Grundlagen der resilienten Kommunikation

Kommunikation ist eines der wichtigsten Mittel unseres Zusammenlebens. Wie wir kommunizieren, hat auch großen Einfluss darauf, wie angenehm oder effektiv dieses Zusammenleben aussieht. Denn Kommunikation ist weit mehr als der Austausch von Worten – sie ist das Fundament unserer Beziehungen, im Beruf wie im Privatleben.

Warum ist resiliente Kommunikation eine Schlüsselkompetenz?

Sobald wir von anderen Menschen umgeben sind, treten wir in Kommunikation. Wie Paul Watzlawick schon sagte: „Wir können nicht nicht kommunizieren“. Wir müssten also alle Profis darin sein, oder? Doch gerade in schwierigen Situationen merken wir, wie anspruchsvoll es sein kann, klar und souverän in Gesprächen zu bleiben. Warum? Weil Emotionen, Erwartungen und unbewusste Muster oft stärker sind als unsere eigentliche Absicht.

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Wenn wir nicht resilient kommunizieren, passiert häufig Folgendes:

  • Emotionale Reaktionen übernehmen die Kontrolle: In stressigen Gesprächen reagieren wir oft aus dem Bauch heraus – sei es mit Rechtfertigungen, Angriffen oder Rückzug. Auch Verallgemeinerungen, Generalisierungen und Übertreibungen wandern dann gerne in den Sprachgebrauch.
  • Missverständnisse entstehen: Ein falsch gewähltes Wort kann schnell eskalieren und eine unnötige Konfliktdynamik in Gang setzen.
  • Beziehungen werden belastet: Unklare oder verletzende Kommunikation kann Misstrauen und Distanz schaffen, sowohl im Team als auch im privaten Umfeld. Eine Unterscheidung von Sach- und Beziehungsebene ist elementar, aber nicht immer einfach zu vermitteln.
  • Stress und Frustration steigen: Wer sich nicht verstanden fühlt oder sich ständig erklären muss, empfindet Gespräche und auch den Kontakt zu bestimmten Menschen als anstrengend.

Resiliente Kommunikation hilft, diese Fallstricke zu vermeiden. Sie stärkt unsere Fähigkeit, bewusst, empathisch und lösungsorientiert zu sprechen – selbst in herausfordernden Momenten. Wie wir kommunizieren, entscheidet über die Qualität unserer Beziehungen, unseren Erfolg und unser Wohlbefinden. Menschen mit resilienter Kommunikation können Konflikte deeskalieren, Missverständnisse klären und tragfähige Lösungen finden, ohne sich selbst oder andere zu übergehen. Das macht diese Fähigkeit zu einer Schlüsselkompetenz in jedem Lebensbereich.

Was ist resiliente Kommunikation?

Resilienz Akademie | Grundlagen der resilienten KommunikationResiliente Kommunikation bedeutet, sich selbst in Gesprächen bewusst zu steuern, eigene Emotionen zu regulieren und gleichzeitig offen für die Perspektiven anderer zu bleiben. Es geht darum, sowohl die eigenen Bedürfnisse klar zu äußern als auch den Gesprächspartner wirklich zu verstehen.

Dafür sind drei Elemente entscheidend, die wir uns im Folgenden näher anschauen: Innere Haltung, Sprachliche Flexibilität und Emotionale Intelligenz.

Innere Haltung für resiliente Kommunikation

Resiliente Kommunikation beginnt nicht mit den richtigen Worten, sondern mit der inneren Haltung. Unsere Einstellung gegenüber anderen und uns selbst beeinflusst, wie wir sprechen, zuhören und auf Herausforderungen reagieren. Eine wertschätzende, offene Haltung hilft dabei, auch in schwierigen Gesprächen souverän zu bleiben und echte Verständigung zu ermöglichen.

Die afrikanische Begrüßung „Sawubona“ aus dem Stamm der Zulu verdeutlicht eine solche Haltung gegenüber Menschen sehr gut. In unserer Kultur begrüßen wir uns häufig mit „Hallo, wie geht es dir?“ – doch meist wollen wir gar keine ehrliche Antwort darauf haben. Sawubona als Begrüßungsformel hingegen bedeutet soviel wie: „Ich sehe dich, du bist mir wichtig, ich schätze dich“. Wertschätzung und Offenheit vereint. Die Antwort auf die Begrüßung lautet „Shiboka“, was sich mit „Dann existiere ich für dich“ übersetzen lässt.

Eine resiliente Kommunikation setzt nicht nur voraus, dass wir dem anderen respektvoll gegenübertreten, sondern auch, dass er mit all seinen Gedanken und Gefühlen eine Daseinsberechtigung hat. Mit einer Haltung von Sawubona akzeptieren wir den andern für das, was er ist – eine elementare Basis für gelingende und vor allem resiliente Gesprächsführung.

Sprachliche Flexibilität für resiliente Kommunikation

Resilienz Akademie | Grundlagen der resilienten KommunikationSprache ist eines der mächtigsten Werkzeuge in der Kommunikation – sie kann verbinden oder trennen, Klarheit schaffen oder Missverständnisse verstärken. Resiliente Kommunikatoren nutzen Sprache bewusst, um Verständigung zu fördern, anstatt Konflikte zu verschärfen. Sprachliche Flexibilität bedeutet, sich an unterschiedliche Gesprächssituationen und Gesprächspartner anpassen zu können, ohne sich selbst zu verbiegen.

Dabei zählt die Wahl der Worte genauso, wie die Art und Weise, wie sie benutzt werden. Wenn wir eine innere Haltung der Wertschätzung und Offenheit kultivieren, fällt es uns auch einfacher, auf Augenhöhe mit unserem Gegenüber zu kommunizieren. Wir passen uns besser an Persönlichkeit, Kulturkreis oder Bildungshintergrund an. Auch der Kontext spielt bei der sprachlichen Flexibilität eine wichtige Rolle. Denn nicht jedes Gespräch erfordert denselben Ton. Resiliente Kommunikatoren erkennen, ob ein humorvoller, sachlicher oder einfühlsamer Stil angebracht ist. Hier sind einige Beispiele für kontextabhängige Anpassungen:

  • In Konflikten: ruhig, wertschätzend, lösungsorientiert
  • Im Teammeeting: Klar, strukturiert, auf den Punkt
  • Bei sensiblen Themen: Empathisch, behutsam, offene Fragen

Emotionale Intelligenz für resiliente Kommunikation

Emotionale Intelligenz ist ein Erfolgsfaktor für ein resilientes Leben, nicht nur in Bezug auf die Kommunikation. Und im Gegensatz zum IQ können wir unseren EQ unser Leben lang verbessern. Dazu ist es hilfreich die emotionale Intelligenz bezogen auf Kommunikation in drei Ebenen zu unterteilen. Zum einen ist es wichtig die eigenen Emotionen bewusst wahrzunehmen. Schließlich beeinflussen Emotionen unsere Reaktionen oft sogar stärker, als und bewusst ist. Sich der eignen Beeinflussung gewahr zu sein bietet den Raum zur Selbststeuerung.

Genau der gleiche emotionale Prozess findet auch bei unseren Gesprächspartner:innen statt. Kommunikation ist nicht nur das, was gesagt wird, sondern auch das, was unausgesprochen mitschwingt. Emotionale Intelligenz bedeutet auf zweiter Ebene, Stimmungen und Gefühle bei anderen zu erkennen – sei es durch Wortwahl, Tonfall oder Körpersprache. Wer dann emotionale Signale richtig deuten kann, hat die Möglichkeit, Gespräche in eine konstruktive Richtung zu lenken – selbst wenn Emotionen hochkochen. Zum Beispiel durch das verbale Spiegeln der Gefühle.

Auf letzter Ebene gehört zu einer hohen emotionalen Intelligenz, die Gefühle anderer zu erkennen und empathisch darauf einzugehen, sich jedoch nicht von den Emotionen „anstecken“ zu lassen. Resiliente Kommunikation zeichnet sich dadurch aus, dass Sie zwischen den Emotionen und dem Inhalt trennen können. Das bedeutet nicht, die Emotionen im Gespräch zu ignorieren, sondern vielmehr sie ganz bewusst wahrzunehmen – sogar anzusprechen – und dennoch klar im Inhalt zu bleiben.

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Wie gelingt resiliente Kommunikation?

Mit den drei Kernelementen der inneren Haltung, sprachlichen Flexibilität und emotionalen Intelligenz legen Sie die Basis für Ihre Fähigkeit zur resilienten Kommunikation. Doch wie genau lässt sich das in Gesprächen umsetzen? Es gibt einige gezielte Techniken und Tipps, die zu einer gelingenden und gesunden Gesprächsführung beitragen.

Aktives Zuhören

„Das größte Problem in der Kommunikation ist, dass wir nicht zuhören, um zu verstehen. Wir hören zu, um zu antworten.“ – nach Stephen R. Covey

Oft sind wir so sehr mit unserer eigenen Antwort beschäftigt, dass wir den anderen gar nicht wirklich verstehen – und genau hier liegt der Schlüssel für echte, wertschätzende Gespräche. Aktives Zuhören bedeutet, sich auf den Gesprächspartner oder die Gesprächspartnerin zu konzentrieren und durch Nachfragen und verbales Spiegeln sicherzustellen, dass man richtig verstanden hat. Mit Aussagen wie „Wenn ich richtig verstanden habe, meinst du…?“ oder „Mit anderen Worten, du findest, dass…?“ aber auch mit Fragen wie „Was genau meinst du mit…?“ und „Kannst du mir ein Beispiel geben für…?“ vertiefen Sie das Verständnis und reduzieren Missverständnisse.

Auch das Spiegeln von Emotionen gehört zum aktiven Zuhören. Ihr:e Gesprächspartner:in fühlt sich gesehen und gehört, wenn Sie die Nuancen neben den Worten ebenso auffassen. Zum Beispiel mit Sätzen wie: „Es klingt, als ob dich das ärgert“ oder „Wenn ich das so höre, entsteht in mir der Eindruck, dass du enttäuscht bist“.

Aktives Zuhören lässt sich trainieren und wird durch regelmäßiges Übung ganz natürlich einen großen Unterschied in Ihrer Kommunikation machen.

Zwickmühlen kommunizieren

Resilienz Akademie | Grundlagen der resilienten KommunikationOft fühlen wir uns in Gesprächen hin und hergerissen. Eigentlich wollen wir Sache A, können aber nicht aufgrund von B. Oder wollen A und B. Solche Zwickmühlen in der Kommunikation direkt anzusprechen, kann ein großer Vorteil sein. Wir geben unserem Gesprächspartner oder unserer Gesprächspartnerin die Möglichkeit, unsere Entscheidungen und Beweggründe nachzuvollziehen oder können sogar gemeinsam an einer Lösung arbeiten.

Wir lösen dadurch innere Konflikte, die uns belasten und Stress auslösen und vermindern das Potenzial für äußere Konflikte.

Der Satz „Ich habe da eine Zwickmühle. Einerseits… und andererseits…“ ist ein kleines Wunderwerk der Kommunikation.

Probieren Sie es beim nächsten Mal direkt aus, wenn Sie einen Satz mit einem „Eigentlich“ anfangen wollen oder eine innere Zerrissenheit spüren.

„Ja, aber…“ und „Ja, und…“

Es geht in der resilienten Kommunikation nicht darum, jedes Wort auf die Goldwaage legen zu müssen. Und manchmal kann es eben doch einen großen Unterschied machen, welche Worte wir verwenden. Zwei solcher Wörter sind „aber“ und „und“.

Die Formulierung „Ja, aber…“ blockiert ein Gespräch und signalisiert Widerstand. Sogar soweit, dass das „Ja“ völlig an Bedeutung verliert. Ein „Ja, und…“ öffnet dagegen den oder die Gegenüber, sodass der mögliche Einwand nicht nur gehört, sondern auch angenommen werden kann. Lesen Sie die folgenden beiden Sätze und schauen Sie für sich, welchen Unterschied Sie spüren.

„Ja ich helfe dir, aber ich kann jetzt gerade nicht“

„Ja ich helfe dir, und ich mache das hier erst noch zu Ende“

Wozu führt resiliente Kommunikation?

Resiliente Kommunikation ist eine Fähigkeit, die unser gesamtes Leben bereichert. Sie stärkt nicht nur uns selbst, sondern auch unser Umfeld – und macht den Alltag leichter, klarer und harmonischer.


Das Wichtigste in Kurz:

  • Bessere Beziehungen: Missverständnisse und Konflikte nehmen ab, stattdessen entsteht Vertrauen.
  • Mehr Selbstsicherheit: Wer bewusst kommuniziert, wird seltener von Emotionen übermannt und kann souveräner reagieren.
  • Effektivere Teamarbeit: Klare Kommunikation fördert Zusammenarbeit und verhindert unnötige Konflikte.
  • Weniger Stress: Wer weiß, wie er sich ausdrücken kann, fühlt sich weniger ausgeliefert und kann auch schwierige Gespräche mit Ruhe führen.

Kommunikation ist das Fundament jeder Beziehung – sei es im Beruf, in der Familie oder im Freundeskreis. Fehlkommunikation führt oft zu Missverständnissen und Konflikten, selbst wenn keine böse Absicht dahintersteckt. Durch aktives Zuhören und Zwickmühlenkommunikation vermindern Sie Missverständnisse und bauen langfristig Vertrauen, Respekt und gegenseitiges Verständnis auf.

Zudem gibt Ihnen die Fähigkeit zur resilienten Kommunikation mehr Selbstsicherheit für schwierige Gespräche. Emotionale Kontrolle, bzw. Regulation und eine bewusste Wortwahl verhelfen zu konstruktiven Gesprächen auch bei heiklen Themen.

„Schwere Gespräche – Leichtes Leben, Leichte Gespräche – Schweres Leben“ – Sebastian Mauritz

Als Konsequenz aus diesen beiden Vorteilen ergeben sich zwei weitere. Zum einen fördert resiliente Kommunikation eine effektivere Teamarbeit. Klarheit, wertschätzendes Feedback und die Kommunikation auf Augenhöhe tragen dazu bei. Und zum anderen, als zusammenfassende Auswirkung gewissermaßen, reduziert resiliente Kommunikation Stress. Die Fähigkeit gibt innere Gelassenheit im Umgang mit den Mitmenschen, reduziert Konflikte und gibt Selbstwirksamkeit bei jedem Thema. Kurz um: Sie stärkt Resilienz.

Letztendlich ist resiliente Kommunikation eine Schlüsselkompetenz, die unsere Beziehungen, unsere Selbstsicherheit und unsere innere Balance verbessert. Und das Schöne daran ist, wer bewusst kommuniziert, stärkt nicht nur sich selbst, sondern auch sein Umfeld.

Bildquelle: www.depositphotos.com: couple arguing@fizkes, Tin can phone@yurchello_108, selektiver Fokus personenvermittler@IgorVetushko, Speech Bubble@vladakingdom@gmail.com, Illustration: Dylan Sara

Resilienz Akademie | Grundlagen der resilienten KommunikationRebecca van der Linde, M.A. Germanistik und Kulturanthropologie, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Resilienz Akademie. Als Resilienz-Trainerin und Resilienz-Coach betreut sie den Blog der Resilienz Akademie und unterstützt in der konzeptionellen Entwicklung. Zudem agiert als SEO-Managerin für die Website. Ihr Schwerpunkt liegt auf der digitalen Präsenz der Themen rund um individuelle und organisationale Resilienz.

 


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Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 240 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat (www.Resilienz-Kongress.de) sowie des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience (www.Rethinking-Resilience.com).

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