In einer schnelllebigen und leistungsorientierten Welt wird es immer wichtiger, der psychischen Gesundheit Aufmerksamkeit zu schenken. Aus diesem Grund wurde der World Mental Health Day – Welttag der psychischen Gesundheit – ins Leben gerufen. Dieser Tag dient als Erinnerung daran, wie bedeutsam es ist, sich mentale Gesundheit in verschiedensten Kontexten anzuschauen und sich um die eigene seelische, emotionale und geistige Gesundheit zu kümmern. Mit einer starken Resilienz ist dies allerdings nicht nur an einem Tag im Jahr möglich, sondern jeden Tag.
Warum braucht es einen Mental Health Day?
Viele Institutionen, allen voran die Weltgesundheitsorganisation (WHO), weisen seit Jahren auf eine alarmierende Zunahme von psychischen Erkrankungen hin. Stress, Burnout und Depressionen sind längst keine Randerscheinungen mehr, sondern betreffen viele Menschen weltweit. Die Gründe dafür sind vielfältig: ein überfordernder Alltag, hohe Anforderungen im Berufsleben oder die stetige Erreichbarkeit durch digitale Medien.
Wir nehmen uns oft nicht die Zeit, innezuhalten und auf unsere psychische Gesundheit zu achten. Die Gesellschaft neigt leider immer noch dazu, physische Krankheiten ernster zu nehmen als psychische. Ein World Mental Health Day hilft dabei, diese Tabus zu durchbrechen und die Bedeutung der mentalen Gesundheit ins Bewusstsein zu rücken. Dieser Tag lenkt die Aufmerksamkeit darauf, dass das innere Wohlbefinden genauso wichtig ist wie das körperliche. Durch öffentliche Aktionen, Diskussionen und Aufklärungsarbeit werden Hindernisse abgebaut, sodass Betroffene schneller Unterstützung finden.
Der Mental Health Day bietet eine Gelegenheit, sich auf den Wert der psychischen Gesundheit zu besinnen. Es ist ein Tag der Achtsamkeit – nicht nur für uns selbst, sondern auch für die Menschen um uns herum.
Was ist der Mental Health Day?
Der World Mental Health Day, der Welttag der psychischen Gesundheit, wird jedes Jahr am 10. Oktober gefeiert und bietet eine globale Plattform, um das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu stärken und über aktuelle Herausforderungen zu informieren. Er dient nicht nur der Aufklärung über psychische Erkrankungen, sondern auch als Appell an Regierungen, Organisationen und die Gesellschaft, sich aktiv für die Förderung von psychischem Wohlbefinden einzusetzen.
Geschichte des Mental Health Days
Die Idee für den Welttag der psychischen Gesundheit wurde 1992 von der World Federation for Mental Health (WFMH) ins Leben gerufen. Die WFMH, eine gemeinnützige Organisation, die weltweit seit 1948 auf psychische Gesundheit aufmerksam macht, erkannte die dringende Notwendigkeit, das Stigma um mentale Erkrankungen zu verringern und gleichzeitig Menschen weltweit die Gelegenheit zu bieten, über ihre mentale Gesundheit nachzudenken.
In den ersten Jahren bestand der Mental Health Day hauptsächlich aus allgemeinen Aktionen, die das Bewusstsein für psychische Gesundheit stärken sollten. Es gab keine spezifischen Themen oder Leitmotive, aber die Botschaft war klar: Psychisches Wohlbefinden sollte genauso wichtig genommen werden wie körperliche Gesundheit.
Erst 1994, also zwei Jahre nach der Einführung des Tages, bekam der Mental Health Day sein erstes offizielles Motto von der WFMH: „Verbesserung der Qualität der psychiatrischen Versorgung in der ganzen Welt“. Seitdem gibt es jedes Jahr ein anderes Thema, das aktuelle Probleme und Schwerpunkte in der Welt der psychischen Gesundheit anspricht. Beispielsweise lag der Fokus 2016 auf psychologischer erster Hilfe, 2021 auf der psychischen Gesundheit in einer ungleichen Welt und 2024 auf mentaler Gesundheit am Arbeitsplatz.
Das jährlich wechselnde Thema ermöglicht es, spezifische Aspekte der psychischen Gesundheit zu beleuchten und die Aufmerksamkeit auf besondere Problemfelder oder Zielgruppen zu lenken. Gleichzeitig zeigen die wechselnden Schwerpunkte, dass mentale Gesundheit ein facettenreiches Thema ist, das viele Bereiche unseres Lebens durchdringt.
Ziel des Mental Health Days
Der Welttag der psychischen Gesundheit verfolgt mehrere zentrale Ziele, die darauf abzielen, das Bewusstsein zu schärfen, Stigmatisierung zu reduzieren und praktische Veränderungen herbeizuführen.
Bewusstsein schaffen
Ein Haupt-Ziel des Mental Health Days ist es, das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu fördern. Das bedeutet nicht nur, auf psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Burnout aufmerksam zu machen, sondern auch den breiteren Kontext von Resilienz, Wohlbefinden, Prävention und Stressbewältigung zu thematisieren. Dieser Tag erinnert uns daran, dass jeder Mensch das Recht auf psychische Gesundheit hat und dass es keine Schwäche ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Stigma abbauen
Denn nach wie vor herrscht weltweit ein starkes Stigma gegenüber psychischen Erkrankungen. Viele Menschen haben Angst, sich zu outen oder Hilfe zu suchen, weil sie fürchten, als schwach oder instabil abgestempelt zu werden. Der Mental Health Day möchte diese Vorurteile abbauen und eine offene, unterstützende Umgebung schaffen, in der Menschen sich sicher fühlen, über ihre Gesundheit zu sprechen. Indem wir das Tabu brechen, können wir verhindern, dass Menschen mit ihren psychischen Belastungen allein bleiben.
Aufklärung und Prävention
Der Tag bietet eine Plattform, um über präventive Maßnahmen aufzuklären. Dazu gehört die Förderung eines gesunden Lebensstils, Stressmanagement-Techniken, Resilienztraining und der richtige Umgang mit Belastungssituationen. Indem Menschen die richtigen Werkzeuge zur Selbstfürsorge an die Hand gegeben werden, können sie proaktiv ihre mentale Gesundheit schützen.
Politische Veränderungen anstoßen
Ein langfristiges Ziel des Welttags der psychischen Gesundheit ist es, politische Veränderungen zu bewirken. Regierungen sollen auf die Notwendigkeit einer besseren psychischen Gesundheitsversorgung aufmerksam gemacht werden. Das umfasst unter anderem mehr finanzielle Mittel für psychische Gesundheitsprogramme, die Schaffung von Anlaufstellen und eine engere Vernetzung von psychischer und physischer Gesundheitsversorgung. Dass das bereits funktioniert, zeigte die britische Premierministerin Theresa May, als sie am World Mental Health Day 2018 die erste Ministerin für Suizid-Prävention ernannte.
Arbeitsplatzgesundheit fördern
Da der Arbeitsplatz oft eine Quelle von Stress und Belastung ist, hat der Mental Health Day in den letzten Jahren vermehrt das Thema psychische Gesundheit im Berufsleben aufgegriffen – explizit sogar dieses Jahr. Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Förderung eines gesunden Arbeitsklimas und der Einsatz von mentalen Gesundheitsprogrammen in Unternehmen sind zentrale Anliegen. Indem Unternehmen verstärkt auf das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden achten, können langfristig psychische Erkrankungen wie Burnout reduziert werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Mental Health Day weit über ein einmaliges Event hinausgeht. Er ist eine globale Bewegung, die darauf abzielt, das Verständnis für psychische Gesundheit zu verbessern, den Zugang zu Ressourcen zu erleichtern und langfristig strukturelle Veränderungen zu bewirken. Indem er die Aufmerksamkeit auf dieses so wichtige Thema lenkt, trägt der Mental Health Day dazu bei, eine Gesellschaft zu schaffen, in der psychische Gesundheit ernst genommen wird und jede:r Zugang zu der Unterstützung erhält, die sie oder er benötigt.
Wie können wir jeden Tag zum Mental Health Day machen?
Ein World Mental Health Day hat also viele Vorteile und eine wichtige symbolische Wirkung, jedoch bringt er für die persönliche und kollektive mentale Gesundheit und Resilienz recht wenig, wenn wir uns nur diesen einen Tag um unsere Psyche kümmern. Jeder Tag des Jahres ist Mental Health Day. Ein betrieblicher Gesundheitstag kann ein guter Start sein für einen Haltungswandel sowohl für individuelle als auch für organisationale Resilienz. Allerdings braucht es nicht immer ein großes Event, um sich um seine Psyche zu kümmern.
Drei Resilienz-Tipps für jeden Tag
Im Folgenden geben wir Ihnen drei kleine alltägliche Tipps, mit denen Sie jeden Tag zum Mental Health Day machen.
#1 Ein achtsamer Atemzug
Um Achtsamkeit im Leben einzubauen, müssen Sie nicht jeden Tag eine Stunde lang meditieren. Es reicht schon ein achtsamer Atemzug. Das nächste Mal, wenn Sie sich einen Kaffee einschenken, Ihr Handy in die Hand nehmen oder die Toilettenspülung betätigen – eben ganz alltäglichen Dingen nachgehen – nehmen Sie einen tiefen Atemzug und halten Sie ganz kurz inne. Lassen Sie die Luft dabei sogar noch länger ausströmen, als Sie eingeatmet haben, aktiviert das Ihren Parasympathikus. Vereinfacht gesagt: Es regt Ihre Entspannung an.
#2 Rausgehen
Wir wissen wahrscheinlich alle, das körperliche Betätigung einen riesigen Einfluss auf unsere Gesundheit hat. Und zwar nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale. Was dabei ebenfalls nicht unterschätzt werden sollte, ist der Einfluss von natürlichem Licht. Selbst wenn die Sonne nicht scheint, ist Tageslicht sehr wertvoll für unser psychisches Immunsystem. Sie müssen nicht täglich joggen oder stundenlang spazieren gehen. Aber wenn Sie täglich ein paar Schritte draußen tun, unterstützen Sie Ihre Psyche extrem – insbesondere in der kalten Jahreszeit, in der wir tagelang lieber drinnen bleiben würden.
#3 Flugmodus-Zeiten
Obwohl das Wort „Digital Detox“ zu einem regelrechten Modewort geworden ist, ist die Wirkung dahinter nicht zu verkennen. Dabei müssen Sie nicht tagelang Ihr Handy oder Ihren Computer weglegen. Nehmen Sie sich jeden Tag eine festgelegte Zeit ohne digitale Medien vor. Wenn Sie diese Zeit zwei Stunden lang vor dem Zubettgehen einplanen, tun Sie nebenbei übrigens auch noch etwas für einen erholsameren Schlaf. Aber das nur nebenbei. Zentral ist, dass Sie täglichen Stress durch ständige Erreichbarkeit, Doomscrolling oder FOMO (Fear of missing out) mindern.
Über mentale Gesundheit sprechen
Für eine wirklich funktionierende Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen oder auch einfach nur schlechten Zuständen, reicht es nicht aus, nur einen Tag lang Offenheit zu zeigen und offen für andere zu sein. Wenn jeder Tag Mental Health Day ist, können wir auch jeden Tag um Hilfe bitten oder Hilfe anbieten.
Über eigene mentale Belastungen zu sprechen, kann, wie bereits erwähnt, für einige eine Hürde sein. Insbesondere dann, wenn wir mit dem eigenen Berufsfeld eine gewisse Härte assoziieren oder Glaubenssätze uns davon abhalten, Verletzlichkeit zuzugeben. Ein erster Schritt kann es sein, sich an eine vertrauensvolle Person in einer angenehmen Umgebung zu wenden. Manchmal hilft ein wohlgesonnener Zuhörer schon mehr als wir denken. Zudem ist soziale Unterstützung ein zentraler Schutzfaktor für Resilienz, den wir nur dann tatsächlich spüren können, wenn wir Unterstützung durch das Ansprechen ermöglichen.
Umgekehrt braucht es natürlich auf der anderen Seite auch diese Zuhörer. Mentale erste Hilfe kann auch einfach beinhalten, sich als offenes Ohr anzubieten. Dazu ist es wichtig, einen angenehmen und sicheren Ort für die betroffene Person zu finden, wo sie sich öffnen kann. Aktives Zuhören und wenige Unterbrechungen helfen, dass Ihr Gegenüber sich gesehen und verstanden fühlt. Fragen Sie, wie Sie helfen können, anstelle von Vorschlägen zu machen.
Wenn jeder Tag Mental Health Day ist, können wir psychische Gesundheit offen und vor Allem frühzeitig thematisieren, um Menschen möglichst gut und schnell zu helfen.
Wozu ist ein Mental Health Day nützlich?
Der Mental Health Day hat einen hohen symbolischen Wert und ist gleichzeitig ein Anstoß für praktische Veränderungen. Indem er Themen wie Depression, Angststörungen und Burnout ins Rampenlicht rückt, trägt er dazu bei, dass mehr Menschen offen über ihre Probleme sprechen und sich trauen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aufklärung steht dabei im Vordergrund: Initiativen rund um diesen Tag informieren über Symptome, Präventionsmöglichkeiten und Hilfsangebote, was sowohl Betroffenen als auch deren Umfeld hilft, besser mit seelischen Belastungen umzugehen.
Auf politischer Ebene übt der Mental Health Day Druck aus, mehr in die psychische Gesundheitsversorgung zu investieren und strukturelle Veränderungen voranzutreiben. Und auf kleinerer, nahbarerer Ebene hat er auch Einfluss auf Unternehmen. Sie können den World Mental Health Day als Anlass nutzen, um das Thema psychische Gesundheit im Arbeitsumfeld zu fördern. Indem Mitarbeitende durch Resilienz-Workshops, Mental-Health-Workshops oder Resilienz Vorträge unterstützt werden, tragen Firmen zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens und der Arbeitskultur bei.
Letztlich bietet der Tag jedem die Gelegenheit, innezuhalten und sich bewusst mit der eigenen psychischen Gesundheit auseinanderzusetzen. Er erinnert daran, dass Selbstfürsorge und das bewusste Pflegen der seelischen Gesundheit essenziell für ein erfülltes und ausgeglichenes Leben sind.
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Rebecca van der Linde, M.A. Germanistik und Kulturanthropologie, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Resilienz Akademie. Als Resilienz-Trainerin und Resilienz-Coach betreut sie den Blog der Resilienz Akademie und unterstützt in der konzeptionellen Entwicklung. Zudem agiert als SEO-Managerin für die Website. Ihr Schwerpunkt liegt auf der digitalen Präsenz der Themen rund um individuelle und organisationale Resilienz.
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 240 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat (www.Resilienz-Kongress.de) sowie des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience (www.Rethinking-Resilience.com).