Eine Mental Health Week (zu Deutsch: „Woche der mentalen Gesundheit“) ist eine Woche, in der das Bewusstsein für psychische Gesundheit gesteigert und der offene Dialog über mentale Herausforderungen gefördert wird. Während dieser Zeit werden Kampagnen, Workshops, Vorträge und Aktionen organisiert, die Menschen sensibilisieren und unterstützen sollen. Diese Initiativen dienen dazu, Vorurteile abzubauen, Präventionsmaßnahmen aufzuzeigen und Ressourcen für Betroffene zur Verfügung zu stellen. Die Hauptziele solcher Wochen sind Aufklärung, Entstigmatisierung und Förderung von Selbstfürsorge und Resilienz.
Doch warum sollten wir uns nur auf eine Woche im Jahr konzentrieren? Um langfristige Veränderungen in unserer Gesellschaft und in unserem individuellen Leben zu schaffen, wäre es hilfreich, die Prinzipien einer Mental Health Week in unseren Alltag zu integrieren. Eine Mental Health Week ist daher nicht nur ein Event, sondern ein Anstoß, jede Woche bewusster mit sich und anderen umzugehen und sich für psychisches Wohlbefinden stark zu machen.
Warum braucht es eine Mental Health Week?
Die Einführung einer Mental Health Week zielt darauf ab, psychische Gesundheit stärker in den Fokus der Gesellschaft zu rücken und ein Thema, das noch immer von vielen Missverständnissen und Vorurteilen geprägt ist, sichtbar zu machen.
Auch heute erleben viele Menschen mentale Gesundheit nicht als einen selbstverständlichen Bestandteil ihres Wohlbefindens, sondern eher als ein sensibles und teilweise tabuisiertes Thema. Hier liegt die entscheidende Problematik: Während körperliche Gesundheit häufig offen und ohne Zögern thematisiert wird, kämpfen Betroffene mit psychischen Herausforderungen zu oft im Stillen. Die Gründe hierfür sind vielfältig, aber hauptsächlich sind die gesellschaftliche Stigmatisierung, ein Mangel an Aufklärung und die Unsichtbarkeit mentaler Belastungen Gründe dafür.
Vom World Mental Health Day zur Mental Health Week
Ein zentraler Bezugspunkt für viele Mental Health Weeks weltweit ist der World Mental Health Day am 10. Oktober. Dieser Tag wurde von der World Federation for Mental Health (WFMH) ins Leben gerufen und wird jedes Jahr genutzt, um global auf psychische Gesundheitsthemen aufmerksam zu machen.
Die Mental Health Week erstreckt sich in vielen Ländern um diesen Tag herum und nutzt den World Mental Health Day als Auftakt oder Höhepunkt für eine ganze Woche der Aufklärung, Sensibilisierung und Unterstützung. Durch diese bewusste Ausweitung von einem Tag auf eine Woche wird die Aufmerksamkeit verstärkt und die Möglichkeit geschaffen, tiefergehende und umfassendere Informationen und Aktivitäten anzubieten, wie Workshops, Resilienztrainings oder Vortragsreihen.
Manche Mental Health Weeks, wie die der WFMH, finden auch im Mai statt, da dieser seit 1949 von der Organisation „Mental Health America“ als Mental Health Awareness Month deklariert wird. Auch der Monat steht meist – genau wie der Mental Health Day – unter einem bestimmten Motto. 2024 war dieses Motto zum Beispiel: „Where to start“.
Anerkennung und Bewusstsein schaffen
Während körperliche Beschwerden wie Verletzungen oder Krankheiten meist auf Mitgefühl und Verständnis stoßen, haftet psychischen Herausforderungen wie Angstzuständen oder Depressionen oft ein Stigma an. Betroffene befürchten, als schwach oder unzuverlässig wahrgenommen zu werden, und verschweigen daher häufig ihre Probleme. Genau hier setzt die Mental Health Week an, um diese Barrieren abzubauen und deutlich zu machen, dass psychische Gesundheit genauso wichtig und real ist wie körperliches Wohlbefinden. Wenn Experten und Betroffene gleichermaßen über ihre Erfahrungen sprechen, wird psychische Gesundheit allmählich „normalisiert“ – also als selbstverständlicher Bestandteil des Lebens verstanden, über den genauso offen gesprochen wird wie über körperliche Gesundheit.
Ein weiteres Problem liegt in der Unsichtbarkeit psychischer Belastungen. Körperliche Symptome sind meist deutlich erkennbar, während mentale Belastungen oft subtil und schleichend auftreten. Dies führt dazu, dass viele Menschen ihre psychischen Beschwerden nicht rechtzeitig erkennen oder ernst nehmen. Aussagen wie „Reiß dich zusammen“ oder „Das ist nur vorübergehend“ verstärken die Annahme, dass psychische Probleme weniger bedeutend seien. Die Mental Health Week bietet daher eine wertvolle Plattform zur Aufklärung. Sie hilft Menschen, die Anzeichen psychischer Erkrankungen besser zu verstehen, und schafft Bewusstsein dafür, dass auch unsichtbare Belastungen real und behandelbar sind.
Was ist eine Mental Health Week?
Eine Mental Health Week ist eine thematisch organisierte Woche, in der psychische Gesundheit, Wohlbefinden und die Förderung mentaler Stärke sowie Resilienz im Fokus stehen. Sie kann in verschiedenen Kontexten stattfinden, wie Schulen, Universitäten, Unternehmen, Gesundheitsorganisationen und der Politik. Oft gibt es ein spezifisches Jahresthema, das besondere Aspekte psychischer Gesundheit hervorhebt – wie zum Beispiel Depressionen, Einsamkeit oder Bewegung.
Ziele einer Mental Health Week
Das primäre Ziel einer Woche, die sich ganz der psychischen Gesundheit widmet, ist es, die Aufmerksamkeit von möglichst vielen Menschen zu bekommen und auf dieses wichtige Thema zu lenken. Eine mental Health Week hat eine weniger starke Symbolkraft als ein internationaler World Mental Health Day, besonders da sie von unterschiedlichen Organisationen und zu unterschiedlichen Zeiten ausgerichtet werden kann. Aber der große Vorteil ist es, tiefer und weitreichender auf mentale Gesundheit einzugehen und Veränderungen bei einer großen Gruppe von Menschen anzustoßen.
Neben der Aufklärungsarbeit, die sowohl eine Sensibilisierung für mentale Gesundheitsprobleme wie auch eine Entstigmatisierung unterstützt, ist hier besonders die Förderung der Selbstfürsorge ein wichtiges Ziel. Eine ganze Woche gibt die Möglichkeit, Erfahrungen für einen aktiven positiven Umgang mit der eigenen Psyche über einen längeren Zeitraum zu machen. Gerade bei der Stärkung von Resilienz, dem Trainieren von Stressbewältigung oder einer Kultivierung von Achtsamkeit im Alltag ist diese Zeit sehr wertvoll.
Wie kann eine Mental Health Week aussehen?
Um diese Ziele zu erreichen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, je nachdem, welche Zielgruppe angesprochen werden soll und welche Themen im Vordergrund stehen. Grundsätzlich umfasst diese Woche eine Mischung aus Aufklärung, Erfahrungsaustausch, Prävention und Selbsthilfe. Hier geben wir Ihnen einige Vorschläge, was eine Mental Health Week enthalten kann.
Workshops, Trainings und Vorträge
Während der Mental Health Week können täglich Workshops oder Vorträge zu verschiedenen Themen rund um psychische Gesundheit angeboten werden. Zum Beispiel können Resilienztrainer:innen einen umfassenden Einblick in viele verschiedene Themen geben. Unter anderem:
- Stressbewältigung: Teilnehmende lernen in beispielsweise einem Tagestraining verschiedene Techniken und Haltungen kennen, um flexibel mit Stress umzugehen und Herausforderungen mental gesund zu meistern.
- Emotionale Kompetenzen: Emotionale Intelligenz sowie einen gelingenden Umgang mit den eigenen Emotionen ist ebenfalls eine zentrale Basis für mentale Gesundheit.
- Achtsamkeit und innere Einkehr: Der Seele in einer Welt des „Funktionierens“ Raum zu geben, kann darüber hinaus ein wertvoller Anker für psychische Gesundheit sein, der einen umfassenden Blick auf Mental Health richtet.
Wenn Sie Interesse an Vorträgen, Keynotes oder Workshops zum Thema Resilienz und Mental Health haben, schauen Sie bei den Resilience Experts vorbei: www.Resilience-Experts.com
Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, wenn Fachkräfte, wie Ärzte, Psychologen und Therapeuten, über Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Angststörungen, Depressionen und Burnout aufklären. Solche Workshops und Vorträge lassen sich übrigens Online genau so gut wie im Präsenz umsetzen.
Erfahrungsaustausch und Unterstützungsangebote
Gesprächsrunden oder Erfahrungsgruppen bieten den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in einem geschützten Rahmen über ihre eigenen Erfahrungen auszutauschen. Diese Gesprächsrunden können von Moderatoren geleitet werden und geben den Betroffenen die Möglichkeit, zu erkennen, dass sie mit ihren Herausforderungen nicht allein sind. Ein solcher Austausch kann sehr ermutigend sein, da er den sozialen Rückhalt stärkt und Betroffene ein Gefühl der Gemeinschaft erleben lässt.
Darüber hinaus ist es wertvoll, wenn passende Unterstützungsangebote zugänglich gemacht werden. Im Rahmen der Woche können auf Telefonhotlines, Online-Beratung oder Therapieangeboten hingewiesen werden. Oder Coachings und Eins-zu-Eins-Gespräche angeboten werden, um individuell auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden einzugehen.
Online-Aktionen und Social Media-Kampagnen
Für selbstständige Coaches und Trainer:innen, Institutionen wie Krankenkassen oder Initiativen wie beispielsweise die Resilienz Initiative, sind Online-Aktionen und Kampagnen auf Social Media ein guter Anhaltspunkt, um ein breites Publikum auf mentale Gesundheit aufmerksam zu machen.
Zum Beispiel können innerhalb einer Community Erfolgsgeschichten und Erfahrungsberichte geteilt werden. Eine Woche lang tägliche Selbstfürsorge-Tipps sind ebenfalls eine Möglichkeit, um Menschen aufzuklären und dazu zu inspirieren, sich mit ihrer eigenen Psyche auseinander zu setzen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, eine Mental Health Week kann sehr vielfältig und kreativ gestaltet werden. Sie bietet den Raum für Aufklärung, Selbstfürsorge und den Austausch von Erfahrungen, mit dem Ziel, die mentale Gesundheit in den Mittelpunkt zu rücken. Dabei ist es wichtig, dass sowohl präventive Ansätze als auch konkrete Hilfsangebote im Fokus stehen, um langfristig positive Effekte zu erzielen.
Wie können wir jede Woche zur Mental Health Week machen?
Eine ganze Woche lang mentale Gesundheit ins Rampenlicht zu rücken, hat viele Vorteile und ist ein wichtiges Statement für einen ganzheitlichen Blick auf Gesundheit. Allerdings hat ein Jahr 51 weitere Wochen, in denen Menschen wieder vergessen können, wie wichtig mentale Gesundheit ist, und zurückkehren zu Stigmatisierungen und Vorurteilen.
Langfristig muss es also eine Lösung geben, wie wir jede Woche zur Mental Health Week machen können. Deswegen finden Sie hier drei Vorschläge, die Sie persönlich für dieses nachhaltige Ziel umsetzen können.
Reflexion und Selbstfürsorge
Ein hervorragender Weg, um dauerhaft mit seiner eigenen mentalen Verfassung in Kontakt zu bleiben und sich dabei etwas Gutes zu tun, ist das Journaling, bzw. Tagebuchschreiben. Dafür gibt es verschiedenste Formen, die jeweils einen anderen Fokus der mentalen Gesundheit beleuchten, sodass Sie sicher für Ihre persönlichen Ziele und Reflexionspräferenzen einen passenden Ansatz finden.
Zum Beispiel ein Dankbarkeitstagebuch mit passenden Reflexionsfragen, das Sie zum Beispiel in eine Abendroutine integrieren können. Eine Empfehlung wäre „Das 6-Minuten-Tagebuch“.
Für digitalaffinere Menschen, die ohne großes Schreiben mit sich selbst in Verbindung kommen möchten und auch zwischendurch reflektieren wollen, bietet sich die App an „How we feel“.
Oder Sie schreiben ganz klassisch in ein Buch oder eine Notiz-App alles, das Sie beschäftigt, in Ihrem Kopf herumschwirrt oder Ihnen guttut, aktiv und reflektiert niederzuschreiben.
Regelmäßige Reflexion fördert das Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse und hilft, sich proaktiv um die eigene psychische Gesundheit zu kümmern. Eine geplante Selbstfürsorge-Routine sorgt dafür, dass Sie langfristig auf einem stabilen und ausgewogenen Niveau bleiben und beispielsweise potenzielle Burnout-Risiken frühzeitig erkennen.
Tägliche Achtsamkeitspraxis
Um jede Woche zur Mental Health Week zu machen, ist eine Achtsamkeitsroutine sehr wertvoll. Achtsamkeit ist eine kraftvolle Technik, um Stress abzubauen und das emotionale Gleichgewicht zu fördern. Sie hilft, den Geist zu beruhigen und bewusster im Moment zu leben. Um diese Praxis in den Alltag zu integrieren, könnte man mit nur 5-10 Minuten Achtsamkeit am Tag beginnen. Das kann eine geführte Meditation, eine Atemübung oder ein einfacher Moment der Reflexion sein, in dem man seine Gedanken ohne Bewertung beobachtet.
Eine Möglichkeit, diese Praxis langfristig umzusetzen, ist es, sie in eine bestehende Routine einzubauen – zum Beispiel morgens nach dem Aufwachen oder abends vor dem Schlafengehen. Das lässt sich übrigens auch super mit dem Journaling verbinden. Achtsamkeit hilft, den inneren Stress zu regulieren, die Selbstwahrnehmung zu schärfen und emotionale Belastungen zu erkennen und zu bewältigen. Dadurch erhöht die regelmäßige Praxis zudem die Resilienz, da sie hilft, Stress und negative Gedankenmuster frühzeitig zu erkennen und zu unterbrechen.
Echte Verbindungen pflegen
Menschen mit starken sozialen Netzwerken sind in der Regel widerstandsfähiger gegenüber psychischen Herausforderungen. Die bewusste Pflege von positiven Beziehungen, sei es zu Freund:innen, Familie oder Kolleg:innen, ist ein wichtiger Baustein für langfristige Resilienz. Regelmäßige, tiefgehende Gespräche und der Austausch über Gedanken und Gefühle bieten emotionale Unterstützung und können Stress reduzieren.
Um diese Strategie nachhaltig umzusetzen, können Sie wöchentliche Check-ins mit einem Freund, einer Freundin oder Familienmitglied planen, sei es durch persönliche Treffen, Telefonate oder Videogespräche. Eine regelmäßige „Austauschzeit“ stärkt nicht nur die Beziehungen, sondern gibt auch Raum, um über persönliche Herausforderungen zu sprechen und gemeinsam Lösungen zu finden. Dabei geht es nicht nur darum, Unterstützung zu erhalten, sondern auch, anderen zuzuhören und emotionale Verbindung zu schaffen.
Wozu ist eine Mental Health Week nützlich?
Eine Mental Health Week erfüllt mehrere wertvolle Funktionen. Erstens erhöht sie das Bewusstsein und die Aufmerksamkeit für ein Thema, das allzu oft im Alltag untergeht. Indem psychische Gesundheit eine eigene Woche im Kalender erhält, bekommt sie die Sichtbarkeit und Ernsthaftigkeit, die sie verdient. Zudem können Menschen, die sich bisher nicht angesprochen fühlten, durch spezielle Aktionen und Kampagnen sensibilisiert werden.
Zweitens bietet eine Mental Health Week Hilfestellung und Unterstützung an. Viele Betroffene wissen oft nicht, wohin sie sich wenden sollen, wenn sie Hilfe benötigen. Durch die Vielzahl an Angeboten während dieser Woche können sie auf Ressourcen, Anlaufstellen und Selbsthilfeangebote aufmerksam gemacht werden.
Drittens fördert eine Mental Health Week den Austausch und die Entstigmatisierung. Wenn mehr Menschen ihre Erfahrungen teilen, wird deutlich, dass niemand mit seinen Herausforderungen allein ist. Dies reduziert Schamgefühle und ermutigt dazu, sich frühzeitig Hilfe zu suchen. Nur so kann eine Gemeinschaft entstehen, die durch gegenseitige Unterstützung und Verständnis gekennzeichnet ist.
Schließlich erinnert uns eine Mental Health Week daran, dass psychisches Wohlbefinden keine Selbstverständlichkeit ist, sondern aktiv gepflegt werden muss. Sie hilft dabei, langfristig präventive Maßnahmen in den Alltag zu integrieren und ein tieferes Bewusstsein für die eigene mentale Gesundheit zu entwickeln.
Bildquellen: www.depositphotos.com: Mental Health Awareness@waseemkhan224, Psychologist@AndrewLozovyi, a calander@izzuanroslan, Female Hands with pen@dedivan1923
Rebecca van der Linde, M.A. Germanistik und Kulturanthropologie, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Resilienz Akademie. Als Resilienz-Trainerin und Resilienz-Coach betreut sie den Blog der Resilienz Akademie und unterstützt in der konzeptionellen Entwicklung. Zudem agiert als SEO-Managerin für die Website. Ihr Schwerpunkt liegt auf der digitalen Präsenz der Themen rund um individuelle und organisationale Resilienz.
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 240 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat (www.Resilienz-Kongress.de) sowie des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience (www.Rethinking-Resilience.com).