissen Leichtigkeit zu reflektieren. Diese Haltung ist nicht nur therapeutisch wirksam, sondern auch ein Modell für resilienten Umgang mit sich selbst und anderen.
Jetzt anschauen: Video-Interview mit Dr. Michael Bohne
Das Video-Interview mit Dr. Michael Bohne finden Sie am 03.11.2025 auf dem Youtube Kanal der Resilienz Initiative.
Kapitelübersicht mit Zeitangaben
00:00 – 10:19 |
Einstieg: Praxis, Forschung und Weltlage
Das Gespräch eröffnet mit der Frage, wie aktuelle Krisen unsere seelische Widerstandskraft herausfordern. Bohne führt in die Verbindung von Psychotherapie, Resilienzforschung und Praxis ein.
10:19 – 13:11 |
Die Bühne des Lebens: Selbstwert im Fokus
Bohne erläutert die Idee, dass das Leben selbst eine Bühne ist. Selbstwert zeigt sich hier besonders deutlich, weshalb Selbstwerttraining zum zentralen Werkzeug seiner Arbeit geworden ist.
13:11 – 29:24 |
VUCA & BANI: Leben in der Polykrisen-Welt
Eine Analyse der Begriffe VUCA (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität) und BANI (Brüchigkeit, Angst, Nicht-Linearität, Unbegreiflichkeit). Bohne beschreibt deren psychologische Auswirkungen und erklärt, warum Mehrdeutigkeitstoleranz die wichtigste Kulturtechnik unserer Zeit ist.
29:24 – 39:50 |
Infektionen der Psyche: Emokokken & Narrativokokken
Mit humorvoller, aber ernst gemeinter Sprache erklärt Bohne emotionale, kognitive und narrative „Infektionen“ – wie Ängste, Erregungen oder Verschwörungsgeschichten ansteckend wirken und Gesellschaften destabilisieren. Besonders gefährlich sind „Narrativokokken“, problematische Geschichten, die Lösungen blockieren.
39:50 – 46:29 |
Die Big Five Lösungsblockaden
Bohne stellt die fünf zentralen Blockaden vor: Selbstvorwürfe, Fremdvorwürfe, Erwartungen an andere, Altersregression und parafunktionale Loyalitäten. Er zeigt, wie sie das eigene Potenzial schwächen – bis hin zum „Full-House-Syndrom“, wenn alle zusammenwirken.
46:29 – 1:09:04 | Die Bad Five Auftrittsblockaden
Im Fokus stehen Ängste, die Menschen bei Prüfungen, Präsentationen oder Auftritten lähmen: Gut-sein-wollen, gut-gefunden-werden-wollen, ungünstiger Umgang mit Fehlern, negative Selbstkonzepte und Altersregression. Bohne erklärt, wie sie Selbstwert rauben und zu Stress führen.
1:09:04 – 1:12:42 |
Von Blockaden zu Kompetenzen: Die Great Five Krisenstärken
Aus den „Bad Five“ werden die „Good Five“: Souveränität, Fehlertoleranz, Spielfreude, Unabhängigkeit und Selbstwert. Bohne entwickelt daraus die Great Five Krisenkompetenzen: Emotionsregulation, Komplexitätsreduktion, Prozessorientierung, Ambiguitätstoleranz und die Haltung von Leichtigkeit, Zuversicht und Humor.
1:12:43 – 1:18:22 |
Selbstwirksamkeit als Resilienzfaktor
Ein Schwerpunkt liegt auf der Selbstwirksamkeit: PEP stärkt dieses Gefühl durch direkte Erfahrungen. Bohne verweist auf Studien und persönliche Beobachtungen, die den Effekt von Selbstwirksamkeit in Therapie und Resilienztraining belegen.
1:18:23 – 1:21:39 |
Erfüllter Erfolg statt kaltem Erfolg
Bohne teilt seinen Ansatz des „Dreisprungs zum Erfolg“. Erfolg müsse sinnhaft, machbar und nachvollziehbar sein. Er grenzt „erfüllten Erfolg“ klar von oberflächlichem „kaltem Erfolg“ ab und betont die Rolle von Sinn und Selbstwirksamkeit.
1:21:40 – 1:24:25 | Orientierung durch Haltung und Vorbilder
Das Gespräch endet mit einem persönlichen Austausch über Orientierung in unsicheren Zeiten. Bohne beschreibt die Rolle von Vorbildern und Qualitätsmedien als „GPS-Daten“ für die eigene Haltung. Humorvoll und reflektiert schließen beide das Gespräch mit Dank und Zuversicht.
Hier finden Sie das Transkript des Interviews als PDF zum Download: