Resilienz anheben durch Sinn und Sinnhaftigkeit
Es gibt eine Frage, die die Menschheit schon seit Ewigkeiten beschäftigt und doch nie eine eindeutige Antwort gefunden wurde: Was ist der Sinn des Lebens? Was schafft Sinn und Sinnhaftigkeit? Im Grunde genommen beschäftigen sich alle Überlegungen in diesem Zusammenhang damit, warum wir leben und was unser Zweck hier auf Erden sei. In Allem, was wir tun, sehen wir einen Sinn. Wozu oder wofür tust du etwas? Denn wenn wir unsere Tätigkeit für sinnvoll halten, sind wir nicht nur motiviert dafür – sie macht uns glücklich und erfüllt uns.
Burn-out als Sinnkrise?
Bei einer Sinnkrise nehmen eben diese Fragen (also warum und wozu tue ich etwas?) im Alltag eine sehr große Rolle ein. Das Fatale daran: Die Fragen können vom Betroffenen nicht mehr beantwortet werden. Gerade in krisenhaften Situationen und bei großer Unzufriedenheit suchen wir einen Sinn, um uns zu motivieren, weiter zu machen.
Auch bei Burn-out steht die Frage um das eigene Tun im Vordergrund. Gerade bei dauerhaftem Stress und Überforderung stellt sich oft die Frage: „Warum das alles?“. Dieser Gedanke kann sich zu einer gefährlichen Spirale entwickeln die immer weiter hinab führt. Am Ende verschwindet nicht nur der Sinn für die Tätigkeit sondern auch für das gesamte Leben. Folgekrankheiten wie Depressionen sind bei Burn-out nicht selten.
Umso wichtiger ist es, dieser Gedankenspirale mittels Resilienztraining entgegenzuwirken. So wird die Suche nach dem Sinnvollen in kleinen strukturierten Schritten angegangen. Beim Resilienztraining wird die Selbstwirksamkeit des Individuums neu bestärkt und hilft dabei, wieder Sinn und auch Relevanz im eigenen Handeln zu entdecken. Denn Burn-out (auch mit einer Sinnkrise verbunden) ist nicht unheilbar!
Sich und dem eigenen Leben einen tieferen Sinn zu schenken, ist eine der größten Herausforderungen, der wir begegnen. Sicherlich ist das Finden des eigenen Warums auch eine der wichtigsten Fähigkeiten, die uns zur Verfügung steht.
Der Wille zum Sinn – Viktor Frankl
Viktor Frankl ist der Begründer der sogenannten Logotherapie. Hierbei handelt es sich um eine besondere Richtung der Psychotherapie, bei der es um die Seelenheilkunde durch Sinnvermittlung geht. Nach Frankl sei die Sinnfindung sogar eine lebenserhaltende Notwendigkeit.
Er unterscheidet hierbei fünf Arten von Sinn und Sinnhaftigkeit:
1. Der ontologische Sinn: Das ist der absolute Sinn (also Gott oder eine höhere Macht), und auch der Sinn des Menschseins.
2. Der existentielle Sinn: Hier geht es um den Menschen mit seinen Fähigkeiten und seiner Subjektivität.
3. Der Übersinn: Also das was der Mensch in seiner „normalen“ Form nicht erfassen kann.
4. Die Sinngehalte des Menschen: Damit ist die Verwirklichung der Werte des einzelnen Menschen gemeint.
5. Der Sinn des Augenblicks: Das ist der unwiderruflich konkrete Sinn, in einer bestimmten gegenwärtigen Situation.
Nach Viktor Frankl ist Sinn nichts Geschaffenes, er ist immer gegeben. Er müsse nur durch das Gewissen vom Menschen wahrgenommen werden.
Sinn und Sinnhaftigkeit & Kohärenzgefühl
Sinnhaftigkeit nimmt auch in der Salutogenese (also der Lehre der Gesundheitsentstehung) eine große Rolle ein. Denn der zentrale Faktor für die eigene Gesundheit ist das Kohärenzgefühl.
Hierbei handelt es sich um ein Zusammenspiel von den Komponenten der Verstehbarkeit, der Handhabbarkeit und der Sinnhaftigkeit. Nur wenn diese drei Faktoren gegeben sind, erfährt das Individuum Kohärenz und sorgt damit für die eigene Gesundheit.
Fällt der Sinn in der Tätigkeit weg, können Krankheiten wie Burn-out entstehen. Sinn ist daher maßgeblich für die eigene Resilienz und Gesundheit.
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich mit über 50 weiteren Resilienz-Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen austauscht (www.Resilienz-Kongress.de).
Ich verstehe den Unterschied zwischen Sinn und Sinnhaftigkeit nicht. Aus meiner Sicht ist das Substantiv „Sinn“ durch das Anhängsel „haft“ zu einem Adjektiv geworden. Schließlich wird es mit dem Anhängsel „keit“ wieder zu einem Substantiv. Dieses Wort „Sinnhaftigkeit“ wird laut meinen Erfahrungen immer wieder gleichbedeutend mit dem Wort „Sinn“ verwendet. Man kann es auch einfach austauschen. Das kann man auch in diesem Text ausprobieren. Deswegen stufe ich das Wort „Sinnhaftigkeit“ ist sinnloses und unnützes Wort ein, das man vermeiden sollte. Falls ich falsch liege (wovon ich eigentlich ausgehe), so bitte ich um Erklärung und Erleuchtung.
Vielen Dank
Ich stimme Ihnen in gewisser Weise zu. Das Wort zu streichen halte ich jedoch für Wortfaschismus, da nach Ihrer Aussage alle gehoben formulierten Synonyme aus der Sprache gestrichen werden sollten- im falle das diese bereits in irgendeiner Art vorhanden sind. Gerade die Vielfalt der Wörter ermöglicht es Schreiberlingen eine eigene Sprache zu finden. Darüber hinaus entwickelt sich die Sprache laufend weiter. Ich denke, dass dieses Wort irgendwann von selbst aus den Köpfen der Schreiberlinge verschwinden wird, da laufend neue Begriffe hinzukommen, oder die Sprache vereinfacht wird. Bspw. wurde früher der Begriff „Kraftfahrzeugführer“ gebraucht, das heute weitgehend durch „Fahrer“ oder „Autofahrer“ ersetzt wurde.