Als Resilienz-Trainerin oder Resilienz-Trainer wissen wir, welch enorme Relevanz hinter dem Thema Resilienz steckt und wissen auch, welchen Unterschied eine gelebte Resilienz in Teams, für Führungskräfte oder in Organisationen machen kann. Das ist allerdings nicht immer einfach so an potenzielle Auftraggeber:innen weiterzugeben. Aus diesem Grund fassen wir für unsere Trainer-Kolleginnen und -Kollegen hier das Marktpotenzial von Resilienztrainings als Verkaufsargument zusammen.
Warum eine Marktpotenzial-Analyse hilfreich ist
In unserer modernen Arbeitswelt ist Resilienz mehr als nur eine wünschenswerte Eigenschaft – sie ist zu einer unverzichtbaren Fähigkeit geworden, die von Arbeitnehmer:innen auf allen Ebenen erwartet wird. Wir leben in einer Ära des ständigen Wandels, geprägt von einem komplexen Geflecht aus wirtschaftlichen, technologischen, sozialen und kulturellen Verschiebungen (siehe Omnikrise). In diesem dynamischen Umfeld ist die Fähigkeit, sich anzupassen, Herausforderungen zu bewältigen und gestärkt aus Rückschlägen hervorzugehen, von entscheidender Bedeutung für den Erfolg – sowohl auf individueller als auch auf organisatorischer Ebene.
Unternehmen sehen sich einem zunehmenden globalen Wettbewerb und einer steigenden Komplexität ihrer Geschäftsumgebungen gegenüber. Dies führt zu einem höheren Arbeitsdruck und der Notwendigkeit, unternehmensinterne Prozesse kontinuierlich zu optimieren und zu erneuern. Mitarbeiter:innen müssen in der Lage sein, flexibel auf unvorhergesehene Herausforderungen zu reagieren, um effektiv zu bleiben und Wettbewerbsvorteile zu erzielen.
Das verstärkt auch zunehmend das Leben einer „always-on“-Kultur, in der Technologie es ermöglicht, jederzeit und überall zu arbeiten. Während dies Flexibilität und Mobilität bietet, kann es auch zu einer Verschmelzung von Berufs- und Privatleben führen, was zu einem erhöhten Stressniveau und einem höheren Risiko für Burnout führen kann.
In Anbetracht all dieser Faktoren ist es klar, dass Resilienz zu einer Schlüsselqualifikation geworden ist, die nicht nur das individuelle Wohlbefinden und die Karrierechancen beeinflusst, sondern auch den langfristigen Erfolg von Organisationen maßgeblich prägt. Unternehmen, die in die Förderung von Resilienz investieren, können nicht nur die psychische Gesundheit und Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter verbessern, sondern auch ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber unvorhergesehenen Ereignissen stärken und langfristige Wettbewerbsvorteile sichern. In einer Welt, die ständigen Veränderungen unterliegt, ist Resilienz nicht mehr nur eine Option – sie ist eine Notwendigkeit.
Daran zeigt sich das Marktpotenzial von Resilienztrainings. Diese beschriebenen Entwicklungen zu unterfüttern und für potenzielle Auftraggeber:innen greifbar zu machen, ist notwendig für das erfolgreiche Verkaufen von Resilienztrainings.
Was ist das Marktpotenzial von Resilienztrainings?
Um die Analyse des Marktpotenzials von Resilienztrainings für Sie als Trainerin oder Trainer nutzbar zu machen, müssen wir uns die verschiedenen Aspekte anschauen, an denen ein Resilienztraining ansetzen könnte. Zunächst ist es für die weitere Verwendung als Verkaufsargument sicherlich hilfreich, ein paar Zahlen, Daten und Fakten an der Hand zu haben. Wir legen den Fokus dabei insbesondere auf den Arbeitskontext. Anschließend erachten wir es als hilfreich, die Effektivität von Resilienztrainings hervorzuheben.
Resilienz im Arbeitskontext – ein paar Daten
Kollektive Resilienz, worunter Team-Resilienz und organisationale Resilienz fallen, sind große Marktfelder für Trainerinnen und Trainer. Denn Arbeit ist nicht nur ein sehr großer Teil im Leben vieler Menschen, sie hat auch einen großen Einfluss auf Wohlbefinden und Gesundheit.
Arbeits-Stress und Mitarbeiterbindung
Für manche Arbeitgebende mag ein:e zufriedene:r Mitarbeiter:in lediglich ein schönes Plus sein aber nicht zwingend notwendig. Dabei kann die Zufriedenheit sehr schnell zu einem wirtschaftlichen Faktor werden.
Der „State oft the Global Workplace: 2023 Report” von Gallup – einem der führenden Markt- und Meinungsforschungsinstitute – berichtet, dass 39% der deutschen Befragten sich täglich bei der Arbeit gestresst fühlten. Dieser Stress und die damit verbundenen unangenehmen Gefühle tragen nicht dazu bei, dass Arbeitnehmer eine starke Bindung zu ihrem Unternehmen aufbauen. Unfassbare 72% der Befragten in Europa gaben an, innerlich gekündigt zu haben, also sich nicht für die Arbeit zu engagieren, geschweige denn darin aufzugehen.
Eine fehlende Mitarbeiterbindung kann erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen haben. Die Gallup-Forscher haben berechnet, dass Unternehmen, in denen sich die Mitarbeitenden gebunden fühlen, bis zu 23 Prozent mehr Profit machen können. Im Gegensatz dazu könnte eine geringe Mitarbeiterbindung die Weltwirtschaft jährlich rund 7,3 Billionen Euro kosten.
Da verwundert es wenig, dass „Resilienz“ im Jahr 2022 zum Wirtschaftswort des Jahres gekürt wurde. Zumal nicht nur fehlendes Engagement und teilweise auch daraus resultierende hohe Fluktuation einen finanziellen Einfluss auf Unternehmen haben. Gesundheit ist hier ebenfalls ein maßgeblicher Faktor.
Mitarbeitergesundheit und BGM
Laut der Trendanalyse von GP+S Consulting, ein unabhängiges, mittelständisches, international aufgestelltes Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen, erwarten 76% der Beschäftigten, dass ihre Arbeitgeber:innen sich mehr um ihr mentales Wohlbefinden kümmern. Schließlich sind Unternehmen auch verpflichtet, dafür zu sorgen, dass ihre Mitarbeitenden gesund bleiben. Die Rechtsgrundlage gibt hier das Arbeitsschutzgesetz, das ein betriebliches Gesundheitsmanagement, kurz BGM, vorschreibt. Allerdings bleibt es Unternehmen selbst überlassen, wie sie ihr BGM gestalten.
Eine Studie der Zeitschrift Personalwirtschaft (in Zusammenarbeit mit Fürstenberg Institut, ias Gruppe und Die Techniker) untersuchte „BGM im Mittelstand 2019/2020“. In der Studie zeigte sich, dass nur 26% der befragten Unternehmen ein übergreifendes BGM-Konzept haben und davon nur 39% aus den durchgeführten Analysen tatsächlich Maßnahmen ableiten. Es fehle an qualifizierten Zuständigen und an einer klaren Kommunikation gegenüber dem Management. Und obwohl die Erhebung von psychischer Belastungen als Teil der Gefährdungsbeurteilung vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist, führten in der Studie nur 55% an, eine solche Erhebung durchzuführen.
Dabei sollte man meinen, allein aus einem wirtschaftlichen Aspekt wäre es sinnvoll, sich für eine Stärkung der (psychischen) Gesundheit seiner Mitarbeitenden einzusetzen. Unsere Analyse des Gesundheitsstands 2023 zeigte, dass die Anzahl der Krankmeldungen aufgrund psychischer Belastungen mit jedem Jahr steigt. 2021 waren sogar 35% aller Erwerbspersonen in der Studie von einer psychischen Erkrankung betroffen, die durchschnittlich auch länger krankgeschrieben sind. Siehe www.resilienz-akademie.com/der-gesundheitsstand-2023/
Das Marktpotenzial von Resilienz
Eine Studie aus dem Jahr 2019 von Obrecht-Consulting und Holger Krebs mit 125 kleinen und mittelständischen Unternehmen zeigte, dass für über 40% der befragten Unternehmen das Budget für betriebliches Gesundheitsmanagement pro Mitarbeitender pro Jahr bei 100-200€ liege.
Laut statistischem Bundesamt leben in Deutschland (Stand 2. Quartal 2024) 45,7 Millionen Erwerbstätige. Wenn sich nun 39% davon täglich gestresst fühlen, wären das 17,82 Millionen Deutsche. Wenn wir nun weiter davon ausgehen, dass jedem dieser gestressten Menschen ein Budget von 150€ im Mittelwert gegeben ist, das er auch in Anspruch nimmt, sind wir bei einem Marktpotenzial von:
17.82.000 Erwerbstätige x 150€ = 2.673.450.000€
Effektivität von Resilienztrainings
Im Jahr 2022 wurde Resilienz nicht nur zum Wirtschaftswort, die Bundesregierung veröffentlichte die „Deutsche Strategie zur Stärkung der Resilienz gegenüber Katastrophen“. In diesem Werk finden sich sehr viele Ansatzpunkte, um die Bevölkerung, Wirtschaft und Umwelt ‚krisensicher‘ zu machen, jedoch keine klaren Umsetzungsstrategien. Hier kommen Resilienztrainings ins Spiel.
Es gibt diverse Studien, die Resilienztrainings im Arbeitskontext untersucht haben. Auf der einen Seite sind das Studien, die Effekte eines bestimmten Trainingskonzepts untersuchen. Zum Beispiel:
- Das Penn Resilience Programm: Dieses Programm wurde im Rahmen eines 10-tägigen „U.S Army Master Resilience Trainer“ Kurses angewendet. Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmenden die Kursinhalte für ihre militärische Laufbahn sowie ihr privates Leben extrem hilfreich fanden (Reivich, Seligman, & McBride, 2011).
- SPARK Resilience Programm: Dabei handelt es sich um ein Online-Training, das während des Corona-Lockdowns in Frankreich durchgeführt wurde. Die kurzen Interventionen während der vierwöchigen Laufzeit zeigten deutlichen Einfluss auf Resilienz, wahrgenommenen Stress und positiven Affekt (Boniwell, Osin, Kalisch, Chabanne, & Abou Zaki, 2023).
Darüber hinaus gibt es Studien, die sich auf die Effektivität einzelner Interventionen fokussieren (Bayrisches Institut für Hochschulforschung, 2021; Joyce, Shand, Bryant, Lal, & Harvey, 2018). Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2017 stellte zusammen, welche Trainingsinhalte laut den untersuchten Studien die besten Ergebnisse in Bezug auf Resilienz und Gesundheit erzielten (Sarkar & Fletcher, 2017). Dabei stellten die Forschenden fünf Kategorein an Trainingsinhalten heraus:
- Penn Resilience Programm (bestehend aus den Modulen: Resilienz, Mentale Stärke aufbauen, Charakterstärken identifizieren, Bindungen stärken)
- Coaching-Prinzipien (vor allem Skill-basiertes Coaching)
- Auf Achtsamkeit und Mitgefühl basierende Praktiken
- Stressreaktion und Stressregulation
- Multimodal kognitiv-behaviorale Techniken (z.B. Aufmerksamkeitstraining, Energiemanagement, Entspannungstraining, Bildersprache und Selbstgespräche)
Wie und wozu hilft die Analyse des Marktpotenzials von Resilienztrainings?
Das Marktpotenzial von Resilienz zu kennen ist für eine Resilienz-Trainerin oder einen Resilienz-Trainer aus verschiedenen Gründen wichtig, insbesondere wenn es darum geht, Trainings zu verkaufen.
Durch das Verständnis des Marktpotenzials kann der/die Trainer:in genau bestimmen, welche Zielgruppen am ehesten an Resilienztrainings interessiert sind. Dies könnte beispielsweise Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Behörden oder gemeinnützige Organisationen umfassen. Damit hängt auch eine Bedarfsanalyse: Die Zahlen zeigen, dass psychische Gesundheitsprobleme bereits vorhanden sind und sich durch die rasanten Veränderungen in der Arbeitswelt wahrscheinlich noch steigern werden.
Basierend auf dem ermittelten Bedarf können Sie als Trainer oder Trainerin Ihre Trainingsprogramme gezielt entwickeln und anpassen, um den Anforderungen der Zielgruppen gerecht zu werden. Dies könnte die Entwicklung spezifischer Module, Lehrpläne oder Trainingsmethoden umfassen, die auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind.
Und als letzten Punkt können wir klar hervorheben, dass das Kennen des Marktpotenzials von Resilienztrainings und Resilienz-Angeboten im Allgemeinen gezielt zu Marketingzwecken eingesetzt werden kann. Ob Sie nun einen potenziellen Kunden von Ihrem Training überzeugen wollen oder Werbekampagnen auf Social Media, Networking-Veranstaltungen, Branchenkonferenzen starten – die Zahlen helfen dabei, die Wichtigkeit von einer starken Resilienz und damit einhergehenden psychischen und körperlichen Gesundheit hervorzuheben.
Quellen:
Arps, W. et al. (2019): BGM im Mittelstand 2019/2020 Das Betriebliche Gesundheitsmanagement in Zeiten der digitalen Transformation Eine Studie der Zeitschrift Personalwirtschaft
Boniwell, I., Osin, E., Kalisch, L., Chabanne, J., & Abou Zaki, L. (2023). SPARK Resilience in the workplace: Effectiveness of a brief online resilience intervention during the COVID-19 lockdown. PLoS One, 18(3), e0271753.
Die Bundesregierung (2022): Deutsche Strategie zur Stärkung der Resilienz gegenüber Katastrophen. Umsetzung des Sendai Rahmenwerks für Katastrophenvorsorge (2015–2030) – Der Beitrag Deutschlands 2022–2030
Gallup Inc. (2023). State of the Global Workplace: 2023 Report.
GP+S Expert view. Trendanalyse 2022+
Hochschulforschung, B. S. f. (2021). Resilienz gezielt stärken. Interventionsmöglichkeiten für Hochschulen zur Förderung der akademischen Resilienz ihrer Studierenden. Ein Leitfaden.
Joyce, S., Shand, F., Bryant, R. A., Lal, T. J., & Harvey, S. B. (2018). Mindfulness-based resilience training in the workplace: Pilot study of the internet-based Resilience@ Work (RAW) mindfulness program. Journal of medical Internet research, 20(9), e10326.
Reivich, K. J., Seligman, M. E., & McBride, S. (2011). Master resilience training in the US Army. American psychologist, 66(1), 25.
Sarkar, M., & Fletcher, D. (2017). How resilience training can enhance wellbeing and performance. In Managing for resilience (pp. 227-237): Routledge.
Bildquellen: www.Depositphotos.com: Plan strageie success @ peshkova ,Market research @ Variant, sick woman on Workplace @ ArturVerkhovetskiy
Rebecca van der Linde, M.A. Germanistik und Kulturanthropologie, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Resilienz Akademie. Als Resilienz-Trainerin und Resilienz-Coach betreut sie den Blog der Resilienz Akademie und unterstützt in der konzeptionellen Entwicklung. Zudem agiert als SEO-Managerin für die Website. Ihr Schwerpunkt liegt auf der digitalen Präsenz der Themen rund um individuelle und organisationale Resilienz.
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 240 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat (www.Resilienz-Kongress.de) sowie des Resilienz-Podcasts Rethinking Resilience (www.Rethinking-Resilience.com).