Somatische Marker – resilienter entscheiden

Somatische Marker verstehen wir umgangssprachlich als Bauchgefühl. Dabei geht es nicht nur um den Bauch, sondern um die gesamte Reaktion des Körpers auf ein Thema. Unser Körper ist ein großartiges Werkzeug, das uns dabei hilft, resiliente Entscheidungen zu treffen. Wenn Sie Achtsamkeit auf Ihre somatischen Marker legen, lernen Sie wichtige Entscheidungen mit Verstand und Körper zu treffen.

Was sind somatische Marker?

Im Grunde genommen geht es um unsere Intuition. Die Hypothese der somatischen Marker stammt von Antonio Damasio aus dem Jahr 1997.  

Worte wirken - Resilienz-AkadmieSomatische Marker nach Damasio

Lange vor Damasio bestand die Annahme, dass Körper und Geist voneinander getrennt sind. Anders ausgedrückt, der Verstand arbeitet völlig losgelöst von Gefühlen und Empfindungen. Heute weiß man, dass es nicht so ist. Denn unsere Empfindungen haben Einfluss auf den Körper und der Körper hat Einfluss auf unseren Verstand.

Genau das stellte auch Damasio fest. Er stellte die These auf, dass Menschen emotionale Erfahrungen im Körper verinnerlichen und diese später Einfluss auf unsere Entscheidungen nehmen. Dieses unterbewusste Erfahrungswissen zeigt sich durch körperliche Empfindungen, eben die somatischen Marker („soma“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Körper“). 

Wie zeigen sich somatische Marker?

Die körperlichen Reaktionen auf bestimmte Themen oder Situationen sind wie ein inneres Bewertungssystem. Eines, das noch dazu recht schlicht ist. Es geht entweder um Vermeidung oder um Annäherung. Wie eine innere Ampel, die Ja und Nein anzeigt.

Die somatischen Marker zeigen sich bei jedem Menschen individuell. Kribbeln im Bauch, Enge in der Brust, Weite im Kopf oder kalte Hände – all das sind Körperempfindungen, die auf unseren emotionalen Erfahrungen beruhen.

Wie stärken die somatischen Marker unsere Resilienz?

Viele Menschen haben verlernt auf ihr inneres, kluges System zu hören und zu vertrauen. Wir gehen allzu oft davon aus, wichtige Entscheidungen sollten allein mit Verstand getroffen werden. Das führt dazu, dass wir inkongruente Entscheidungen treffen. Das bedeutet, uns für etwas entscheiden ohne vollkommen hinter der Entscheidung zu stehen.

Die eigenen somatischen Marker zu erkennen hilft dabei, zu erforschen warum wir uns für oder gegen etwas entscheiden. Wir ebnen damit den Weg für Einklang mit Körper und Geist und schaffen Wohlbefinden. Zudem wirken wir so Stress entgegen. Denn es kommt zu Stress, wenn wir uns in Situationen begeben, obwohl unser Körper uns davon abrät.

Wie trainiere ich meine Wahrnehmung von somatischen Markern?

Der Beste Weg, das eigene Bauchgefühl wieder kennen zu lernen, geht über die Sprache. Wir haben nämlich nicht nur vor Entscheidungen körperliche Reaktionen, sondern auch bei jedem Begriff im Alltag. Mit folgender Übung trainieren Sie Ihr Bauchgefühl zu spüren.

Wählen Sie Begriffe aus:

Nehmen Sie sich fünf verschiedene Begriffe aus dem Alltag. Beispielsweise „Wäsche waschen, Sonnenschein, Kochen, Finanzamt, Spielen, Kuss“ etc. Schreiben Sie die Begriffe auf einzelne Zettel oder Karten.

Bilden Sie Unterschiede:

Nehmen Sie sich eine der Karten und beschreiben Sie genau Ihr Gefühl, wenn Sie an diesen Begriff denken. Gehen Sie hierzu folgende Fragen durch:

Fühlt es sich eher eng oder eher weit an?
Ist das Gefühl eher im Bauch oder in der Brust?
Fühlt es sich hell oder dunkel an?
Ist es weich oder eher hart?
Fühlt es sich leicht oder eher schwer an?
Kalt oder warm?

Testen Sie Ihre innere Ampel an realen (kleinen) Entscheidungen:

Das genaue Beschreiben der Begriffe oben hilft Ihnen, zu trainieren, wie Ihr Körper auf innere Bilder reagiert. Probieren Sie diese Fähigkeit nun an kleinen Entscheidungen im Alltag aus. Zum Beispiel bei der Wahl zwischen Pasta und Pizza im Restaurant. Denken Sie an Pasta und gehen Sie innerlich die oben beschriebenen Fragen durch. Was ändert sich, wenn Sie danach an Pizza denken? Gibt es Unterschiede? Mit welcher Entscheidung fühlen Sie sich wohler?  

Somatische Marker helfen uns dabei, resiliente Entscheidungen zu treffen, mit denen sowohl unser Kopf, also auch unser Körper sich wohl fühlen. Schaffen Sie mehr Wohlbefinden durch das Einbinden Ihres Bauchgefühls!


Resilienz Akademie | Somatische Marker – resilienter entscheidenSebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich mit über 50 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen austauscht (www.Resilienz-Kongress.de).

 

2 Kommentare zu „Somatische Marker – resilienter entscheiden“

  1. Also ich kann machen was ich will – trotz 72 Lenzen kann ich KEINE somatischen Marker bei mir finden – ich kann mir zwar in Gedanken vorstellen, wenn jemand irgendwie emotional reagiert – ich persönlich kann aber nichts „fühlen“ – bei mir läuft alles in Gedanken ab…

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