Umfokussierung hilft dabei, uns selbst in einen besseren Zustand zu bringen. Durch die Verlagerung unserer Aufmerksamkeit – weg vom Problem und hin zu den Ressourcen – stärken wir unsere Lösungsorientierung. So können auch Sie resilient mit Problemen und Krisen umgehen.
Was ist Umfokussierung?
Jeder kennt das Gefühl, sich besonders auf etwas zu fokussieren. Zum Beispiel wenn wir eine bestimmte Aufgabe erledigen, oder besonderes Interesse an einer Tätigkeit haben. Doch viele fokussieren sich auch auf Probleme. Bei der Fokussierung nehmen wir nur sehr eingeschränkt wahr. Und das ist sowohl der Vorteil als auch der Nachteil bei dieser Art der Aufmerksamkeitslenkung.
Stellen Sie sich den Fokus wie eine Röhre vor, durch die Sie gucken. Wenn diese Röhre nun auf ein Problem gerichtet ist, sehen Sie nur das Problem. Es nimmt Ihre ganze Wahrnehmung ein. Bei der Umfokussierung geht es darum, den Blick von dem Problem abzuwenden, auf etwas, das bei der Lösung helfen kann. Um in der Metapher zu bleiben: Sie schwenken die Röhre also auf Ihre Ressourcen und richten darauf Ihren Fokus.
Der Ansatz der Umfokussierung stammt aus der hypnosystemischen Theorie nach Gunther Schmidt. Dahinter steckt, dass die Lösung immer schon da ist, wir müssen nur unseren Fokus darauf lenken, statt auf das Problem.
So beeinflussen Sie Ihren Zustand
Ein wichtiger Teil der Resilienz ist das Zustandsmanagement. Schließlich bestimmt unser Zustand nicht nur darüber, wie wir uns fühlen, sondern auch wie wir denken und handeln. Das Motto für ein resilientes Leben lautet: Was immer du tust, tu es aus einem guten Zustand heraus.
Unser Fokus hat dabei einen großen Einfluss auf unseren Zustand. Denn der Fokus auf ein Problem ruft Stress hervor. Das liegt daran, dass Körper und Gedanken sehr eng miteinander verbunden sind. So hat unsere Gedankenwelt direkten Einfluss auf unseren Körper. Wenn wir nur das Problem sehen, durch die eingeschränkte Wahrnehmung, belastet uns das, stresst uns und sorgt für bedrückende Emotionen, wie Angst oder Ärger. Anders formuliert: Der Fokus auf Probleme bringt uns in einen schlechten Zustand.
Umfokussierung trägt dazu bei, diesen Zustand zu verändern. Denn der Fokus auf unsere Ressourcen, mögliche Lösungen oder ein bestimmtes Ziel bringt uns in einen guten Zustand. Die Umfokussierung motiviert und stärkt gegen Stress.
Wie funktioniert Umfokussierung?
Wie schaffe ich es denn überhaupt, meinen Fokus auf etwas anderes zu lenken? Im Coaching und Resilienztraining wird nach dem hypnosystemischen Ansatz mit allen Sinneskanälen und Unterschiedsbildung gearbeitet. Dazu ist es wichtig zunächst einmal den Problemzustand zu ‚erfühlen‘.
Wo spüre ich das Problem?
Wie fühlt es sich an?
Was nehme ich beim Problem wahr?
Anschließend geht es darum, den Fokus auf den Lösungszustand zu richten. Hierfür eignet sich beispielsweise die Wunderfrage nach Steve de Shazer (Stellen Sie sich vor das Problem ist über Nacht wie durch ein Wunder gelöst. Woran merken Sie das als erstes? Was ist jetzt anders?)
Durch die Unterschiedsbildung von Problemzustand und Lösungszustand gelingt es den Fokus mehr auf die Lösung zu richten. Umfokussierung ist ein aktiver Prozess, der die Selbstwirksamkeit und das Selbstmanagement fördert. Sie können selbst entscheiden, worauf Sie Ihren inneren Scheinwerfer richten. Damit stärken Sie Ihre innere Widerstandskraft gegen Stress und verbessern aktiv Ihren Zustand.
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich mit über 50 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen austauscht (www.Resilienz-Kongress.de).