Ekel als Hüter der Gesundheit
Wenn wir etwas als „ekelig“ bezeichnen, drückt das schon unsere Emotion gegenüber dem Etwas aus. Wir reagieren auf Abstoßendes oder Dreckiges mit Ekel. Und das ist für unser Wohlbefinden auch sehr wichtig! Denn Ekel ist eine Schutzmaßnahme des Körpers, um uns zum einen vor Krankheiten, aber auch vor sozial unangemessenen Verhalten zu schützen.
Wie zeigen wir Ekel?
Ekel ist eine der Primäremotionen, die eine bio-chemische Reaktion in unserem Nervensystem auslöst. Sie ist verbunden mit einer starken Abneigung oder Widerwillen.
Körperlich äußert Ekel sich mit Übelkeit bis hin zum Brechreiz, aber auch mit sinkendem Blutdruck oder gar Ohnmacht. Ausgelöst wird diese Emotion durch sogenannte „Trigger“, also Beispielsweise die Begegnung mit etwas Abstoßendem oder Verunreinigtem.
Auch im Gesicht lässt sich Ekel ablesen. In der Mimik zeigt sich Ekel durch eine hochgezogene Nase, oft mit dazu hochgezogener Oberlippe.
Bei einer starken Reaktion kann auch die Zunge noch hervorgestreckt sein. Diese Reaktion sieht man besonders bei Babys und Kleinkindern.
Da hinzukommt, dass die Fähigkeit Ekel zu empfinden zwar angeboren ist, sie sich aber erst im Laufe des Lebens entwickelt. Kinder bis zu drei Jahren stecken Dinge in den Mund, die Erwachsene meist als ekelig empfinden, wie Regenwürmer zum Beispiel.
Ekel als Sozialisationsfaktor
Ekel ist nicht nur eine biologische Reaktion, sie wird auch in der Phase der Sozialisation erlernt. Wir lernen als Kind, was ein angemessenes Verhalten ist – wie die gesellschaftlichen Regeln aussehen. Zum Beispiel, dass Regenwürmer essen ekelig ist. Und uns wird auch beigebracht, auf gesellschaftlich unangemessenes Verhalten von anderen mit Ekel zu reagieren. So ist das Naserümpfen eine ritualisierte Form, die als Zeichen von sozialer Abneigung gilt.
Diese Emotion dient also gleichzeitig als Schutz vor „falschem“ Verhalten. Zusammen mit der weiterführenden Emotion Scham schützt Ekel unsere „soziale Basisidentität“. Ekel ist also der Hüter unser physischen, als auch unserer sozialen Gesundheit.
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich mit über 50 weiteren Resilienz-Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen austauscht (www.Resilienz-Kongress.de).