Disruption ist besonders in der Wirtschaft ein Begriff, der immer häufiger die Runde macht. Es geht dabei um Veränderung, Zerfall und der dadurch ausgelöste Stress für Unternehmen. Disruption bedeutet Innovation, die Systeme völlig neu strukturiert. Das birgt für bestehende Unternehmen Gefahren, jedoch für den Gesamtfortschritt große Chancen.
Was ist Disruption?
Disruption ist ein neudeutsches Wort, das aus dem Englischen stammt und übersetzt soviel wie Unterbrechung, Störung, Bruch oder auch Zerstörung bedeutet. Obwohl das zunächst sehr zerstörerisch und negativ klingt, meint Disruption im Grunde eine langfristig positive Veränderung.
Innovation vs. Disruption
Disruptiv bedeutet nicht gleich auch destruktiv. Denn der Kern der Disruption ist eine Innovation, die Erleichterung und Fortschritt bedeutet. Dabei gibt es einen großen Unterschied zwischen einer normalen Innovation und einer disruptiven Innovation. Dieser besteht darin, dass bei einer Innovation das System normal weiter besteht und lediglich ein neuer Faktor hinzukommt oder eine kleine Veränderung im Markt hervorruft.
Disruption ist eine Innovation, die einen bestehenden Markt auflöst. Ein Beispiel hierfür ist das Streaming von Filmen und Serien. Videos on Demand, überall auf allen Geräten abrufbar, machen DVD’s, Blu-ray’s und die dazugehörigen Abspielgeräte immer weiter überflüssig. Der Markt löst sich auf. Genau so ließ es sich bei der Einführung von beispielsweise iTunes beobachten, wobei zusätzlich zum Medium CD auch die dazugehörigen Plattenfirmen und Verleger zunehmend überflüssig werden. Denn Künstler können ihre Musik nun selbst vermarkten.
Disruption wird daher häufig im Zusammenhang mit der fortschreitenden Digitalisierung genannt. Die disruptive technische Entwicklung betrifft die verschiedensten Bereiche im Leben. Wissenserwerb, Medienkonsum und Kommunikation wurden in den letzten Jahrzehnten radikal verändert und ließen somit auch Märkte zusammenbrechen.
Theorie der Disruption nach Clayton Christensen
Der Professor für Betriebswirtschaft an der Harvard Business School, Clayton Christensen, veröffentlichte 1977 in seinem Buch „The Innovator’s Dilemma“ die Theorie zur disruptiven Technologie.
Das Dilemma bestehe laut Christensen darin, dass Topmanager alles richtig machen und Produkte immer weiter verbessern können. Jedoch werden ihre Innovationen nie den Punkt erreichen, an dem das Produkt obsolet wird. Er erklärt in seiner Theorie, dass insbesondere Newcomer und sogenannte Start-ups die Chance haben, Märkte weiterzuentwickeln und zu revolutionieren. Aus diesem Grund gilt Christensen auch als Vordenker des Silicon Valley und Inspiration für Steve Jobs und Jeff Bezos.
Neue Technologien erlauben die disruptive Veränderung, um scheinbar gesättigte Märkte weiterzuentwickeln. Problem dabei ist, dass bestehende Unternehmen dadurch stetig von der existenzbedrohenden Revolution bedroht sind.
Disruption und organisationale Resilienz
Disruption wirkt auf bestehende Unternehmen in zweierlei Hinsicht bedrohlich. Zum einen verändern die revolutionären Technologien die bekannte und bewährte Arbeitsweise. Mitarbeitende müssen sich technisch auf den neusten Stand bringen und Arbeitsabläufe müssen sich an die Anforderungen der Zeit anpassen. Das bedeutet auch es muss ein Umdenken in den Köpfen der Führungsebene und der Mitarbeitenden stattfinden, um flexibel auf die Veränderungen zu reagieren.
Zum anderen sind bestehende Unternehmen permanent in Gefahr, durch eine disruptive Innovation von Gründern den Platz am Markt zu verlieren. Wenn ihr Produkt überflüssig wird und sich nicht an die technische Entwicklung anpassen kann, werden sie auf lange Sicht verdrängt.
Diese beiden Bedrohungen lösen Stress aus. Denn Stress ist die Reaktion auf alles Unbekannte und Ungewisse. Die Lösung dafür ist organisationale Resilienz. Mit ihr schaffen Unternehmen es, mit disruptiven Veränderungen kraftvoll umzugehen und auch in Krisenzeiten, wie einem Change-Prozess, durch den Zugriff auf die Ressourcen handlungsfähig und agil zu bleiben.
Resilienz ist die Fähigkeit der Menschen und auch ganzer Unternehmen, Musterwechsel zu vollziehen, um auch bei Disruption bestehen zu können.
Sebastian Mauritz, M.A. Systemische Beratung, ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich mit über 50 weiteren Resilienzexpert:innen aus verschiedenen Disziplinen austauscht (www.Resilienz-Kongress.de).