In der heutigen hektischen und anspruchsvollen Geschäftswelt ist organisationale Resilienz ein entscheidender Faktor für den Erfolg eines Unternehmens. Denn gerade das Thema der hohen Arbeitsbelastungen, die sich stetig wandeln, beschäftigt Mitarbeitende wie Arbeitgebende, und die Frage, wie ein gelingender Umgang zur Bewältigung dieser Belastungen gelingen kann. Im Folgenden werfen wir einen Blick darauf, was organisationale Resilienz bedeutet und wie sie Einzelnen aber auch dem ganzen Unternehmen bei der Bewältigung großer Anforderungen helfen kann.
Warum ist organisationale Resilienz wichtig?
Um die Bedeutung der organisationalen Resilienz und den Umgang mit hoher Arbeitsbelastung zu verdeutlichen, müssen wir zunächst anschauen, was Arbeitsbelastungen eigentlich sind. Eine hohe Arbeitsbelastung kann als eine Situation definiert werden, in der Mitarbeiter:innen einem übermäßigen Arbeitsaufwand, hohem Stressniveau und zeitlichen Druck ausgesetzt sind. Grundsätzlich unterscheiden wir in zwei Arten von Belastungsfaktoren:
- Aufgabenbezogene Belastungen: darunter fallen Punkte wie die Menge an Arbeit, die Komplexität der Aufgaben, Zeitdruck, Umgang mit digitalen und technischen Arbeitsmitteln, Erwartungen an die Leistung und viele weitere.
- Umgebungsbezogene Belastungen: hier können Faktoren wie mangelhafte Arbeitsorganisation, das räumliche Umfeld und die Arbeitsplatz-Ergonomie, Betriebsklima, Führungsstil, aber auch Konflikte in der Familie eine Rolle spielen.
Wichtig hierbei ist allerdings, dass die Wahrnehmung und die Auswirkungen hoher Arbeitsbelastung von Person zu Person unterschiedlich sind. Was für den einen schon eine sehr hohe Arbeitsbelastung ist und zu einem großen Stresserleben führt, kann für den anderen noch völlig akzeptabel sein. Auch die individuelle Resilienz hat einen Einfluss darauf, wie stark die Belastung empfunden wird.
Exkurs: Betriebliches Gesundheitsmanagement
Gerade diese individuelle Wahrnehmung von Arbeitsbelastung macht es für Unternehmen schwieriger, organisationale Resilienz spezifisch auf die vorhandenen Belastungen anzupassen.
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur. Dabei reicht es nicht aus, den Mitarbeitenden Zugang zu Obst oder einem Ruheraum zu ermöglichen. Denn es handelt sich um einen ganzheitlichen Ansatz, der darauf abzielt, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu fördern und langfristig die Leistungsfähigkeit und Produktivität des Unternehmens zu steigern.
Ein wichtiger Bestandteil des BGM ist die Durchführung einer psychischen Gefährdungsbeurteilung. Diese Beurteilung dient dazu, potenzielle Belastungen und Risikofaktoren am Arbeitsplatz zu identifizieren, die das psychische Wohlbefinden der Mitarbeiter beeinflussen können. Diese enthält die Analyse von Arbeitsbedingungen, -organisation, und -inhalte, um mögliche Stressoren und Belastungen zu erkennen. Diese psychische Gefährdungsbeurteilung ist nicht nur ein wichtiger Schritt, um organisationale Resilienz zu stärken, sondern ist auch gesetzlich vorgeschrieben (§ 5 Abs. 1 Arbeitsschutzgesetz).
Was ist organisationale Resilienz?
Organisationale Resilienz ermöglicht es Unternehmen, flexibel auf Veränderungen zu reagieren, Chancen zu erkennen und ihre Ressourcen effektiv einzusetzen. Sie stärkt die Widerstandsfähigkeit von Organisationen und ermöglicht es ihnen, auch unter hoher Arbeitsbelastung leistungsfähig zu bleiben.
Organisationale Resilienz bezieht sich auf die Fähigkeit einer Organisation, sich an Veränderungen anzupassen, Krisen zu bewältigen und langfristigen Erfolg trotz widriger Umstände zu erreichen. Es geht darum, Widerstandsfähigkeit und Flexibilität auf organisationaler Ebene zu entwickeln, um Herausforderungen zu meistern, Chancen zu nutzen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Eine resilient ausgerichtete Organisation erkennt, dass Veränderung und Unsicherheit natürliche Bestandteile des Geschäftslebens sind. Sie ist in der Lage, schnell auf neue Bedingungen zu reagieren, Risiken zu identifizieren und zu managen, sowie effektive Lösungen zu finden, um Schwierigkeiten zu überwinden. Organisationale Resilienz geht über reaktive Maßnahmen hinaus und beinhaltet auch proaktives Handeln, um sich auf mögliche zukünftige Herausforderungen vorzubereiten.
Einige Merkmale organisationaler Resilienz sind unter anderem:
Anpassungsfähigkeit:
Wenn eine Organisation resilient ist, kann sie sich an veränderte Umstände und Marktanforderungen anpassen. Sie ist flexibel und in der Lage, neue Strategien, Prozesse und Technologien zu implementieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Offene Kommunikation:
Eine resiliente Organisation fördert eine Kultur offener und transparenter Kommunikation. Dies ermöglicht den Austausch von Informationen, Ideen und Feedback auf allen Ebenen und erleichtert die Zusammenarbeit und Lösungsfindung.
Risikomanagement:
Die Organisation erkennt potenzielle Risiken und ergreift proaktive Maßnahmen, um diese zu vermeiden oder abzumildern. Sie entwickelt Kontinuitätspläne und Notfallvorsorge, um auf unvorhergesehene Ereignisse wie Naturkatastrophen, technische Ausfälle oder wirtschaftliche Turbulenzen vorbereitet zu sein. Hier hilft beispielsweise ein Planspiel Resilienz, um eine proaktive Resilienz, spricht Prosilienz® zu fördern.
Lern- und Innovationsorientierung:
Eine resiliente Organisation sieht Herausforderungen als Chancen für Wachstum und Entwicklung. Sie fördert eine Lernkultur, in der Mitarbeiter kontinuierlich neue Fähigkeiten entwickeln, innovative Lösungen finden und Best Practices teilen.
Mitarbeiterengagement und Wohlbefinden:
Eine resiliente Organisation legt Wert auf das Wohlbefinden und die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter. Sie fördert eine ausgewogene Work-Life-Balance, bietet Unterstützung bei der Stressbewältigung und schafft eine Arbeitsumgebung, die Kreativität, Motivation und Engagement fördert.
Organisationale Resilienz ist ein kontinuierlicher Prozess, der ein ganzheitliches Denken und Handeln erfordert. Es geht darum, die Fähigkeit einer Organisation zu stärken, Herausforderungen zu bewältigen, aus Erfahrungen zu lernen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, um langfristig erfolgreich zu sein.
Wie werden Organisationen resilient?
Die Gestaltung einer resilienten Organisation liegt zum einen in der Verantwortung der Führungskräfte. Sie sind es, die die Rahmenbedingungen schaffen können, um Wohlbefinden und Gesundheit zu steigern und hohe Arbeitsbelastungen zu minimieren. Auf der anderen Seite kann aber auch jeder einzelne Mitarbeitende dazu beitragen, Resilienz im Unternehmen zu fördern.
Auf organisationaler Ebene
Zum einen ist die Kommunikation und die Zusammenarbeit ein Faktor, der durch die Führungskräfte zu einer hohen organisationalen Resilienz beiträgt. Eine offene und transparente Kommunikation in der Organisation fördert das Verständnis für gemeinsame Ziele und ermöglicht den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, sich gegenseitig zu unterstützen. Die Förderung einer Kultur der Zusammenarbeit und des Teamworks trägt dazu bei, die Arbeitsbelastung auf mehrere Schultern zu verteilen und stärkt so einen gelingenden Umgang mit unbekannten oder großen Herausforderungen.
Zum anderen ist das Ressourcenmanagement zentrale Aufgabe auf organisationaler Ebene. Effektives Ressourcenmanagement ist entscheidend, um hohe Arbeitsbelastungen zu bewältigen. Dies beinhaltet die klare Priorisierung von Aufgaben, das Delegieren von Verantwortlichkeiten und die Nutzung von Technologien und Tools, um den Workflow zu optimieren. Indem Unternehmen sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter:innen über die notwendigen Ressourcen verfügen, um ihre Aufgaben effizient zu erledigen, können sie die Belastung reduzieren und die Resilienz steigern.
Auf individueller Ebene
Natürlich steht im Punkte der Kommunikation auch jeder einzelne im Fokus, sich um die Stärkung der organisationalen Resilienz zu bemühen. Wenn die Rahmenbedingungen für eine offene Kommunikation, sollte der Raum auch von den Mitarbeitenden für einen unterstützenden Austausch genutzt werden, um Herausforderungen gemeinsam resilient zu bewältigen. Das Teilen von Ressourcen, Best Practices und gegenseitiger Unterstützung kann die Resilienz der gesamten Organisation stärken.
Zusätzlich ist Selbstfürsorge ein wichtiger Bestandteil nicht nur der individuellen, sondern auch der organisationalen Resilienz. Wenn wir selbst gut für uns sorgen, auf unsere körperliche, emotionale und geistige Gesundheit achten, können wir zu einem haltgebenden Netz in unsicheren Zeiten beitragen.
Abschließend ist auch Fortbildung und individuelle Entwicklung ein Faktor, der organisationale Resilienz fördert. Die kontinuierliche Weiterbildung und Entwicklung von Fähigkeiten ermöglicht es den Mitarbeitenden, mit Veränderungen und neuen Herausforderungen, und den daraus resultierenden hohen Arbeitsbelastungen, besser umzugehen. Dabei sollten Unternehmen Weiterbildungsmöglichkeiten und Schulungen anbieten, um die Kompetenzen und Resilienz ihrer Mitarbeiter:innen zu fördern.
Resilienz-Lotse für die praktische Umsetzung
Die Resilienz-Lotsen (SMA)® nach Sebastian Mauritz stellen einen Ansatz dar, um die Resilienz von Mitarbeiter:innen und Organisationen gezielt zu fördern. Als zertifizierte Resilienz-Lotsen unterstützen sie Einzelpersonen und Teams dabei, ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken und besser mit Belastungen und Herausforderungen umzugehen.
Die Resilienz-Lotsen bieten Trainings, Workshops und individuelle Coachings an, um die persönlichen Ressourcen und Fähigkeiten der Teilnehmer zu stärken. Sie vermitteln praxisorientierte Strategien und Techniken, um Stress zu bewältigen, mentale Stärke aufzubauen und die emotionale Intelligenz zu verbessern. Durch die Arbeit mit Resilienz-Lotsen können Mitarbeitende lernen, sich besser an Veränderungen anzupassen, mit hoher Arbeitsbelastung umzugehen und ihre Leistungsfähigkeit zu steigern.
Die Resilienz-Lotsen dienen als Umsetzungshelfer und Resilienz-Erinnerung im Unternehmen, und tragen somit dazu bei, die organisatorische Resilienz zu fördern und ein gesundes, produktives Arbeitsumfeld zu schaffen.
Wozu organisationale Resilienz im Umgang mit hoher Arbeitsbelastung führt
Organisationale Resilienz spielt eine entscheidende Rolle im Umgang mit hoher Arbeitsbelastung und ist von großer Bedeutung für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens. Durch die Entwicklung einer resilienten Arbeitskultur und die Anwendung von Prinzipien der organisationalen Resilienz können Unternehmen und ihre Mitarbeiter:innen besser mit den Herausforderungen und Stressfaktoren umgehen, die mit hoher Arbeitsbelastung einhergehen.
Eine resilient ausgerichtete Organisation kann Veränderungen und Belastungen besser bewältigen, indem sie flexibel auf neue Anforderungen reagiert, Risiken proaktiv angeht und eine offene Kommunikation fördert. Sie schafft eine unterstützende Umgebung, in der Mitarbeitende ihre Arbeitsbelastung effektiv managen, ihre Ressourcen optimal nutzen und sich gegenseitig unterstützen können.
Durch den Fokus auf organisatorische Resilienz können Unternehmen die Produktivität steigern, die Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden verbessern sowie das Risiko von Burnout und Fluktuation verringern. Indem sie die Fähigkeiten und Kompetenzen der Mitarbeiter stärken, fördern sie deren Anpassungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit gegenüber Veränderungen und Stressoren. Es ist wichtig zu betonen, dass organisationale Resilienz nicht nur eine Verantwortung der Führungsebene ist, sondern dass jeder Einzelne zur Schaffung einer resilienten Arbeitsumgebung beitragen kann. Resilienz-Lotsen dienen hierbei als eine Unterstützung, die organisationale Resilienz kontinuierlich im Bewusstsein des Unternehmens zu halten.
Insgesamt bietet die Förderung organisationaler Resilienz im Umgang mit hoher Arbeitsbelastung langfristige Vorteile für Unternehmen und ihre Mitarbeiter:innen. Durch die Schaffung einer resilienten Arbeitskultur und die Anwendung geeigneter Strategien und Praktiken können Unternehmen ihre Leistungsfähigkeit steigern, ihre Mitarbeiter unterstützen und langfristig erfolgreich sein, auch in Zeiten erhöhter Anforderungen und Belastungen.
Bildquelle © Midjourney
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 200 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat (www.Resilienz-Kongress.de).