Faktoren für Resilienz und Vulnerabilität

Es gibt Resilienzfaktoren, die Sie stark gegen Stress und Probleme machen. Sie schützen Ihr mentales Immunsystem und erhöhen so die eigene Resilienz. Dagegen gibt es allerdings auch sogenannte Risikofaktoren, die das Gegenteil bewirken. Sie erhöhen unsere Verletzlichkeit, die Vulnerabilität. Einige Definitionsvorschläge für Resilienz als Gegenpol zur Vulnerabilität finden Sie HIER.

Dabei besteht unser Alltag nicht aus ausschließlich Resilienz- oder ausschließlich Risikofaktoren. Das Leben ist ein stetiger Balanceakt zwischen dem, was uns schützt und dem, was uns gefährdet. Und Sie haben Einfluss darauf, auf welche Faktoren Sie sich konzentrieren.

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Risikofaktoren

Die Risikofaktoren versetzen Sie in einen schlechten Zustand, lösen den Kontakt zu den eigenen Ressourcen und schwächen damit die Flexibilität und Widerstandskraft im Umgang mit Problemen und Krisen. Dabei ist es immer die grundsätzliche Frage, wie wir mit diesen Faktoren umgehen. Wir können kraftvoll auf Faktoren reagieren und versuchen sie zu ändern, oder mit Stress reagieren.

Individuelle Risikofaktoren

Bei den individuellen Risikofaktoren geht es um die Dinge, die Sie persönlich mit Stress reagieren lassen.

Die Beispiele für die Risikofaktoren sind vielfältig, hier sehen Sie beispielhaft einige davon:

  • Erwartungen an sich selbst:
    Bei diesem Faktor ist der innere Antreiber „Sei perfekt“ aktiv. Er sorgt dafür, dass wir hohe Erwartungen an uns stellen und diese manchmal den realistischen Rahmen verlassen.
  • nicht „Nein“ sagen können:
    Hier meldet sich der innere Antreiber „Mach es allen Recht“. Dass wir niemanden vor den Kopf stoßen hat zur Folge, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse vernachlässigen und uns mehr aufbürden, als uns guttut.
  • zu wenig Regeneration:
    Der innere Antreiber „Sei stark“ bewirkt in uns, dass wir unseren Körper, und damit das Bedürfnis nach Regeneration, ignorieren. Wir wollen es uns und anderen beweisen und bitten deshalb auch kaum um Hilfe.
  • Angst vor Fehlern:
    „Sei Perfekt“ und „Mach es allen Recht“ wirken hierbei zusammen, was zur Zwickmühle führt. Um wessen „perfekt“ geht es? Dazu kommt ein geringer Selbstwert, da Fehler mit dem eigenen Wert verknüpft werden.
  • keine Hilfe annehmen:
    „Sei stark“ wirkt hier, ebenso wie der innere Antreiber „Streng dich an“. Das heißt, nur harte Arbeit wird als wertvolle Arbeit angesehen und Hilfe wird als Zeichen der Schwäche oder Abkürzung aufgefasst.
  • geringe Durchsetzungskraft:
    Ein geringer Selbstwert bestärkt den Gedanken, selbst nichts zu gelten und damit wirkt die eigene Meinung als wertlos.
  • zu viel Verantwortung:
    Hiermit ist eine unklare Verantwortung aus der Organisation oder ein Verantwortungsvakuum durch Vorgesetzte gemeint.
  • ständige Erreichbarkeit:
    „Mach es allen Recht“ aktiviert den Drang, jederzeit für alle da zu sein. Zudem wirkt hier der Gedanke, dass Selbstwert durch Arbeit generiert wird.
  • Selbstvorwurf:
    Er ist bestimmt durch Ärger gegen sich selbst. Das bedeutet man selbst verletzt einen wichtigen Wert. Hierfür ist Selbstmitgefühl ein wertvoller Lösungsansatz.
  • Fremdvorwurf:
    Das ist der Ärger gegen andere, die Werte verletzte. Um ihn zu lösen muss man seine Werte kennen und sie, sowie die eigenen Erwartungen kommunizieren.

Organisationale Risikofaktoren

Auch in Organisationen steigen die Verletzlichkeit und Instabilität im Kontakt mit den Risikofaktoren. Das gilt für die Mitarbeitenden, wie auch für die Unternehmensstruktur an sich. Beispiele hierfür sind unter anderem:

  • Fehlende Feedback Kultur:
    Hieraus resultieren gefühlter Druck durch Vorgesetzte, ineffiziente Arbeitsabläufe und unklare Vorgaben. Um Klarheit und Resonanz in der Organisation zu schaffen ist es wichtig, dass die Feedback Kultur von Oberster Stelle eingeführt und umgesetzt wird.
  • hohe Anforderungen:
    Sie resultieren aus einem mechanischen Weltbild. Das bedeutet, Menschen werden mit Maschinen gleichgesetzt und es gibt nur wenig Rückkopplung zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten. Die Führung ist ‚basisfern‘.
  • häufige Störungen:
    Das sogenannte Switchtasking, also häufiges und schnelles Wechseln zwischen Aufgaben und Unterbrechungen der Arbeit, macht Menschen nachgewiesen dümmer und langsamer. Hierfür ist Singletasking die Lösung.
  • mangelnde Wertschätzung:
    Individualisierung von Lob und Feedback ist notwendig für einen hohen Selbstwert. Die Zauberfrage (nach Prof. Dr. Nico Rose) „Was brauchen Sie, um sich von mir als gewertschätzt zu erleben?“ hilft, Wertschätzung zu transportieren. Das ist ebenfalls Teil einer guten Feedback Kultur.
  • schlechte Kommunikation:
    Hier laufen alle Stränge zusammen, denn sie basieren auf der Kommunikation im Unternehmen, zwischen Mitarbeitenden und zwischen Führungs- und Arbeitsebene. Dafür ist es wichtig Erwartungs- und Auftragsklärung zu betreiben, sowie kognitive Empathie und Feedback zu trainieren.
  • Arbeitsplatz-Ergonomie:
    Tisch, Stuhl, Bildschirm sind so ausgerichtet, dass es der Körperhaltung schadet.
  • Umgebungsfaktoren:
    Akustik, Beleuchtung, Klima sind so ausgelegt, dass die Konzentration gestört wird.

Resilienzfaktoren

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Die Resilienzfaktoren, oder auch Schutzfaktoren, sind all jene Dinge und Umstände, die den Menschen mit Energie und Kraft erfüllen, in einen guten Zustand bringen und den Zugang zu den Ressourcen bewahren. So stärken sie die Widerstandsfähigkeit gegen Stress und erhöhen die Resilienz.

Individuelle Resilienzfaktoren

Die individuellen Schutzfaktoren sind die Dinge, die Ihnen im Umgang mit Problemen und Krisen helfen. Sie sorgen für Ihre Gesundheit und lösen Stress.

Auch hier gibt es viele Faktoren, die Resilienz stärken. Welche Ihnen davon am meisten helfen, ist individuell. Hier sind einige der Resilienzfaktoren:

  • Positive Emotionen:
    Damit sind die Emotionen Interesse, Freude, Liebe, Wertschätzung unter anderem gemeint. Sie ermöglichen, in einem guten Zustand zu bleiben, auch bei Irritationen und Problemen.
  • Optimismus:
    Es ist der gesunde Optimismus, der auch in schwierigen Zeiten dafür sorgt, dass wir Kontakt zu unseren Ressourcen bewahren. Denn wir bleiben offen für das Gute und glauben an Verbesserung.
  • Selbstwertgefühl:
    Ein hohes Selbstwertgefühl ist einer der größten Resilienzfaktoren, da wir so einen guten Umgang mit uns selbst pflegen. Wir achten auf unsere Bedürfnisse und können Stress damit entspannter begegnen. Zudem löst das Selbstwertgefühl einen Großteil der inneren Antreiber.
  • Kohärenzgefühl:
    Hierbei geht es um die Werte Verstehbarkeit, Machbarkeit und Sinnhaftigkeit. Erfüllt eine Tätigkeit diese Aspekte, fühlt sie sich für uns stimmig an. Das Stimmigkeitsgefühl ist ein wesentlicher Faktor für Die Entstehung von Gesundheit.
  • Soziale Unterstützung:
    Das Gefühl von sozialer Unterstützung ist eine wichtige Ressource, die Menschen dazu bringt Herausforderungen eher einzugehen und auch zu bewältigen. Dabei ist das Gefühl wichtiger, als die tatsächliche Unterstützung.
  • (Kognitive) Empathie:
    Mitgefühl ist eine wichtige Fähigkeit im Umgang mit anderen Menschen, um Konflikte und Stress zu vermeiden. Denn mit einer hohen kognitiven Empathie können wir Emotionen erkennen und angemessen auf sie reagieren.
  • Akzeptanz:
    Akzeptanz vereinfach den Umgang mit Hürden im Leben, und reduziert damit Stress. Insbesondere die Selbstakzeptanz sorgt für einen guten Kontakt zu sich und den eignen Ressourcen.
  • Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion:
    Die eigenen Gefühle und Stimmungen wahrnehmen zu können schützt vor psychischer Belastung. Wer sich selbst kennt, versteht auch die eigenen Reaktionen. Zusammen mit der Selbstreflexion ist die Selbstwahrnehmung ein wichtiges Werkzeug zur Stress- und Emotionsregulation.
  • Selbstwirksamkeit:
    Der Glaube an die eignen Fähigkeiten bewirkt einen starken Zugang zu Ressourcen, die bei dem Lösen von Problemen und Krisen helfen kann. Selbstwirksamkeit verleiht dem Tun Sinn, und stärkt damit die Gesundheit des Menschen.

Organisationale Resilienzfaktoren

Was macht Unternehmen stark gegen Probleme und Krisen? Denn auch die Gesundheit von Organisationen bzw. von den Teilnehmenden in der Organisation wird zum Großteil durch die vorhandenen Resilienzfaktoren bestimmt. Ein paar Beispiele sind:

  • geteilte Vision:
    Ein gemeinsames Ziel und geteilte Wertevorstellungen sorgen für Zusammenhalt und geben den Aufgaben innerhalb der Organisation Sinn. Außerdem stärkt eine geteilte Vision die Mitarbeiterbindung an das Unternehmen.
  • ermutigende Führungskräfte:
    Insbesondere die Führungsebene ist ein wichtiger Faktor, wenn es um das Gefühl der sozialen Unterstützung und psychologischen Sicherheit von Arbeitskräften geht. Ermutigende Führungskräfte können Aufgaben delegieren und setzen Vertrauen in Mitarbeitende.
  • geteiltes Wissen:
    Transparenz ist hierbei ein wichtiges Stichwort. Wenn Wissen im Unternehmen geteilt wird, stärkt das einerseits den Zusammenhalt und verhindert andererseits den Verlust von Wissen, falls Arbeitskräfte das Unternehmen verlassen.
  • verfügbare Ressourcen:
    Menschen können insbesondere dann effizient und gut arbeiten, wenn ihnen die passenden Ressourcen zur Verfügung stehen. Zudem schmälert dieser Faktor das Risiko von Überforderung durch fehlende Ressourcen.
  • Veränderung antizipieren:
    Veränderungen rufen Stress hervor. Um dagegen zu wirken ist es wichtig, Krisen vorzubeugen. Proaktive Veränderungen, bevor es zum Problem kommt, schaffen Flexibilität und schützen vor Stress.

Minimumfaktoren

Des Weiteren gibt es noch jene Faktoren, die essenziell für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden sind. Das sind die sogenannten Minimumfaktoren. Was brauchen Sie, um ‚funktionieren‘ zu können (z.B. Schlaf, Wertschätzung, Sicherheit, …)?

Achten Sie auf die Faktoren, die Sie schützen. Bauen Sie so viele wie möglich davon in Ihren Alltag ein, um gesund, energiegeladen und stressfreier durch das Leben zu gehen. Außerdem hilft es Ihre Risikofaktoren zu kennen, damit Sie einen besseren Umgang mit Ihnen pflegen können.

 

Die Inhalte und die Grafiken sind für die eigene Resilienz und ausschließlich zur privaten Nutzung gedacht! Jede Form der Weitergabe, anderweitiger Nutzung, Nutzung im Training, in Medien o.ä. bedarf der Genehmigung von Sebastian Mauritz (Resilienz Akademie Göttingen).

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