Empathie und empathisches Leben
Der Begriff kommt aus dem Griechischen und ist eine Zusammensetzung aus dem Wort „-Path“, das „leiden, fühlen“ bedeutet und der Silbe „En-„, das „ein, in“ heißt. Dies wurde abgewandelt in „Em“, sodass sich Empathie mit „Einfühlen“ übersetzen lässt. Und genau das ist damit gemeint: Empathie ist unser Einfühlungsvermögen.
Dabei handelt es sich nicht um eine Emotion, sondern um eine Reaktion auf einen emotionalen Ausdruck, der von uns wahrgenommen wird.
Empathie stärkt Resilienz
Besonders für die Resilienz Säule der Bindung ist Einfühlungsgabe essentiell. Denn durch das Einfühlen in den Gegenüber stärken wir die Verbindung zu demjenigen. Dadurch gelingt es uns, ihn besser zu verstehen und so achtsamer mit seinen Gefühlen umgehen zu können. Diese Basis von Verständnis kann gleichzeitig auch Stress lindern und die Kommunikation verbessern.
Kognitive und emotionale Empathie
Nach Paul Ekmann gibt es zwei verschiedene Arten der Empathie. Auf der einen Seite ist da das kognitive Mitfühlen. Dabei handelt es sich zunächst um das reine Erkennen der Emotion. Das Erkennen zusammen mit dem richtigen Deuten und darauf reagieren zu können, nennt sich Mimikresonanz.
Dabei handelt es sich um eine Form des Empathietrainings, bei dem emotionale Ausdrücke des Gegenübers erkannt und eingeordnet werden. Letztendlich gehört es ebenfalls zum Ziel, angemessen auf die erkannte Emotion reagieren zu können. Kognitive Empathie heißt demnach: „Ich sehe, was du fühlst!“
Auf der anderen Seite führt Ekman die emotionale Einfühlungsgabe auf. Dies steht in Verbindung mit dem Ausdruck „Mitleid“. Wir erkennen nicht nur die Emotion des anderen, sie löst in uns etwas aus, beispielsweise das Bedürfnis zu trösten, wenn wir Trauer sehen. Emotionale Empathie heißt also „Ich fühle, was du fühlst!“
Trainieren lässt sich diese Form der Empathie über die Mimikresonanz-Methode von Dirk Eilert – HIER geht es zu mehr Informationen.
Wie funktioniert emotionale Empathie?
Bei der emotionalen Empathie werden die beobachteten Emotionen nachempfunden. Das ist möglich durch die sogenannten Spiegelneuronen. Das sind Nervenzellen, die sich in unserem Stirnlappen (dem präfrontalen Cortex) befinden.
Wenn wir eine Handlung beobachten, werden diese Spiegelneuronen aktiviert und erzeugen in unserem Hirn Signale, diese Handlungen zu simulieren. Zu beobachten ist dies bei Kindern, die gefüttert werden. Die Mutter macht den Mund weit auf – das Kind ahmt automatisch nach.
Genau das Gleiche passiert auch bei beobachteten Emotionen: Erkennen wir ein Gefühl des Anderen, simulieren die Spiegelneuronen das Gefühl bei uns selbst, sodass wir wahrhaftig „mitfühlen“. Diese neurologische Nachahmung stellt die Basis für emotionales Mitfühlen und Resilienz dar.
Bei einer innigen emotionalen Bindung zweier Menschen lässt sich das sogar von außen erkennen. Die Körpersprache passt sich unbewusst einander an – das emotionale Mitempfinden wirkt hier längerfristig. Hierbei passt der Begriff „Zuneigung“.
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Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich mit über 50 weiteren Resilienz-Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen austauscht (www.Resilienz-Kongress.de).
Vielen Dank für den interessanten Artikel. Ja, Empathie bedeutet, die Gefühle jener Menschen zu erkennen und zu verstehen, mit denen wir es täglich zu tun haben. Nur so können wir angemessen darauf reagieren und handeln. Wer empathielos ist, hat oft wenig Einfühlungsvermögen für andere Menschen. In einer Beziehung kann das den Partner unter Umständen unglücklich machen. Es gibt ganz unterschiedliche Gründe dafür, warum jemand empathielos ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man es trainieren kann, eine andere Person besser zu verstehen. Dabei geht es doch darum, das zu spüren, was der andere fühlt.
Jeder Mensch ist unterschiedlich, manche sind sehr sensibel und können sofort spüren, was in einem Gespräch in der Luft liegt. Andere sind da eher schwerfälliger und können sich nur sehr schwer, in andere Personen hineinzuversetzen. Wir haben uns schon oft Gedanken darübergemacht, was die Ursachen für diese Unterschiede sind.
Wer Empathie hat, der hat Mitgefühl für eine andere Person und wird auch als emotional intelligent bezeichnet. Ich versuche immer darauf zu achten, was mir mein Herz sagt bei einer Begegnung mit anderen Menschen. Wir alle begegnen häufig fremde Personen und oft ist es hilfreich zu spüren, was der andere fühlt und denkt. Wer dafür ein Gespür entwickelt räumt gewisse Missverständnisse vor vornherein aus.
Ich denke, wir alle besitzen die Fähigkeit der Empathie. Allerdings ist sie bei allen unterschiedlich stark vorhanden. Manche sind von Haus aus einfach begabter dafür und andere müssen sich das Wissen über die Empathie erst besser aneignen. Auf alle Fälle hilft Empathie dabei, Verständnis für eine andere Person zu entwickeln. Und das ist im Alltag sehr gut. Damit lassen sich viele Herausforderungen meistern und bewältigen.
Wir haben gelesen, dass neue Forschungen darauf hinweisen, dass Empathie und Mitgefühl gerade auch mit sich selbst und natürlich mit anderen Menschen Schlüsselfaktoren sind, um geistig gesund zu bleiben und sich selbst emotional wohlzufühlen. Achtsamkeit und Mitgefühl fehlen bei Menschen ohne Empathie
Wenn sie diese Fähigkeiten vernachlässigt haben, können sie sie kultivieren. Meist sind Menschen davon betroffen, die in erster Linie nur mit sich selbst beschäftigt sind. Ihnen fehlt oft der Blick hin zum Nächsten.